Beiträge von Rediviva Minervina

    Ihre Züge hatten sich langsam wieder gefangen und mit einem ruhigeren Ausdruck sah sie ihn an. Zwar glänzte dort in ihren dunkelbraunen Augen noch immer der Schalk, aber das war wohl ihre stets lebendige Lebensfreude, die allerdings nicht häufig so entfesselt war. Sie ließ es meistens nicht zu, so über ihre eigenen Grenzen zu schreiten. Zum Einen war es die Erziehung sich anders zu geben wie sie war, was eine Lehre ihrer Tante war, und zum Anderen ist es.. Angst? Sie hatte Angst davor, dass man ihre Gefühle zu leicht erkannte und sie ausnutzte, auch wenn sie diese Erfahrung noch nie machen musste. Diese Angst war gegenüber Constantius nicht gegeben und Claudia war ebenso nicht hier. Sie lächelte.


    "Dann ist doch alles in Ordnung. Ich glaube nicht dass ich dreckig bin, übermäßig behaart, stinke oder gar männlich bin." meinte sie mit einem breiten Schmunzeln. Nein, ein Ritual der Sesterzenvermehrung würde sie ganz gewiss nicht vollziehen, das hatte sie kaum nötig. Nur aus Selbstschutz - nicht einmal aus religiösen Gründen - führte sie diese Waffe mit sich. Hispania hatte sie gelehrt, dass die Welt ein gefährliches Pflaster ist und Rom ist vermutlich der Herd dieser Gefahr. Daran ändern auch die Truppen nicht viel, sie würden vermutlich immer überlistet.


    Als er von den vielen Utensilien zum Zwecke des Putzens diente, trat allerdings deutlich wieder der Schalk in ihre Augen und sie fixierte ihn. Grinsend erklärte sie: "Vielleicht rechnen die Kohorten damit, dass Eierdiebe öfter über die heldenhaften Soldaten herfallen und ihre Rüstung ruinieren wollen. Für solche Zwecke muss doch vorgesorgt sein." Und, das war ihre Meinung, schadete es den Männern sicherlich nicht, auch einmal putzen zu müssen. Wobei so eine Rüstung sicherlich ein härteres Stück Arbeit ist, als ein Teller. Sie schluckte mühselig ein Lachen hinunter und gluckste dabei. Rasch wandte sie den Blick ab.


    Bei seinem Angebot hingegen hatte sie sich wieder gefangen und wandte sich ihm zu. Sie räusperte sich einmal vernehmlich um sicherzustellen, dass ihre Stimme gemäßigt war, wenn sie mit ihm sprach. "Gern. Da ich ausgetrunken habe und mir langsam schon das Sitzfleisch schmerzt bin ich durchaus für einen kleinen Rundgang." Ob sie Helena dabei trafen oder nicht, war ihr fast egal. Fast nur deshalb, da sie ihre Zeit sehr gerne mit Constantius verbrachte. Mit ihm allein. Allerdings hatte Helena auch einen sehr netten Eindruck gemacht und so lächelte sie ihn freundlich an.

    Entschuldigt bitte die plötzliche Abwesenheit. Gründe möchte ich hier nicht unbedingt nennen, aber wirklich für alle Verzögerungen um Verzeihung bitten.


    Ich steig die Tage wieder ein. Also wahrscheinlich schon morgen aber noch nicht sehr aktiv.

    Hm schade. Ich hätt gehofft dass aufs richtige Leben etwas Rücksichtnahme genommen wird, denn dann wäre auch aufgefallen dass ich komplett nicht online war.


    Trotzdem: Sorry. Nur die Anprangerung hätt nicht sein müssen.

    Also ich habe häufig die Erfahrung machen müssen, dass man mich oft über icq anschreibt "Wähl mich und nicht den anderen" und das kam vom Gegenspieler von Artorius Corvinus und hat mich ehrlich gesagt ziemlich schockiert. Die Leute die sim-off Absprachen immer noch machen sind eher die, die nicht trennen können- Sicher stubst man hier oder da mal an in der egenen Clique, aber ich werd von manchen auch von außerhalb angestupst und das find ich nicht besonders toll. Damals bei den Factiones konnte ich mir Absprachen noch vorstellen aber mittlerweile find ich sie nur doof.


