Beiträge von Rediviva Minervina

    Nun wäre Minervina beinahe in einer warmen, rötlichen Farbe angelaufen. Sicherlich wusste sie mittlerweile ungefähr, bei welchem Stand man was erwerben konnte. Doch, bei den Göttern, sie wusste nie und nimmer welche Ware wo am günstigsten zu haben war. Dafür sorgten doch noch immer die Sklaven des Hauses und wenn Minervina einmal Geld ausgab, dann doch nur, um sich vielleicht eine neue Tunika zu kaufen. Gerade noch eben konnte sie allerdings an ihre Selbstbeherrschung apellieren und die Röte in ihrem Gesicht vermeiden.


    "Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Aber vielleicht können wir es gut herausfinden oder den Preis herunterhandeln." meinte sie mit einem schelmischen Ausdruck in den Augen. Vor einer Stunde hätte sie vermutlich noch missbilligend die Augen gerunzelt, wenn ihr jemand gesagt hätte, dass sie mit einer Sklavin lachend auf dem Forum stand und ihr gar ihre Hilfe anbot. Nun aber war es die Realität und sie war gar nicht einmal so schlecht. "Du bist noch nicht lange hier, oder?" fragte Minervina neugierig und setzte sich ganz langsam in Bewegung, damit Mimithe, deren Namen sie noch nicht einmal kannte, ihr überhaupt folgen konnte. Zwar hatte die Sklavin den Namen schon erwähnt, aber in einem derart geschäftigem Kontex, dass Minervina ihn nicht richtig realisiert hatte.


    "Du kommst aus Germanien, stimmts?" fragte sie weiterhin und sah Mimithe mit einem freundlichen Lächeln an. Sie kramte in ihren Erinnerungen nach einem nordischen Begriff, doch so auf die Schnelle fiel ihr lediglich 'Heilsa' ein. Sie würde sich allerdings reichlich dumm vorkommen, wenn jemand sie als Römerin identifizierte und wenige Sekunden später 'Salve' sagen würde, als wenn man mit einem kleinen Kind spräche.

    Als sie beinahe ausschließlich schweigend beim Gut ankamen, brach er die Stille endlich mit einem Satz, dem sie nickend zustimmte. "Ja, ich schätze das ist wohl das Beste." Lächelnd schritt sie in die Villa Rustica, wobei ihr einige neugierige Blicke folgten. Sie musste dafür sorgen, dass sie Claudia zuerst begegnete, ehe dieser wilde Gerüchte von einer potentiellen Affäre entgegen kamen, die so ja nun überhaupt nicht stimmten. Als sie das große Badezimmer erreichten, öffnete sie die Tür lächelnd und bat ihn herein. "Es dürfte alles bereit sein. Hier ist immer alles bereit." lud sie ihn ein.

    Minervina lachte leise, als sie Mimithes Worte hörte. Es war ein freundliches und kein spöttisches Lachen, denn die Wortwahl der Sklavin hörte sich, wie konnte man es nennen, niedlich an. Niedlich mochte das richtige Wort sein, denn sie war wohl noch nicht so gut mit der lateinischen Sprache vertraut. Allerdings fragte Minervina sich ernsthaft, ob Belenor überhaupt jemals auf diese Stufe kommen würde. "Da musst du dich nicht schämen!" versuchte sie ihr Lachen auf die missliche Lage der Sklavin zu schieben. "Vor kurzem stand ich genauso ahnungslos wie du auf diesem Markt und brauchte ebensolche Hilfe."


    Ohje. Auch Minervina begann, sich in eine Misere hineinzureiten, indem sie sich zunehmend mit der Sklavin auf eine Stufe stellte. Es war nicht nur, dass sie dabei ihren eigenen Rang hinunterstufte, nein, es mochte gar angehen dass sie der Sklavin Flausen in den Kopf setzte, die ihr Herr sicherlich nicht mehr ausmerzen konnte. Aber sie hatte diese kindliche Offenheit, die Minervina selbst besaß aber so selten zu Gesicht bekam, dass sie in ihr einfach nicht die Sklavin sehen konnte. Mit einem kurzen Blick in den Korb fragte Minervina schmunzelnd: "Mit den Einkäufen bist du auch nicht sehr weit gekommen. Soll ich dir vielleicht zeigen, wo du die Sachen findest?" bot sie sich für diese 'niedere Arbeit' an.

    Zwischendurch war ihr Blick wieder kurz und mit deutlicher Scheu zu Titus gewandert, der sie noch immer so unverhohlen ansah. Es war nicht, dass sie wütend oder dergleichen wurde. Vielmehr empfand sie eine leichte Furcht bei dem Gedanken, dass ein Mann sie anziehend fand. Anziehend, was ihren Körper und nicht ihren Geist anging. Würde sich Iulius Constantius sich ihr nähern, wäre dies etwas anderes, denn sie kannten sich recht gut und zudem fehlte auch ihr nicht unbedingt das Interesse. Aber diese lüsterne Art des Blickes riefen kalte Schauer in ihr wach. "Danke." meinte sie unsicher, als er ihr eingeschenkt hatte. Doch aus unbestimmten Grund, verließ er wieder den Raum. Sie hatte nicht den strafenden Blick ihres 'Onkels' bemerkt.


