Beiträge von Rediviva Minervina

    Minervina musste ihre Gesichtszüge mühsam unter Kontrolle halten und war froh, dass ihr Gesates nicht weiter beachtet wurde. Sie hatte sich ja auf einen rohen Umgangston eingestellt, aber dass dieser von den Vorgesetzten angegeben wurde und man auch noch von der Eliminierung gewisser Geschlechtsorgane sprach, rümpfte sie doch die Nase. Man konnte es nicht anders ausdrücken: Sie war erschrocken. Also machte sie es kurz, ehe auch sie mit diesen Worten bedacht würde und machte sich wieder daran, in den Wagen zu klettern. Einer Herzattacke in den jungen Jahren wollte sie doch lieber entgehen.

    Minervina war fast froh - zum ersten Mal - als sie die Stimme von Cato vernahm, der scheinbar Weiteres übernahm. Müde ließ sie den Kreis durch den Wagen schweifen und als ihr Blick auf Albina fiel, rang sie sich zu einem leichten Lächeln durch. Allerdings gefror dieses nur wenige Momente später. Ihr gesamter Blick war wie versteinert und fast mechanisch erhob sie sich. Im letzten Moment konnte sie es verhindern, dass sie ihren Kopf anstieß. Die Worte dieses grausamen Mannes waren bis an ihr Ohr vorgedrungen und hatten ihrer schlechten Laune einen weiteren Schubs gegeben. Ohne jede Hilfe beförderte sie sich selbst aus dem Wagen. Ihre Bewegungen waren eckig und gewiss nicht so geschmeidig, wie man sie von einer jungen Dame erwartete. Wieder einmal bestätigte sie, dass sie zum Sorgenkind ihres Onkels werden würde, als sie dem Legionär einen bösen Blick zuwarf. Oh, aber er würde nicht triumphieren. Sie hielt es für einen bösen Streich, dass der Wagen nun auf den letzten Metern den Geist aufzugeben schien, doch dass er nur scherzte, glaubte nicht einmal sie. So erbarmungslos konnte niemand sein.


    "Miles." Begann sie mit kontrollierter Stimme und wandte dann den Blick zum Praefectus Castrorum. Sie hätte sich fast verschluckt, war sie sich seiner noch nicht recht gewahr geworden. "Meinetwegen laufe ich den Weg, es ist mir gleich. Aber tu mir bitte den Gefallen und lass uns den Weg weisen. Ich hab die Nase voll." gebot sie, völlig vergessend wo sie sich eigentlich befand. Sie vergaß sogar, Elend in ihre Stimme zu legen und sprach nur noch mit ihrem Stolz, der sie wohl nochmal ins Grab bringen würde. Oder eben aus einem vermeintlich kaputten Wagen.

    Minervinas Gesichtsszüge hellten sich nicht eben auf, als sie die Stimme des Legionärs vernahm. Er hatte ihren vollen Enthusiasmus auf sich gezogen, indem er überhaupt auf sie reagiert hatte. Unwillig platzte es nun aus Minervina heraus. "Das war so klar. Es war abzusehen dass wir, nach dieser elendig langen Reise nun auch noch aufgehalten werden! Unglaublich! Und dann noch dieser unmögliche Ton." Sie bedachte den Soldaten noch mit einem bösen Blick, harrte aber nicht einer Antwort und ließ sich wieder in ihre Kissen zurücksinken. Ihr Bild vom Militär wurde zunehmend schlechter. Schon dieser komische Kerl von den Cohortes Urbanae hatte kein Benehmen gekannt. Brummig blies sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und harrte der Dinge die da nun kommen mochten.

    Ich denke, da in diesem Thread nun darüber gesprochen wurde, dass jeder gewinnen will, versucht jetzt jeder Teilnehmer genau das Gegenteil ^^


    Vermutlich traut sich jetzt niemand ins Ziel, weil jeder Angst hat dann als schlechter Spieler bezeichnet zu werden xD


    Aber ich bin mal zuversichtlich ^^ Drück die Daumen dass es anständig klappt.

