Beiträge von Rediviva Minervina

    Als er seine 'Rechtfertigung' hervorbrachte, weshalb er sie nach ihren Gedanken fragte, musste sie schmunzeln. Zumindest war er ehrlich und redete sich nicht mit schönen Worten aus der Lage heraus, denn welch anderer Grund als jener der Neugierde würde jemanden dazu bewegen können, einen völlig Fremden anzusprechen und zu fragen, was diesen wohl beschäftigte. Sie musterte eine ganze Weile sein Gesicht und versuchte, sich seine Züge einzuprägen. Er wirkte durchaus männlich, doch dies auf eine gepflegte Art. Er musste guter Herkunft sein, darauf ließ schon sein Benehmen schließen. Zudem wies sein Körper auch, zumindest auf den ersten, oberflächlichen Blick, keine Hinweise auf ein faules Leben schließen. Natürlich konnte die Kleidung einen Bauch verbergen, aber sein markantes Gesicht ließ auf einen ebenso athletischen Körper schließen. Was er wohl machte? Unbedeutend war er gewiss nicht.


    Ihr Blick schweifte kurz wieder entlang der Stände, während sie versuchte, die Sklaven zu ignorieren, die ihnen das Weiterkommen erleichterten. Sie schritten nur sehr langsam, was ihr aber durchaus auch nicht ungelegen kam. Man brauchte sich nicht in jeder Form des Lebens eilen und wenn ein solch interessanter Gesprächspartner zugegen war, wäre es Unsinn zu hasten. "Naja, ich war schon einmal in Rom, aber das war zu Zeiten meines mittlerweile verstorbenen Vaters und im zarten Alter von 2 Jahren. Ah und kurz auch noch, als ich etwas älter war. Zur Verlobung meiner Tante. Doch sonst...? Nein, Rom an sich habe ich nie kennengelernt. Auch wenn ich schon dort war, so immer gut geschützt." stellte sie Überlegungen an. An ihren ersten Besuch in Rom konnte sie sich verständlicherweise nicht mehr erinnern und auch ihr zweiter schien ihr wie ein Traum vorzukommen. Damals galt ihr Vater lediglich als verschwunden, nicht als tot.
    "Darf ich Dich etwas fragen?" wich sie kurz vom Thema ab, um zu jener Frage zu kommen, die brannte. Mittlerweile war das Brennen zu einem Lodern geworden, denn es schien, als kenne er Rom anders als nur von einer einzigen Reise. "Was machst du? Bist du vielleicht in der Verwaltung tätig? Diese Frage geistert mir schon einige Zeit im Kopf herum, denn dass du einen 'Namen' hast und durchaus Lebenserfahrung, bemerkt man schon beim ersten Blick!" fragte und spekulierte sie mit einem kessen Lächeln, wandte den Blick allerdings wieder nach vorn. Vielleicht war sie etwas zu direkt gewesen.

    Also ich werde mal so antworten, wie Minervina es täte, wenn sie all diese Leute kennen würde ;) Bzw beantworten könnte. Und wenn ich als User die Chars nicht einschätzen kann, lass ichs einfach aus :)


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    [*] Haupt ID: Rediviva Helena (Ist wohl eh kein Geheimnis mehr ;) )
    [*] Neben ID´s: Dierna et Kaya
    [*] Beruf (im Moment): Civis und Mama Terroristin, gerade dem Kindesalter entwachsen
    [*] Wunschberuf: Sacerdos Minervae :]
    [*] Betriebe: Keine ;)
    [*] Ehefrau/Ehemann: *hüstel* Noch nicht
    [*] Wunschehefrau/-ehemann: Werdet ihr alle noch sehen *muahaha* Nein... Also bei Minervina wäre es derzeit wohl noch der Peregrinus Marcus Hipparchus, eine Jugendliebe :D
    [*] Vorgesetzter: Mama -.-
    [*] Untergebene: Sklaven :D


    [*] Wein oder Bier: Onkel Agrippa hat mich früh an Wein gewöhnt :D
    [*] Trauben oder Eier: Trauben natürlich!


    [*] Sklave oder Libertus: Sklave :D
    [*] Civis oder Peregrinus: Eher Civis, bei Marcus Hipparchus wär ne Ausnahme ;)
    [*] Patrizier oder Plebejer: Patrizier!
    [*] Senator oder Eques: Relativ gleich, zum heiraten Senator, als Rang für mich Eques :D
    [*] Adulescens oder Civis: *uff* Ich bin stolz aufs Erwachsensein, auch wenn die Kindheit schön war :]


    [*] Rom oder Provinz: Rom.
    [*] Provincia oder Regio: Keine Ahnung ?(
    [*] Provincia Italia, Germania oder Hispania: Italia
    [*] Tarraco oder Carthago Nova: Tarraco
    [*] Mantua, Misenum oder Ostia: Ostia
    [*] CCAA oder Mogontiacum: Weder noch, Klein Minervina mag Germanien nicht. Aber am ehesten CCAA


    [*] Proconsul oder LAPP: Proconsul
    [*] Pontifex oder Legat: Pontifex
    [*] Arbeiter am Kaiserhof oder Sklave in einem Haus: Kaiserhof
    [*] Decurio oder Centurio: Decurio
    [*] Regionarius oder Centurio: Regionarius


    [*] Cohortes Praetoriae oder Cohortes Urbanae: Praetoriae :)
    [*] Ala oder Classis: Ala
    [*] I, II oder IX: IX!
    [*] Vigiles in Rom oder Vigiles in einer anderen Stadt: Vigiles in Rom


    [*] Politik oder Militär: Militär (Ich mag echte Männer :D)
    [*] Cultus Deorum oder Militär: Cultus Deorum für mich, Militär für Männer :D
    [*] Betrieb oder Militär: Militär ;)