    "Zum Wohl." erhob sie ebenfalls den Becher in seine Richtung und das leichte Lächeln fand sich wieder auf ihrem Gesicht ein. Allerdings erlosch es zart wie ein kaum entfachtes Feuer, als Vitamalacus wieder auf den alten Soldaten zu sprechen kam. "Ja, gewiss." stimmte sie ihm nicht eben überzeugt zu und führte das Glas an den Mund um einen kleinen Schluck daraus zu trinken. Sie lauschte still seinen Worten, sah ihm allerdings seine Ungeduld aufgrund ihrer Frage an. Unsicher, ob es gut war, das Thema weiter auszuweiten, zögerte sie die Stille etwas hinaus, indem sie noch einen weiteren Schluck trank.


    "Dann ist gut. Ich mag manchmal etwas naiv sein, doch länger als um noch kurz den Sonnenuntergang zu betrachten werde ich ganz gewiss nicht draußen verweilen, wenn es mir nicht gestattet ist." hatte sie also das gesunde Mittelmaß gefunden und war eigentlich recht zufrieden damit. Daran würde er sicherlich ebenso wenig etwas auszusetzen haben. "Gibt es ansonsten noch Dinge, die für mich unbedingt zu beachten sind?" fragte sie artig.

    Nun begann sich gar schlechtes Gewissen in ihr zu regen, obwohl es vor ihr offensichtlich nur eine Sklavin war. Minervina war sich noch immer nicht ganz schlüssig, was sie von Sklaven denken sollte und wie sie diese zu behandeln hatte. Einerseits wollte sie diese nicht so weich behandeln wie es ihre Mutter tat, aber hart wollte sie auch nicht unbedingt sein. Kurz fühlte sie sich an Belenor erinnert, dem sie noch immer nicht zu verstehen gegeben hatte, dass er eigentlich ihr Sklave und nicht ihr Gast war.


    Vorsichtig und beinahe schüchtern legte Minervina ihre Hand auf die Schulter der jungen Sklavin und meinte mit eindringlicher Stimme: "Mach dir keine Sorgen. Du hast doch nichts falsch gemacht." 'Oh, wenn das Tante sähe' ging es ihr durch den Kopf, aber so betreten und ängstlich wie die Sklavin schien, schaffte Minervina wieder einmal nicht, standesgemäß zu denken. Aber wer konnte überhaupt so herzlos sein und diese hilflose Person auch noch weiterhin abweisend behandeln.


    "Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte sie noch einmal, während ihr Blick zu dem blonden Haar schwankte. Sie fühlte sich sogleich an die Sklavin neben Belenor erinnert, die sie nicht mitgekauft hatte. An wen sie wohl geraten war? Das Mädchen hier war gewiss auch aus dem germanischen Raum, was ihr allerdings nicht unbedingt das blonde Haar sagte, sondern auch der fast kehlige Akzent, den auch Belenor hatte. Nur, dass Belenor kein Wort Latein konnte.

    "Spaßeshalber kann ich ja einmal ein Holzgladius halten und versuchen es zu führen, aber nähere Übungen wären wahrlich gewissermaßen sinnfrei." fuhr sie ihrer beider Überlegungen fort und führte sie dabei wohl auch zum Ende. Leise lachte sie und trank den Rest des Wassers aus dem Kelche aus. Man konnte ihr nur zu gut die Vergnügung ansehen, die sie derzeit empfand. In einer raschen Geste stellte sie den Kelch leiser ab, als bei der Wucht ihrer beschwingten Bewegung zu vermuten gewesen wäre. Allerdings lauschte sie wieder interessiert, als ihr wieder etwas mehr Wissen über das 'Fach' vermittelt wurde. "Dann bin ich mal gespannt!" meinte sie abschließend, denn sie wusste nicht mehr zu einem Gladius zu sagen.


    Als er sich zu ihr neigte, pochte für einen Moment ihr Herz etwas schneller, als sie es wollte. Allerdings weniger wegen der warnenden Worte, die durchaus berechtigt waren und welche sie nicht als böse ansah. Leise erwiderte sie: "Ich weiß, dass Waffen innerhalb des Pomeriums tabu sind. Was aber ist denn mit Ritualdolchen?" Einen solchen trug sie immerhin schon seit ihrem ersten Tag in jede erdenkliche Ecke Roms mit sich. Ein Geschenk von ihrem Onkel Callidus, den sie eigentlich recht gern mochte - dafür, dass er Plebejer war und zudem der Bruder ihrer Mutter, war er ein feiner Kerl.


