Beiträge von Flavus Valerius Severus

    Verdutzt starrt Sev auf die angebotene Traube und weiß zuerst nicht so recht, was er damit anfangen soll. Stirnrunzelnd sieht er der Patrizierin in die Augen, wo er dann die Aufforderung entdeckt, die Frucht entgegen zu nehmen. 'Warum nicht? So viel Zeit muss sein...' denkt er sich und setzt ein charmantes Lächeln auf. Einer schönen Frau kann Sev eben nur schwer widerstehen. Er streckt die Hand aus und nimmt ihr die Traube aus der Hand, wobei er ihr wie zufällig sanft über die Fingerspitzen streicht. Doch so schnell wie die Berührung da war, ist sie auch vorbei. Er steckt sich die Traube und isst genüsslich.


    "Mh, köstlich..." meint er, während sein Blick kurz beiläufig über ihre Figur huscht. Dann sieht er ihr wieder ins Gesicht und grinst verschmitzt.


    "Bist du öfter hier?" wagt er einen ebenso platten wie bewährten Spruch.

    Auf dem Weg von A nach B kommt Sev an einer Menschentraube starrender Männer vorbei. Er runzelt kritisch die Stirn und sieht sich die Sache vorsorglich mal von Nahem an. Die Gesichtsausdrücke der Leute lassen merkwürdige Schlüsse zu. Doch da die Floralia längst Vergangenheit sind rechnet Sev nicht damit, dass sich hier in aller Öffentlichkeit gerade eine Lupa an einer Säule tanzend entkleidet. Als er endlich die Ursache des ganze Aufhebens entdeckt, nimmt seine Irritation noch um einiges zu. Alles, was die ganzen förmlich sabbernden Männer angaffen, ist ein junges Ding beim Traubenessen. Sev rollt mit den Augen. Das Publikum von Roms Straßen wird auch immer anspruchsloser. Er will seinen Weg schon fortsetzen, da entscheidet er sich doch auf Nummer sicher zu gehen. Sev geht zu der jungen Frau und bemerkt, dass sie Patrizierin ist. Darauf nimmt er allerdings keine besondere Rücksicht. Ein kurzer skeptischer Blick gilt noch den ganzen Gaffern, dann wendet er sich an Livilla.


    "Salve! Ist alles in Ordnung, oder gibt es hier Probleme? Belästigt dich einer dieser Herren?"

    Nachdem er die Besorgungen für seinen Sonderauftrag heute abgeschlossen hat, macht Sev noch einen kleinen Abstecher zu seiner Factio. Seine Equites und den Speculator hat er bereits mit den gesammelten Informationen wieder in die Castra Praetoria zurückgeschickt. Die Rüstung hat er zwar noch an, doch mittlerweile ist der Prätorianer das so gewohnt, dass es ihm garnichts mehr ausmacht. In den Ställen der Veneta herrscht gähnende Leere und der Stallbursche berichtet dem Decurio, dass gerade ein paar Trainingsrunden laufen. 'Umso besser...' denkt sich Sev und geht direkt zum Circus Maximus. Die Aufgänge zu den Tribünen ignoriert er wie immer und läuft durch die dunklen Gänge zu den Startboxen. Auf halbem Weg kommt ihm schon ein Stallbursche entgegen, der ein erschöpftes Pferd hinter sich her zieht und vor dem Prätorianer zum Stehen kommt. Sev klopft dem Tier kurz auf den Hals und lässt seinen fachmännischen Blick die seitliche, schweißbedeckte Flanke hinabgleiten.


    "Ououou... War dat wieder der Hermes? Der Junge lernt es aber auch nie. Dem werd ich was erzählen. Jo, sieh zu, dass de das Tier gut versorgst. Er hat es sich verdient."


    Der Stallbursche macht ein etwas beleidigtes Gesicht. Er ist schon lange in seinem Gewerbe und kennt sich entsprechend gut aus. Das großspurige Gerede von Sev und Vic ist er mittlerweile allerdings gewohnt und lässt es über sich ergehen. Er nickt mit dem Kopf und setzt seinen Weg in Richtung der Stallungen fort.


