Minervina musste grinsen, als sie Helenas Worte vernahm und nickte zur Antwort nur. Es war ihr gerade etwas zu anstrengend, auch darauf zu antworten, zumal sie mit ihren Gedanken bei Constantius und Tarraco war - nirgendwo anders. Doch über die Einladung freute sie sich dennoch. Ob sie auch gut bei den Iuliern ankam? Das Lächeln auf ihren Lippen, wie auch das Leuchten ihrer Augen wirkte nun völlig ungezwungen und zeigte reines Glück, keine Höflichkeit. Und mit diesem Lächeln blickte sie nun von Iulia zur Rennbahn hinunter, wo die Runde 4 eingeleitet wurde. Noch immer lag die Veneta vorne.
Als Constantius allerdings wieder begann zu sprechen, ließ sie sich mit Freuden ablenken und horchte seinen Worten. Auch sie war - allerdings nur selten - durch die Felder gestreift. Schade, dass sie sich nicht schon in Tarraco getroffen hatten, schmunzelte sie in Gedanken. Immerhin waren auch sie noch nicht lange von dort fort. "Ja, ich streifte auch sehr gerne vor den Toren Tarracos umher, auch wenn es meiner Mutter nicht so gut gefallen hat. Junge Frau, allein und nicht in Sicherheit sind drei Worte, die sie zu einer Glucke werden ließen." lachte sie.
"Wäre es vielleicht sogar diesen oder den morgigen Abend Recht?" fragte sie Iulius, nachdem auch er das Angebot ausgesprochen hatte. Sie war sehr flexibel und würde sich selbstverständlich nach dem Angebot der Iulier richten, denn sie wollte sich keineswegs audrängen. Mit ihrer Rechten richtete sie sich die Palla über ihrem Schopf und sah dann wieder auf die Rennbahn. Vielleicht war es sogar besser, wenn sie sich bald wieder auf den Heimweg machte, denn ihre Tante rechnete sicher schon längst mit ihr.
Dieses Rennen würde sie allerdings noch bis zum Ende mitverfolgen. Kamen danach überhaupt noch welche? Diese Fragen stellte sie allerdings nicht, vielleicht waren sie doch -zu- nichtsahnend. "Ich müsste nur erfahren, wo die Casa Iulia liegt, denn dies weiß ich als Neuling in Roma freilich nicht." zwinkerte sie ihm wieder zu. Kurz musterte ihr Blick sein Gesicht. Nein, er war sicherlich nicht allzu alt. Außerdem wirkte er auf sie wie ein äußerst besonnener und freundlicher Mensch. Was er wohl beruflich machte? Er wirkte nicht wie einer jener Menschen, die durchgängig der Muße fröhnten, auch wenn sie dies wohl nicht mit Sicherheit sagen konnte.
Man konne anhand ihrer lebenslustig funkelnden, dunkelbraunen Augen gut erkennen, dass sie vermutlich ein wenig über ihn rätselte. Zumindest Interesse an seiner Person war nicht zu verhehlen, aber das empfand wohl annähernd Jeder bei einer neuen Bekanntschaft. Das junge Mädchen von 15 Jahren, auf die 16 zugehend, war recht hochgewachsen, wenn man die unterdurchschnittliche Größe ihrer Mutter bedachte. Zudem hatte sie sehr feine Glieder und wirkte wahrlich nicht wie jemand, der große körperliche Kräfte besaß.