    Als dann allerdings wieder ein rascher Themenwechsel folgte, wurde der beschleunigte Puls ebenso vergessen, wie der Groll gegen ihre Mutter und sie grinste breit. "Sollte ich einmal viel verdienen, werde ich für ein Denkmal sorgen, damit du immer in Erinnerung der bösen Eierdiene bleiben wirst!" Sie kicherte, als sie sich versuchte vorzustellen, wie mitten auf dem Forum ein salutierender Constantius war, der zerdetschte Eier auf seiner Rüstung trug und kauernde Knaben zu seinen Füßen. Beinahe ernsthaft bedauernd fügte sie an: "Und du hast deine Rüstung wirklich wieder ordentlich sauber gekriegt oder musstest du sie entsorgen?"

    Wieder richtete sie ihren Blick auf den immer farbiger werdenden Himmel und ein leicht verträumter Schimmer schlich sich in ihre Augen. Manchmal hatte sie es sich als Kind versucht vorzustellen wie es wohl sei, einfach die Schwingen ausbreiten zu können und auf den Horizont zuzusegeln. Wie wohl der Blick von soweit oben war? Minervina selbst war noch nicht einmal auf einem größeren Berg gewesen. Warum auch sollte man sich einer solchen Anstrengung unterziehen. Männer die sich für die Legion bereit machten, mochten dies vielleicht als sinnvoll empfinden. Aber was sollte sie als Frau für eine Begründung haben? Dass sie einmal in ihrem Leben die Sicht eines Adlers haben wollte? erst Helvetius' Stimme riss sie wieder aus ihren Gedanken.


    "Na, dann ist es doch gar nicht so schlimm. Wenn sie sogar noch so jung ist und dennoch freigelassen wird, habt ihr sogar unwahrscheinliches Glück. Die meisten aller Sklaven werden gar nicht freigelassen und schon gar nicht in dem Alter." meinte sie mit gespielter Fröhlichkeit und lächelte ihn an. Sicher verstand sie die Schwierigkeit, aber ein Verhältnis zwischen Sklavin und Plebejer war ja nun keine ungewöhnliche oder verbotene Angelegenheit. Oder kannte sie die Gesetze nicht gut genug?


    "Aber einen Einwand habe ich. Warum ist es denn so streng vertraulich? Euch kann doch nichts geschehen. Oder verbot ihr Herr, dass sie sich verliebt?" fragte sie mit Absicht eine sehr einfache Frage, die aber wahrscheinlich völlig unerwartet kam. Fragend blickte sie in das Gesicht des Helvetiers.

    Minervina, natürlich der Auflage nicht folgend und ohne Sklavin unterwegs, schlenderte wie so oft in letzter Zeit über die Märkte von Rom. Es gab zuviel zu sehen, was sie noch nie gesehen hatte. Und all das hier ließ sich nicht in wenigen Tagen betrachten - ganz Rom schon einmal gar nicht. Bald, schoss es ihr durch den Kopf, sollte sie sich vielleicht doch an die Auflagen ihres Onkels halten. Zumindest dann, wenn sie endlich in seinem Haus wohnte. Quintus Tiberius Vitamalacus, ein Verwandter aus ihrem eigentlichen Kreise. Sie sah die gens Rediviva nicht als ihre Familie an. Für sie würde es immer die Tiberia bleiben.


    Es waren immer wieder die gleichen Gedanken, die ihr während des Gehens in den Kopf schossen: aufrecht gehen, stolz gucken, ordentlich sprechen, unansprechbar wirken... Tiberia Claudia bleute ihr zunehmend mehr patrizische Gesten ein. Und Minervina nahm dieses Wissen gerne an. Mühsam hielt sie den Blick geradeaus, als sie beinahe aus der Bahn geworfen wurde. Als eine junge Frau sie berührte, zuckte sie beinahe derart zusammen, dass sie einen Sprung rückwärts machte. Glücklicherweise konnte ihre dignitas davor retten und sie sah die Frau aus großen Augen an. Zu sehr hatte sie sich auf ihr Auftreten konzentriert, als dass se darauf gefasst gewesen wäre.


    "Und was habe ich damit zu tun?" erwiderte sie giftiger als sie es eigentlich gewollt hatte, aber noch war zu durcheinander, als dass sie freundlich Antworten könnte. Dann allerdings besann sie sich ihres Leitspruches mit dem guten Benehmen und murmelte direkt etwas von Verzeihung. Dann trat eine kurze Stille ein, in welcher sie die Sklavin musterte, die sie allerdings nicht als solche identifizieren konnte. Schon etwas freundlicher und mit einem leichten Lächeln fragte sie: "Was suchst du denn?" Mit jeder weiteren Musterung tat ihr der schlechte Beginn immer weiter leid, weil ihr der Schreck eine immer schlechtere Rechtfertigung wurde.