    Auch Sev geht weiter und kommt schließlich bei einer kleinen Gruppe heftig diskutierender Männer an. Er grinst breit, tritt lautlos näher und legt urplötzlich Dareios und Rothar jeweils eine Hand schwer auf die Schulter. Die beiden und der Trainer Campus Calidus drehen sich überrascht zu ihm um.


    "Hoi! Na, Jungs? Wie siehts aus? Wat steht ihr hier alle so faul rum? Dreht Diokles grad ne Ehrenrunde? Hrhr."
    "Hallo, Sev! Nein. Diokles macht heute blau. Der muss sich erst noch wieder von Germanien erholen."
    "Hrhr. Wird er nu doch langsam alt? Sonst gibt er's doch nie zu. Wat soll's... Wie läuft das Training? Alles in Ordnung, oder gibt's Probleme?"
    "Es hält sich in Grenzen. Heute wird wohl nicht mehr viel dabei herumkommen. Vic blockiert die Bahn mit seiner neuen Freundin."
    grinst Rothar.
    "Wat? Neue Freundin?" fällt Sev erstmal die Kinnlade runter.
    "Sieht ganz so aus, Sev. Er dreht gerade ein paar Runden mit ihr."
    "Wat??? Ein Weib auf der Rennbahn? Ja, dreht der Junge jetzt komplett durch? Das geht doch niemals gut! Mann, Mann, Mann, Mann... Dem werd ich wat erzählen! Wir sind hier doch nich aufm Volksfest..."


    Die anderen drei zucken nur mit den Schultern und grinsen einander an. Sie sehen die Sache offenbar weitaus lockerer als der Decurio. Der zu erwartenden Szene zwischen den beiden Brüdern sehen sie allerdings mit einiger Neugierde entgegen. Sev bleibt vorerst nichts anderes übrig, als hier mit den anderen zu warten, bis das Gespann seine Trainingsrunden beendet hat.

    Sev trifft an der Castra Vigilum ein. Er trägt seine Rüstung und ist somit leicht als Prätorianer zu erkennen. Vorschriftsmäßig bleibt er bei der Wache stehen, salutiert militärisch und spricht einen der Soldaten an.


    "Salve! Ich bin Decurio Flavus Valerius Severus von den Cohortes Praetoriae. Ich würde gerne den ehemaligen Vorgesetzten des Optio Decimus Pompeius Strabo sprechen."

    Ein Mann im besten Alter kommt an die Casa Pompeia. Er lässt den Blick einmal über die Fassade des Gebäudes wandern und geht dann zielstrebig auf die Eingangstür zu. Er klopft an und wartet geduldig darauf, dass man ihm öffnet.

    Mit den fünf Equites kommt Sev in seine Unterkunft und schnappt sich direkt eine kaum beschriebene Wachstafel. Die paar Notizen sind unwichtig und werden von ihm auf die Schnelle geglättet. Dann beginnt die Besprechung. Gemeinsam mit den Männern klärt er, welche Stellen sie alle überprüfen wollen und wo genau die Erkundigungen einzuholen sind. Als nach einiger Zeit der angekündigte Speculator noch hinzu kommt spricht man auch über die Tarnung und einigt sich nach einiger Diskussion schließlich. Als alles festgelegt ist, verteilt Sev die einzelnen Aufgaben und die Männer machen sich auf den Weg, jeweils ihren persönlichen Auftrag auszuführen.

    Nach dem Gespräch mit dem Princeps Praetorii kommt Sev in die Unterkunft seiner Turma. Auf dem Herweg hat er sich bereits genau überlegt, welche von ihnen er mitnehmen will. Es dauert also nicht lange, bis er den Auserwählten dies zu Verstehen gegeben hat und sie zu einer kleinen Vorbesprechung auf seine Offiziersunterkunft schickt. Den übrigen Equites befiehlt er den später eintreffenden Speculator ebenfalls dorthin zu schicken.

    "Hrhrhr... Dat kann ich mir vorstellen, Junge. Ich hab ja auch ma kleine Geschwister gehabt. Kannste am Kopp nich haben. Bloß gut, dass ich da kein Ärger mit hab. Als Decurio darf ich sowieso nich heiraten. Hrhr. Jo, der Lati, der is da ganz pflegeleicht. Keine Ahnung, wo der sich wieder rumtreibt. Wird sich schon irgendwie zu helfen wissen. Hat ja bis jetzt auch überlebt. Hrhr."


