Beiträge von Rediviva Minervina

    Minervina saß am Fenster ihres Zimmers und blickte in den Garten. Sie schätzte sich ein weiteres Mal glücklich, einen so schönen Ausblick zu haben. Besser als zur Straße hin. Weiter unten, am Fuße des Esquilins oder schon wirklich im Ballungszentrum war es sicher kaum auszuhalten. All der Straßenlärm. Doch hier oben war es recht angenehm. Viele Grünflächen waren vorhanden, wohlhabende Nachbarschaft und freiere Luft. Und zu alledem noch einen hübschen Ausblick, anstelle nur einer benachbarten Wand einer Insula. Sie lehnte sich in ihren Korbsessel zurück und sank in diesem ein kleines Stück abwärts. Es war richtig bequem. Sie hatte sich extra viele Kissen auf das Geflecht gelegt und lag weich. Ihre Füße hatte sie auf einem flachen Hocker deponiert. So ließ es sich angenehm nachdenken. Neben ihr flackerte das Licht einer Öllampe.
    Was hatte sie heute alles in Erfahrung bringen können? Der Kopf der Familie, Helvetius Geminus war scheinbar schon etwas altersschwach. Doch er hat zwei Söhne. Helvetius Falco und Helvetius Marcellus. Und beide, um einmal eine rein weibliche Sicht der Dinge zu nennen, waren recht attraktiv. Wenngleich Falco sichtlich älter war als Marcellus. Beide hatten ihre Reize. Falcos besonderes Plus war wohl, dass er der Anführer der Praetorianer gewesen ist und vorhat, diesen Posten wieder zu erlangen. Sie war sehr gespannt, ob es wirklich nur mit Gunst laufen sollte, oder ob da mehr hintersteckte. Aber in jedem Fall liebte er das Spiel mit dem Feuer. Ebenso wie sie. Marcellus hingegen war sehr männlich. Dabei etwas roh, aber durchaus in passablen Maßen. Ihr gegenüber hatte er sich als ernst- und gewissenhaft erwiesen. Aber das waren keine wichtigen Informationen. Viel wichtiger war, wie es ihnen in Partien erginge und ob sie aus ihrer Bekanntschaft noch einen größeren Nutzen ziehen könnte. Korrupt waren sie beide, wenn auch nicht unbedingt die Geldeinheit, denn die Redegewandtheit und andere Mittel diese Bereitschaft bezeugten. Das zumindest vermutete sie. Sie war ihnen nicht unähnlich und schätzte sie darum auch so ein.
    Sie griff mit einer Hand nach dem Kelch neben der Öllampe und führte den unverdünnten Wein in einer langsamen Geste zum Munde. Er war ihr vielleicht sogar schon etwas zu Kopfe gestiegen, doch sie musste einfach wieder ein wenig Rebensaft genießen. Als sie den Becher wieder absetzte, ließ sie ihn in ihrer Hand ein wenig kreisen. Sie hatte noch immer sehr am Tode ihrer Tante zu knabbern, doch er schien ihr nun entschieden erträglicher als noch vor Tagen. Als sogar noch vor gestern. Am gestrigen Tage hatte sie mit Lana den neuen Sklaven erworben. Wilbert. Nun, er würde sich erst einmal an den Namen 'Servus' gewöhnen müssen. Eine eigene Identität billigte sie ihm erst dann zu, wenn er es ihrer Meinung nach auch verdiente. Mit leisem Klacken stellte si den Becher wieder auf den kleinen Tisch zu ihrer Seite und schloss die Augen. Die Luft war warm, schwül. Aber ein leichter Wind zog herein und kühlte ihr den hauchdünnen Schweißfilm auf der Stirne angenehm. Sie lächelte leicht. Zumindest allein gestattete sie sich ein warmes Lächeln. Nun war Vater nicht mehr allein und Claudia gesellte sich zu ihm. Sie würde ihn direkt vor der enttäuschenden Helena warnen können. Der Rabenmutter, die ihren Mann alsbald verriet.
    "Und Marcus?" Ja, wieder einmal musste sie an ihn denken. War er auch dort? Hatte er vielleicht dazu geführt, dass ihr Vater von ihr und weniger von Helena enttäuscht war? Oder lebte er noch irgendwo dort draußen? Vielleicht war es zu fantasievoll zu glauben, dass er sie suchte. Sacht fächelte sie sich mit der Hand ein wenig Luft zu. Sie würde ihn wohl nicht mehr wiedersehen. Würde sich damit abfinden müssen. Dann würde ihr dunkles Geheimnis nur noch in eigenem Gewahrsam sein. Sacht öffnete sie wieder die Augen und blickte in den Sternenhimmel. Es wurde allmählich Zeit, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Die Vergangenheit hat schon gar schrecklich viel Zeit für sich beansprucht. Sie versuchte, sich eine Strähne aus dem Gesicht zu blasen, doch haftete diese schwer dem Schweiße an. Auch ihre sehr dünne, weiße Tunika klebte ihr am Leib. Doch alles in Allem war sie recht zufrieden mit sich.