    Ick bin den restlichen Abend und morgen nicht zuhaus (Morgen kann ne Planänderung sein, aber noch weiß ichs nicht:) ) Kommt recht überraschend und sorry an die Postpartner von Helena und Minervina :)


    Die Hispanier können den Zeitaufschub ja nutzen um bei dem Opfer auf der Rostra zu posten :P


    Liebe Grüße und evtl bis morgen, sonst bis Montag =)

    Minervina richtete ihren Blick auf Titus und war kurz einer Antwort für diesen nicht fähig. Sie sah kurz auf die Kannen und dann wieder in sein Gesicht. Sie mochte es nicht, dass er sie so unverhohlen betrachtete und ein unangenehmer Schauer rieselte ihren Rücken herab. Doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und riss sich mühsam von diesem Moment los, um ihren Wunsch zu äußern. "Ein Drittel Wein, zwei Drittel Wasser." Wäre der Tag, der vor ihr lag, weniger lang, würde sie vermutlich mehr Wein wählen, denn es war Schade um das kostbare Getränk. Aber wie es nun einmal war, es half nichts, wenn sie jetzt schon einen leichten Dusel bekam und mit diesem durch Rom wandelte.


    Unbehaglich wandte sie den Blick von Titus wieder ab, der nun für den Wein zu sorgen hatte. Eigentlich wär es ihr sogar lieber gewesen, wenn er überhaupt nicht hier im Raum stand. Vor einem Sklaven hätte sie weniger Bedenken gehabt, als vor einen wohl sogar etwas höher gestellten Manne - und das höher war nicht nur im gesellschaftlichen Sinne zu betrachten. Sie sah wieder zu Vitamalacus und versuchte, den Soldaten zu ignorieren. So ganz gelang es ihr nicht, den Blick aus dem Sinn zu verdrängen, aber zumindest konnte sie sich wieder auf ihren 'Onkel' konzentrieren. Ein leichtes Lächeln kehrte wieder auf ihre Lippen zurück. In der gens Tiberia hatte sie mehr Zärtlichkeit erfahren, als in der plebejischen Rediviva - obwohl es eigentlich ganz anders herum sein müsste. "Ich danke dir. Mir selbst kommt es bei alledem auch weniger auf den Stand an, als dass ich einen großen Stolz für meinen Vater empfinde und es kaum verkraften könnte, nicht als seine Tochter anerkannt zu werden." erklärte sie. Ihr Vater war stets der einzige Grund gewesen, überhaupt einen Stolz zu empfinden.


    Überhaupt war sie nur seinetwegen in Rom. Sie wollte sein Erbe erfüllen und ihm eine gute Tochter sein. Sie wollte in eine einflussreiche Famillie einheiraten und selbst strebsam und würdevoll sein. So, wie er es sich gewiss immer gewünscht hatte. Sie artg, standesgemäß aber wohl auch glücklich zu sehen. Diesen Wunsch würde sie ihm erfüllen. Sie war schon beinahe besessen von diesem Gedanken. Als sie kurz darauf allerdings die Auflagen hörte, die in diesem Haus zu beachten waren, entglitten ihr beinahe ihre Gesichtsszüge. Damit raubte man ihr ja beinahe gänzlich jede Freiheit. Etwas unintelligent rieb sie sich unter der Nase, ehe sie erwiderte: "Ich werde daran denken. Zu meinem Schutz habe ich mir einen germanischen Leibsklaven mitgebracht, Belenor ist sein Name. Und eine Leibsklavin für mein leibliches Wohl habe ich ebenfalls, sie stamm aus Syrien und heißt Lana." erzählte sie von ihrem kleinen Hausstaat. Die anderen 2 Sklaven, die eigentlich für ganz gewöhnliche Aufgaben mitgekommen waren, nannte sie erst gar nicht - sie waren auch nicht nennenswert. "Der Sonnenuntergang zählt doch gewiss nicht als Einbruch der Dunkelnheit, nicht?" fragte sie mit einem hoffnungsvollen Schimmern in den Augen.

    Ehrlich? Gut, da hätt ich auch ein bisschen nachdenken können. Seit ca. einem Monat sollte ich das auch wissen. Aber eigentlich (wohlbemerkt eigentlich :D) gilt doch eine Frau bis zur Heirat als Kind, oder?

    Sie konnte beinahe sein Ringen spüren, doch sie ließ ihn in aller Ruhe darüber sinnen. Es brachte nichts, wenn sie ihm da hineinredete, denn schließlich sollte er es Stück für Stück bedenken und sich nicht Hals über Kopf ausschütten. Was sie natürlich auch toleriert hätte, aber sie wollte nicht die Schuld daran tragen, wenn er etwas sagte, was er später vielleicht bereute. Während er nachdachte, schweiften auch ihre Gedanken ganz langsam wieder ab. Damals hatte sie auch ein Geheimnis gehabt, welches sie nur knapp und ein einziges Mal erzählt hatte. Sie hatte es einer völlig Fremden erzählt, die sie nie mehr wieder gesehen hatte. Sie war recht nett gewesen, doch hier und jetzt konnte sie sich kaum mehr an ihr Gesicht erinnern. Hoffentlich hatte sie Minervina ebenfalls vergessen, denn käme es irgendwann heraus, würde man sie vermutlich in den Carcer sperren lassen. War Titiana einst vertrauensseelig gewesen oder hatte sie einen Fehler begangen? Minervina kannte die Qual der Ungewissheit, weshalb sie Helvetius auch alle Zeit der Welt ließ, sich zu entscheiden.