    Sie ließ ein leises Lachen vernehmen und nickte. "Ja, das glaube ich dir gerne. Ist auch für mich recht ungewöhnlich um diese Uhrzeit noch draußen zu sein. Aber hier im Garten sollte ja keine Gefahr auf einen lauern." Sie lehnte sich nach hinten und stützte sich mit den Händen an der Bank ab, um nicht hintenüber zu fallen. Sie erwiderte den freundlichen Blick ihrer gegenüber sitzenden Gesprächspartnerin. Sie liebte es nicht gerade, wenn man sich gegenüber saß, denn dann fiel es schwer mit dem Blick auszuweichen. Tat man dies nämlich, so wurde man meistens als unehrlich bezeichnet. Doch Minervina hielt es nicht lange durch, einen Blick aufrechtzuerhalten, obwohl sie keine Geheimnisse zu verbergen hatte.


    Da meldete sich eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Hatte sie nicht? Doch, sie hatte Geheimnisse und ihrer mittlerweile nicht nur eines. Ihrem Gesicht allerdings ließ sie nichts anmerken, denn ihre Fassade war schon beinahe automatisch aufgezogen. "Ich brauchte einfach ein paar ruhige Augenblicke nach dem anstrengenden Tag. Und was treibt dich zu dieser Zeit nach draußen?" Minervina fand es nur recht, sich auch zu begründen. Vor Allem vor sich selbst, denn eigentlich fühlte sie sich in der Dunkelheit überhaupt nicht wohl...

    Während der ganzen Reise über, die allzu lang ja nicht wahr, hatte Minervina sich dösend an ihre Seite gelehnt. Ihre Gedanken hingen noch in Rom. Sie war sehr froh, dass diese Reise nicht in einer der auswärtigen Provinzen ging und sie 'daheim' bleiben konnte. So blieb ihr die Option offen, jederzeit nach Rom zurückzukehren, wenn es auch nur für ein paar Wochen war. Nachdenklich starrte sie auf die Laute, die ihr gegenüber stand und auf welcher sie sogar einmal kurz spielte. Sie hatte in der letzten Zeit sehr wenig darauf gespielt und war ziemlich aus der Übung. Aber eine Melodie, die würde sie niemals vergessen. Vielleicht würde sie diese, wenn sie später alleine war, wieder durch ihre Räumlichkeiten klingen lassen.
    Als sie hielten horchte sie auf einmal auf und sah hinaus. "Was ist los?" fragte sie in ihrem gewohnt scharfen Befehlston.

    Ein zufriedenes Lächeln fand seinen Weg in die dunkelbraunen Augen, als Dareios seinen eingebüßten Platz wieder aufholte. Wie sie schon vorher gesehen hatte: Er ärgerte sich vermutlich selbst über seine kleine Niederlage und hatte beschlossen, diese sobald wie möglich wieder auszugleichen. Zwar war Minervinas Ehrgeiz nun soweit geweckt worden, dass sie für die Veneta unbedingt den ersten Platz wollte, doch auch der zweite würde schlimmstenfalls reichen. Als sie dann Durus Worte vernahm, fühlte sie sich beinahe in ihrem Enthusiasmus ertappt. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. "Nicht doch. Ich wünsche ihm nur Glück, ob er es auch bekommt liegt in der Hand der Götter." Dann wandte sie sich wieder der Fahrbahn zu und versteifte sich, als sie sah, dass es hin und wieder etwas knapp für Dareios werden könnte. Sie merkte gar nicht, dass nun auch sie leise vor sich hin flüsterte: "Na komm Dareios. Nicht nochmal den gleichen Fehler. Den vor dir schaffste doch noch locker." Sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie sie Marsyas Wagen bearbeitet sah, sodass bald ein Rad seines Wagens abbrach und ließ den Gedanken, widerwillig, wieder fallen, allerdings nicht, ohne dabei zu grinsen.