    Sie spürte Lana hinter sich, ohne dass sie diese sah. Normalerweise würde sie einen halben Ausbruch bekommen, denn Lana hatte sich nicht in ihre Geschäfte einzumischen. Doch stattdessen besänftige sie der warme Atem der Sklavin an ihrem Ohr, als diese leise zu ihr sprach. So schnitt sie ihr nicht sofort das Wort ab, sondern bedauerte fast, dass diese sich zurückzog. Ihr Blick wirkte befremdet, besonders als sie bemerkte, was sie gerade gedacht hatte. Oder auch nicht gedacht, denn sie hatte völlig versäumt, Lana für ihr Einmischen abzustrafen. Sie wandte sich zu Lana um und sah sie mit diesem sonderlich abwesenden Blick an. Erst während sie ein paar Sekunden verstreichen ließ, besann sie sich wieder ihrer Worte und schüttelte nur den Kopf.


    Sie öffnete den Mund um sich zu rechtfertigen. Aber warum sollte sie das vor einer Sklavin tun? Sie tat es dennoch. "Meine ganze Familie ist auf dem Feldzug oder hat sonstwas zu tun. Ich brauch eine Wache. Und je dümmer, je loyaler." Sie erklärte Lana sogar ehrlich ihre Beweggründe. Jedoch flüsterte sie sehr leise, sodass es ihrem Geschäftspartner nicht möglich war, zu lauschen. Dann wandte sie sich wieder von Lana ab. Se ärgerte sich, denn einerseits sprach sie von Züchtigung der Sklavin, andererseits wurde sie wieder erweicht.

    Als Minervina den Worten des Helvetius Falco lauschte, zweifelte sie an diesen. Gewiss würde er für den Absturz der Parther sorgen, aber war das wirklich sein Hauptaugenmerk? Wohl doch eher sein Aufstieg in der römischen Hierarchie. Das Eine würde ohnehin das Andere mit sich bringen. Aufmerksam lauschte sie also weiter dem Gespräch der zwei Brüder und fühlte sich ein weiteres Mal etwas zurückgestellt. Doch geduldig wartete sie ab, bis sie wieder das Thema der Unterhaltung wurde. Doch während des Wartens kam ein unerwarteter Verlauf. Helvetius ... also Helvetius Marcellus in den Krieg? Mit leichtem Staunen sah sie zwischen den beiden hin und her. Sowas wurde soeben beschlossen? Eine kurze Rücksprache über den Einzug in den Krieg und schon ging es los? Fast neugierig wartete sie auf die Erwiderung von Marcellus. Dieser schien von der Idee angetan zu sein. Gut, etwas anderes hatte sie eigentlich auch nicht erwartet, jedoch fiel die Entscheidung sehr kurzfristig. Na, das musste sie wohl auch, wenn es schon am morgigen Tag in den Krieg gehen sollte. Sie konnte über diese Spontanität nur innerlich den Kopf schütteln. Es war doch viel bequemer, bei den Cohortes Urbanae sein Leben zu fristen. Aber so waren Männer halt. Ihr Onkel hätte es im Senat auch einfacher gehabt. Das war ja das interessante an einem Soldaten: Sein Spaß am Risiko. Aber so wie sie nun einmal erzogen ward, hielt sie artig den Mund und ließ die Männer ihre militärischen Gespräche machen ohne sich einzumischen. Als Frau hatte sie das alles nicht anzugehen, zumal beide Brüder ihr eigentlich auch fremd waren.


    Warum fiel sie den beiden eigentlich genau dann wieder ein, wenn es um familiäre Dinge ging? Konnten sie sie in diesem Moment nicht einfach vergessen und arglos weiterreden? Aber sie antwortete auf Falcos Worte, statt die eigene Frage zu stellen - was politisch wohl auch logischer war. "Ich passe mich ganz euren Wünschen an. Aber ich denke, damit ihr alles rechtzeitig in Bewegung setzen könnt, sollte ich nicht mehr allzu lang bleiben. So könnt ihr auch früher über die familiären Dinge reden." fügte sie noch spitz den letzten Satz zu ihren Worten hinzu und schmunzelte dabei. Aber es war kein warmes Schmunzeln. Als dann auch Marcellus wieder die Stimme erhob, wandte sie ihm ihren Blick zu.


    "Stimmt wohl. Aber die hatten wir ja in der letzten Zeit auch nicht." meinte sie mit munterer Stimme und flitzenden Gedanken. Aber so recht wollten die Mühlen keine Lösung mählen. Ihr fiel nichts Weiteres, vorteilsprechendes ein, wonach sie fragen könnte, also beschloss sie, einmal frei nach Gefühl zu sprechen. "Wenn es keine Umstäne bereitet, wär es doch ganz nett zu wissen, ob du dort gesund bleibst. Dort kann ich dir nicht mehr helfen." Und ausnahmsweise rang sie sich ein ehrliches Zwinkern ab. Sie glaubte kaum, dass die Soldaten dort soviel Zeit dafür hatten, aber wenn man an die ganzen Männer dachte, die ihre Geliebten daheim ließen... Vermutlich war es doch gut möglich, Nachricht zu versenden. "Aber auch nur, wenn es keine Umstände bereitet. Dann kann ich euch auch Neuigkeiten aus Rom zukommen lassen." Bei diesen Worten warf sie Falco einen Blick zu. Womöglich konnte gerade ihm das nützen, wenn er seine Pläne wirklich strikt verfolgte.