    Ist zwar Offtopic, aber ich denke dennoch ein nicht unwichtiger Punkt :)

    Sicher? Ich glaub an das Gerücht irgendwie nicht... Demnach gibts meinen Namen häufiger als Andreas Müller und ich kenn noch nicht mal eine Person persönlich, die meinen Namen trägt...


    Mit ner Quelle glaub ich das gern (zu faul zum Suchen :D) aber hab scho oft genug gehört, dass das Fantasie sein soll, ich persönlich glaub allmählich auch nicht mehr dran ;)

    Mir ist ohnehin zu Anfang etwas aufgefallen, was ich gerne noch einmal ansprechen möchte :)


    Einige fahren zwischen den Provnzen hin und her, als ob das keine Distanz sei. Das scheint mir auch nicht realistisch. Welange mochte die Fahrt von Tarraco nach Rom gedauert haben? Mehrere Wochen? (Ich weiß es nicht genau..)


    Aber dass man nur fährt um einen Brief abzugeben ist doch sehr unrealistisch, da a) zu teuer und b) lange und gefährliche Reise. Das ist was für Briefträger und da ist es nachvollziehbar, die sind ja extra daf+r da. Aber manchmal scheints mir wird vergessen, dass es noch keine Flugzeuge gab ;)

    Minervina war unerfahren und das ließ sich nicht abstreiten. Sie durchschaute die Taktik des Händlers nicht. Dass er irgendwelche Tricks verwenden würde, zweifelte sie nicht eine Sekunde an, doch sie fand nichts. Allerdings folgte sie mit ihren Blicken aufmerksam dem Händler und eines konnte sie sich doch denken - wenn sie unsicher wirkte, würde er versuchen sie durch niedrige Preise umzustimmen. Wahrscheinlich der einzige Verkäufertrick, den Minervina kannte.


    "In der Tat sind Loyalität und Treue wohl ebenso wichtige Worte wie Intelligenz und Schönheit. Viele wünschen weniger raffinierte Sklaven, da diese in ihrer Raffinesse auch eine Gefahr darstellen könnten. Ich hatte schon eine Sklavin, die nicht treu war und meine Mutter fast das Leben kostete. Woher kann ich mir sicher sein, dass eure Sklaven loyal sind? Ähnliches wurde Mutter einst auch gesagt." hielt sie eine kurze Rede und betrachtete nun die hellhäutige Sklavin, die ihr allerdings schon beinahe zu blass war. Für Belenor hingegen mochte eine Germanin sehr wünschenswert sein. Oder konnte ihn gerade dies aufwiegeln, ihn zurück nach Germanien ziehen?


    Langsam schweifte ihr Blick wieder zu der Nubierin. Sie schien sehr angespannt zu sein. Wie die anderen Sklavinnen wünschte sie sicherlich von hier fortzukommen. Doch sie unterdrückte das aufsteigende Mitleid und fragte sachlich: "Sind diese beiden denn auch unbefleckt? Keine schlimmeren Verletzungen? Gesunder Zustand? Irgendwelche psychischen, nicht wünschenswerten Zustände?" fragte sie weiter und hatte wohlweislich beide Sklavinnen angesprochen, damit ihr Interesse für die Nubierin nicht zu offensichtlich wurde.

    Minervina blickte die Sklaven verdutzt an, als diese plötzlich heftig aufbegehrte. Dann rechnete auch Minervina rasch nach und runzelte die Augenbrauen. Mit einem weniger freundlichem Blick musterte sie den betrügerischen Händler. Es war ihr nicht einmal aufgefallen, dass er ein solches Angebot gemacht hatte. Nun glaubte sie sogar das hoffnungsvolle Blitzen in seinen Augen zu erkennen, dass Resignation Platz machte.


    "Das ist wirklich eine Frechheit!" erboste sich Minervina und erntete sogleich einen warnenden Blick vom Händler. Doch sie ließ sich davon nicht beeindrucken. Böse musterte sie ihn, überließ allerdings Mimithe die weitere Verhandlung. Sie hatte offensichtlich sofort die Möglichkeit beim Schopfe gepackt. Nur ein Druckmittel fügte Minervina hinzu, indem sie eine Frau vom Nachbarstand ansprach: "Stellen sie sich vor.."