    Während des weiteren Verlaufs achtete sie auch nicht weiter auf die anderen blauen Fahrer, denn ihre ganze Aufmerksamkeit ist Dareios zugewandt. Angespannt verfolgte sie die Bewegungen seiner Pferde, die Haltung des Fahrers und auch das Holpern des Wagens. Vielleicht schwenkte ihr Blick kurz zur grünen Nummer 1 ab, aber das nur selten. Mit einem Seitenblick besah sie sich kurz wieder Durus, doch er schien, natürlich, auch voll beim Rennen dabei zu sein. "Bald haben sie's geschafft!" bemerkte sie, um nur irgendetwas zu sagen. Ob sie nun das Überholen meinte, oder das Ende des Rennens, wusste sie selber nicht genau zu sagen.

    Minervina allerdings hatte schon ein Problem damit, sich durch die Menschen kämpfen zu müssen, seit sie die Villa verlassen hatten. Sie war nicht übermäßig groß, dafür aber schmal und recht kraftlos, weshalb sie sich ein wenig in Marcellus' Windschatten hielt. So lief sie schräg hinter ihm, damit sie sich noch verständigen konnten. Ein wenig resignierte sie schon jetzt. Wie gemütlich es doch in einer Sänfte sein konnte, vielleicht sogar mit einem Becher Saft oder Wasser! Aber nein! Unbequem schlug sie sich mit diesem Miles, den sie ja unbedingt begleiten musste, durch Rom. Ihre Füße würden zum Abend hin gewiss voller Blasen sein und grässlich schmerzen.


    Ein wenig mürrisch klang sie schon, als sie zu einer Antwort ansetzte. "Na, geschlichen hab ich mich ja wohl nicht. Und wenn du Titus meinst, so ist er meines Wissens mit meinem Onkel nach Mantua abgereist." Sie verengte leicht die Augen, ohne dafür einen bestimmten Grund zu haben. Rom war wie immer. Von vielen Seiten her drangen Stimmen auf sie ein. Als die Straße ein wenig leerer wurde - die Götter mussten ihre stummen Gebete vernommen haben - schloss sie zu Marcellus auf. Er hatte einen recht energischen Schritt und sie etwas Mühe, mit ihm mitzuhalten. 'Seine Verletzungen scheinen ja schon sehr gut abgeheilt zu sein' schoss es ihr durch den Kopf und begleitend fügte sie an: "Na, da hat mein kleines Opfer wohl wieder etwas gebracht." Wieder so eine Frage, die zum Nachfragen aufforderte. Sie musste schmunzeln.

    Seine Überraschung hatte er, im Gegensatz zu seinen restlichen Regungen bisher, nicht so gut verstecken können und ein amüsiertes Aufblitzen war in ihren Augen erkennbar. Sie konnte sich ganz gut vorstellen, worüber er überrascht war. Selbst für sie war diese Geschwindigkeit überraschend hoch. "Ich entschuldige mich nicht dafür. Wenn du es eilig gehabt hättest, hättest du mir vermutlich doch deine Hilfe angeboten." erwiderte sie neckisch und zog eine kurze Grimasse. Kurz dachte sie noch sehnsuchtsvoll an eine warme, weiche Sänfte, in welcher sie nichts von den Rangeleien auf Roms Straßen spüren würde, doch als sie aus den muskulösen Mann sah, verflüchtigte sich dieser kurze Tagtraum. Er würde sich wohl kaum dazu überreden lassen. Ihre armen Füße! Vielleicht hätte sie doch nicht zustimmen sollen, ihn zu begleiten. Seufzend folgte sie ihm auf Roms Straßen.

    Es war ihr Glück, dass sie zum Erreichen des Peristyls ohnehin durch das Atrium gehen musste. Sie hatte eher damit gerechnet, dass sie ihn im Garten wiedertreffen würde, denn er schien sich im Empfangsraum wirklich unwohl gefühlt zu haben. Darum war sie überrascht, als sie beinahe an ihm vorbeigelaufen wäre. Sie zog ihre dunkelblaue Stola noch einmal kurz zurecht und blieb dann wie salutierend vor ihm stehen. Noch immer beschränkte sich ihr Schmuck auf den goldenen Armreif. Aber sie hatte ihn nicht zulang warten lassen wollen. Sie blies sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich hoffe es ging schnell genug?" fragte sie mit munterem Lächeln und deutete gen Vestibulum und damit Ausgang.