    Als er dann wieder leicht seine Stimme erhob, ließ sie ein ebenso kurzes, wie leises Lachen hören. Noch immer ließ sie ihm die Stelle. Vielleicht quälte es ihn auch, dass sie ihm keine Entscheidungshilfe anbot, aber die Verantwortung wollte sie wiederum überhaupt nicht tragen. Titiana damals hatte auch eine schwere Last auf sich genommen, schien aber selbst kein unbeschriebenes Blatt zu sein. Zumindest nicht, wie die junge Minervina mit herausragender Menschenkenntnis zu beurteilen dachte. Aber natürlich mochten auch ihr Fehler unterlaufen. Leise meinte sie dann: "Ich hoffe dann sehr für dich, dass es so verläuft wie du es dir vorstellst." Ganz weit, zwischen den Häusern konnte sie schon eine leichte Verfärbung des Himmels erkennen. Aber sie würde sich Zeit lassen, das hatte sie sich fest vorgenommen. Sie war schließlich kein kleines Mädchen mehr und außerdem in Begleitung eines Miles, da konnte nicht viel geschehen, was nicht wünschenswert wäre.


    Offensichtlich hatte er sich entschlossen, seinem Kummer doch Luft zu machen, stellte sie mit einem weichen Lächeln fest und hörte ihm einfach nur schweigend zu. Es schien ihm noch immer nicht leicht zu fallen, aber gewiss würden ihr nach dem 'Geständnis' tröstende Worte einfallen. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie nun Helvetius Cato. Es war schon merkwürdig. Sie hatten sich durch einen, aus ihrer Sicht eitlen Pfau, kennengelernt, der ihre erste Bekanntschaft in Rom gewesen war. Und nun trafen sie sich das zweite Mal und sprachen schon nach wenigen Schritten so offen miteinander. Minervina verstand nicht warum, aber ehe sie darüber nachdenken konnte, folgte der eigentliche Sorgegrund. "Das hört sich eher weitläufig als simpel an." entgegnete sie leise und wandte ihr Gesicht nun etwas deutlicher in seine Richtung, damit sie ihn nicht mehr aus den Augenwinkeln beobachten brauchte. "Warum dürft ihr euch denn nicht lieben? Ich nehme nicht an, dass sie eine Vestalin ist, auch wenn ich soetwas auch schon aus näherer Bekanntschaft kenne." fuhr sie fort und lachte leise. Doch es war ein freudloses Lachen. Manchmal konnten Schicksal und Götter wahrlich grausam sein.

    Sie konnte zwar nicht hinter die Fassade in Form eines Lächelns blicken, aber dennoch mochte sie sich denken was hinter seiner Stirn vorging. Es waren gewiss die gleichen Gedanken, die auch ihr selbst schon in den Sinn gekommen waren. Das Verhalten ihrer Mutter war rufschädigend und nicht in Ordnung gewesen, aber für den Genswechsel hatte Minervina noch einigermaßen Verständnis aufbringen können. Es war kein Verhalten gewesen, dass sie sich von einer Mutter erwartete, aber auch eine Mutter war nur ein Mensch. "Mutter war tief verzweifelt." sagte sie nun also verteidigend, doch auch in ihren eigenen Ohren hörte sich die Begründung als nicht ausreichend an. Das, was Minervina als Fehlverhalten ansah, war die Affäre zu Lebzeiten ihres Vaters und dies war eine Sache, die sie ihrer Mutter nie vergeben würde.


    Sie war allerdings erleichtert, als Vitamalacus das Thema wechselte. Schüchtern nickte sie auf das Angebot hin und warf einen Blick auf Titus. Dieser war zuerst noch äußerst scheu, entwickelte sich aber rasch zu einem freundlichen Lächeln. "Es freut mich sehr." brachte sie ihm höflich entgegen. Ob er ihren Vater auch gekannt hatte? Sie wusste, dass die meisten Soldaten ihn sehr zu schätzen wussten. Aber wäre sie selbst ein Soldat gewesen, hätte sie dies wohl auch getan. Was sie wiederum zu dem Schluss führte, dass sie sich vernachlässigt fühlte. Aber er hatte immerhin nicht seine Pflichten vernachlässigt. Seine imperialen Verpflichtungen.