    Minervina wandte nur einmal den Blick seitwärts. Peitsche. Sie hatte diese viel zu selten eingesetzt. Ihr Blick wanderte weiter zu Lana. Sie war aber auch zu schade, um sie mit der Peitsche zu verschandeln. Sie hatte doch schon so tiefe Narben auf dem Rücken. Aber wenn sie nicht anders lernte? Vielleicht war es einen Versuch wert? Ach, das konnte später ersonnen werden. Fast mitleidig betrachtete sie wieder den Sklaven, dem die Peitsche über den verlausten Germanenrücken gezogen wurde. Augenscheinlich stand sogar etwas wie Amusement in ihren Augen. "Ja, das will ich." erklärte sie kühl und wandte sich somit wieder dem Römer zu, als er sie aus ihren Gedanken holte. Seit ihr ehemaliger germanischer Sklave ihr fortgelaufen war, hatte sie ohnehin eine noch weniger gute Meinung von Germanen. Sie ahnte schon, weshalb er so zweifelnd nachhakte. Seine eigentliche Frage, nämlich ob sie sich das zutraute, war offensichtlicher als die tatsächlich gesprochenen Worte. Aber kurz darauf folgte ja die ehrliche Frage.


    "Es wäre nicht der erste Sklave, der in unserem Hause gebändigt würde. Und wozu er nützlich ist, kann man ja nach seiner Zähmung sehen. Ein Leibwächter wäre nicht schlecht." erklärte sie, nicht ohne Seitenblick in Richtung ihrer Leibsklavin. Dann blickte sie wieder zu besagtem Quintus und musterte ihn. Eigentlich wäre es ja die Aufgabe eines Sklaven diese Verhandlungen mit dem Manne zu führen, doch momentan traute sie dem Pack nicht über den Weg. Wenn Sklaven schon einfach die Sänften mit ihren Herren fallen ließen... "Immerzu freundliche Sklaven, die man schon so erwirbt, sind schlecht zu ergründen. Wer weiß was sie denken. Wenn man allerdings einen Rebellen züchtigt, weiß man, was im Kern steckt. Grobheit ist einfacher zu halten als Tücke." erklärte sie. "Jedenfalls dann, wenn man sie gebändigt hat." Ein leises, aber kühles Lächeln schlich über ihr Gesicht.

    In jeder Gens gibt es genau einen aktiven Spieler als SimOff-Verwalter. Dieser kümmert er sich SimOff um die Integration neuer Mitglieder in die Gens und entscheidet über Aufnahmen im Anmeldeboard. Außerdem ist er für die Wahl von Emblem, Wahlspruch und weiteren Eintragungen im Tabularium verantwortlich.



    Hab ich unter sim-off Verwalter gefunden :) Ich glaube, da ist ein 'er' zuviel ^^

    Minervina versuchte, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. Falco hatte einen ziemlich interessanten Lebensverlauf hinter sich. Praetorianerpraefekt war schon was. Ihrer Meinung nach etwas, was der Normalsterbliche als höchstes Amt betrachten durfte. Und er hatte vor, wieder hier herein zu geraten. Entführt. Das Leben in dieser Familie war anscheinend immer wieder durch interessante Ereignisse verfolgt. Beide Brüder. Natürlich, sie kannte keine weiteren Helvetier außer jener Severina, doch es gab sicher noch weitere Dinge, von denen sie nichts ahnte. Sie schwieg. Erst höflich, dann unangenehm berührt. Ihr Patzer wurde ihr erst jetzt richtig bewusst, denn der Vater dieser beiden Brüder war alt. Und sie sagte, der Ihrige wäre ehrenhaft im Krieg gestorben. Nur schwerlich konnte sie verhindern, dass sie ihr Ärgernis öffentlich zeigte. Was mussten ihre Worte für einen Eindruck erweckt haben? Dabei hatte sie doch etwas ganz anderes anspielen wollen.


    "Hm. Wie könnte ich." warf sie nur höflich auf Marcellus Bemerkung hin ein. Es war offensichtlich, dass sie nicht ganz bei der Sache war. Sie sann darüber nach, wie sie ihren Patzer möglichst unauffällig ausgleichen konnte, doch es fiel ihr auf die Schnelle nichts ein. Sie musste sich in Gegenwart dieser beiden sehr vorsichtig bewegen. Minervina hatte ihrer beider Verhältnis entschieden schlechter eingeschätzt. Aber, auch das lernte sie schon, beide Brüder spielten ein ähnliches Spiel wie sie. Das machte sie nicht nur gefährlich, sondern zugleich auch unwahrscheinlich interessant. Eine prominente Familie. Wohl noch mehr als die Tiberia, wenngleich diese auch schon Flamines stellte. Aber einen eigenen Kommandanten? Und dann die Leibgarde des Augustus? Nein! Aber wann kommt das schon vor?