    Sev trinkt seinen Weinbecher leer und stellt ihn ab.


    "Die Amatia findet sich schon zurecht. Aber wenn ich ma Zeit hab, dann werd ich mal im Palast vorbei schauen. Kann ja nich schaden. Hrhr. Aber nu schau ich erstma was die Saeva so treibt. Und dann sorg ich dafür, dass se auch ma wieder richtig wat treibt..."


    Er grinst und rafft sich von seiner Kline auf. Sev streckt sich noch einmal und macht sich dann auf den Weg zu seinem Cubiculum.

    Sev nickt bestätigend.


    "Gut, ich werde sehen was sich machen lässt. Die Männer werde ich umgehend auswählen. Der Speculator soll sich in der Unterkunft unserer Turma melden. Ich geb meinen Männern dann bescheid. Wenn das alles ist, werde ich mich nun auf den Weg machen."


    Er steht von seinem Platz auf, nimmt Haltung an und wartet die Antwort des Princeps ab.

    Sev nickt mit dem Kopf. Der Name ist ihm nun nicht mehr unbekannt und der Typ kam ihm schon immer etwas verdächtig vor. An ihre Begegnung in der Taverne kann er sich noch gut erinnern.


    "Wenn ich recht informiert bin, dann wurde Decimus Strabo kürzlich zum Quaestor gewählt und nach Germanien geschickt. Ich könnte mich in seiner Abwesenheit schonmal hier in Rom in seinem Umfeld umhören. Wie sieht es mit der Geheimhaltung um diesen Auftrag aus? Ist die Sache streng geheim oder soll er ruhig wissen, dass wir ihm auf den Fersen sind? Gibt es eine besondere Tarnung, die wir annehmen sollen? Mich und meinen Namen kennt der Mann schon, ich bin ihm bereits einmal begegnet. Keine Ahnung, ob er auch von meinem Beruf weiß. Stehen mir die Männer meiner Turma zur Verfügung? Welche Art von Information sollen wir gezielt ermitteln?"

    "Hrhr. Ey, sachma, wo haste dat Mädel eigentlich aufgegabelt? Und wieso mussteste die gleich heiraten? Hatte se nen Braten überm Feuer und den Dorfchef als Vater, oder wat?"


    Sev trinkt nen Schluck Wein aus seinem Becher.


    "Jo, klar. Ich füll dir dat Wein-Lager auf, damit de das dann alles alleine versäufst. Das hätteste wohl gern, Junge. Ne du, die feine Edelplörre kauf ich genau dann ein, wenn ich auch was davon hab. Sonst is ja doch wieder alles leer, wenns mich mal wieder hierher verschlägt. Hrhr."


    Er streckt sich gemütlich auf seiner Kline aus und winkt widerwillig ab.


    "Tia? Ne, wo soll die mir denn übern Weg laufen? Ich bin doch immer in der Castra beschäftigt. Kommt se denn nich mehr vorbei zum Kochen und Putzen und so? Hrhr. Oder gibts hier nichts mehr zu tun, weil Hulc nu die ganze Arbeit übernimmt? Hey, sachma, wo is eigentlich meine Saeva abgeblieben?"


    Sev sieht sich in Richtung seines Cubiculums um. Wo er sowieso gerade hier ist, könnte er eigentlich auch gleich...

    Sev hebt kurz die Augenbrauen. Die Angelegenheit verspricht tatsächlich interessant zu werden. Darüber hinaus versucht er die Miene nicht zu verziehen und sieht Balbus weiter aufmerksam an.


    "Welche Information soll ich beschaffen? Sind mir weitere Männer zugeteilt?"

    Gehorsam lockert Sev seine Haltung und nimmt Platz. Die Einleitung des Princeps lässt eine interessante Aufgabe vermuten und er ist gespannt, was hier nun auf ihn zu kommt. Aufmerksam sieht Sev seinen Vorgesetzten an.


    "Um was für einen Auftrag handelt es sich?"