    Als Vitamalacus fortfuhr, nickte sie beflissen. "Ja, wir werden bald hier wohnen, so hoffe ich doch. Der Weg ist immer sehr umständlich und da ich mich gern bewege, kommt es doch sehr praktisch, wenn wir endlich hier wohnen können." bestätigte sie seine Worte, während sich ihr Leib zunehmend entspannte. Vermutlich wollte er zu Beginn nur klar herausfiltern, dass er kein Mann war, dem man Lügen auftischen sollte. Und wenn es wirklich der Grund für seinen ruppigen Ton gewesen war, so hatte er Erfolg gezeigt. "Wann weiß ich allerdings auch nicht genau zu sagen." gab sie bedauernd zu.


    Bei seinen versonnen Worten schlich sich ein rötlicher Schimmer auf ihre Wangen und verlegen senkte sie den Blick zu Boden. Nicht nur, dass er sie als Dame ansah, nein, er bezeichnete sie im gleichen Atemzug auch noch als schön. Sie wusste, dass sie durchaus hübscher war als so manch andere Frau oder anderes Mädchen, doch viel darauf einbilden tat sie sich nicht. Viel eher fürchtete sie darum, dass mancher Mann nur Wert auf die äußerliche Pracht legte und an ihrem Inneren scheiterte, welches ja recht komplex war. "Ich kann mich nur sehr bruchstückhaft daran erinnern. Doch damit begann meine Liebe zu Pferden." sagte sie lächelnd und hob sacht wieder ihren Blick an.

    Ihr strafender Blick wandelte sich rasch in Verwunderung, als sie seine Worte hörte. So ganz wirklich wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. Um seine Sorge schienen sich wirklich gefährliche Ranken zu schlingen und es schien ihm nicht zu behagen, darüber zu sprechen. Zugleich aber wirkte es, als müsse er es unbedingt loswerden, ehe er sich darin verlöre. Und doch wog sie ihre Antwort sorgfältig ab, denn wenn sie versprach, dass sie das Geheimnis für sich bewahren würde, wäre automatisch viel Verantwortung damit verbunden. Und ob sie diese bereit zu tragen war?


    "Ich kann gut ein Geheimnis wahren, das sollte genauso wenig deine Sorge sein, wie ob ich es vertragen würde. Mach dir lieber Gedanken darum, ob du überhaupt darüber sprechen möchtest, denn wenn es dir nach der Aussprache eine größere Last als zuvor ist, wurde der Gegeneffekt erzielt." entgegnete sie mit besorgter Stimme. Sie war ebenfalls sehr erstaunt, wie offen sie in den ersten gemeinsamen Minuten miteinander sprechen konnten. Es freute sie sehr, doch auf der andere Seite ängstigte es sie ein wenig. Es ging beinahe zu schnell, doch sie begann von ihrer Seite aus ebenfalls, sachtes Vertrauen zu fassen. War es doch für sie auch nicht schwer, da ihr Vertrauen bislang noch nie enttäuscht wurde.


    Schon jetzt überkam sie die Ahnung, dass dies möglicherweise ein recht langer Abend werden würde. Aber hiergegen hatte sie auch nichts einzuwenden. Tante Claudia würde sich gewiss keine Sorgen machen, denn sie, Minervina, war sehr zuverlässig und das wusste sie. "Wäge für dich ab, ob du es mir berichten möchtest. Ich weiß sehr wohl, wie schwer eine Last wiegen mag, wenn man sie allein zu tragen hat und selbst der Imperator mag dies nicht immer können. Mein Ohr steht für dich offen. Wenn es dir lieber ist, so schweige. Es kann ebenso gut sein, dass du mir doch nicht so gut vertraust, dass es dir danach leid tun könnte." Ihre Stimme hatte nicht den Hauch von Ironie oder Distanz und sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Es war beinahe, als habe sie die Rolle gewechselt, als sei ihre eigene triste Stimmung abgefallen. Was sie jetzt wollte, war ihm helfen. Gleich, ob sie ihn kannte oder nicht. Das menschliche Gemüt war schon seltsam.

    Seine Worte noch im Kopf und sich eine Antwort zurechtlegend, registrierte sie, dass er recht dicht bei ihr ging. Dies führte bei ihr dazu, dass sie den Hauch eines Lächelns sehen ließ. Es war ihr ganz lieb, dass sie keinen großen Abstand wahrten, denn so konnte sie leise sprechen und er verstand sie dennoch. Zum Anderen war ihr Abends ohnehin nicht ganz wohl, wenn sie allein unterwegs war. "Wenn ich es doch sage? Ich habe mir um dich fast noch mehr Sorgen gemacht, als um die Kanne Wein, die verdächtig häufig in Kontakt mit dem Arm deines Bruders kam." gab sie lächelnd zur Antwort und hob den Blick vom Boden um die Straße entlang zu schauen.


    "Darf ich... vielleicht fragen was dich so nachdenklich und besorgt werden lässt?" machte sie ein wohl entscheidendes Angebot, dass er sich aussprechen konnte. Oder aber, die Frage ging ihm zu nahe, was möglicherweise zur Folge haben konnte, dass er sich abschottete oder sie ihren Weg gar wieder allein fortsetzen musste. Aber davon ging sie nicht aus, er wirkte zu freundlich dafür.


