Beiträge von Rediviva Minervina

    Und dieses plötzliche Stehenbleiben der vor ihr gehenden Bekanntschaft würde letztlich auch zu einer kleinen Katastrophe, die sie so gerne anzog. Es sollte wohl immer wieder geschehen, dass sie "Unfälle" baute. Würde sie diese Unfälle zählen, würden sie wohl eine recht beträchtliche Summe ergeben. Und so auch heute. Sie hatte den großen Schatten vor sich zwar noch bemerkt, ehe sie ihn rammte, aber sie hatte nicht schnell genug reagieren können. So war das Getriebe namens "Beine" einfach weitergelaufen und hatte ihren Leib in seinen Rücken bugsiert.


    Sie machte einen erschrockenen Satz rückwärts, während sie völlig aus der Fassung etwas wie "Tschldgen" stammelte, sich dann aber räusperte und sich zu einem "Entschuldigung" aufraffte. Ihr Herz pochte heftig, denn sie konnte noch immer nicht erkennen wer vor ihr stand und sie fürchtete, es sei etwas ernstes passiert. In der Lage, sich seiner anzunehmen, war sie allerdings auch noch nicht. "Entschuldigung." nuschelte sie noch einmal. Nervös fuhr sie sich mit einer Hand durch ihr Haar.

    Geduldig wartete sie. Geduld war eine Tugend, die sie sich mühsam angewöhnen musste, aber sehr hilfreich im Umgang mit den Menschen war. Sie mochte Vitamalacus kaum einzuschätzen, denn in Kindestagen hatte sie natürlich auch einen völlig anderen Status genießen dürfen, als nun, da sie eine junge, aber erwachsene Frau war. Als er aufsah, wagte sie es kurz seine Augen zu mustern. Sie wirkten auf sie wie mit Abneigung gefüllt, als dazu seine Worte erklangen, die ihr einen Stich versetzten. Beinahe beschämt senkte sie den Blick wieder und starrte auf die Tischplatte. Sie betrachtete die Unterlagen, doch sie nahm sie kaum wirklich wahr. Ihr Atem vibrierte und hätte sie nicht ebenfalls gelernt, ihr Gefühl zumindest ein wenig unter Kontrolle zu halten, würden ihr die Tränen schon jetzt über das Gesicht laufen.


    "Ja." gab sie also nur die gewünschte Antwort auf seine Frage und kämpfte mit ihrer Fassung. Er hatte ausgesprochen, wessen sie sich schon so lange schämte. Und der Vorwurf in seinen Worten war für sie nur zu offensichtlich - und verständlich. Sie war eine Tiberia, voll und ganz. Und wäre es nicht unfreundlich, dann würde sie sich auch deutlich von der gens Rediviva distanzieren, in deren Reihen sie ohne ihren Willen aufgenommen wurden. Es war ihr nicht bewusst, wie ihre Hand langsam zu ihrem Mund wanderte und sich sacht vor diesen legte, sich aber nicht darauf presste.


    Bei seiner Frage, die das Messer in ihrem Herzen noch einmal herumdrehte, presste sie die Lider zusammen. Hatte sie sich noch vor wenigen Minuten glücklich geschätzt, wieder daheim zu sein, begann sie sich vor dem weiteren Verlauf des Gesprächs zu fürchten. Doch sie war nicht wie ihre Mutter. Sie lief nicht weg und löste sich auch nicht mit Tränen aus der Pflicht. Vorsichtig hob sie den Blick und ließ ihre Hand wieder in den Schoß sinken. "Ich habe nie darum gebeten..." begann sie und hörte nur zu deutlich, wie ihre Stimme bebte und um Fassung rang. "Ich wollte nie den Namen meines Vaters ablegen. Und ich wünschte nichts mehr, als dass ich auch durch meinen Namen noch sein Erbe bewahren könnte. Doch damals ahnte ich nichts. Als kleines Kind öffnet man nicht den Mund." All ihre Gedanken, die sie einst hegte, behielt sie für sich. Es ging hier um sie und es schien, als wollte der Offizier vor ihr eine präzise Antwort. Und sie würde als die Tochter ihres Vaters antworten, nicht als die Tochter ihrer Mutter.

    Sim-Off:

    Ich hoffe ich darf? :)


    Auch Minervina war abends noch unterwegs. Sie hatte nicht wirklich das Bedürfnis, schon jetzt zur Villa ihrer Tante zurückzukehren. Und auch sie trieb es, wie manche Seelen wohl auch, aus dem Grunde durch die Stadt, dass sie ihre Gedanken denken musste. Zudem wurden die Straßen am späten Nachmittag, vielleicht auch schon frühem Abend, angenehm leer. Zwar war es etwas gewagt von Minervina, so allein und ohne Belenor umherzuziehen, aber sie brauchte einmal Abstand von allem, das sie aus ihrem Alltag kannte. Und da gehörten Leibsklaven nun einmal auch dazu.


