Beiträge von Flavus Valerius Severus

    Durch ihre gute Vorarbeit ( 8) ) haben die Prätorianer bereits alle wichtigen zu bewachenden Punkte ausgemacht und sich entsprechend auf diese verteilt. Mit einem Teil der engsten Leibwache wartet Sev am Eingang der Basilika, bis dass die Augusta von den übrigen Prätorianern begleitet eintrifft. Ihr Sitzplatz ist bereits überprüft und abgesichert, so dass Ruhe in die Soldaten einkehrt und sie aufmerksam abwarten.

    Die Prätorianer haben sich in der Regia mittlerweile gleichmäßig auf die sensibelsten Ecken des Raumes verteilt. Die Ein- und Ausgänge werden bewacht und auch die Augusta ist natürlich nicht ohne ihre ständigen persönlichen Leibwächter. Eine kleine Abordnung wartet auch noch vor den Toren und gedenkt wohl neidvoll ihrer Kollegen, welche sich stattdessen im warmen und geschützten Gebäude aufhalten dürfen.


    Sev hat sich selbst natürlich einer Gruppe für innerhalb der Regia zugeteilt. 8) Die elende Kälte geht ihm schon seit geraumer Zeit auf die Nerven und auch hier, im Warmen, vermag sich seine Laune nur geringfügig zu bessern. Auskundschaften, beobachten, überwachen - wie schon seit Beginn seiner Karriere beim Militär widmet er sich den gewohnten Tätigkeiten mit routinierter Wachsamkeit.


    Auch die Dienerinnen und der Vorkoster arbeiten Hand in Hand, damit alles reibungslos abläuft. Allein ihr emsiges Umhereilen ist es, welches Sev nun doch den Anflug eines Lächelns aufs Gesicht treibt. Er ruft sich jedoch wieder zur Ordnung und setzt die gewohnt versteinerte Miene auf, mit der er die Anwesenden im Auge behält.

    Von Seiten der Prätorianer verläuft alles planmäßig. Beinahe schon gelangweilt verfolgt Sev das Auf- und Abtragen der verschiedenen Gänge und ist seinerseits froh, vor dem Bankett schon etwas gegessen zu haben. Natürlich entgeht ihm nicht, dass seine beiden ehemaligen Vorgesetzten als Präfekten von Ala und Classis am Tisch der Augusta sitzen und er spürt einen gewissen Stolz auf seine Ausbildung. 8)


    Sev fällt eine kleine Lücke bei der Wache an der Tür auf. Einer der Männer sieht zufällig herüber und über einen unauffälligen Wink gibt er diesem zu verstehen, dass sie die Lücke wieder schließen sollen. Der Mann schaut ein wenig überrascht, gehorcht jedoch und sorgt dafür, dass jeder wieder seinen korrekten Platz einnimmt. Nachdenklich lässt Sev seine Blicke nun wieder über die Menge der Gäste wandern und beobachtet sie auf Auffälligkeiten.

    Während Sev die Leibwache der Augusta begleitet, spürt er die grässliche Kälte allmählich wieder zu ihm durchdringen und seine Laute verschlechtert sich. Gerne würde er sich in ein paar deftigen Flüchen abreagieren, sieht jedoch ein dass dass hier nicht der richtige Ort und die Zeit dafür wären. Hoch zu Ross und mit einigen wenigen Equites leicht abseits der Sänfte hat er einen guten Überblick über die Menschenmenge und sucht sie stetig nach verdächtigen Aktivitäten ab.


    Die neu hinzutretende Magistra Scriniorum wird von einem der Fußsoldaten begleitet. Sev stellt zufrieden fest, dass seine Männer ihre Arbeit in gewohnter Qualität abliefern. Als er wieder in die Menge schaut, bietet sich ihm jedoch eine beunruhigende Szene. Er sieht, wie seine kleine Schwester auf einen wildfremden Germanen zugeht und mit ihm spricht. Zu Sevs wachsendem Zorn ist es damit nicht genug und die beiden umarmen einander auch noch. Der Verdacht keimt auf, dass sie einander bereits kennen. Er muss schwer mit sich kämpfen, seinen Posten nicht zu verlassen und begnügt sich mit einem unheilverkündenden Blick in Amatias Richtung. 'Wir sprechen uns später noch, Mädel, und dann gnade dir Iuno.' murmelt er unverständlich vor sich hin und beginnt sich dann wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren.

    Der Prätorianer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und zuckt gleichgültig mit den Schultern. Zum einen ist ihr Auftrag heute ohnehin nicht unter strengster Geheimhaltung - anderenfalls würden sie kaum so auffällig Notizen aufschreiben. Dass die Prätorianer alle Stationen der Augusta überprüfen, kann sich ein jeder leicht ausrechnen. Es gilt einzig und allein, dabei nicht allzu viel Aufregung zu erzeugen. Zum anderen ist er sich dessen bewusst, dass sie keiner weiteren Person sonderlich aufgefallen sind. Während die Augusta sich vor der Öffentlichkeit verbirgt, und wie auch jetzt etwas Zeit in ihren Gemächern verbringt, streifen zahlreiche Besucher aus anderen Städten umher und geben sich gelangweilt den unterschiedlichsten Tätigkeiten hin.
    Was dem Centurio jedoch allmählich gegen den Strich geht, dass ist die herablassende und überlegene Art, die den Prätorianern in letzter Zeit hin und wieder entgegen gebracht wird.