    [*] Hungaricus oder Livianus: Hungi :) Tantchens Ehegatte :D
    [*] Florus oder Meridius: Schwer zu sagen, eher Meridius
    [*] Sevycius oder Matinius Metellus: Eher Sevy, denn sie kann Metellus net leiden.
    [*] Rediviva Helena oder Tiberia Claudia: Tiberia Claudia
    [*] Agrippa oder Macer: Agrippa hat ihr das Trinken beigebracht :D
    [*] Kaeso Pollius Industrius oder Gaius Pontius Geta: Geta (Was aber sim-off Natur hat, sim-on könnt ichs nicht beurteilen.)
    [*] Decima Lucilla oder Tiberia Livia: Tiberia Livia - Tantchen :)
    [*] Decius Germanicus Corvus oder Primus Decimus Magnus: Ich denke Corvus
    [*] Secundus Flavius Felix oder Titus Helvetius Geminus: Puh. Felix ist Patrizier, ich würde auf ihn tippen.
    [*] Publius Decimus Lucidus oder Aelia Adria: Lucidus kenne ich sim-on gar nicht mehr, hab ihn nur kurz erlebt :D Hier kann ich mich also nit äußern.
    [*] Gaius Caecilius Crassus oder Marcus Didius Falco: Falco
    [*] Cicero Octavius Anton oder Gaius Prudentius Commodus: Commodus
    [*] Gaius Octavius Victor oder Sebastianus Germanicus Reverus: Kann ich nichts sagen
    [*] Tiberius Iulius Numerianuns oder Flavus Valerius Severus: Numi ;)
    [*] Lucius Sabbatius Sebastianus oder Tiberius Octavius Dragonum: kP
    [*] Manius Horatius Toxis oder Apollonius von Samothrake: Onkel Samo, der hat mir immer so tolle Geschichten erzählt :)


    [*] WiSim1 oder WiSim2:[/list=1]


    Erweiterungen nicht ausgeschlossen :)[/quote]

    Seine Worte erinnerten Minervina an die Ereignisse vor.. Ja, es mussten schon zwei Jahre sein, da sie Marcus getroffen hatte. Der junge Peregrinus, der nach Germanien geflohen war. Ob er es geschafft hatte und sicher lebte? Manchmal noch sann sie über ihn nach, doch mit der Zeit wurden die Gedanken an ihn immer weniger. Vergessen würde sie ihn allerdings nie, denn es war der erste Junge, in den sie sich verliebt hatte. Soetwas vergaß man nie. Doch diese Gefühle waren längst beseitigt. Es war keine Zeit da, in der man um eine verflossene 'Jugendliebe' nachdenken konnte. "In der Tat, ich durfte da schon meine Erfahrungen sammeln, auch wenn Tarraco allgemein recht friedlich scheint." meinte sie mit einem Schmunzeln, doch so leicht nahm sie den Vorfall noch immer nicht. Zwar waren die spärlichen Wunden an ihrem Körper verheilt, doch ihre Seele würde wohl eine Narbe davontragen, wenn sie an diesen Mord.. dachte.


    Dann forderte er auf, weiter zu gehen und mit einem warmen Lächeln nickte sie nur. Immer voran, das war auch die Devise des Lebens und sie passte hervorragend zu ihren dunklen Gedanken, die sie mit diesem Nicken ebenfalls fortwischte. Er hatte recht. "Du hast Recht! Vielleicht finden wir noch das eine oder andere interessante Angebot und zu zweit lässt es sich doch bedeutend leichter umher schauen. Wenn ich allein unterwegs bin, mache ich immer sehr schnell. Geht es dir auch so?" fragte sie interessiert und nun endlich löste sich ihre Starre. Danke! - schoss es ihr durch den Kopf. Dann folgte allerdings ein 'Nein, Verdammt' und sie fügte rasch an: "Verzeih, ich plappere!"


    Dann allerdings fragte er nach ihrem Gemütszustand und sie blickte ihn etwas erstaunt an. Wie kam es, dass er sich dafür interessierte? Die Verwunderung machte bald einem fast dankbaren Lächeln Platz. "Ich denke eher darüber nach, welche Art von Mensch ich später ehelichen werde. Und was in Rom alles auf mich warten wird, denn bald werde ich mein Leben dort fristen. Ach, es sind so viele Gedanken. Wie kommt es, dass Du dies wissen möchtest?" Sie sah ihn mit interessiertem Blick an.

    Das Lächeln, das sich auf ihren Lippen bildete, wurde zunehmend wärmer, bis auch die letzten Wirren verschwunden waren und die junge Frau im Hier und Jetzt war. Sie zog ihre Palla wieder etwas weiter in Richtung Stirn und erwiderte freundlich: "Ja, mich freut es auch." sagte sie noch etwas unbeholfen, aber was sollte sie auch anfügen? Besser als wenn sie ihn nun mit unbedachten Worten bombardieren würde und ihn damit verschreckte. Frauen, die viel Sprachen wurden gerne gemieden, das wusste sie nur zu gut. Auch, wenn dieser Gedanke nicht hier her gehörte.


    Dann machte ihr Lächeln einem leisen, hellen und freundlichen Lachen Platz, das die Freude auch in ihren Augen leuchten ließ. Nun erst konnte man sehen, dass Minervina an und für sich auch ein fröhliches Wesen hatte, das aber hinter diesem Lächeln auch Trauer barg. Dieser Mann hieß Maximus, schoss es ihr erst jetzt verspätet in den Kopf, was ihre Antwort verzögerte, da sie wie gelähmt war. Der Name ward seltener und auch ihr Vater trug eben jenen. Dann entgegnete sie etwas stockend: "Nur zu gerne würde ich noch ein wenig mit dir gehen. Vielleicht auch besser, als allein und ohne Schutz umherzustreifen, ich hätte besser jemanden mitgenommen."

    Auch Minervina sah ein wenig seltsam hinter ihrer Mutter her. Sie wusste nicht mehr, was sie von dieser Frau halten sollte und warum ihre Gefühle so zwiespältig waren. Ihre Familie würde wohl immer die Tiberia sein, gleich, welches Blut noch durch ihre Venen floß. Dann wandte sie sich wieder mit einem seichten Lächeln zu ihrer Tante um. "Ich nehme an, du möchtest jetzt am Liebsten ein wenig Ruhe haben, und nicht spazieren gehen?"