    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, Falco ein Thema anriss, was sie offensichtlich nicht mitbekommen sollte. Soso, es schien allmählich interessant zu werden, aber er ließ sich nicht auf Glatteis führen. Schade eigentlich. Aber wer sovieles erlebte, wie er, der war auch vorsichtig. Kurz räusperte sie sich. Aber sittlicherweise erst, nachdem kurz Stille eingekehrt war. "Vielleicht sollte ich... erst einmal lieber gehen? Wir werden sicherlich noch einmal Gelegenheit zum Reden haben." erklärte sie mit einem Blick vom Einen, zum Anderen. Ihren Worten wohnte deutlich die Anspielung inne, dass sie nicht zum Herumstehen gewillt war, ohne eingebunden zu sein. Sie würde ohnehin nichts herausbekommen. Praetorianer waren zu achtsam. Und sollten sich die Brüder nur ausgiebig und in Sicherheit unterhalten. Den Namen Laevina hatte sie sich gemerkt. Vielleicht konnte sie an anderer Stelle etwas herausbekommen. Und wenn nicht... Dann würde das Leben auch so genug Aufgaben bereithalten. "Ich möchte die Wiedersehensfreude nicht durch meine Anwesenheit einschränken. Das heißt, wenn es in Ordnung ist, wenn ich nun gehe. Ich wollte ja ohnehin nur kurz nach dir sehen und dir geht es augenscheinlich gut." meinte sie mit einem Lächeln gen Marcellus. Dann blickte sie fragend zwischen den Männern hin und her.

    In der Tat war Minervina sich nicht über den Zustand des Senators im Klaren, aber sie hatte auch nicht an wirklich alte Leute gedacht. Sie dachte eher an ihre Familie mütterlicherseits, die rein aus Zivilisten bestand. Mit einer einzigen Ausnahme. Aber auch so konnte sie sich keinen Tod vorstellen, den man schon 5 Jahre vor Eintreten spürte. Wenn man langsam dahinsiechte. Nein, da war es ihr lieber, einen raschen Tod zu erleiden.
    Sie beobachtete das Zusammentreffen der beiden Brüder und fühlte sich dabei nicht ausreichend beachtet. Das war allerdings nicht schwer, denn sie zog es grundlegend vor, ein wenig integriert zu sein. Aber, auch das war ihr klar, sie als Frau hatte die freundliche Rolle im Hintergrund und sie würde sich niemals lautstark in Gespräche einmischen, wo es unangebracht war. So wie jetzt. Also betrachtete sie stumm ihren 'Schützling' der sein Leben wohl ihr zu verdanken hatte. Sie war noch am Überlegen, wie sie das ins Gespräch einbringen könnte, als Marcellus das Wort an sie richtete und sie nach ihren Beweggründen für den Besuch fragte. Mit einem lieblichen Lächeln antwortete sie mit unpassender, etwas abgekühlter Stimme. "Ich wollte mich nach dir erkundigen. Ich war ja länger nicht da und hab die Genesung deiner schweren Wunden nicht miterlebt. Da dachte ich mir, dass ich mal vorbeischaue. Und da dieses Haus näher liegt, bin ich erst einmal hierher gekommen. Die Castra ist so weit fort. Und siehe da, ich hatte Glück."


    Dannn wurde das Wort wieder an Falco übergeben, aber sie versäumte es nicht, den Worten genau zu lauschen. Vielleicht fiel hier ja noch der eine oder andere für sie interessante Bissen 'Wissen' für sie ab. Aber es gab noch nicht sehr viele Neuigkeiten. Nur jene, dass sie ruhig offen vor Falco hätte sprechen dürfen. Sie legte die Arme vor ihrem Bauch zusammen und lauschte, brav schweigend und mit leicht gesenktem Blick, dem Gespräch. Tat sie desinteressiert und schwieg, dann würden vielleicht interessantere Häppchen herabfallen, als wenn sie gespitzte Ohren an den Tag legte.

    Es lag wohl weniger an ihrer Ehrerbietung gegenüber dem Militär, dass sie keine romantische Aussprache anwandte, als daran, dass ihr derzeit jeder Sinn für Romantik fehlte. Ihr Lächeln, welches er nach seinen Worten erntete, war wieder rein geschäftlich. Und das mochte dieses Mal leider offensichtlich sein, denn sie war mit ihren Gedanken nicht mehr voll dabei, ihre Maske aufrecht zu erhalten. Das geschah nicht oft, aber immer dann, wenn sie an den Verlust ihres geliebten Vaters erinnert wurde. Und das wurde sie, wenn über das Militär gesprochen wurde. Es wurde Zeit, dass dieses Defizit ein Ende fand, denn zu einem solchen hatte sich die Liebe zu ihrem Vater entwickelt. "Ich danke dir. Aber wenigstens starb er ehrenhaft und nicht in hohem Alter." erklärte sie, doch während dieser Erklärung bröckelte ihr Lächeln. Angestrengt riss sie sich am Riemen und erneuerte es, denn gerade vor diesem Manne, das sagte ihr Gefühl ihr, sollte sie keine Schwäche zeigen. Raubtiere nahmen sich immer schwache Beute und Römer waren wie Raubtiere - sie selbst nicht anders.