    "Schooon gut, schon gut!" rief der Händler rasch und fügte an: "6 Sesterzen, aber das alles bleibt unter uns. Normalerweise funktioniert das nämlich.", erdreistete er sich noch zu einem Zwinkern und reichte Mimithe die gewünschten Äpfel hinüber.

    Sie nickte auf die Worte Vitamalacus' hin sacht. "Ich bin mir aber sicher, dass wir hier etwas finden." gab sie leise zur Antwort. Ansehen tat sie Vitamalacus dabei allerdings nicht, sondern betrachtete nun den Händler. Ein leichtes Schmunzeln lag in ihrem Blick. Er sah ziemlich gerissen aus, wie er so dastand und sie beobachtete. Dann wandte sie ihren Blick allerdings wieder zu Vitamalacus und nickte noch einmal. Dann schon vernahm sie die Stimme des Händlers.


    "Demut ist nicht einmal das Wichtigste. Mir ist gehorsam wichtig. Ich möchte Gespräche mit meiner Sklavin führen können, die auf gewissem Niveau sind aber dennoch mit nötigem Respekt behandelt werden." gebot sie mit sicherer Stimme. Sie fand nun wieder ganz in ihre Rolle als Tochter des Senators Tiberius Maximus und in ihren Augen, so freundlich sie auch wirkten, flammte ein unmerkliches Feuer auf. Minervina war temperamentvoll, erst Recht, wenn sie in ihre Rolle hineingefunden hatte.


    Bei seinen weiteren Worten ließ sie ihren Blick noch einmal zu der dunklen Sklavin gleiten, die sie scheinbar hin und wieder musterte. Als sich ihre Blicke trafen, war Minervina dazu gezwungen, zu lächeln. Sie machte es von ganz allein, zwang sich selbst aber wieder in eine ernstere Maske, als sie sich dem Händler wieder zuwandte. "Sie soll geschickte Hände haben, vernünftig Latein sprechen können und hübsch anzuschauen sein. Sie soll meine Leibsklavin werden und mich in vielen Lebensbereichen begleiten."

    Verständlicherweise ahnte Minervina nicht im Geringsten, dass auch anderen Leuten der Inhalt des Briefes geläufig war, denn die Sklavin hatte in ihr gewiss direkt gebracht. Ein Siegel hatte das Pergament nicht getragen, doch wie sollte ein Peregrinus auch ein Siegel verwenden können? Sie seufzte leicht und blickte halbherzig in den Himmel. Er hatte gemeint, er würde vielleicht einmal nach Rom kommen. Ob es funktionieren würde? Ob sein Arbeitgeber es erlaubte und er überhaupt das nötige Geld für die natürlich nicht zu unterschätzende Distanz hatte?


    Erst Vitamalacus Worte rissen sie aus ihren Gedanken und noch immer lächelnd wandte sie ihren Blick zu ihm. "Ich möchte eine Leibsklavin. Lana ist mir zwar eine recht gute Gesellschafterin, doch hat sie keine übermäßig geschickten Hände und wird von mir eher für weniger spezielle Dienste eingesetzt." gab sie ihm ausführlich zur Antwort und blieb dann stehen. Sie hatten den Stand erreicht. Bisher hatte sie meistens nur Gutes von diesem Händler gehört, weshalb er auch ihr erstes Ziel wurde. In der Stadt wurden genügend Sklaven an den Mann - oder die Frau - gebracht und würde sie hier nichts finden, dann ganz gewiss woanders.


    "Ich vertraue da auf dein Auge. Ich bin in diesen Dingen nicht besonders erfahren." gab sie ihm indirekt zu verstehen, dass er sicherlich am Besten wusste, was zu einer jungen, adligen Frau passte. Er mochte nichts von Schminke und Kleidern verstehen, aber gewiss hatte er einen guten Blick für Sklaven. Er war schließlich schon ebenso alt wie ihre Mutter - oder noch älter - und hatte dadurch natürlich weitaus mehr Erfahrung.