    "Ich komme mit!" fiel Minervina ihrer Mutter allerdings fest entschlossen ins Wort. Es war kein guter Grund, aus welchem sie so rasch handelte, aber ihrer Meinung nach durchaus gerechtfertigt. Nach Minervinas Meinung hatte Helena nichts mehr am Grabe ihres Vaters verloren, denn sie begann schon jetzt sich wieder jemand anderen zu suchen. Sowas war nicht nur untreu, sondern auch verlogen. Erwartungsvoll sah sie junge Frau ihre Tante fragend an.

    Ich definitiv nicht :D Bin eine kleine liebe Patrizierin die schon jetzt einen arroganten Hang hat :D Ich hoffe sehr, dass mein Tantchen Claudia mir bald wieder meine andere Seite zeigt, ehe ich tatsächlich ein Sympathisant werde :D Langsam behandle ich Sklaven schon so gut wie meine liebste Palla :P

    ;) Gar nicht mal so eine schlechte Idee. Auch wenn's damals einige Differenzen gab, über eine Rückkehr vom Falco würde ich mich auch sehr freuen :) Für mich war er damals ein wichtiger Teil des IR :) Und er 'gehört irgendwie dazu' wie es viele andere alte Hasen von damals auch tun ;)

    Minervina hatte weniger erfreut dem Gespräch der beiden gelauscht und schon nach wenigen Worten den Blick desinteressiert abgewandt, um die Säulen des Gartens zu betrachten. Es war ein hübscher Garten und bot an diesem Haus wohl auch den meisten Luxus. Als sie das Gespräch auf ihren Vater kommen hörte, weiteten sich ihre Augen ein kleines Stück, doch der Blick haftete nun wie erstarrt auf der Stütze einer Säule. Als Helenas 'Ja' erklang sauste dieser die Säule hinab und richtete sich alsbald auf den Boden zu ihren Füßen. Sie entsann sich des toten Gesichtes ihres über alles geliebten Vaters, als sie sich heimlich zu ihm geschlichen hatte.

    Nun war es der freundliche Mann, den sie beinahe ebenso verwundert wie eben noch die Datteln anstarrte, was jenen aber wohl nicht bedeutend störte.Geziert wandte sie den Blick ab, als er ein Gespräch mit dem Händler begann. Doch dieses ziemliche Abwenden des Blickes wurde alsbald wieder rückgängig gemacht, als Maximus ihr die Datteln unter die Nase hielt und nun schien sie endgültig aufzuwachen und eine feurige Röte schoss ihr ins Gesicht, welcher ein verlegenes Lächeln folgte. "Vielen Dank." sagte sie deutlich unbeholfen und schalt sich selbst eine doofe Kuh, denn es musste wirken als könne sie nicht richtig sprechen.


    "Ich bin Minervina." ritt sie sich, ihrer Meinung nach, noch unpassender in diese Lage. Ihre Worte standen in keinerlei Zusammenhang und er schien ihre Verwirrung auch noch durchschaut zu haben und stichelte auf dieser nun herum. Dann blickte sie auf die Datteln, die sie mittlerweile ergriffen hatte, während sie den verzweifelten - und hoffnungslosen - Versuch unternahm, die Hitze aus ihrem Gesicht zu bannen. Welchen Eindruck musste wohl eine junge Frau machen, doe verträumt mitten auf dem Markt stand und einen Mann wie eine weidende Kuh anstarrte.

    Sim-Off:

    Gut, das ist wahr ;) Hätt ja sein können, dass hier reserviert ist :) :D


    Anfangs noch war Minervinas Blick rasch und unstetig, als sie die Datteln absuchte. Doch je länger sie die angepriesenen Waren beobachtete, umso abwesender wirkte ihr Blick. Sie schwankte mit ihren Gedanken ab nach Rom und war schon mehr als gespannt. Seit ihrer Kindheit war sie nicht mehr dort gewesen und hatte eigentlich nicht die geringsten Erinnerungen mehr. Und sie versuchte sich gedanklich auszumalen, wie wohl dort die Märkte aussahen, die Basilika, der Palatin... Vieles dort reizte sie sehr.


    Doch während sie diesen Gedanken nachhing, vergaß sie völlig wo sie sich befand und was sie gerade ansah, denn auch wenn es wirkte, als starrte sie eine ganz bestimmte Dattel an - eigentlich ging ihr Blick ins Leere. Als dann auch noch eine weit entfernte Stimme etwas bezüglich der Datteln sagte, was sie aber nicht so recht wahrnahm, war sie vollends verwirrt. Doch wenigstens war sie aus ihren Gedanken erwacht und mit einem fragenden Blick sah sie den lächelnden Mann neben sich an, der offensichtlich mit ihr gesprochen hatte.


    Sie kannte ihn nicht und es erschien ihr beinahe absurd, dass er sie gemeint haben könnte. Aber nach seinem Blick und seinem Lächeln zu urteilen, war anderes völlig ausgeschlossen. Und so erwiederte sie mit freundlichem Blick den seinen, wenn allerdings auch deutlich erkennbar war, dass sie die Ereignisse nicht völlig nachvollziehen konnte. "Salve." sagte sie mit nuschelnder Stimme, während sie mit einer Hand etwas abwesend an ihrer Palla nestelte, die ein wenig nach hinten gerutscht war und etwas von ihrem dunklen Haar preis gab.

    Eine klitzekleine Frage, im Laufe der Zeit werden es aber sicherlich viele werden :)


    Die Toga pratexta wird ja auch von Kindern getragen. Gilt das auch für Frauen bis zur Ehe? Also Minervina ist ja quasi rechtsmündig und auch Civis, aber die Toga Praetexta wird bis zur Hochzeit getragen, oder?


    Und ist es Pflicht, diese zu tragen oder kann man außer Haus auch von sowas absehen?

    Sim-Off:

    Ich hoffe ich darf :) Ich fang mal so an, dass ich mich im Nein - Falle wieder rausspielen kann ;)


    Seit dem Gewitter waren ein paar Tage vergangen und mittlerweile zeugten nur die Bauernhöfe weit vor Tarraco von diesem schlimmen Unwetter, da hier und dort noch kleine Schäden aufzuweisen waren. Tarraco selbst hatte sich gut wieder von dieser Seltenheit erholt und auch Minervina ging es wieder besser. Nur manchmal kam noch ein leichtes Husten aus ihrem Munde, so auch jetzt. Sie war noch immer ein wenig matt von der abflauenden Erkältung, wollte aber unbedingt wieder hinaus. Eine Erkältung im warmen Tarraco und dies im Sommer - wieviele das Schicksal wohl teilten?