    "Groß abzumelden gibt es für mich nichts, Sklaven brauchen nicht mit, denn ich denke als Begleitung reicht ein Miles. Wir können also direkt aufbrechen." bot sie an, wollte ihm aber den Vortritt lassen. Hier zeigte sich wieder ihre etwas konservative Einstellung, dass sie lieber den Mann führen lassen wollte. Sie würde sich entsprechend ihrer sich selbst angeeigneten Rolle zurückhalten.

    Er schien nichts bemerkt zu haben. Erleichtert nahm sie seine diesbezügliche Gleichgültigkeit zur Kenntnis. Lana und sie schienen vorerst einmal noch vom Schlachtfeld gezogen worden zu sein. Ihr Lächeln wirkte schon beinahe scheinheilig, als sie ihn nun mit diesem bedachte. Aber wie sagt man so schön? Der Schein trügt. Von diesen guten Nachrichten berauscht steigerte sich auch wieder ihre gute Laune, sodass sie völlig untypisch für ihre sonstige Distanz auflachte und sagte: "Hätte nicht erwartet, dass du anbietest, zu warten, statt behilflich zu sein." Sie erhob sich und trank den Rest des Weines aus. Auch seine Hitze spürte sie schon auf ihren Wangen. Vermutlich deshalb hatte sie versucht, sich so ungeschickt aus der Affäre zu ziehen. "Nein, natürlich kannst du hier warten. Meinetwegen auch im Atrium. Ih werde dich schon finden." zwinkerte sie ihm zu. In einer raschen Geste legte sie wieder seinen Mantel ab und reichte ihm diesen. Sofort wurde ihr wieder die Frische der Luft gewahr und eine leichte Gänsehaut überzog ihre recht helle Haut. Eilig wandte sie sich zum Gehen.
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    Cubiculum


    In ihrem Zimmer angekommen stellte sie sich kurz auf. Soviel Zeit hatte sie eigentlich auch wieder nicht, aber vielleicht tat ihr eine Unterhaltung auch gut. In seiner Gegenwart sollte eigentlich nichts zu befürchten sein. Sein Körperbau war stabil und er würde ihr vermutlich auch nichts wollen. Es wäre zu auffällig, wenn sie beide die Villa verließen und sie nicht wiederkäme. Warum dachte sie eigentlich überhaupt in diesen pessimistischen Dimensionen? Rasch griff sie nach einer Bürste. Sklaven waren auch nie vorhanden, wenn man sie einmal brauchte. Nachdem sie ihr Haar wieder ein wenig zurechtgemacht hatte, streifte sie sich über die zarte, weiße Tunika rasch eine hellblaue aus entschiedem dickeren Stoff. Um ihrem Aussehen auch wieder den Hauch von besserer Schicht zu verleihen, wickelte sie, mit einigen, hilflosen Gesten verwesen, die Stola um ihren schlanken Leib. Perfekt war es nicht, aber immerhin konnten Frauen sich alleine anziehen, während Männer mit ihrer Toga wirklich aufgeschmissen waren. Auf die kohleumrandeten Augen verzichtete sie heute ebenso wie auf restliche Schminke und machte sich eilends wieder auf, um zu Marcellus zu gelangen.
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    War Minervina noch eben arglos gewesen, so traf ihren Gast nun ein scharfer Blick. Sie hatte nicht vermeiden können, auf seine überspitzten Worte hin ungefasst zu wirken, was sie sehr ärgerte. Sie wollte sich nichts anmerken lassen. Aber noch ein paar Tage vorher, bei eben jenem Spaziergang, hatte Lana in etwa die gleiche Vermutung formuliert. Ihre Worte allerdings trafen Marcus Hipparchus, den wohl einzigen Menschen, der sie noch ohne Maske kannte - ihre Familie ausgenommen. 'Ich nehme an, ihr seid erwischt worden' hatte Lana gemeint, als Minervina von sich und Marcus sprach. Daraufhin hatte es den wohl ersten Schlag gesetzt, seitdem Lana Minervina Herrin nennen durfte. Derlei stand bei Marcellus allerdings völlig außer Frage. Hier blieb ihr nur die Rhetorik. "Ja, sowas solls tatsächlich geben. Freundschaftliche Beziehungen, sexuelle Beziehungen und weiß ich was noch. Zum Glück basiert unsere einfach nur auf Vertrauen, da sie schon solange in meinem Besitz ist." rechtfertigte sie sich mehr oder weniger. Ganz unauffällig, das war ihr bewusst, war das nicht. Zumal das lange Beisammensein mit Lana eine dreiste Lüge war, was mit einfachen Fragen an die Sklavin gewandt einfach aufzudecken war. Etwas mehr als ein Jahr waren sie erst beisammen, vorher hatte Lana anderen Leuten gehört. Rasch fügte sie noch an: "Ich schätze wir wissen beide so ziemlich alles übereinander. Ist auch die einzige Sklavin, die mich bisher überall hinbetgleitet hat." Jetzt war sie wieder etwas erleichtert. Ihrer Meinung nach hatte sie ihre offensichtliche Antwort etwas entschärft.