    Als er ansprach, dass er als Miles wohl nicht zuviel nachdenken sollte, warf sie ihm einen strafenden Blick zu, wusste aber zugleich nicht recht ob sie nicht eher lachen sollte. "Nein, jeder Mensch muss sich Gedanken machen können, es kann nur gut sein. Wnnn es nichts mit der Moral beim Dienst zu tun hat, kann es nicht schaden. Auch wenn es vielleicht im Moment schmerzen mag." erklärte sie und fand, dass sie für ihr zartes Alter erschreckend weise klang.

    Sie selbst war ebenfalls über ihre eigene Offenheit überrascht. Aber nun ließ es sich nicht mehr ändern und mit einem prüfenden Blick in sein Gesicht kam sie zu dem Schluss, dass er vertrauenswürdig war. Er wirkte als recht angenehmer Gesprächspartner auf sie und irgendetwas musste ja auch einspielen, wenn zwei Zufälle aufeinander 'trafen'. Wann blickte jemand schon weg und achtete nicht auf den Weg, wenn zeitgleich auf der gleichen Höhe jemand während des Laufens innehielt? Häufig kam es vermutlich nicht vor, dass man sich bei menschenleeren Straßen anrempelte.


    Mit einem sanften Blick betrachtete sie ihn, während sie seinen Worte lauschte. Es schienen keine erfreulichen Gedanken zu sein, welche den jungen Soldaten beschäftigten. Hatte er Probleme mit seinen Kameraden? "Wenn du möchtest, können wir unsere Gedanken ja gegenseitig vertreiben - oder besprechen, wenn gemeinsam weitergehen. Was hältst du davon?" schlug sie mit warmer Stimme vor und blickte kurz auf ihren linken Arm. Doch die Palla lag noch einwandfrei und so wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer ruckartig gemachten Bekanntschaft zu. "Damals in der Taverne wirktest du auch schon sehr nachdenklich, wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist." deutete sie ihre Gedanken an.


    Mit einem kurzen Blick sah sie wieder auf die Straße, die sie eben noch beschritten hatte und setzte langsam ihren Weg fort, darauf achtend, dass er neben ihr her schritt. Vielleicht mochte er ja sogar reden. Aus welchem Grund auch immer war sie heute in eine melancholische Stimmung getaucht.

    'Genau Cato!' wurde ihr sein Name wieder in Erinnerung gerufen, als er diesen nannte. Äußerlich bewahrte sie allerdings Ruhe, denn sie wollte nicht in die Verlegenheit kommen, dass er rausfand, dass sie seinen Namen vergessen hatte. Noch ging er sicher von einer distanzierten Umgangsform aus. "Dann ist gut!" schloss sie das leidliche Thema ab. Sie ahnte nicht, dass er ähnliche Gedanken hegte wie sie. Es waren gewiss nur höfliche Floskeln, dass er die Schuld auf sich nahm, was sie aber nicht verstehen konnte. Denn schließlich hatte sie ihn doch angerempelt. Sie hoffte sehr, dass er seine Schuldzuweisung auch so meinte und ihr nicht grimmte, da sie es nun auf sich beruhen ließ.


    Bei seiner Frage richtete sie den Blick kurz in Richtung des Himmels, von dem die Sonne längst nicht mehr auf die hinab donnerte. Ein kleines Weilchen würde es bis zum Nachteinbruch gewiss noch dauern, aber sie hatte dennoch keine Eile. "Meine Gedanken. Ich wollte einfach noch nicht nach Hause, denn dort würden sie mich weiter beschäftigen. Dort wären sie aber auch trübsinnig, da ich keine Bewegungsfreiheit hätte. Also bin ich nach meinem Dienst noch ein wenig spazierengegangen." erklärte sie aufrichtig ihre Beweggründe und ärgerte sich wenige Momente später wieder über ihre Ehrlichkeit. Besser wäre wohl leichter Schwindel gewesen, da sie sonst zu leicht durchschaubar ist.


    Dann wandte sie ihren Blick wieder ihm zu, allerdings noch immer blinzelnd da kleine Flecken durch ihr Bild sprangen, die noch durch die direkte Ansicht der Sonne stammten. "Und dich? Was führt dich jetzt noch durch diese verlassenen Straßen einer so großen Stadt?" erkundigte sie sich nach seinen Beweggründen.