    Er gibt sich der Hoffnung hin, dass es sich dabei nicht um Latrinendienst handelt und malt sich schon einen spannenden Einsatz außerhalb der Castra aus. 8)

    "Dann willste wirklich in die Politik? Ououou, Junge. Wenn de dir das mal gut überlegt hast. Also für mich is das nichts. Dieses ewige Palaver auf der Rostra? Ne, danke. Da lob ich mir doch nen anständigen Befehl, an dem es nichts zu diskutieren gibt. Hrhr."


    Sev denkt nach und versucht vergeblich, sich Vic als Quaestor vorzustellen. Das, was dabei herauskommt, sorgt jedenfalls für ein breites Grinsen.


    "Dann sieh aber zu, dass de da nur dein feinstes Hochlatein hervorkehrst. Wir sind zwar Peregrini, aber son Quastor, der muss ja schon wat hermachen. Hrhr. Sachma, wie gehts deiner Frau eigentlich so? Noch alles in Ordnung, Kinder gesund und so? Sach bescheid, wenn deine Priesterkohle nich mehr ausreicht, Junge. Ich komm ja doch kaum dazu, irgendwann mal wat auszugeben."


    Inzwischen hat auch Sev frischen Wein eingeschenkt bekommen und trinkt ein paar große Züge aus seinem Becher. Bei Vics weiteren Worten hätte er sich beinahe verschluckt und kann das Unglück nur knapp abwehren. Entgeistert sieht er seinen Bruder an.


    "Wat??? Ne Popa hat die Quinquatrus geleitet? Dat is nu doch nen Scherz, oder? Dat kannste mir jetzt nich erzählen. So schlimm kann dat doch noch garnich stehen!" Er sieht Vic an, dass dieser ganz und garnicht scherzt. "Ououou... Mann, Junge. Na, da muss aber wat passieren. Dat kann ja wohl nich sein. Ich glaub ich muss ma dringend wieder in nen Tempel und wat opfern. Nich, dass der Zorn der Götter mich nu auch noch trifft." Zur Sicherheit vergießt er gleich einen kleinen Schluck Wein auf den Boden. "Jo, dann sorg lieber mal dafür, dass sowat aufhört. Ich will ja dat nächste Jahr noch erleben. Hrhr."


    Auf den Schock trinkt Sev erstmal seinen halben Becher leer.

    Nachdem er explizit gerufen worden ist, wird Sev von den Wachen direkt weiter gewunken. An der Tür des Officiums hält er inne und setzt seinen Helm auf. Die Wache klopft an und meldet ihn knapp. So tritt er ein, nimmt Haltung an und salutiert militärisch.


    "Salve, Princeps Praetorii! Decurio Flavus Valerius Severus meldet sich wie befohlen."

    Sev liegt gerade dösend auf seinem Bett. Das Klopfen schreckt ihn aus dem Halbschlaf auf und verwirrt sieht er sich um. Die Nachricht des Miles bekommt er gerade noch mit. Gähnend richtet Sev sich auf seinem Lager auf und streckt sich erst einmal. Er schüttelt diee Schläfrigkeit ab und steht auf. Bevor er aufbricht, sammelt er natürlich schnell seine Ausrüstung zusammen und legt sie wieder an. Nachdem alles komplett ist, nimmt er seinen Helm unter den Arm, verlässt die Unterkunft und macht sich auf den direkten Weg zum Büro des Princeps Praetorii.

    "Hrhr. Auf die Ala!"


    Sev grinst und will gerade trinken, da bemerkt er den massiven Überschuss an Luft und die gänzliche Abwesenheit von Wein in seinem Becher. Dem muss natürlich Abhilfe geschaffen werden und er schenkt sich noch den letzten Rest aus der Amphore ein. Zwar bekommt Sev in der Castra eigentlich immer so ziemlich die mieseste Plörre überhaupt zu trinken, aber heute will es ihm garnicht schmecken.


    "Jo, dat kommt mir bekannt vor. Ich hab auch schonma überlegt, ob ich mich mal beim Patron beschwere. Dat sind ja keine Zustände so. Wie lief denn dein Gespräch? Isser noch fit, der alte Mann? Hrhr. Oder braucht sein neues Betthäschen ihm die ganze Kraft auf? Die erste Zeit nach der Hochzeit, sacht man sich ja, bekommste die Weiber kaum noch ausm Bett wieder raus, so wild sindse dann. Hrhr."