    Dennoch beobachtete sie den Gast nun immer etwas genauer, um eventuelle Mimik ablesen zu können. Das Schlimme an seinem geäußerten Verdacht war ja nun einmal, dass er der Wahrheit entsprach. Und möglicherweise hatte sie sich nun auch noch verplaudert, obwohl er vorher nicht einmal auf sie angespielt hatte - das würde sie erst recht ärgern. "Mein Weg führte mich bislang nur ins Bad, wohin danach hätte ich hernach entschieden. Also jetzt. Wenn du möchtest, kann ich dich gerne noch begleiten." Ob Vitamalacus auch in diesem Fall einen Aufpasser für sie vorgesehen hatte? Oder Lana? Sie benahm sich ja auch schon manchmal fast besitzergreifend. Also würde sie sich mehr oder weniger aus dem Hause stehlen müssen.

    Sie zuckte mit den Schultern. Ihr war ja selbst bewusst, dass Sklaven ziemlich berechnend sein konnten und Lana stand dem sicherlich in Nichts nach. Aber ihr gegenüber konnte sie nicht so hart durchgreifen, wie bei anderen. Und das war schon immer so gewesen, nicht erst seit vorletzter Woche. Sie zog ihre Augenbrauen missbilligend zusammen, war aber froh, dass er das auf Grund seines ihr zugewandten Rückens nicht sehen konnte. Immerhin konnte sie sich mittlerweile rational denkend an ihrer beider, Lanas und ihre, zwischenmenschliche Begegnung erinnern. "Tut mir leid deine geistige Notiz wieder zunichte machen zu müssen, aber bisher hat das absolut nur bei Lana funktioniert. Grundsätzlich stößt mich Sentimentalität eher ab." erwiderte sie nicht ohne Ernst in ihrer Stimme. Sie musste bei jedem ihrer Worte an ihre Mutter denken, die sich für jede Situation Tränen zurückbehielt.


    "Und auch diese Hoffnung muss ich zunichte machen." sagte sie, dieses Mal allerdings mit einem unverkennbaren Schmunzeln auf den Lippen. Sie lehnte sich ein wenig zurück und zupfte ihre Tunika etwas zurecht, die durch ihre entspanntere Haltung an den Beinen zu spannen begann. "Gewisse Notizen mache ich mir schon, allerdings im Hinterkopf und nur bei Leuten, die es wert sind. Dazu gehören eben jene, denen ich mehr als nur einmal begegne, oder die eine nützliche Aufgabe ausführen." Minervina selbst war nicht sehr machtgierig, sie selbst besaß, ihrer Meinung nach, schon genug davon. Aber es konnte dennoch von großem Nutzen sein, sich die Stärken und Schwächen gewisser Leute zu merken um gegebenenfalls daran zu appellieren. Wie er schon richtig bemerkte: Wissen ist Macht. Aber es gab noch eine andere Macht, die sie sich noch lieber zu Nutzen machte... Das Lächeln was sich nun auf ihr Gesicht stahl, wirkte wissend und geheimnisvoll, doch keineswegs bösartig. Es war auf Marcellus gerichtet, doch sie sagte nichts.