    Dann wandte sie ihren Blick selbst wieder auf das Podest, jedoch nicht bevor sie Titus einen kurzen, misstrauischen Blick zugeworfen hatte. Der Untergebene ihres Onkels war ihr nicht besonders geheuer und sie schaffte es nicht, ihm Vertrauen entgegen zu bringen. Der Händler hatte keine kleine Auswahl und schien seine Ware aus vielen Orten des Imperiums zu beziehen. Ihr Blick blieb allerdings immer wieder an den dunkelhäutigen Sklavinnen hängen. Sie waren hübsch und gefielen ihr sogar besser als jene mit einer hellen Haut.

    Minervina hatte sich auf den Weg gemacht, eine weitere Leibsklavin für sich zu besorgen. Selbstverständlich hatte sie zu diesem Zweck auch ihren Onkel mitgenommen, zu dessen Linken sie ging. Vermeiden ließ sich leider nicht die Präsenz von diesem Titus, der bei Minervina eine Gänsehaut verursachte. Es machte sie nicht so glücklich, dass er ein beständiger Begleiter war.


    Dafür machte etwas anderes sie glücklich. Ganz entgegen ihres gewöhnlichen neutralen Blickes schlich hin und wieder ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht - einfach so und ohne dass ihr Gegenüber den Grund dafür kannte. Der Brief ihres Freundes, denn auch wenn sie sich nur kurz kannten war er dies zweifellos, hatte eine ihrer Sorgen getilgt: Ob er noch am Leben war.


    Und nun, während sie sich beständig dem Stand eines großen Händlers näherten, versuchte sie sich sein Gesicht in Erinnerung zu rufen. nur die spaßigen Züge und die warmen Augen waren ihr richtig in Erinnerung geblieben, den Rest musste sie stellenweise stark improvisieren.

    Es war schon nach der Abenddämmerung, da Minervina sich gerade bereit gemacht hatte, sich ins Bett zu legen. Noch stand sie vor ihrem Spiegel und bürstete – unter Qualen – ihr langes, braunes Haar. Wieder einmal ging ihr sacht der Gedanke durch den Kopf, dass sie ganz ansehnlich war, was ihr aber nicht behaglich war. Als Kind war es ihr immer sehr gleich gewesen, doch heute fürchtete sie darum, an einen falschen Mann zu geraten, der ihr wegen des Aussehens schöne Augen machte und sich um sie selbst wenig scherte. Sicher konnte sie keine harmonische Ehe erwarten, denn ihr war auch der Stand wichtig, doch sie wollte nicht nur wegen ihrer nussbraunen Augen oder dem seidigen Haar erwählt werden, sondern weil der Mann sie auch im Wesen schätzte. Seufzend ließ sie die Bürste sinken und begann grob das Haar zu flechten, um bis zum Morgengrauen neue Knoten zu vermeiden. Es war erst ein paar Tage her, seit sie nach Rom gezogen war und sie vermisste bereits die ländliche Umgebung. Dafür allerdings nicht die weiten Wege bis zum Pantheon. Kaum dass sie das Band am Ende des Zopfes befestigt hatte, ließ sie Arme baumeln und starrte sich an. Nicht eine Unreinheit war in ihrem Gesicht zu erkennen und sie hatte eine gute Statur. Und doch war sie nicht glücklich. Was war dies für eine seltsame Welt, in der sie lebte? Als Kind hatte sie sich immer ein schönes Aussehen gewünscht und nun da sie es hatte, lag ihr nichts mehr daran.


    Was davon war von ihrem Vater, was von ihrer Mutter? Während sie sich im Spiegel betrachtete, konnte sie bei ihren Augen den Vater ausmachen. Es war das gleiche Braun und ein warmer, freundlicher Blick, der manchmal in die Ferne zu sehen schien. Ob der Blick ebenfalls bei ihrem Vater diesen Ton hatte? Während sie ihr Gesicht betrachtete, überlegte sie, woher ihr Mund kam. Er hatte eine durchschnittliche Größe und keine übermäßig vollen Lippen, wodurch er gut zu ihrem schmalen Bau passte. Seufzend zog sie sich die Ohrringe aus den Läppchen. Das Haar hatte sie farblich von ihrem Vater, doch die Glätte von ihrer Mutter. Den dunkleren Hautton von ihrem Vater. Die Größe war individuell, denn ihr Vater war größer und die Mutter kleiner als sie. Sie warf sich den Zopf auf den Rücken und wandte sich dem Bette zu, als es an der Tür klopfte und sie leise „Herein!“ rief. Eine Sklavin kam mit einem um Vergebung bittenden Lächeln herein gehuscht.