    "Ja, auch er hegt Rachegefühle." antwortete sie, froh über den Themenwechsel. Auf dem Gebiet Marcellus war sie nicht eingeengt und konnte wieder ganz unbefangen sprechen, wieder den Faden des Spiels aufnehmen, denn sie durch eigenes Verschulden verloren hatte. "Er..." Doch weiter kam sie nicht, als sie hinter sich eine Stimme vernahm. Es war nicht so, dass sie Angst oder schlechtes Gewissen hatte, aber mit seinem Auftauchen hatte sie nicht gerechnet. Sie zuckte zusammen. Als sie sich umdrehte, fasste sie sich allerdings wieder, denn die Stimme ergänzte sich nun wieder um einen Körper. Sie lächelte ihm zu, so gut, wie sie es in Anbetracht ihres Befindens konnte. "Hallo, Helvetius!" grüßte sie ihn, als ihr aber bewusst wurde, dass es mehrere wurden, fügte sie rasch noch ein "Marcellus" hinten an. Sie wirkte fast ein bisschen ertappt, denn dieses Maß an Freundlichkeit hatte sie dem neu Dazugestoßenen auch noch nicht entgegen gebracht. Sie wollte noch ergänzen, dass es sie freue, ihn wohlauf zu sehen, doch dann wandte sich Marcellus seinem Bruder zu und sie hielt den Mund. Sie war selbst gespannt, was jetzt eigentlich das Geheimnis war, was sie zu lüften suchte.

    Sein Lachen lockerte sie etwas auf. Ohne dass sie darüber nachdachte, ob es Schau oder Wahrheit war, gefiel es ihr. Und so brachte sie auch ein leichtes Schmunzeln zustande. Doch wirklich freudvoll sah auch dieses nicht aus. Fröhlichkeit lag ihr in der nahen Vergangenheit sehr fern und auch dieses Gespräch änderte nichts daran. Der Tod ihrer Tante konnte so leicht nicht erhellt werden. "Ich denke auch, dass das Militär sehr wichtig ist. Hier befinden wir uns auf einem grünen Zweig. Die römischen Soldaten machen das gesamte Reich aus, eben so, wie du es sagtest. Ich schätze den Dienst an der Waffe sehr und eben jene Menschen, die sich vor ihm drücken oder auch nur die Absicht hegen, nicht besonders." Diesmal war sie ehrlich. Vielleicht zu ehrlich. Aber mit dieser Einstellung würde sie sich selbst auf die Rostra stellen. Da konnte sie diese auch vor einem Soldaten vertreten.


    "So auch die väterliche Seite meiner Familie. Eben mein Onkel ist Vitamalacus. Auch mein Vater, Tiberius Maximus, war senatorischer Tribun in der Legio, allerdings in der hispanischen. Doch ist er während der Schlacht gegen die Germanen gefallen." Sie ließ einen weiteren Namen fallen. Es konnte nicht schaden, ein wenig Eindruck durch dei Familie zu schinden. Zwar war der Name ihres Vaters noch immer mit viel Schmerz verbunden, doch das konnte Helvetius nicht wissen. Sie sprach mit unverhohlenem Stolz in der angenehmen Stimme, ohne weitere Gefühle einfließen zu lassen. Sie befand es ohnehin als einen gerechten Tausch. Sie fragte ihn aus, er gab ihr Antwort. So gab sie ihm ebenfalls Antwort, wenn auch nicht auf seine sehnlicheren Fragen.


    "Dann wünsche ich dir schon jetzt viel Erfolg, dass du deine Wünsche auch erfüllen kannst. Du ähnelst deinem Bruder, auch er hegt Rachewünsche." ließ sie ihn ein wenig Blut lecken. Nun schlich sich aber doch ein ehrlich amüsierter Ausdruck in ihre zarten Züge, die eindeutig ihre Absicht symbolisierten, ihn zu necken. Sie hatte Vertrauen gefasst. Nicht übermäßiges Vertrauen, doch er hatte einige Dinge ehrlich erklärt und das lzog sie doch ein wenig zu ihm hin. Sie wusste nun etwas über ihren Gegenüber und das gab ihr zumindest etwas Sicherheit. Verschmitzt sah sie ihn abwartend an.