    Sie betrachtete ihre Füße, die unter der Tunika gut hervorlugten und einen kleinen Schritt vor den nächsten setzten. Jeder Schritt bedeutete nicht nur, dass die Steine hinter ihr lagen, sondern auch einen weiteren Abschnitt in der Zukunft. Die Worte verschiedener Leute hatten sie nachdenklich gemacht. Sie hatte schon viel Trost wegen dem Tode ihres Vaters gespendet bekommen, der schon recht weit zurücklag. Aber es waren immer diese verworrenen Gedanken die sie noch spät in der Nacht beschäftigten.


    Noch ahnte Minervina nicht, dass ihre Schritte sie hinter einer Bekanntschaft hereilen ließen, die sie nur flüchtig machen konnte. Sie hatte ihn nur kurz gesprochen und an jenem Abend war er genauso wenig gesprächig gewesen wie sie. Noch sah sie diese Person nur anhand eines Rückens, wie hier viele unterwegs waren, ohne sein Gesicht erahnen zu können. Doch achtete sie auch nicht weiter auf die Umgebung..

    Sie ließ die kurze Zeit des Schweigens auf sich wirken und betrachtete die Entchen. Es war schön anzusehen, wie sie umherpaddelten und hin und wieder mit den Köpfchen untertauchten. Gerne würde sie eine der Enten nehmen und streicheln, doch allein der Versuch würde wohl einen Protest bei dem Tier hervorrufen. Wenn sie überhaupt an ein Entchen käme. Dann sah sie wieder zu Corvinus, der just in diesem Moment seine Stimme erhob. Seine Worte klangen nicht unbedacht, doch sie führten dazu dass sie den Blick wieder abwandte. In der Tat waren es ihre eigenen Fesseln, die sie sich anlegte. Ihre Mutter hatte ihr einst jede Freiheit vergönnt.


    "Ich schätze es sind auch bei mir meine eigenen Fesseln. Doch ich würde sie wohl auch nicht ablegen, wenn ich die Möglichkeit hätte." Sie war versucht, sich in das trockene Gras zu setzen. Aber sie wiederstand der Versuchung, nicht zuletzt weil es gegenüber dem Artorier unhöflich wäre. "Vielleicht ist sogar mein Vater die Kette, die mich bindet. Er war ein bedeutender Mann... zu seinen Lebzeiten. Seines Zeichens Senator und seines Amtes Tribunus Laticlavius in der neunen Legion." Aber wollte sie ihren Vater als Fessel sehen? Nein, sie hatte sich ihren Weg selbst erwählt, ihr war bewusst gewesen, was in Rom auf sie wartete und diesen Kampf würde sie auch aufnehmen.

    Sie blickte mit hochgezogenen Brauen vor sich auf den Weg. Sie war ehrlich erstaunt, denn sie hatte die Lebenszeit eines Pferdes auf nicht mehr als die Spanne eines Hundes getippt. "Das ist in der Tat lang." entgegnete sie verwundert, während zeitgleich der Gedanke in ihr erwachte, dass das Pferd ihres Vaters also noch unter den Germanen lebte. Der Gedanke machte sie zwar nicht eben glücklich, aber es war nicht zu ändern. Sie wollte diese Gedanken weitgehend vom heutigen Tage aussperren.


    "Manchmal wünschte ich, man könnte Stand einfach vergessen und einfach nur das tun, was man möchte." meinte sie leise und wandte ihren Blick dem Teich zu, der sich zu ihrer Rechten auftat. Ihre Schritte verstummten und mit einem weichen Lächeln blickte sie auf die kleinen Entchen dort hinab. Sie mochte Tiere gerne, wenn sie auch vor größeren Gebissen gehörigen Respekt hatte. Was wohl daran lag, dass sie als Kind einmal von einem Hund gebissen wurde. Eine kleine Narbe an ihrem Bein war zurückgeblieben, ansonsten war nichts schlimmeres geschehen.