    Sie zog eine Schnute, was allerdings nicht besonders berührt wirkte. Es war eher eine 'rhetorische Schnute'. Eigentlich hatte sie geschwiegen um eine weitere Berührung dieses Themas zu umgehen, aber nun da er fragte. "Eigentlich nichts besonderes. Ahm... das fiel mir nur beim Thema Sklaven gerade auf. Lana, also, meine Leibsklavin, ist da etwas zu weit gegangen." Sie zuckte nun mit den Schultern und warf ihm wieder ein Lächeln zu. Eigentlich ein Lächeln, das ihn von weiteren Fragen abhalten sollte. Sie strich ihre, mittlerweile getrockneten, Haare hinter's Ohr. "Aber sie schaut einen immer so mitleiderregend an. Bin da mittlerweile ein bisschen hilflos geworden. Fiel mir nur ein, weil ... naja wegen eben."


    Ei wenig ärgerte sie sich über ihr eigenes Gestammel. Seine Frage hatte sie wieder etwas aus der Fassung geworfen. Eigentlich lud ihr Satz zum Nachfragen ein, aber gerechnet hatte sie nicht damit. Die meisten Männer gingen gerade auf offene Aussagen nicht ein, weil sie genau wussten, dass die Frau nur eine Nachfrage erwartet. Das alles wurde immer verwirrender. Wenigstens war das Schweigen gebannt.

    Sie sah ihn kurz etwas erschrocken an. Eigentlich hatte sie nicht gewollt, dass er auch nur ein Wort von dem hörte, was sie zu der Sklavin sagte. Und so laut hatte sie ihre Stimme wirklich nicht geglaubt. Anscheinend ein Irrglaube. Vielleicht sollte sie lernen, etwas leiser zu sprechen. Dass ihr nun die Röte vor Verlegenheit auf die Wangen schlich, konnte sie beim besten Willen nicht verhindern, auch, wenn es nur ein leichter Schimmer war. "Ach", begann sie verlegen. "Wenn man nur aus großen Augen angeschaut wird, wenn man eine Anweisung erteilt, muss man leider etwas lauter sprechen." fuhr sie fort, während sie sich den Becher entnehmen ließ. Er musste sie nun für etwas überdominant halten, denn eigentlich hatte sie gar keinen Grund, Zorn zu zeigen. Na, hatte sie dem Fremden halt einen einzigen negativen und privaten Zug gezeigt, er würde schon keinen Nutzen daraus ziehen können.


    "Nein, wird schon nicht passieren." antwortete sie mit einem etwas hilflosen Lächeln und nahm den Becher an sich. Viel würde sie allerdings nicht mehr trinken, denn dann würde der Zeitpunkt erreicht, wo ihre Zunge sich etwas lockerte. Und das konnte sowohl dann negativ sein, wenn er sie ausfragte, als auch bei der Bewahrung ihrer Kontenance. Sie war eigentlich kein alberner Mensch. Sie war ihren Gleichaltrigen recht ähnlich und zeiget eine ähnliche Lebensfreude, aber sie gab meistens entschieden mehr auf dignitas und Zurückhaltung, denn sie war eine Freundin der alten Schule - auch wenn sie jung war. Manchmal entglitt auch sie, aber diese Fehlschritte suchte sie meistens zu umgehen. "Ich bin letztens spazieren gegangen." teilte sie ihm, etwas aus dem Zusammenhang geraten, mit. Sie sträubte sich irgendwie dagegen, ihm von ihrem Gebet mitzuteilen. Es war für ihre Verhältnisse zu vertraulich und so brach sie ab und lächelte einfach nur.