    Sie betrachtete ihn eingehend. Es fiel ihr immer leichter. So nahe wie sie sich mittlerweile gegenüber standen, konnte sie schon fast die Zusammensetzung seines Stoffes erkennen. Wollte er sie damit einschüchtern? Was sollte sie tun? Als wohlerzogenes Mädchen einen Schritt zurück machen und verlegen lächeln? Oder sollte sie zu ihm aufsehen und den direkten Blickkontakt suchen? Hierbei war es nur sehr schwer, imposant auszusehen, denn sie war doch entschieden kleiner als er. Also entschied sie sich für den kleinen Schritt nach hinten, der fast hilflos und distanzsuchend aussah. Aussehen sollte. Sie konnte sich glücklich schätzen und tat dies auch, dass sie sein Geschwätz durchschaute. All die Fragen gefielen ihr nicht. Es waren zuviele an der Zahl. Doch anstatt zu antworten ließ sie etwas Zeit verstreichen und erwartete die Beantwortung ihrer Frage, die sie an ihn stellte. Eine der wenigen.


    "Militarist also." meinte sie nur knapp. Das schien also in der Familie zu liegen. Sie sah wieder zu ihm auf und musterte ihn. Rache. Macht. Er war ziemlich direkt. Er hatte sich damit selbst eine Falle gegraben. Selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach, doch sie musste es einfach annehmen. Er schien machtbesessen und geltungssüchtig. Ein bisschen wie sie selbst vielleicht sogar. Aber eben dieses offene Eingeständnis gab seinen Fragen eine ganz andere Bedeutung und ließ ihn nicht mehr wie den liebenden Bruder aussehen. Oder war das sogar seine Absicht? "Dann wirst du mit meinem Onkel ziehen." stellte sie trocken fest. Allerdings war jedes Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden. Eine leichte Nervosität sah man ihr an.


    "Rache. Du scheinst weit herumgekommen zu sein, wenn du Rache in einem völlig anderen Gebiet suchst." suchte sie wieder den Faden aufzunehmen und nicht nur trockene Bemerkungen zu machen. Sie betrachtete eingehend sein Gesicht und versuchte eine Regung auszumachen. Sie empfand sogar eine gewisse Spannung, die hier im Raum lag. Keiner von ihnen wollte nachgeben und sie beide ihren Vorteil vertreten, soviel hatte sie schon bemerkt. Oder, um es in der Sprache eines Soldaten zu sagen... Keiner wollte gewonnenes Gebiet wieder zurückgeben und möglichst viel Land gewinnen.

    Doch die junge Frau mit dem wohl faszinierenden Körper wurde erst durch all diese Fragen etwas mistrauisch. Es mochte zweifelsohne stimmen, dass dies Marcellus' Bruder war, doch erwähnt hatte er diesen mit keiner Silbe. Hätte Marcellus von ihm gesprochen, wäre kein bisschen Misstrauen aufgekommen, aber allzu nahe stehen konnten sie sich ja nicht. Doch sie war geschickt darin, ihr Gesicht vollkommen arglos zu halten und lauschte seinen Fragen scheinbar sehr interessiert. Sie würde nur auf jene eine Antwort geben, die ihr sehr unverfänglich schienen. Irgendeinen Grund musste es doch schließlich geben, dass Marcellus seiner Familie auswich. War es der goldene Käfig? Er hatte ihn einmal erwähnt, glaubte sie sich zu erinnern. Ja, richtig. Daraufhin hatte sie selbst schließlich geantwortet, dass sie ihren eigenen goldenen Käfig nicht gerne verlassen würde. Wachsam beobachtete sie Falco.
    Freundlich allerdings antwortete sie. "Er war in Africa. Er sagte zumindest, dass es ihm dort sehr gut gefiel. Vor Allem begeistert war er davon, dass er dort nur auf sich allein und die Gesetze der Wüste hören müsste. Oder so ähnlich." Sie war stolz auf sich. Mit der Andeutung von Freiheit hatte sie vielleicht einen kleinen Köder ausgelegt, der es ihr ermöglichte, mehr über die ganze Situation zu erfahren. Sie spielte dieses Versteckenspielchen nicht mehr, um Marcellus zu decken. Nein. In ihr war der Verdacht aufgekommen, dass auch Helvetius Falco nicht ganz ehrlich war. Und das weckte ihren Stolz und vielleicht auch den katzenhaften Spieltrieb. Das kleine Spiel mit dem Feuer. "Damals zumindest ging es ihm recht gut. Über seine Pläne und derlei sprachen wir nicht. Oder würdest du mir eine Antwort geben, wenn ich dich jetzt fragte, was du vorhast?" In ihren Augen mochte man sich ein kleines Funkeln einblden. Ihre Frage war schon sehr direkt. Aber unter all den anderen Worten vielleicht sogar so direkt, dass sie wiederum nicht auffiel. Was bezweckte er?

    Minervina, schon jetzt durch den Helvetier durchschaut, minderte ihr Lächeln wieder ein wenig und sah ihn einfach nur mit der Freundlichkeit an, mit welcher jeder Fremde, der es wert war, bedacht wurde. Er schien über diesen Namen nachdenken zu müssen. War er wirklich so selten zuhause? Er hatte seine Sehnsucht nach absoluter Freiheit durchaus anklingen lassen, aber hier schien es fast so, als wäre Helvetius Falco überrascht, diesen Namen zu hören. Aber auch nur fast. Mochte sein, dass er mit seiner Art auch nur ein rhetorisches Mittel anwandte. Er bestätigte allerdings ihren Verdacht, indem er zugab, dass Marcellus als verschollen galt. Sie verengte ihre Augen kaum merklich, was ein Zeichen war, dass sie angestrengt nachdachte. Wann war er nach Falcos Meinung verschollen? War es vielleicht sogar Marcellus Absicht, vor seiner Familie verborgen zu bleiben und würde sie zuviel sagen, wenn sie nun sprach? Wie sollte sie nun weiter vorgehen?


