Als er begann zu lachen, wurde auch ihr geziertes Glucksen etwas lauter und auch ihrer Kehle entrang sich ein leises, aber fröhliches Lachen. Er hatte es wahrlich gebracht, sie von ihren trüben Gedanken fort zu locken, was sie selbst nicht für möglich gehalten hätte. In diesem Moment konnte sie es sich plastisch vorstellen, wie eine dunkle Insel inmitten des Ozeans ihrer Seele war, auf die sie stets zuhielt und wieder abdriftete. Und nun war sie gar nicht erst in Versuchung gekommen, auf diese Insel zuzuschwimmen. Ihre Hände lagen ineinander, aber nun starrte sie nicht trübselig auf diese, sondern hatte die Augen vor Lachen schließen müssen.
Nach wenigen Augenblicken hatte sie sich wieder soweit beruhigt, dass sie ihn wieder problemlos ansehen konnte. Seine Heiterkeit war unverhohlen und ihr gemeinsames Lachen schien jede Spannung aus der Zweisamkeit genommen zu haben. So zumindest empfand Minervina. Lachen bedeutete unheimlich viel und dass dieses Lachen sogar in einer solchen Situation zustande kam, machte selbst die bedrohliche Situation entspannter - und machte ihn für sie wieder mehr zu einem Menschen.
Als er jedoch wieder mit seiner Zeichensprache begann, versuchte sie sich wieder darauf zu konzentrieren und weitesgehend glückte es ihr auch. Ihr Gesicht zeigte keinen Hauch eines Grinsens mehr und auch wenn der Schalk noch in ihren Augen blitzte, versuchte sie aufmerksam zu erschließen, was er ihr 'sagen' wollte. Was an und für sich auch wirklich nicht schwer war. Sie verstand das Zupfen an ihrer Tunika keine Sekunde lang falsch, bestätigte es doch ihren Verdacht, dass sie sich ausziehen sollte. Und es war wohl auch vernünftig, dachte sie daran, was wohl Eretha oder Pentesilea gesagt hätten, wenn sie diese nun zu Rate ziehen könnte.
Aber sie wollte nicht unbedingt krank werden und auch wenn es wohl unziemlich war, hier war Stolz an der falschen Stelle. Als er allerdings aufstand und sich an der Tür zu schaffen machte und den Anschein erweckte, hinauszugehen, wandte sie ihren Blick wieder auf seinen Rücken. Kaum dass die Tür offen war, hörte sie das unbehagliche Prasseln des Regens und demonstrativ schlang sie ihre Arme wieder um den Leib. Erleichtert stellte sie allerdings fest, dass er nicht vorhatte wieder in das grauenhafte Wetter hinauszugehen - was aber wohl auch keinen Sinn gemacht hätte, wenn er wollte, dass sie sich entkleidete.
Ahnungslos beobachtete sie nun sein weiteres Vorgehen, aber sie wurde nicht schlau daraus. Es war als würden ihre Augen alles erblicken, doch der Geist wurde versperrt. Und so begriff sie erst, als die zerlegte Hütte zu fackeln begann, was er vorgehabt hatte. "Nein, das ist doch viel zu gefährlich, wir sitzen doch in einer Holzhütte." versuchte sie mit, allerdings krächzender Stimme, einzuwenden. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie zu wenig gesprochen hatte und sich mittlerweile ein Kloß in ihrer Kehle gebildet hatte. Sie musste unweigerlich schmunzeln und beschloss ein weiteres Mal, sich ihm anzuvertrauen. Er würde schon wissen, was er tat. Immerhin lebten die Germanen auch in primitiven Holzhütten und so ganz anders würde es dort auch nicht aussehen.
Als er dann allerdings andeutete, dass sie sich umdrehen sollte, sah sie ihn zweifelnd an. Sie verstand seine Geste erst nicht, besonders da er einen Scherz zu machen schien - warum sollte er sonst so laut lachen? Die leichte Bildung von Lachfältchen wurde allerdings in dem Moment eingedämmt, da er begann sich die Tunika vom Leib zu streifen. Beinahe beschämend starr blickte sie auf seinen Oberkörper, der voller Muster war - und durchaus gut gebaut. Und langsam Stück für Stück wanderte ihr Blick tiefer, wohl zur Kontrolle, was zumindest ihre Begründung war. Und sie konnte sich nur knapp davon abhalten, einen erleichterten Ausruf zu tätigen.
Mit einem Schlag schien es, als sei sie aus einer Trance erwacht und ihre Wangen wie Ohren färbten sich ziemlich rasch in rote Farbe. Und diese konnte nicht vom prasselnden Feuer her stammen, welches deutlich mehr Wärme als die Öllampe verbreitete. Er war vernünftig, aber schien nun auch deutlich skrupelllos. Wieder versuchte sie sich Pentesileas sanfte Stimme ins Gedächtnis zu rufen, die ihr Vernunft predigte. Verschüchtert stand sie auf und drehte sich nun in der gleichen Bewegung um, die Palla lag schon längst am Boden. Vor einigen Jahren wäre es für sie noch überhaupt kein Problem gewesen - aber nun war sie eine heiratsfähige Frau. Und ob sich das hier ziemte? Es war eine ziemliche Doppelmoral. Einerseits waren Sklaven "Gegenstände", da musste sie sich nicht schämen. Aber für sie war vor Allem er deutlich mehr.
Sie löste die Fibel aus ihrer Tunika und nun glitt auch diese sacht zu Boden. Sie hatte nur die Schultern bedeckt und war dem Mädchen noch ein wenig zu groß, was dieses rasche Entledigen leicht machte - und natürlich auch die Nässe. Das Katastrophale, gerade aus ihrer Sicht, war ja, dass sie es bislang noch nicht für nötig empfand, ein Brustband zu tragen. Sie war zwar für ihr Alter recht gut entwickelt, doch soviel dass sie dergleichen als notwendig empfand, wiesen ihre Brüste noch nicht auf. Wenn ihre Mutter auch stets etwas anderes sagte - aber sie war eben eine Mutter. Eine Mutter, auf deren Wort sie in diesem Moment großen Wert legen würde. Hätte sie doch bloß besser zugehört. Und sich die Worte zu Herzen genommen.
Der Blick war nun frei auf einen nahezu makellosen Rücken, der Minervina selbst noch recht fremd war. Sie verschrönkte nun ihre Arme vor der Brust und wandte sich zögerlich um, während ihr die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben stand. Sie sah ihn kurz an und senkte dann ihren Blick zu Boden. Etwas unbeholfen versuchte sie mit ihrem Fuß die Tunika hochzuangeln, denn ihre Deckung wollte sie um keinen Fall auslassen. "hmm." kam es nur leise und sie senkte den Blick immer wieder, wenn sich ihre Blicke trafen.