    Minervina blieb an einem Stand stehen, an dem recht hübsches Obst angepriesen wurde und sie begann, hin- und her zu überlegen, ob sie sich nicht vielleicht ein paar Datteln gönnen könnte. Beinahe fragend sah sie zu dem Obst hin und versuchte sich zugleich, etwas von dem Gedrängel hinter sich zu erholen. Sie war gespannt auf Rom, welches sie in nicht allzu weiter Ferne als neue Heimat bezeichnen durfte.

    Minervinas Miene schien zu vereisen, als sie hörte wie ihre Mutter vom Duumvir sprach. Der Duumvir der ihr ihre Mutter nahm - und ihrem Vater die Frau. Vielleicht konnte Metellus gar nicht so arg viel dafür, aber sie grollte ihm dennoch. Mit beinahe verdächtig honigsüßer Stimme fügte sie ein: "Allzu weit wird die Vollendung des Baus gewiss nicht andauern, da der Duumvir sich ja in Roma aufhält." Wie ihre Worte zu verstehen waren, legte sie in die Hände des Betrachters und wandte sich deutlich missstimmt ab.

    Als er begann zu lachen, wurde auch ihr geziertes Glucksen etwas lauter und auch ihrer Kehle entrang sich ein leises, aber fröhliches Lachen. Er hatte es wahrlich gebracht, sie von ihren trüben Gedanken fort zu locken, was sie selbst nicht für möglich gehalten hätte. In diesem Moment konnte sie es sich plastisch vorstellen, wie eine dunkle Insel inmitten des Ozeans ihrer Seele war, auf die sie stets zuhielt und wieder abdriftete. Und nun war sie gar nicht erst in Versuchung gekommen, auf diese Insel zuzuschwimmen. Ihre Hände lagen ineinander, aber nun starrte sie nicht trübselig auf diese, sondern hatte die Augen vor Lachen schließen müssen.


    Nach wenigen Augenblicken hatte sie sich wieder soweit beruhigt, dass sie ihn wieder problemlos ansehen konnte. Seine Heiterkeit war unverhohlen und ihr gemeinsames Lachen schien jede Spannung aus der Zweisamkeit genommen zu haben. So zumindest empfand Minervina. Lachen bedeutete unheimlich viel und dass dieses Lachen sogar in einer solchen Situation zustande kam, machte selbst die bedrohliche Situation entspannter - und machte ihn für sie wieder mehr zu einem Menschen.


    Als er jedoch wieder mit seiner Zeichensprache begann, versuchte sie sich wieder darauf zu konzentrieren und weitesgehend glückte es ihr auch. Ihr Gesicht zeigte keinen Hauch eines Grinsens mehr und auch wenn der Schalk noch in ihren Augen blitzte, versuchte sie aufmerksam zu erschließen, was er ihr 'sagen' wollte. Was an und für sich auch wirklich nicht schwer war. Sie verstand das Zupfen an ihrer Tunika keine Sekunde lang falsch, bestätigte es doch ihren Verdacht, dass sie sich ausziehen sollte. Und es war wohl auch vernünftig, dachte sie daran, was wohl Eretha oder Pentesilea gesagt hätten, wenn sie diese nun zu Rate ziehen könnte.


    Aber sie wollte nicht unbedingt krank werden und auch wenn es wohl unziemlich war, hier war Stolz an der falschen Stelle. Als er allerdings aufstand und sich an der Tür zu schaffen machte und den Anschein erweckte, hinauszugehen, wandte sie ihren Blick wieder auf seinen Rücken. Kaum dass die Tür offen war, hörte sie das unbehagliche Prasseln des Regens und demonstrativ schlang sie ihre Arme wieder um den Leib. Erleichtert stellte sie allerdings fest, dass er nicht vorhatte wieder in das grauenhafte Wetter hinauszugehen - was aber wohl auch keinen Sinn gemacht hätte, wenn er wollte, dass sie sich entkleidete.


    Ahnungslos beobachtete sie nun sein weiteres Vorgehen, aber sie wurde nicht schlau daraus. Es war als würden ihre Augen alles erblicken, doch der Geist wurde versperrt. Und so begriff sie erst, als die zerlegte Hütte zu fackeln begann, was er vorgehabt hatte. "Nein, das ist doch viel zu gefährlich, wir sitzen doch in einer Holzhütte." versuchte sie mit, allerdings krächzender Stimme, einzuwenden. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie zu wenig gesprochen hatte und sich mittlerweile ein Kloß in ihrer Kehle gebildet hatte. Sie musste unweigerlich schmunzeln und beschloss ein weiteres Mal, sich ihm anzuvertrauen. Er würde schon wissen, was er tat. Immerhin lebten die Germanen auch in primitiven Holzhütten und so ganz anders würde es dort auch nicht aussehen.


    Als er dann allerdings andeutete, dass sie sich umdrehen sollte, sah sie ihn zweifelnd an. Sie verstand seine Geste erst nicht, besonders da er einen Scherz zu machen schien - warum sollte er sonst so laut lachen? Die leichte Bildung von Lachfältchen wurde allerdings in dem Moment eingedämmt, da er begann sich die Tunika vom Leib zu streifen. Beinahe beschämend starr blickte sie auf seinen Oberkörper, der voller Muster war - und durchaus gut gebaut. Und langsam Stück für Stück wanderte ihr Blick tiefer, wohl zur Kontrolle, was zumindest ihre Begründung war. Und sie konnte sich nur knapp davon abhalten, einen erleichterten Ausruf zu tätigen.