    "Ohja, das Gefühl habe ich mitunter auch, dass er verschollen ist. Sonst würde ich ja nicht nachfragen." erklärte sie mit leisem Lachen im leicht belegten Tonfall. Eine anstrengende Situation, mit der sie im Traume nicht gerechnet hatte. Das zeigte ihr abermals deutlich auf, dass sie mehr über den Menschen an sich lernen sollte. Aber sie entschloss sich für den ahnungslosen Weg, sich am Besten nichts anmerken zu lassen. "Ich war länger nicht mehr in Rom. Bevor ich abreiste, war ich ihm begegnet. Während meinem Aufenthalt in Mantua, bei meinem Onkel Tiberius Vitamalacus, ist der Kontakt völlig abgerissen." Sie hatte ebenso beschlossen, den einen oder anderen hilfreichen Namen einzustreuen. Als Senator und Tribun sollte er nicht unbekannt sein. Sie wandte den Blick kurz ab, ein gespieltes Zeichen der Unsicherheit. Doch unsicher fühlte sie sich ganz und gar nicht. Viel nachdenken musste sie, nicht zuviele Informationen rausgeben. Auch wenn es sein Bruder war. Die Informationen so allgemein wie es nur ging.


    "Also ist er nicht hier?" Ihren Worten folgte ein lieblicher Augenaufschlag, nach welchem sie Helvetius wieder ansah. Aber so ganz gefiel ihr auch seine Abwesenheit nicht, gleich was das Gespräch auch sagte. Ihm ging es damals nicht sehr gut, was war, wenn seine Wunden nicht weiter verheilt waren?

    Sie war wahrlich erleichtert, diesen Mann zu erblicken, der nun auf sie zuging. Sie hatte schon in Hoffnungslosigkeit versinken wollen, dass nun abermals ein feister Sklave daher kam. Als sie Ritterstand und markantes, gepflegtes Gesicht erblickte, nahm die Ungeduld rapide ab und ein leichtes Lächeln zeigte sich stattdessen. "Einen guten Tag, wünsche ich." grüßte sie ebenso freundlich zurück und neigte leicht den Kopf. Zwar hatte sie noch nie etwas von ihm gehört, aber sie kannte auch noch nicht viele Menschen aus Rom. Nur jene, die sie bisher bewusstlos auf der Straße liegen fand und solche, die bei den gleichen Festlichkeiten teilnahmen, wie sie auch.


    "Genau. Ich suche Helvetius Marcellus." erklärte sie kurz. Aus welchem Grund musste sie noch nicht unbedingt herausposaunen. Erst galt es, ein wenig über ihren Gegenüber herauszufinden. Nachdem er nun nahe gekommen war, musterte sie ihn eingehend und befand ihn als gutaussehend. Aber das hing dieser Familie anscheinend an. Severina und Marcellus hatten jedenfalls beide ebenfalls das gewisse Etwas. "Er ist nicht zufällig hier?"

    Sie ließ ein markerschütterndes Seufzen hören, folgte aber der Aufforderung und blieb schlicht stehen. Na, vielleicht hätte sie noch ihre Tante Tiberia Claudia aufführen sollen, der Name sollte eigentlich ein Begriff sein. Warum nur musste sie diesen elendig plebejischen Namen tragen? Sie merkte, dass sie Kreise zog, während sie so ungeduldig wartete und hielt an sich. Nun im Stehen blickte sie sich um. Es war ganz hübsch hier. Dort sah sie sogar eine einladende Bank, aber sie hatte nicht die Geduld um sich zu setzen. Es war mühsam für sie, ruhig zu stehen. "Ja, ja. natürlich werde ich warten. Warten. Warten." flüsterte sie leise vor sich hin, damit auch ja niemand sie hörte. Sie warf einen giftigen Blick in die Richtung, welche der Sklave gewählt hatte. Sie hätte die paar Schritte doch in einer Sänfte kommen sollen. Am Besten gleich mit 4 Leibwächtern und ihrer Leibsklavin Lana. Dann hätte er garantiert mit uneingeschränkter Sicherheit gewusst, ob Helvetius Marcellus daheim war.