    Ausnahmsweise hatte Minervina heute die Stola nicht direkt bis zur Stirn gezogen. Heute war ihr Haupt frei von Stoff, denn sie genoss es die Sonne zu spüren. So kam es auch, dass ihr Haar wirklich das feingeschnittene Gesicht hübsch umrahmte und das tiefe Braun ihrer Augen noch hervorgehoben wurde. Von Minervina konnte man auch wirklich sagen, dass sie von schöner Natur war - gleich, ob sie sich schminkte oder oder nicht. Ihr Inneres hingegen war zerrüttet, was aber durch ihre nahezu makellose Maske völlig verborgen blieb. Hierauf verstand sie sich genauso gut, als auch darauf ihre Reize wirken zu lassen: Sich zu verstellen.


    "Nicht, dass seine Reflexe schon schlafen." meinte sie munter und um ihre Mundwinkel herum zeichneten sich kleine Grübchen ab. Sie lachte nicht sehr oft, aber wenn sie es tat, dann meistens herzlich. Während die Fahrer in die dritte Runde starteten, schwieg sie dann aber wieder. Nun wollte sie auch ganz fest, dass die Veneta gewann. Zumal sie eigentlich recht neutral das Hippodrom betreten hatte.

    Bekräftigend nickte sie auf seine Worte hin um nur wenige Momente später hinzuzufügen: "Da wirst du Recht haben! Wie du sagtest, sollte er, als Profi, eigentlich damit rechnen dass er zuviel Raum gibt!" Dann allerdings fiel ihr auch gleich auf, dass ihre Worte nicht unbedingt den vorhergehenden entsprachen und nicht sehr zuversichtlich klangen. So ergänzte sie also nach einer kurzen Bedenkzeit: "Aber vielleicht wird er durch seinen Fehler jetzt aufwachen! Immerhin hat ihn diese Träumerei einen gute Platz verlieren lassen!" Während sie sprach, sah sie nicht ein einziges Mal zu ihrem Gesprächspartner, denn sie wollte auf keinen Fall verpassen, was dort unten vor sich ging. Immerhin unterhielten sie sich ja gerade darüber.


    Nun sah sie doch noch einmal aus den Augenwinkeln zu ihm. Ihr fiel auf, dass sie nicht die geringste Ahnung davon hatte, wie sie familiär zueinander standen. Aus ihrer näheren Verwandtschaft lebte ohnehin nur noch ihre Mutter und deren Familie. Aus dem tiberischen Zweig war niemand mehr da. Also konnte er kaum ein Cousin, Onkel oder derlei sein. Wobei sie allerdings auch Vitamalacus als Onkel nannte, obwohl er ganz woanders stand. Sie wusste nicht im Geringsten, wo.

    *hüstel* Nein. ^^ Ich glaube ich wurde in meinem Leben schon mit zuviel Zynismus konfrontiert und bin etwas paranoid ^^


    Na, da haste recht. Zumindest das Zwinkern sollte schon ausgeschrieben werden, wenn andere sich die Mühe geben alles schöm auszuschreiben ^^

    Nun war auch die junge Frau stärker in das Geschehen auf der Rennbahn vertieft, als noch kurz zuvor. Sie selbst bemerkte nicht, dass sich ihre Haltung etwas versteifte, während sie angestrengt das Geschehen verfolgte. Aber das was sie sah, gefiel ihr nicht sehr gut. Sie warf auch einen kurzen Seitenblick auf Durus, der beängstigend erregt aussah. Rasch sah sie wieder auf die Bahn, wo sich schon die zweite Runde langsam dem Ende näherte. Es war doch unglaublich, wie frech dieser eine grüne - Lupus hieß er anscheinend - einfach an Dareios vorbeizog. Aber wenigstens wurde Rothar nicht von diesem Brinno überholt!


    "Na, schlechter werden kann es auch noch, aber irgendwie glaube ich, dass wir uns verbessern!" gab sie laut lachend zurück. Es machte Spaß, hier einmal nicht so sehr auf Etikette achten zu müssen, wie sonst. Sie mochte Durus, er schien nicht allzu verklemmt zu sein und auch mit den Fahrern mitzuleiden. Ein echter Rennenliebhaber, so schien es ihr. Sie grinste und meinte, während sie den Blick wieder in Richtung Rennen warf: "Dieses Mal gewinnt die Veneta!"