    Er leert den Becher bis auf den Grund und stellt ihn zur Seite, damit Hulc ihn gleich nachfüllen kann.


    "Wat? Septemvir? Boah, nich schlecht, Alter! Geile Sache! Hätt ich nich gedacht, dass de das beim Cultus Deorum noch so weit bringen könntest. Und das als ehemaliger Peregrinus. Helm ab, Junge! Hrhr. Dann biste jetzt ja bei den ganzen Spielen immer mit vorne dabei. Organisierste mir dann auch immer nen guten Platz, wenn ich grad ma nich die Leibwache schmeißen muss und nen freien Tag hab?


    Mann, so ein Mist aber auch, dass ich die Wagenrennen bei den Ludi Martiales verpasst hab. Da hätte sich ruhig ma die Augusta hinbewegen können mit ner kleinen Leibwache. Dat hätt ich schon organisiert. Hrhr. Aber immer nur mit Akademie und Casernendienst komm ich nich viel rum.


    Jo, dat kommt mir verdammt bekannt vor, was de da erzählst. Die Herren Vorgesetzten kassieren massig die Kohle und wat machense den lieben langen Tag? Sich in irgendwelchen Officien einschließen und wahrscheinlich den ganzen Tag lang pennen. Ich weiß es auch nich. Alles was ich bei uns von der Chefetage sehe, is alle Jubeljahre nen neuer Dienstplan. Und was auf dem draufsteht, das hab ich dir ja schon erzählt. Ich weiß manchmal echt nich mehr, für wat die alle immer nur befördert werden. Wennse keinen Bock haben auf ihre Arbeit, dann sollen se das gleich lassen. Früher war dat doch auch nich so. Man wird befördert, wenn man wat leistet und nich wenn man nur seine verdammte Zeit absitzt. Son Amt hat ja nich nur Macht und Rechte, sondern auch Pflichten. Klar, dass ich mich mit meiner Turma auch selber beschäftigen kann, aber zumindest son Minimum an Beitrag könnten die Herren auch mal leisten. Wenn dat so weitergeht, dann würd mich dat nich wundern, wenn nen Attentat auf den Kaiser auch mal gelingt. Bei der Motivation, die es inzwischen in der Castra gibt..."


    Er schüttelt resignierend den Kopf.

    "Moin, Junge!" grüßt Sev seinen Bruder, indem er ihm mit dem Weinbecher zuprostet. "Was gibts neues?" Er trinkt noch nen Schluck Wein und verzieht das Gesicht.


    "Sachma, wie lange steht die Plörre hier schon rum? Ham sich die Hunde da mal dran zu schaffen gemacht, oder wat?"


    Sein drohender Blick trifft Razor und Blade, die es sich zwischen den beiden Klinen bequem gemacht haben. Razor schleckt gerade mit großem Genuss Vics Weinopfer auf. Zu mehr Aktion kann Sev sich aber im Moment nicht aufraffen und trinkt lieber noch mehr von seinem eigenen Wein. Die Bohne trifft ihn mitten auf der Brust, doch er reagiert kaum darauf.


    "Ou! Jo, gut dass de dich darum gekümmert hast, Alter. Blöd, dass ich kaum Zuhause sein kann. Jo, da hat man es als Tribun schon besser. Also hats ja doch noch sein Gutes, wenn man nen Priester im Haus hat. Hrhr. Auf Mars!"


    Er grinst und vergießt ein kleines Weinopfer auf den Boden, worum sich dieses Mal der wachsame Blade sofort kümmert.