    Und eben jenen Ton hatte auch die junge Tiberiertochter schon mitbekommen. Sie überlegte kurz, ob sie auf ihre Herkunft beharren sollte, oder es doch vorziehen sollte, einfach nur knapp den eigentlichen Namen zu nennen, den sie ihrer Mutter zu verdanken hatte. Aber warum sollte sie Wert auf die Meinung eines Sklaven legen? Marcellus wusste schließlich ob ihrer guten Herkunft und der teure Stoff an ihrem Leib sollte für sich sprechen. "Rediviva Minervina." Dann schwieg sie einen kurzen Moment und folgte seinen Schritten, warum auch immer sie nun zum Maiordomus geführt werden sollte. Sie musste arg an sich halten, um sich nicht lauthals über diese Art und Weise zu beschweren, also führte sie noch knapp an: "Eigentlich wollte ich aber mit Helvetius reden. Oder ist er erkrankt, dass du die Entscheidung wem anders überlassen musst?" Sie sprach nicht mit warmer Wut, sondern mit klirrender Kälte in der Stimme. Nun hin- und hergeführt zu werden, wurde ihr schon beinahe wieder zu kompliziert.

    Ihre Züge veränderten sich kein Stück, als sie sich dem Pförtner gegenüber befand. Scheinbar hatten die Helvetier, wie Marcellus damals schon sagte ihre Sklaven wirklich einigermaßen unter Kontrolle. Nur wenige ihrer dunkelbraunen Strähnen lugten unter der Palla hervor, die sie über den Kopf gezogen trug. "Ich verlange, mit Helvetius Marcellus sprechen." entgegnete sie külhl. Nur zu grüßen, das sollte man ihnen noch beibringen. Sie verlagerte ihr Gewicht nach ihren Worten zeitweilig auf das andere Bein, um etwas bequemer stehen zu können. Momentan war Geduld nicht unbedingt eine ihrer Stärken.

    In der Tat handelt es sich um seltenen Besuch. Denn wann machte sich die junge Senatorenstochter schon einmal auf, um einen Bekannten aufzusuchen? Ohne Begleitung und ohne Jemanden, der für sie an die Tür klopfte? Aber es musste mit gewisser Heimlichkeit geschehen, denn ihr Vormund wäre sicher nicht davon begeistert, wenn sie ihn besuchte. Schließlich war er ein Mann. Aber weit brauchte sie schließlich nicht gehen, denn ihr Ziel befand sich noch auf dem gleichen Hügel der Weltstadt. Als sie vor der Porta der helvetischen Behausung stand, klopfte sie mit ihrer zierlichen Hand an. Nicht besonders laut, aber wenn die Sklaven hier bei der Sache waren, sollte es problemlos erhört werden.

    Sie fühlte sich anfangs ein wenig missachtet, konnte aber die Vorgehensreihenfolge des Mannes nachvollziehen. Wenn man Sklaven nicht rechtzeitig züchtigte, werden sie rebellisch, weil sie denken, sie hätten doch recht gehabt. Bei Lana hatte sie diese Gelegenheit soeben verpasst, aber sie würde es nicht versäumen, sie nachzuholen. Spätestens bei der Rückkehr in die Villa. Sie warf Lana noch einen kurzen Blick zu, als der Herr seinem Sklaven eine Ohrfeige versetzte. Ihr Blick hatte beinahe etwas Triumphierendes, so, als wollte sie sagen, schau wie es woanders zugeht. Als sich dann der Mann an sie wandte, wurden ihre Züge leicht mit Spott durchzogen. Sie spürte etwas in sich aufsteigen, was man als Geltungssucht bezeichnen konnte. Wut, gegen all dieses feiste Sklavenpack. Sie war immer sehr human eingestellt gewesen und vermochte auch nicht zu sagen, ob ihr jemals ein Grund gegeben wurde, diese Einstellung zu ändern. Aber sie hatte sich geändert, mit, oder ohne guten Grund.
    "In der Tat, ich weiß wie furchtbar dieses Pack sein kann." bestätigte sie, während sich ein eisiger Gesichtsausdruck zeigte. Das Eis mochte Lana einen kalten Schauer den Rücken herabjagen, denn es war unverkennbar, dass über sie gesprochen wurde. "Ich war lange Zeit zu nachsichtig. Es wird Zeit, dass ich die richtige Behandlung anwende." antwortete sie dem Manne. Sie als Frau mochte nicht unbedingt selbstständig die Hand erheben, doch es würden sich noch ausreichend Gelegenheiten ergeben, andere Strafen zu ersinnen. Sie sann einen Augenblick nach, während ihr Blick den widerspenstigen Germanen betrachtete. Er stammte unverkennbar aus nordischen Gefilden, entstammte jenem Volk, die den Tod ihres Vater zu verantworten hatte. Einst hatte sie einen germanischen Sklaven, der ihr Herz erweicht hatte. Es musste Schicksal gewesen sein, dass er sich in den Straßen verlor.
    "Warte!" meinte sie dann und näherte sich der Sänfte. "Wenn Du ihn verkaufen möchtest und der Preis nicht allzu hoch ist, nehme ich mich gerne seiner an. Ich denke, ich weiß ihn zu bändigen." unterbreitete sie dem Manne ein Geschäft und sah in die Sänfte hinein. Ihr zartes Alter war aus dieser Nähe nun besser zu erkennen. Ihre Haut war eben und sie hatte ein sehr schönes Gesicht, welches kaum ihren Stolz durchschimmern ließ.