    Sie war dem Sklaven mit langsamen Schritten gefolgt, was nicht unbedingt an seinem langsamen Gang gelegen hatte, als viel mehr an den Blicken, die sie nach links und rechts warf. Viele Gefühle strömten auf sie ein. Gefühle, die ihr beinahe die Tränen in die Augen trieben. Sie spürte die Belastung auf ihrem linken Arm, über welchen die Palla gelegt war und sah diesen leicht Zittern. War es wegen der Last oder vielleicht auch wegen den vielen Erinnerungen? Die eigentlich auch eine sehr schwere Last darstellten... Wenn ihre Mutter nicht eine törichte Tat nach der anderen begangen hätte, dann würde Vater vielleicht noch leben, würde sie bei ihm sein können. Gewiss hätte er mittlerweile seinen Platz im Senat gesucht. Er, der immer milde gestimmt war und für alles eine vernünftige Lösung suchte.


    Sie wäre beinahe gegen den Ianitor gelaufen, da sie nicht auf ihren Weg geachtet hatte, als dieser anhielt. Ihr Herz pochte enorm und sie war gespannt, wen sie hinter der Tür zu Gesicht bekommen würde. Ihrer Meinung nach öffnete sich der Weg ins Tablinum zu schnell und sie blickte kurz unsicher hinein, ehe ihre Schritte sie weiter führten. Es war als liefe sie auf brüchigem Eis, zurück in die Vergangenheit. "Salvete." sagte sie mit trockener Kehle, als sie Vitamalacus erkannte und kurz darauf zu Titus blickte. Ihr langes, braunes Haar fiel ihr locker auf die Schultern, denn diese Variante mochte sie selbst am liebsten. Sie hatte kaum bemerkt, wie sie die Arme schützend vor den Bauch legte, und damit ihre offene, von Claudia erlangte Art aufgab.


    Unsicher kam sie seiner Aufforderung nach und setzte sich auf den Stuhl. Sie wagte es nicht wie in alten Kindheitstagen, ihn stürmisch zu umarmen. Auf sie wirkte er sehr distanziert und der Mann im Hintergrund stimme sie zusätzlich nervös. So wie sie aufgefordert wurde, sich zu setzen, fühlte sie sich beinahe wie in einem Verhör. Aufmerksam blickte sie Vitamalacus an, sah ihm aber nicht direkt in die Augen sondern hielt den Blick leicht gesenkt - darauf wartend, dass er das Wort erhob.

    Als sie seine Worte hörte, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Sie war zudem froh, sich von den Sergiern zu entfernen, denn nun, da sie eher mit Corvinus sprach, mochte es auch unhöflich sein, dass sie bei einander standen, sich gegenseitig aber keine Aufmerksamkeit schenkten. Sie wäre beinahe stehen geblieben, um ihn zu umarmen, doch sie zügelte sich. Wahrscheinlich würde er nicht einmal verstehen, weshalb sie diesen Ausbruch haben könnte. "Das wäre... wunderbar!" brachte sie ihre Freude über sein Angebot mit Worten zum Ausdruck. Hier zeigte sich das doch noch kindliche Gemüt der heranwachsenden Frau, welche noch nicht viel mit Selbstbeherrschung anfangen konnte. In einigen Monaten würde sie vermutlich mit einem 'Das wäre sehr freundlich' antworten...


    "Du musst wissen.. Ich mochte Pferde schon immer sehr gern. Ich finde sie sind wunderschön anzusehen, wenn ich auch kaum mehr zu ihnen sagen kann, als dies." Etwas verlegen registrierte sie die Wirren ihrer Worte, korrigierte sich aber nicht. Sie entsann sich des Tages, als sie das erste Mal das Pferd ihres Vaters gesehen hatte. Ein prachtvolles Tier. Sie seufzte leicht. "Wie alt werden Pferde eigentlich?"

    Sie überlegte einige wenige Momente. Wie reiste sie am Liebsten? Es gab einige Antworten, die sie geben könnte. Einmal jene, die eher zu ihrem Stand passte und das artige Sitzen auf einem Wagen beinhaltete, das Reisen mit dem Schiff wenn ihr der Geist der Ungebundeheit durch ihren Körper rann oder aber das Reiten, welches sie allerdings kaum beherrschte, dafür aber am ansprechendsten fand. "Das ist nicht so leicht zu sagen." zögerte sie ihre Antwort also hinaus und wog den Kopf nachdenklich.


    "Ich würde sagen, am meisten gefällt mir wohl das Reiten, doch ich bin nicht besonders gut darin ausgebildet worden, da ich es niemals brauchen werde." Minervina war sich der Zweideutigkeit ihrer Worte keineswegs bewusst und sah ihn nur bedauernd an. Zu gerne mochte sie diese Tiere, doch wenn ihre Mutter sich auch um Reitunterricht für sie gekümmert hatte, so war es nur eine kurze Zeit gewesen. Und hier in Rom würde ihr die Möglichkeit wohl endgültig genommen. "Aber verrate das nicht meiner Tante! Sie würde mir vermutlich die Nähe eines jeden Pferdes verbieten!" fügte sie lachend an.