    Mit einem Schlag schien es, als sei sie aus einer Trance erwacht und ihre Wangen wie Ohren färbten sich ziemlich rasch in rote Farbe. Und diese konnte nicht vom prasselnden Feuer her stammen, welches deutlich mehr Wärme als die Öllampe verbreitete. Er war vernünftig, aber schien nun auch deutlich skrupelllos. Wieder versuchte sie sich Pentesileas sanfte Stimme ins Gedächtnis zu rufen, die ihr Vernunft predigte. Verschüchtert stand sie auf und drehte sich nun in der gleichen Bewegung um, die Palla lag schon längst am Boden. Vor einigen Jahren wäre es für sie noch überhaupt kein Problem gewesen - aber nun war sie eine heiratsfähige Frau. Und ob sich das hier ziemte? Es war eine ziemliche Doppelmoral. Einerseits waren Sklaven "Gegenstände", da musste sie sich nicht schämen. Aber für sie war vor Allem er deutlich mehr.


    Sie löste die Fibel aus ihrer Tunika und nun glitt auch diese sacht zu Boden. Sie hatte nur die Schultern bedeckt und war dem Mädchen noch ein wenig zu groß, was dieses rasche Entledigen leicht machte - und natürlich auch die Nässe. Das Katastrophale, gerade aus ihrer Sicht, war ja, dass sie es bislang noch nicht für nötig empfand, ein Brustband zu tragen. Sie war zwar für ihr Alter recht gut entwickelt, doch soviel dass sie dergleichen als notwendig empfand, wiesen ihre Brüste noch nicht auf. Wenn ihre Mutter auch stets etwas anderes sagte - aber sie war eben eine Mutter. Eine Mutter, auf deren Wort sie in diesem Moment großen Wert legen würde. Hätte sie doch bloß besser zugehört. Und sich die Worte zu Herzen genommen.


    Der Blick war nun frei auf einen nahezu makellosen Rücken, der Minervina selbst noch recht fremd war. Sie verschrönkte nun ihre Arme vor der Brust und wandte sich zögerlich um, während ihr die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben stand. Sie sah ihn kurz an und senkte dann ihren Blick zu Boden. Etwas unbeholfen versuchte sie mit ihrem Fuß die Tunika hochzuangeln, denn ihre Deckung wollte sie um keinen Fall auslassen. "hmm." kam es nur leise und sie senkte den Blick immer wieder, wenn sich ihre Blicke trafen.

    Minervina konnte es nicht verstehen, dass er so ruhig war. Sie fand Gewitter immer sehr schön anzusehen, aber das rasche Aufblitzen und der Donner hatten sie für einige Momente wahrlich aus der Fassung gebracht. Langsam versuchte sie sich wieder Atemzug für Atemzug zu beruhigen, ehe sie leise seufzte. Da vernahm sie wieder sein Reden und wandte den Blick und somit auch ihre Aufmerksamkeit ihm zu. Wieder sprach er germanisch und wieder schien er zu verstehen, dass sie seiner Worte nicht so recht einen Sinn zuordnen konnte.


    Doch dann musste sie glucksen. Er mochte ihr etwas vielleicht sogar wichtiges mitteilen wollen, aber seine Grimassen waren einfach zu komisch. Sie versuchte das verräterische Zucken um ihre Mundwinkel herum zu unterdrücken, aber so recht wollte es ihr nicht gelingen. Vielleicht waren seine Versuche sogar niedlich. Doch ihr fiel niciht ein, was er ihr möglicherweise sagen wollte. Das Blasen konnte vielleicht das Tösen des Windes bedeuten. Und das Hochziehen seiner Haut - vielleicht ihre nasse Kleidung? Sie legte fragend den Kopf schief und betrachtete ihn. Ihre Vermutungen waren doch recht freigiebig, wenn sie diese auch als nicht völlig absurd abtun konnte.


    Sie wandte kurz ihren Blick wieder ab und starrte auf das dämmrige Licht, das von der Öllampe ausging. Es warf leichte Schemen an die Wand und sorgte zusätzlich für eine unheimliche Atmosphäre in diesem Raum. Es war wirklich verrückt. Noch vor wenigen Tagen hatte sie einen grundsätzlichen Hass auf Germanen und nun saß sie direkt neben einem solchen auf einem schmutzigen Fischernetz. Und sie konnte ihn bislang recht gut leiden, wenn ihnen auch leider keine richtige Unterhaltung vergönnt war. Dann wandte sie ihm wieder den Blick zu und strich sich kurz durchs Haar. Es war noch immer feucht, wenn es auch langsam abtrocknete und dadurch verknotete. Sie deutete auf sich und ließ mit fragendem Blick die Decke sinken. Vielleicht meinte er wirklich die nassen Kleider.

    Aufmerksam beobachtete sie, wie sie die größere Figur, die ihn darstellen sollte, wieder verkleinerte. Noch ehe er die Punkte über dieses kleine Bild 'zeichnete', verstand sie, was dies bedeuten sollte. Er musste damals noch sehr jung gewesen sein, wenn er seine dargestellte Figur schmälerte. Und sie rechnete bemüht mit, als er versuchte sein Alter in Punkten darzustellen. Dieser logische Schritt seines Handelns musste nicht eine Sekunde überdacht werden. Er schien eine glückliche Familie darstellen zu wollen, als er das Haus um sie errichtete und ebenso die Krieger. Leise entfuhr ein fragendes "Rich?" ihrem Mund, während sie wie gebannt auf seine Malerei starrte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie er wohl als junger Mann ausgesehen haben mochte. Gewiss noch nicht so zerschlagen. Doch konnte dieser Eindruck nicht auch entstanden sein, da er 'nur' ein Sklave war? Sie schob diese Gedanken rasch wieder beiseite, was aber durch sein Handeln auch von ganz allein heraufbeschworen wurde.


    Er verwischte wieder eine der beiden Figuren und sie erschrak dabei. Es war nur Sand, durch wenige Handzeichen zu einem Gebilde geformt und doch jagte es ihr einen Stich durchs Herz. Sie konnte sich vorstellen, dass grauenhaftes Geschehen vorgefallen sein musste. Das Schwert sprach bände. Sacht und unsicher hob sie den Blick wieder, als er das ganze Bild verwischte und damit den 'Zauber' aufhob, der durch diesen Moment entstanden war. Vielleicht hätte sie besser nicht gefragt. Betrübt nahm sie seine Worte war, von denen sie wie eh und je nichts verstand, aber er schien dem Thema ausweichen zu wollen. Nein, er schien zu leiden und sie würde es nicht weiter aufwühlen.