    „Es ist Post für Dich angekommen, Herrin. Verzeih, dass ich dies erst so spät bemerkte.“ bat sie, doch Minervina war ohnehin nicht in der Laune, nun einen strafenden Blick zu senden und nickte bloß müde, während sie das Pergament entgegen nahm. Wer sollte ihr denn nur schreiben? Gewiss war es Onkel Callidus, denn Mutter war schon auf dem Weg nach Rom. Gedankenverloren legte sie das Schriftstück auf die Ablage neben ihrem Bett und streifte die Sandalen ab. Kurz schweifte ihr Blick zu der Lyra – sollte sie vielleicht einmal wieder spielen? Seit sie in Rom angekommen war, war sie noch nicht einmal dazu gekommen. Sie ging auf sie zu und nahm das Instrument auf, um sich mit diesem auf ihr Bett zu setzen. Sacht glitten ihre Finger unbestimmt über die Saiten und die Klänge lösten einen leichten Schauer aus. Leise summte sie eine altbekannte Melodie, jene, die Marcus ihr damals vorgesungen hatte und sie lehrte. Die Worte kannte sie nicht mehr, doch die Melodie hatte sich in ihr Herz gebrannt. Sie war so voller Sehnsucht, dass es ihr unmöglich gewesen wäre, sie zu vergessen. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, während ihre feingliedrigen Finger die Saiten mit Hingebung zupften. Sacht schloss sie die Augen und lauschte den Klängen und nach einigen Klängen später, war sie so stark in die Melodie versunken, dass sie fast glaubte, jemand anderes würde diese spielen und sie einfach nur lauschen.
    Saite für Saite entspannte sich ihr Gesicht zu einem leichten Lächeln.


    Jede Melodie schien ein Schritt zu sein, der sie tiefer in eine Welt führte, die keine Grausamkeiten kannte. Eine Welt, von der sie seit jenem Tag in Tarraco regelmäßig träumte. Als dann aber ihre Lider begannen sich zu öffnen und sie beim Anblick der Öllampe gewahr wurde, wie spät es war, legte sie Hand auf die Saiten um das Instrument zum Verstummen zu bringen. Sie stellte es rasch wieder fort und sah sich in ihrem Zimmer um. Schade nur, dass die Sklavin so rasch wieder gegangen war, denn jetzt könnte sie gut noch etwas Wasser vertragen. Doch gleich. Sie dämmte das Licht der Öllampe und ließ sich auf dem Bett nieder, wobei ihr Blick allerdings wieder zu dem Brief ging, den sie schon jetzt wieder vergessen hatte. Sanft griff sie nach dem gut genutzten Pergament und rollte es auf.


    An Rediviva Minervina, Villa Tiberia, Roma.


    Salve Minervina,


    erinnerst du dich noch an mich? Ich bins Marcus, nun ich musst mal wieder an dich denken und entschloss mich dir zu schreiben. Ich hoffe die Adresse ist richtig, falls nicht wird sich wohl jemand anders über den Brief freuen oder auch nicht. Wie auch immer, ich hoffe es geht dir gut in Roma und deine Ausbildung geht vorran. Ich habe es hier in Germanien relativ gut, ein schönes Landgut und einen netten Gallier als lustige Gesellschaft, auch wenn ich sagen muss dass ich von Germanien noch nicht allzu viel gesehen habe. Zumindest keine baumhohen Barbaren. Bevor dieser Brief ins alberne abdriftet, die Gefahr ist ja bei mir durchaus vorhanden, will ich dir noch sagen dass ich dich vermisse und ab und zu wünschte dass wir uns nicht aus den Augen verloren hätten. Wir sehen uns eines Tages wieder. Ich komme bald eventuell nach Roma, wenn mein Arbeitgeber es genehmigt. Eventuell sehen wir uns dann. Nun... Ich würde mich über eine Antwort freuen. Schreibe ans Landgut des Prudentius Commodus, wenn du magst. Ich muss leider wieder an die Arbeit. Das heißt dass ich jetzt zum Ende komme.