    Minervina konnte verständlicherweise nicht ahnen, was dem armen Sklaven vor ihr für ein Schicksal bestimmt war, doch es würde wahrscheinlich auch nichts an ihrer Umgangsform ändern. Sie war immer wieder hin-und hergerissen, ob sie Sklaven freundlich oder neutral behandeln sollte. Aber nach einigen weiteren Monaten unter Claudias Hand würde sich dies gewiss von selbst lösen. "Salve." sagte sie allerdings mit bestimmtem Tonfall, da ihr die Begrüßung des Ianitors nicht gefiel.


    Dann räusperte sie sich. Was wollte sie eigentlich genau? Darüber, was sie dem Ianitor sagen sollte, hatte sie noch nicht nachgedacht. Etwas verlegen sah sie nun doch drein, ehe sie sich besann. "Ich bin hier um meiner Familie einen Besuch abzustatten. Mein Vater istTiberius Maximus." Minervina brachte es nicht fertig, von ihrem Vater in einer vergangenen Form zu sprechen. Vor dem Sklaven kämpfte sie zittrige Stimme allerdings nieder. "Führe mich zu dem Hausherrn." Dass sie nicht wusste, wer dies war, sollte sie besser für sich behalten.

    Hier stand sie also nun, vor dem Haus, das eigentlich ihr Zuhause sein sollte. Nervös sah sie an sich herunter. Sie trug ihre beste Tunika, die das Weiß von einer Blüte hatte. Zudem eine dunkelrote Palla, die in kunstvollen Falten herunter fiel. Zwar hatte die Palla auch einiges an Gewicht, da der makellose Sitz sonst nicht garantiert wäre (die leichten, fand sie, verrutschten immer so leicht), doch der heutige Tag war ihr dieses Opfer wert. Sie nickte ihren Sänftenträgern zu und wandte sich der Porta zu. Heute ließ sie es sich nicht nehmen, selbstständig an der Tür anzuklopfen.


    Ob sie überhaupt noch jemanden kannte? Oder ob sie noch bekannt war? Poch-poch-poch hörte sie ihr zierliches Klopfen und straffe dann ihre Schultern. Haltung bewahren. Darauf würde ihr Vater, einst Tribun, genauso bestehen wie Tante Claudia.

    Kann sein, aber daas weiß ich, um ganz ehrlich zu sein, nicht :)


    Ich hab im Hinterkopf (Aber auch nur dunkle Erinnerungen :D) dass nicht emanzipierte Frauen die Toga Praetexta tragen, bis sie heiraten und dann die Stola. Emanzipierte Frauen hingegen tragen die normale Tunika-Palla und nach der Hochzeit dann auch wieder die Stola.


    Aber gerade bei mir kann man sich nicht sicher sein und ich selbst bin es auch nicht :) Experten? Was sagt ihr? ^^

    Zitat

    Original von Caius Sergius Curio


    In wieweit tragen sie andere Kleidung?


    Frauen tragen die Tunika+Palla, wie es für gewöhnlich ist :) Ist die Frau aber verheiratet, dann trägt sie die Stola :) Kannst ja mal in der Wiki schauen, ob da noch mehr steht ;)

    Sie selbst hatte keinerlei Geruch wahrgenommen. In Rom selbst strömten zuviele Düfte durcheinander und hier konzentrierte sie sich voll auf den Geruch der Kräuter und Blumen, die ihren betörenden Duft verströmten. Ein leichtes Lächeln lag in ihrem Gesicht, während sie auf bunte Geranien blickte, die wunderbar rote Farbtöne hatten. Als sie allerdings wieder Sthenelos' Stimme vernahm, wandte sie sich mit überraschtem Blick ihm zu. "Sicherlich. Ich wüsste nicht, warum dem nicht so sein sollte. Wenn du meinst... du hast es nötig..!" Zwar fiel ihr es immer noch nicht auf, aber sie hielt ihre Nase auch nicht direkt an seinen Leib. "Dann sollten wir allmählich umkehren, nicht?"

    Sim-Off:

    Es wäre sehr gut, wenn ich vielleicht noch morgen früh abgeben kann :) Mir fehlt noch eine halbe Aufgabe und ich muss in ein paar Minuten weg, weshalb ich es vermutlich nicht mehr heute schaffe. Wär aber sehr ärgerlich für mich, da ich 3 Seiten geschrieben hab :) Wär echt nett!