    Sie beobachtete ihn, wie er seine Arme rieb und wieder traten Bilder aus seiner Vergangenheit in ihren Kopf, die durch ihre Fantasie ausgelöst wurden. Bedrückt senkte sie ihren Blick wieder zu dem zerstörten Bild. Es schien ihr so bekannt. Auch sie, Minervina fühlte sich zerstört. Durch den Tod ihres Vaters und der Untreue ihrer Mutter. Denn nichts anderes war es, auch wenn Metellus sie möglicherweise 'verführt' hatte. Beinahe wie ertappt hob sie den Blick wieder an, um zu dem Germanen zu blicken. Er musste recht einfühlsam sein, wenn er selbst so manches durchlitten hatte. Und wieder ermahnte sie sich, da sie mehr als nur den Sklaven sah. Mit einer Bestrafung würde sie viel zu milde sein, doch war es nicht ohnehin schon zu spät um sich ihrer Zuneigung für den Germanen zu erwehren?


    Da plötzlich zuckte ein Blitz über den Himmel, dich gefolgt von einem lauten Donnern. Minervina zuckte heftig zusammen und blickte erschrocken zur Decke, doch nun war es wieder dunkel. Das Gewitter musste sehr nah sein, wenn es in der Lage war für Helligkeit in einem geschlossenen Raum zu sorgen, indem es durch die annähernd wasserdichten Holzritzen leuchtete. Kurz wanderte ihr Bllick wieder zum Germanen, der, zumindest ihrer Ansicht nach, erstaunlich ruhig auf dem, mittlerweile in die Briete gezogenen Netz saß. Nun, da sie beide die Möglichkeit hatten zu sitzen, ließ sie sich nicht zweimal bitten und huschte auf 'ihren' Platz, während sie sich wieder in die Decke kuschelte.


    Sie empfand etwas wie schlechtes Gewissen und ertappte sich selbst immer wieder dabei, wie sie aus den Augenwinkeln zu Belenor hinüber sah. Es war, als fühlte sie sich an dem Tode seiner Familie schuld, ebenso auch an seiner Gefangenschaft. Aber hatte nicht er sich sogar noch bei ihr bedankt, als seine Retterin? Vielleicht hätte ihm noch etwas bedeutend schlimmeres erwartet als lediglich das Leibwächterdasein bei einer reichen Herrin. Was ihr an dieser Lage missfiel, war, dass sie wie ihre Mutter fühlt. Und das wollte sie nicht. Diese war schwach und nicht einmal Herrin ihrer eigenen Gefühle, geschweige denn ihrer vielen Sklaven. Unmerklich schüttelte Minervina den Kopf und blickte in das leichte Flacken der Öllampe. Inzwischen kroch wieder eine leichte Gänsehaut ihren Rücken hinauf, der aber auch durch das Blitzen an sich und nicht allein durch die Nässe ihrer Kleidung bewirkt wurde.

    Als er sich mit einem kurzen Wort an sie wandte und nickte, begann sie zu verstehen, was dieses rauhe Wort hieß. Sie war sich sicher, dass der hiermit seinen Dank ausdrückte, denn wäre ihm ihre Hilfe unwillkommen hätte er sicherlich nicht damit gezögert, seine Hand fortzuziehen. Aber was zählte hier drinnen auch schon das Ansehen? Momentan behandelte sie ihn nicht einmal wie einen Gleichgestellten, geschweige denn einen Sklaven, sondern eher als einen Mann, vor dem sie größten Respekt hatte. Und womöglich war dies auch mittlerweile der Fall, wenngleich sie auch hoffte, dass sich dies während der nächsten Zeit nicht auf ihre Umgangsweise auswirken würde. Sie durfte auf keinen Fall ihr Gesicht verlieren. Aber hier, dachte sie wiederholt, hier war es nicht wichtig. Nicht heute und nicht an diesem Ort.


    Als er wieder begann, von einer Gwyn zu sprechen, wurde ihr Blick ernst, denn sie interessierte sich zunehmend für diese Frau, die er so oft erwähnte und würde gerne wissen, wer sie war. Anscheinend, so kam es ihr zunehmend vor, verglich er sie mit dieser Gwyn. Am vorigen Abend in ihrem Bette hatte er sie als Gwyn angesprochen und sein Tonfall verriet ihr wieder mehr. Er schien Gwyn sehr zu mögen und ihr Verdacht, dass sie eine Nahstehende oder gar seine Frau gewesen war - oder noch immer ist - wurde bestärkt. Vielleicht war diese Erinnerung sogar die Begründung für den Eid, den er ihr geschworen hatte. Vielleicht hatte er Gwyn verloren. Dies würde sein eindringliches Sprechen vom Vorabend hervorragend erklären.


    Als er begann, im Sand zu zeichnen, sah sie beinahe gespannt zu. Er schien zwei Figuren zu malen, auch wenn sie noch nicht so recht verstand, was diese aussagen sollten. Die eine schien ziemlich klar eine erwachsene Frau zu sein und das andere stellte gewiss ein Kind dar. Sobald sie diese Erkenntnis erlangt hatte, hob sie den Blick um ihn fragend anzusehen. Doch natürlich fand sie in seinem Blick nicht direkt die Antwort auf diese Frage. Und erstaunlicherweise verstand sie sogar, was er ihr mitteilen wollte. Nicht nur anhand seiner bildlichen Darstellung, sondern auch an diesem Abend. Ihr eigenes Verhalten war ihr ebenso bewusst, wie er es dort auf dem Boden anzeigte. Ein schmales Lächeln zeigte sich wieder auf ihren Lippen und sie nickte. Und eine weitere Klarheit tat sich auf. Seinen letzten Satz verstand sie. So oft hatten sie schon verneint und von dem Gegenüber gesprochen, dass sie gut deuten konnte, dass es um 'kein Römer' und 'Du Gwyn'. In dieser Art zumindest und das bestätigte all ihre Vermutungen.