    Du hast immernoch einen Platz in meinem Herzen. Der Tag den wir erlebten wird uns wohl noch weiter verbinden.


    Auf bald.


    Marcus Hipparchus.


    Die zu ersichtende Schrift war ihr vollends unbekannt und mit gestiegener Skepsis begann sie die Zeilen im matten Dämmerlicht zu lesen. Allerdings musste sie das Pergament wie von Schwindel ergriffen weg halten, als sie den Namen ‚Marcus’ las. Es konnte nur ein Marcus sein, doch dies wiederum schien unmöglich. Er wusste weder, wo sie war, noch konnte er in der Lage sein.. Doch sie entschloss sich diese Gedanken ruhen zu lassen und erst einmal den Brief zu lesen. Während sie las, kam sie zu dem Schluss, dass es keine Zweifel geben konnte. Es musste sich einfach um jenen Marcus von dem schicksalsträchtigen Tag handeln. Wie lang war es nun her? Vier Jahre mussten es sein. Doch niemand anderes würde diesen trockenen Humor besitzen, niemand, den sie kannte. Bald allerdings musste sie wieder den Blick abwenden. >dass ich dich vermisse< hallte in ihr wieder und ungläubig ging ihre Hand zu ihrer Stirn. Diese Worte lösten wahrlich einen Taumel in ihr aus, der dazu führte, dass sie sich wieder aufrecht hinsetzte. Er hatte sie vermisst? Vermisst.. Konnte man denn überhaupt solch starke Gefühle hegen, denn schließlich kannte man sich nur einen Tag? Doch sie kannte die Antwort, denn auch sie hatte ihn vermisst. Auch wenn diese Sehnsucht mit jedem weiteren Tag gedämmt wurde. Und nun wuchs in ihr auch eine Freude, dass er es geschafft hatte und dass es ihr gut ging. Und vor Allem, dass sie endlich Nachricht von ihm hatte. Sie merkte jetzt, dass sie tatsächlich darauf gewartet hatte. Fieberhaft suchte sie die Zeile, an welcher sie abgebrochen hatte, wieder und fuhr mit dem Lesen fort. Und als sie letztlich seinen erlösenden Namen gelesen hatte, ließ sie sich nach hinten fallen.


    „Aua!“ rief sie aus, denn sie hatte dabei völlig vergessen, dass hinter ihr nicht das weiche Bett, sondern die harte Wand saß. Schließlich baumelten ihre Beine den Bettrand hinunter. Doch lang hielt die Verstimmung nicht an. Sie hatte einen Platz in seinem Herzen, hatte er geschrieben. Und das brachte ihr Herz wiederum dazu, leicht zu hüpfen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es die alte Verliebtheit wie in Kindheitstagen war, doch die Freude konnte sie nicht leugnen. Und vermutlich war es auch ‚nur’ die Freude über diesen Brief. Den Brief, den sie nun mit einem leichten Lächeln neben ihrem Kissen plazierte. Jener, über den sie am morgigen Tage weiter grübeln würde. Sie kuschelte sich sacht in ihr Leinen und schloss die Augen.

    Es war der erste Abend in der Villa - und bereits nach der Cena. Sie hatte sich offiziell für die Nacht zurückgezogen und sich bereits fürs Bett fertig gemacht. Dies schloss das Ablegen ihrer Kleider ein, ebenso wie das Abschminken und Entledigen von Schmuck. Gerade hatte sie sich ihr Nachtgewand umgelegt und sich auf ihren Stuhl gesetzt.


    Auf diesem Sitzend ruhte ihr Blick in der dunklen Nacht. Sie blickte eigentlich auf sehr viel Grün, doch traf ihr Blick nicht dieses. Dieser ging viel tiefer und eher in ihre Seele als auf einen zu bestimmenden Punkt. Kein Lächeln lag mehr auf ihren Lippen und keine Freude in ihrem Blick. Insgesamt schien keine Regung mehr von ihr auszugehen, doch ausmachen konnte es ohnehin niemand. Einzig der Mond spendete noch ein wenig Licht, denn die Öllampe hatte sie gänzlich zum Erlöschen gebracht.