    Ihr Blick war beinahe ängstlich, als er sie so eingehend musterte und ihre Hand verkrampfte sich etwas im Stoff der Tunika. Sie fühlte sich wie eine unverschämte Bittstellerin, die wusste wie dreist es von ihr war, dass sie es noch einmal wagte aufzutauchen. Seinem Blick konnte sie abermals nicht standhalten und so wandte sie ihren Blick auf die Hand hinter Vitamalacus. Die Tiberia. All das kam ihr, allein aus ihrer Gesicht gesehen und unabhängig von der Situation, vor, als sei sie vor langer Zeit aus ihr verstoßen worden und als hätte sie den sehlichsten Wunsch, zurückzukehren. Doch es war ihr nicht möglich, viele Paragrafen verboten ihr die Rückkehr und sie wurde wieder zurück in den plebejischen Käfig gezwängt, von wo aus sie die patrizische Freiheit nur beobachten konnte.


    Zierlich sah sie ihn bei seinen Worten wieder an und leichter Unglauben zeichnete sich in ihren Augen ab. Sie ließ sich seine Worte nochmals durch den Kopf gehen, ehe sich langsam ein weiches Lächeln in ihre braunen Augen schlich. "Genau die bin ich. Von ganzem Herzen und mit allem Willen." Sie mochte es, wie er von ihrem Vater sprach. Für sie war er immer ein großer Held gewesen. Nicht ein weiches Wesen voller Bequemlichkeit, wie es ihre Mutter oder erst recht Metellus waren. Sie mochte den Soldaten an ihrem Vater, den Soldaten, der sich der Wirklichkeit und seinen Feinden stellte. Das Lächeln auf ihrem Gesicht nahm stolze Züge an, denn auf nichts war sie stolzer als auf ihren Vater.


    Als er allerdings bat, dass sie die genauen Geschehnisse wiedergeben sollte, hätte sie beinahe passen müssen. Sie hatte nicht viel davon miterlebt, da sie sich in ihre eigene, kleine Welt zurückgezogen hatte. Und gleich wie sie alles darstellen würde, ihre Mutter stünde in einem schlechteren Licht, als Minervina es eigentlich wollte. Doch dann begann sie mit leiser Stimme, während sie noch immer aufrecht auf ihrem Platz saß. "Damals als Vater als verschollen gemeldet wurde, ist Mutter beinahe zerbrochen und hat Trost in ihrer.. geglaubten Familie gesucht. Es war die gens Matinia, die durch mehrere Bande mit der Octavia verwandt waren. Mutter ließ sich, mich und meine Brüder vor lauter Einsamkeit in die gens Matinia adoptieren, durch den Proconsul." begann sie mit klarer Stimme, während sie es nun durchstand ihm dabei in die Augen zu sehen.


    "Sie wollte es als vollständigen Neuanfang sehen, da sie wohl nicht mehr.. an Vaters Rückkehr glaubte. Sie bandelte vor Allem eng mit dem Sohn Agrippas an. Der große Umschwung kam letztlich, als plötzlich ein Fremder namens Redivivus Romanus auftauchte und sich als Mutters Bruder zu erkennen gab. Offensichtlich wurde sie als Kind nur in der Octavia aufgenommen. Er konnte dies alles wohl auch beweisen. Und so nahmen wir wieder Abstand von der gens Matinia und kehrten zurück in die Rediviva, was ich als einzigen von Mutters Schritten nachvollziehen kann." endete sie. Von der Affäre zwischen Helena und Metellus sagte sie nichts, denn einst waren sie Geschwister gewesen und sie wollte ihre Mutter in ein nicht zu schlechtes Licht rücken. Ebenso verschwieg sie auch, dass Metellus und Helena bald Verlobung feiern würden. Sie hätte nie gedacht, dass sie die beiden einmal decken würde.

    Als sie erkannte, wer der 'Herr' vor ihr war, stieß sie ein gestresstes, aber erleichtertes Lachen aus, bei welchem ihre Mundwinkel eher zynisch zum Zucken kamen, aber nicht wirklich erfreut wirkten. Sie versuchte krampfhaft seinen Namen aus der Erinnerung zu kramen, doch vorerst kam sie nur auf das normen gentile. "Helvetius." atmete sie aus. Sie wirkte beinahe, als wäre sie gerade vor etwas auf der Flucht gewesen. Dabei war es doch lediglich das Entsetzen über diesen Zusammenstoß. "Und ich habe dich angerempelt - ohne Grund." rechtfertigte sie ihn und brachte dann doch ein leichtes Lächeln zustande.


    "Mir ist rein gar nichts geschehen. Nur mein Herz schlägt schneller, als ich es von ihm kenne, aber sonst ist alles gut!" Nervös strich sie noch einmal ihr dunkelbraunes, weiches Haar hinter die Ohren und atmete tief durch, um sich endgültig zu sammeln. Man konnte es ihr Glück nennen, dass sie selbst so erschrocken war, denn sonst hätte sie aus dem Affekt heraus vermutlich ihm jede Schuld zugewiesen - wie sie es gerne manchmal tat. "Und mit dir? Ist mir dir auch alles in Ordnung? Ich dachte schon, es sei sonst etwas geschehen." löste sich ihre Zunge allmählich und mit fast ängstlichem Blick sah sie zu ihm auf.