    Sacht verwischte sie dieses Bild und überlegte sich, wie sie ihm eine kurze Mitteilung machen könnte. Es war eine gute Idee von ihm und womöglich ohnehin die beste Art nun miteinander zu kommunizieren. Dann begann sie, zwei Körper auf den Boden zu zeichnen. Eine etwas kleinere Gestalt die ebenfalls offensichtlich weiblich war - und eine männliche, große Gestalt. Diese beiden umschloss sie mit einem Kreis und fragte mit etwas brüchiger Stimme, da sie sich schon etwas länger ausgeschwiegen hatte: "Gwyn et Belenor?" IHrer Miene haftete etwas sanftes an und um ihren Gedankengang noch klarer zu gestalten, wischte sie einen Arm von ihm fort und zeichnete diesen erneut in einer etwas höheren Position. So wirkte es, als Griffe 'Belenor' nach der Hand 'Gwyns'. Fragend sah sie ihn an.

    Während sie ihn im sanften Dämmerlicht ansah, konnte sie den gleichen Missmut in seinem Blick erkennen. Es schien der gleiche Missmut zu sein, der auch sie beseelt hatte. Sie würde ihm gerne verständlich machen, warum sie sich nicht setzte, denn eben jenes schien er nicht zu verstehen und möglicherweise sogar als unhöflich auszulegen. Wieder deutete sie in fast der gleichen Geste auf den 'Sessel', der vielleicht ein wenig schmutzig aber durchaus auch verlockend aussah, wenn man so lange gestanden hatte. Ihr Blick glitt wieder zu dem Germanen hinüber und ein hilfloses Lächeln schimmerte in ihren Augen. So lustig diese Situation vorhin auch noch gewesen war, so langsam sah sie ein, dass die mangelnden Möglichkeiten zu kommunizieren sich zu einem ernsthaften Gespräch entwickeln könnten. Mit der Zeit würde er der römischen Sprache gewiss zurecht kommen, aber wie lange mochte das dauern? Wieviele Jahre musste sie dafür einbeziehen?


    Sie fuhr sich mit ihrer Hand, die fortwährend unter der Decke gesteckt hatte, durch das nasse Haar um es sich nach hinten zu streichen. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, während sie haderte ob es höflich sei, sich zu setzen oder doch eher besser, stehen zu bleiben. Letztlich entschied sie sich vorerst für letztere Methode, denn derzeit schien er über irgendetwas nachzudenken, wo sie ihm nicht hineinfunken wollte. Ein leises und nur sehr kurzes Lachen entrang sich ihrer Kehle, als sie sah, warum er so plötzlich auf sie zugekommen war und etwas im Boot gesucht hatte. Sie hatte sich ziemlich erschreckt, doch nun kam die Erleichterung über sie und ob ihrer Angst musste sie über sich selbst lachen. Ihre Gedanken waren zu überspannt.


    Aber war es nicht auch verständlich? Immerhin gehörte er jener Sorte Mensch an, die ihr ihren geliebten Vater genommen hatte. Und hier war sie ganz allein mit dem blonden Hünen der eine kräftigere Statur als mancher Gladiator aufwies. Sie waren allein und niemand würde ihr in einem Notfall helfen können, sollte er böse Absichten haben. Und doch lautete ihre Antwort 'Nein'. Sie konnte noch alles befürchten was sie wollte, doch dass er ihr etwas antun würde, war mehr als nur unrealistisch. Er hätte es längst tun können und musste sich vor Allem nicht so um sie kümmern. Nein, vor ihm fürchten musste sie sich nicht. So groß er auch war und möglicherweise auch barbarisch sein konnte. Sie rieb sich kurz die Unterarme, da wieder ein leichter Schauer über sie kam.


    Mit einem leichten Lächeln beobachtete sie den Germanen eingehend, während er mit seinen groben Händen und den wenig geeigneten Hilfsmitteln versuchte, die Muschel zu bearbeiten. Und doch wirkte jeder Handgriff einigermaßen sicher. Der Fluch seinerseits erschreckte sie. Sie hatte einen kurzen Schritt nach hinten gemacht und war dabei an die Wand gestoßen, was ihr wiederum ein kurzes erschrockenes Einsaugen der Luft aufzwang. Doch dann sah sie, was geschehen war und Besorgnis zeichnete sich in ihrem Blick ab, das Lächeln war verschwunden. Ihm zu helfen traute sie sich allerdings noch nicht, denn er schien ebenfalls keine weitere Notiz von seiner Verletzung zu nehmen.


    Als er dann letztlich zu ihr blickte, die Muschel um den Hals tragend, nickte sie ihm allerdings mit einem schwachen Lächeln wieder zu. Der Schreck stand ihr immer noch ins Gesicht geschrieben, doch ihr Blick sollte dennoch Anerkennung für sein Werk zeigen. Wobei auch ihr diese Idee ganz gut gefiel. Besser jedenfalls als wenn man sich für teures Geld solch schöne Muscheln kaufte und dabei nicht einmal einen Finger rührte. Nun, das war wohl allgemein der Sinn des Handels jeder Art. Als er etwas unverständliches vor sich hin brummelte, legte sie durchaus etwas verwirrt den Kopf seitlich, was seine Worte für ihn wohl noch unterstreichen musste. Auch darauf folgende Worte war sie nicht in der Lage zu deuten, aber scheinbar ärgerte er sich wohl darüber, dass sie zu stur war, um sich hinzusetzen. Deshalb entschied sie sich, seiner Bitte Folge zu leisten, allerdings nicht ehe sie...


    Mit direkten Schritten ging das zierliche Mädchen nun auf ihn zu und ging mit einer flüssigen Bewegung in die Knie, um nach seiner Hand zu greifen. Nur vorsichtig und so, dass er jederzeit seine Hand hätte wegziehen können, hielt sie diese fest und betrachtete sich die Wunde an seinem verletzten Finger. Ohne langes Zögern presste sie die Decke bestimmt darauf, um die Blutung zu stillen. Es mochte keine schwere und schon gar keine gefährliche Verletzung sein, aber sie wollte ihm wieder einmal ihren guten Willen beweisen. Mit einem fragenden Blick und unsicheren Lächeln sah sie zu ihm auf.