    An diesem Abend drehten sich ihre Gedanken weder um Vater und Mutter, noch um irgendwelchen Herzschmerz. Vielmehr überlegte sie, was in der Zukunft vielleicht noch sein würde. Was für eine Ehe würde sie einmal eingehen? Sie wollte nicht einen völlig Fremden ehelichen und keine reine Vernunftehe eingehen. Ihr war gleich, was genaueres geschehen würde, solange sie sich ihren Gatten mit aussuchen konnte - und das konnte sie in ihrem sui iuris - Stand. Dafür hingegen war sie bereit, solang sie dem Manne vertrauen konnte, auch eine manus-Ehe einzugehen. Ehelichte sie einen guten Mann, dann mochte eine Gewaltverfügung über sie nicht das Schlechteste sein. Und bedachte sie es aus selbstsüchtiger Sicht: Immerhin wäre er dann für ihre Taten in Hispania verantwortlich. Wen sie dort angegriffen hatten, wer auch immer es war, er war nicht unbedeutend.


    Nun seufzte sie doch leise und erhob sich langsam, um unter das dünne Leinen des Bettes zu schlüpfen. Die Nacht war schon tief und morgen hieß es wieder, dass sie früh aufstehen musste. Mit geschlossenen Augen sinnierte sie allerdings weiter. Ein guter Mann würde ihr auch beinahe alle sui iuris Rechte einräumen, zumindest innerhalb der Ehe. Und Zweck einer Ehe war schließlich der Zusammenschluss zweier Familien und dem Bündnis durch eines oder mehrere Kinder. Und ihr würde es ganz gut gefallen, wenn sie einen neuen Namen nennen könnte und dies nicht immer durch den häufigen Genswechsel ihrer Mutter rechtfertigen musste. Dann konnte sie auch wieder als Tiberia sprechen. Ein gar kein schlechter Gedanke. Und sie hegte keine Zweifel, dass sie einmal einen guten Mann ehelichen würde. Mit einem leisen Lächeln im Gesicht sank sie in einen friedlichen Schlaf.

    Minervina allerdings war selbst nicht von überaus großem Interesse beseelt, lauschte allerdings aufmerksam den Worten des Aelius Callidus. Am liebsten würde sie nun irgendwo im Grünen sitzen, doch hatte sie diesen Gedanken rasch verdrängt und machte sich wieder Notizen in ihr Wachstäfelchen, die allerdings äußerst unsauber und knapp waren. Sie würde wohl in der Tat reichlich zu tun haben, um den Stoff auch im Nachhinein zu erschließen. Sie erfuhr allerhand Neues durch diese Vorlesung und musste sich eingestehen, dass dies, so wenig Lust sie auch hatte, immerhin das Ziel war. Als die Aufgabe erklang, machte sie sich artig daran, diese zu lösen.

    "Die gens Rediviva ist nicht patrizisch." erklärte Minervina, sah aber wieder diese verhasste Situation auf sich zukommen, in der sie die ganzen Umstände erklären müsste, die sie selbst nicht so ganz begriff. "Ich wurde als eine Tiberia geboren." Dass er die Rediviva offensichtlich kannte, überraschte sie, denn wie sonst sollte er wissen ob sie patrizisch war, oder nicht? Oder kannte er aus irgendeinem Grund alle Gentes des Adels? Wie dem auch sei, es war nicht so wichtig, dass man sich lange darüber den Kopf zerbrach.


    Als das Gespräch allerdings zu ihrer Tante überging, lächelte sie leicht. "Tiberia Claudia. Und? Kennst du sie?" fragte sie sofort mit neugierigem Blick, den sie allerdings rasch mäßigte, als sie ihn erkannte, und wieder auf das Wasser sah. Hierbei nahm ihr Blick einen leicht glasigen Ton an, der für ihn allerdings, so er ihn überhaupt bemerkte, wohl nicht relevant war.