    "Du schliefst auf dem Forum?" fragte sie beinahe ungläubig und sah ihn verwundert an. Ehrliches Mitleid zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, dann wurden ihre Züge allerdings deutlich weicher. "Ich bin mir sicher, dass du, sollte meine Tante dich einstellen, bei uns leben wirst. Wir sagen ihr einfach, dass du mich auch im Benimm lehrst und dann ist es gar kein Problem mehr!" In diesem Moment musste sie an Marcus denken. Ob er mittlerweile eine Bleibe gefunden hatte, oder ob er auch auf einem Forum schlief?

    "Ja, das denke ich auch." erwiderte sie mit einem leisen Lachen und richtete den Blick wieder für eine kurze Weile gen Himmel. Dabei übersah sie eine kleine Wurzel die ihren Weg kreuzte und sie kurz ins Stolpern brachte. Sie schwankte zwei, drei Schritte nach vorn, musste aber sofort lachen, als sie Halt gefunden hatte. "Schau, ich finde mich noch nicht einmal außerhalb der Stadtmauern zurecht!" meinte sie vergnügt und sah ihm entgegen.


    "Rom ist wirklich gigantisch. Ich habe mir bislang auch nur die Wege eingeprägt, die ich kennen muss. Auf andere Seitenwege habe ich mich bislang noch nicht getraut." räumte sie ein und schritt wieder neben ihm her, als er sie aufgrund ihrer Stolperschritte wieder eingeholt hatte.

    In Gedanken überflog sie rasch die Ereignisse. Sie hatte nach 3 Wochen nicht mehr weitergezählt, aber mittlerweile durften es vielleicht 5 oder 6 Wochen sein. Ihr Blick ging kurz in einen Rebengang, doch noch schienen die meisten Trauben nicht reif zu sein. Dann bllickte sie wieder zu Sthenelos, der an ihrer Seite schritt. "Ich glaube es sind 5 Wochen, genau habe ich nicht darauf geachtet. Ich schätze du bist erst wenige Tage hier, nicht?" Ihr dunkelbraunes Haar rahmte nun in Wellen ihr Gesicht, denn sie hatte es vorerst aufgegeben, dies zurückzustreichen. Bei der leichten Brise, die hier außerhalb Roms über die Hügel glitt, war es hoffnungslos.

    Sie hielt seinem Blick auch dann noch stand, als er sich ihr näherte. Ansonsten war Minervina häufig scheu, doch hier hielt sie durch, denn sie wollte nicht zurückweisend wirken, was sie eigentlich auch gar nicht war. Stattdessen verlieh sie ihrem Lächeln noch ein wenig mehr Kraft und erwiderte dankbar: "Ja, ich weiß. Vater war nur selten daheim, denn er bekleidete das Amt eines Tribunen und war viel bei seinen Leuten. Und eigentlich kenne ich ihn kaum. Aber ich habe mir fest vorgenommen, ihm eine gute Tochter zu sein um ihn auf diese Weise auch in mir weiterleben zu lassen."


    Sie legte ihre Hand leicht auf die Seine und drückte sie kurz, wobei sie ein rasches Zwinkern anfügte. Dann ließ sie los und wandte sich wieder um, um den Weg vor ihnen weiter zu beschreiten. Zugegebenermaßen war sie selbst noch nie auf dem Landgut unterwegs gewesen, aber sie würden sich sicherlich zurechtfinden. Derzeit wuchsen neben ihnen schöne Weinreben.

    Nachdem auch Minervina ihren Becher mit kurzen Zügen geleert hatte, erhob diese sich und ging mit leichten Schritten voraus. Sie schwieg eine ganze Weile, während sie den Hügel hinab ging. Doch letztlich blieb sie stehen und wandte sich zu ihrem Gast um. Ihr Lächeln war noch immer etwas leidlich, doch ihre Stimme voller Wärme. "Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich wurde eben von dem Gedanken an meinen verstorbenen Vater etwas aus der Beherrschung gerissen. Verzeih, wenn ich unhöflich wirkte." Sie wirkte ehrlich berührt und hoffte sehr, dass er ihre Entschuldigung annahm.


    Und im gleichen Moment musste sie daran denken, dass er als ihr Lehrer hier war. Es kam ihr irgendwie absurd vor, denn bis jetzt hatte sie ihn eher als angehenden Freund betrachtet, mit dem man interessante Unterhaltungen führen konnte. War vielleicht gerade dies eine gute Voraussetzung? Oder eher eine schlechte?