    Diesen Abend verhielt sie sich ohnehin ganz anders ihrer Gewohnheiten, fiel ihr hierbei auf. Normalerweise ging sie zwar still und höflich, aber auch stolz und selbstsicher durch die Welt und scheute sich nicht, zu handeln. Doch heute war sie mehr ein Schatten ihrer selbst. Lag es vielleicht auch ein wenig an dem Traum, der ihr noch immer durch die Gedanken spukte? Oder mehr an dem Germanen, mit dem sie nun bei prasselndem Regen, Donner und Blitz in einer von flackernden Licht erhellten Hütte saß? Es war gleich. Noch immer presste sie vorsichtig den Stoff auf die Blutung und sah nachdenklich in sein Gesicht. Und dies alles, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

    Fröstelnd beobachtete sie den Germanen, als dieser sich das Schloss besah. Sie hatte von Anfang an verstanden, was er wohl vorhatte und auch wenn sich ihre Moral eigentlich dagegen stellte - ihr Körper sagte etwas anderes. Hier draußen hielt sie es nicht mehr lange aus. An und für sich war Regen nichts besonders Schlimmes, denn meistens konnte man sich vor diesem verbergen. Aber hier draußen, außerhalb der Stadt fühlte sie sich unter dem Wüten des Sturms verloren. So seltsam es auch klingen mochte, es machte sie traurig.


    Als das Schloss nachgab atmete die sonst so gesetzestreue und ordentliche Minervina erleichtert auf. Und doch war sie verunsichert. Konnte man denn einfach so eine fremde Hütte betreten, zu der man sich auch noch gewaltsam Zutritt verschafft hatte? es war wohl besser, dies als ein kleines Geheimnis zu betrachten. Es konnte nicht legal sein. Waren sie erst drinnen, sollten sie versuchen möglichst wenig zu verändern. Der Besitzer wäre gewiss nicht erfreut, eine Unordnung vorzufinden, wenn er schon für ein neues Schloss aufkommen musste. Doch noch ehe sie einen Schritt wagte, schob er sie sacht voran, was sie mit einem leichten Überraschungslaut und einem, kurz darauf folgendem, freundlichen Lächeln quittierte.


    Kaum dass sie in den - zugegebenermaßen nicht besonders freundlichen - Raum getreten war, wurde der Zug milder. Kaum noch etwas von dem unfreundlichen Wind war zu spüren und nur ein leises Wispern durch die Bretter zu vernehmen. Aber wenigstens war sie nicht allein und aus diesem furchtbaren Regen 'raus. Noch während sie sich ein wenig orientierungslos umsah, hatte er schon die Situation erfasst und plötzlich wurde ihr eine Decke um die Schultern gelegt. Noch ehe sie begriff, wie ihr geschah, wurde sie vorsichtig aber bestimmt 'warm' gerieben. Zumindest entstand durch die Reibung ein wenig Wärme. Als sie die Lage endlich vollends erfasst hatte, konnte sie sich des Lächelns nicht einmal mehr erwehren. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich so fürsorglich um sie kümmern würde, denn so und nicht anders betrachtete sie seine Geste. Er hatte bemerkt wie sie fror und noch ehe er etwas anderes tat, sorgte er dafür dass sie trocken und warm wurde. Gerührt sah sie vor sich auf den Boden, während sie die Decke noch etwas fester um sich schlang.


    Nun begann sie, eher ihn als die Hütte zu beobachten. Er schien äußerst aufmerksam zu sein und in Anbetracht dieser Tatsache begann sie sich mit einem Anflug von Nervosität zu fragen, ob er auch ihre Tränen bemerkt hatte. Sollten ihre Augen gerötet sein würde es in diesem dämmrigen Zustand in der Hütte nicht weiter auffallen, doch hatte er es vielleicht draußen gesehen und sprach deshalb so wenig? Weil er nicht wusste, wie er mit dieser Situation umgehen sollte? Vielleicht kam ja daher auch seine Fürsorglichkeit. Und er schien immer wieder für eine Überraschung gut zu sein, denn recht bald hatte er mittels einer Öllampe für eine Lichtquelle innerhalb der Hütte gesorgt. Es war ein angenehmes Licht und - so sehr sie es manchmal auf nicht mochte - ein Labsal im Gegensatz zu der Finsternis und dem unheimlichen Blitzen die draußen umhersurrten.


    Doch nicht lange und die nächste Überraschung erwartete sie, als sie ihn das Netz herunterholen sah. Noch hatte sie sich nicht gesetzt, sondern es vorgezogen, stehen zu bleiben. Während sie ihn beobachtete, schien die Traurigkeit wieder aus ihrem Gesicht zu verschwinden und das freundliche Lächeln verwandelte sich in einen grührten Blick. Als er ihr zu verstehen gab, dass sie sich setzen sollte, schüttelte sie allerdings nur den Kopf und deutete auf ihn und dann darauf. "Du! Du hast es dir verdient." Ihre Worte klangen in ihren Augen recht herrisch, was sie bedauerte, doch er verstand sie ja ohnehin nicht. So also legte sie mild den Kopf seitlich und lehnte sich an ein freies Stück Wand um zu verdeutlichen, dass sie nicht so gerne sitzen wollte - auch wenn dies natürlich nicht der Wahrheit entsprach.


    Allerdings waren in dieser Hütte, zumindest für sie, die Standesunterschiede unwichtiger denn je. Sie musste hier jetzt eine kurze Weile miteinander zurechtkommen und ihrer Meinung nach hatte er sich genug um sie gesorgt, sodass er sich ruhig setzen konnte. Wenn sie sich recht entsann, hatte sie erst ein einziges Mal solche Selbstlosigkeit erlebt und das war bei diesem jungen Peregrinus gewesen. Marcus Hipparchus. Seinen Namen würde sie so schnell nicht vergessen, hatte er ihr doch ein wundervolles Geschenk gemacht, das keinen weltlichen Wert besaß und für sie doch so teuer war. Während sie an die beiden schönen und doch schrecklichen Tage zurückdachte, entrann ein dünnes Seufzen ihrer Kehle und so recht vermochte man nicht mehr zu sagen, welcher Art das Lächeln war - ob traurig, sehnsüchtig oder gar glücklich. Doch womöglich enthielt es alle drei Eigenschaften zugleich.