    "So ungefähr. In der Castra is absolut tote Tunika, das kannste mir glauben, Junge. Ich hab grad Sonderurlaub weil ich beim Examen in der Academia Militaris mitgemacht hab. Eigentlich wollt ich meinen Dienst ja nebenher noch weitermachen, aber irgendwie steht auf dem Dienstplan nu immernoch nur wat von Urlaub. Keine Ahnung, wann mir wieder wat zugteilt wird. Aber dat wär wahrscheinlich auch wieder nur Casernendienst, oder wie die das nennen. Dat is halt nix als Langeweile und irgendwie selber beschäftigen. Pferde übern Hof führen, trainieren, Ausrüstung in Stand halten und solche Sachen. Dat kennste ja noch von der Ala. Aber ich sach dir, Junge, damals bei der Ala war da mehr los. Da gabs ja wenigstens noch ab und zu nen kleinen Auftrag, wo man mal raus kam. Mit meiner Turma bin ich nu schon zwei Monaten in der Castra eingesperrt. Die Pferde sticht allmählich der Hafer, dat kennste ja, wenn die mehr gewohnt sind und dann nich vernünftig bewegt werden können. Die brauchen dringend wieder wat zu tun. Und die Männer werden natürlich auch unzufrieden. Mann, Mann, Mann, Junge! Es geht bergab. Dass die Prätis sich zu sonem lahmen Haufen entwickeln könnten, das hätt ich nich gedacht."


    Er schüttelt enttäuscht den Kopf und trinkt seinen Becher leer.

    Sev hat bereits einiges an eher weniger verdünntem Wein zu sich genommen. Er trägt eine einfache Tunika, so dass außer seinem muskulösen Körperbau nichts an ihm auch nur annähernd auf seinen Beruf schließen lässt. Er sucht eine kleine, schmierige Taverne auf, um noch mehr billigen Alkohol in sich hineinkippen zu können. Es sind viele Menschen in dem engen Raum und die Gerüche waren schlimmer als in einer ungelüfteten Latrine. Das stört jedoch keinen und die vielen streitenden, diskutierenden und singenden Stimmen vereinigen sich zu einem geräuschvollen Ganzen. Mit grimmiger Miene pflügt Sev sich regelrecht den Weg zur Theke frei, als er plötzlich seitlich angerempelt wird. Fehler.


    Zwei verwegen aussehende Männer sind in einen heftigen Streit verwickelt. Einer von ihnen stößt den anderen gerade von sich weg und zieht seine Sica. Sein Gegner prallt jedoch exakt gegen den unerkannten Prätorianer auf Sonderurlaub, welcher sich daraufhin mit unheilvollem Blick zu den beiden umwendet. Diese bemerken ihn nicht und schon ist ein zweiter Dolch gezückt. Die Umstehenden weichen unmittelbar zurück und machen den Kampfhähnen zugunsten ihrer eigenen Sicherheit Platz. Diese zögern auch nicht lange und wollen gerade aufeinander losgehen, als der eine plötzlich brutal im Nacken gepackt und nach hinten geworfen wird. Sev hat genug von allem und lechzt förmlich nach einer Auseinandersetzung, um sich abzureagieren. Während das erste Opfer noch mit seiner Überraschung kämpft, stolpert und fällt, kümmert sich Sevs geballte Rechte bereits um den überraschten Kiefer des anderen Angreifers. Ehe dieser reagieren kann, kracht sie schmerzhaft auf und wirft seinen Kopf mit Wucht zur Seite. Um keine Zeit zu verlieren setzt Sev augenblicklich nach und versetzt ihm noch einen kraftvollen Tritt in den Bauch. Dem Mann wird schwarz vor Augen und er bricht zusammen. Sein Gegner hat sich mittlerweile wieder aufgerappelt und versucht einen Überraschungsangriff auf Sev. Durch Glück oder Zufall trifft er mit seiner Sica jedoch daneben und bekommt umgehend die volle Gewalt des Gegenangriffs zu spüren. Zuerst versetzt Sev ihm einen Faustschlag in den Magen, dann schnappt er sich den Arm seines Gegners, verdreht ihn schmerzhaft und schickt ihn schließlich mit einem gezielten Schlag der Handkante auf die Schläfe in die dunkle Vergessenheit.


    Erst jetzt wird Sev sich wieder seiner Umgebung bewusst. Noch immer hat sich sein Gemüt nich abgekühlt, doch er erkennt, dass er diesen Ort nun lieber verlassen sollte. Es ist schließlich gut möglich, dass sich noch Freunde der beiden hier aufhalten. Zwar sähe er sich denen im Moment schon gewachsen, aber mehr Wein ist ihm nun doch lieber, als eine ausgewachsene Massenschlägerei. Er macht sich also auf die Suche nach einer anderen kleinen Taverne...