    "Ich bin doch nicht die Auskunft..." antwortet er nur schroff.

    Cactus runzelt die Stirn und sieht skeptisch zur Bühne nach vorn.


    "Nein, bislang nicht. Wir befassen uns noch mit der Stelle, an der ein unbekümmerter Theatergast versucht, die Tarnung der zivilen Leibwache auffliegen zu lassen."


    Sein Miles wendet sich derweil wieder seinen Kritzeleien zu und beschäftigt sich angesichts der gerade vorherrschenden Ereignislosigkeit auf der Bühne mit einer ausgefeilten Karikatur eines prominenten Dichters.

    Nachdenklich mustert der Prätorianer sein Gegenüber. Das soll der LAPP sein? Irgendwie hat er sich den anders vorgestellt. Germanischer. Weil er heute seinen großmütigen Tag hat, stößt er seinem Kollegen kurz in die Seite und nimmt gelassen Haltung an.


    "Centurio Stechus Cactus und Miles Nicsus Minimax, Cohortes Praetoriae."


    Sein Kollege tut es ihm gleich und sie salutieren routiniert.

    Überrascht bemerkt Sev das Lächeln der Augusta und kann sich gerade noch davon zurückhalten, ihr schelmisch zuzuzwinkern. So lächelt er lediglich schicksalsergeben zurück und macht sich mit neuem Elan daran, seine Aufgaben vorbildlich zu erfüllen und die Männer auf den bevorstehenden Aufbruch vorzubereiten. Seine schlechte Laune hat er über dieses wunderbare Lächeln vorerst vergessen. Viel gibt es momentan allerdings nicht für ihn zu tun. Die Prätorianer schließen ihre Reihen wieder und warten nun geduldig darauf, dass die Träger der Sänfte ihre Arbeit beginnen.

    Nachdem sie herausbekommen haben, dass bei den Proben auch Zuschauer zugelassen sind, haben sich einige Prätorianer in zivile Schale geschmissen, um dem Spektakel schon vorab unauffällig beizuwohnen. Einige von ihnen machen sich ein paar Notizen zum Ablauf des Stücks, um ihren Vorgesetzten anschließend davon berichten zu können.

    Missmutig überblickt Sev die in der Kälte wartenden Menschen. Seine Prätorianer haben bereits ihre Positionen vor, hinter und neben der Sänfte eingenommen. Weitere Einsatztrupps sind bereits auf dem Weg in die Stadt, um sich an einigen kritischen Punkten gezielt zu platzieren. Auch unter dem Publikum der einfachen Leute befinden sich mittlerweile unerkannt zivil gekleidete Prätorianer, welche die Stimmung der Bevölkerung beobachten werden.


    Trotz warmer Kleidung unter seiner ihm allmählich lästig werdenden Paraderüstung hat Sev das Gefühl, hier in Germania ständig frieren zu müssen. Er bemerkt Medeias suchenden Blick und nickt ihr kurz bestätigend zu. Die Leibwache ist bereit.

    Grinsend beobachtet Sev, wie seine kleine Schwester von einem Diener auf ihren Platz bei der Augusta beordert wird. Die vermeintlich lüsternen Blicke der die arme und unschuldige Amatia umstehenden Männer hat er zuvor sehr wohl bemerkt. Allein die dort vorhandene beruhigende Gegenwart seines ehemaligen Kameraden Magnus hat ihn davon abgehalten, sich vorsorglich dazu zu gesellen. Der Praefectus würde schon einschreiten, falls sich jemand einer Dame unsittlich nähert.


    Er ist jedoch froh, dass die Praeposita Amatia so gut im Griff hat und zwinkert Medeia dankbar zu, um sich anschließend wieder seinen eigenen Aufgaben zu widmen.

    Sev geht die Stationen in Gedanken noch einmal kurz durch und nickt zuversichtlich.


    "Jo, kommt schon hin. Wir werden uns anpassen, wie immer. Nachdem ich rechtzeitig bescheid weiß, kann ich heute noch ein paar Leute losschicken, die sich die verschiedenen Stationen vorher anschauen. Kein Problem."

    Der Centurio nickte bedächtig, während er seinem Gegenüber zuhörte und gab ab und an bestätigendes 'Mhm, mhm' von sich.


    "Ja, das wird es. Ja, da gibt es tatsächlich etwas. Ein paar der Wagen für den Transport haben auf der langen Reise stark gelitten. Könnt ihr da nicht mal ein paar eurer Wagenbauer bemühen?"


    Natürlich hätte der Centurio dazu auch seine eigenen Männer anweisen können, doch er befand dass diese wichtigeres zu tun hatten. Auf die nächste strenge Ausrüstungsinspektion freute er sich jetzt schon und rückte den Termin gleich ein paar Tage nach vorn.

    Ein Bote erreicht die an der Eingangstür postierten Prätorianerwachen und flüstert ihnen eine kurze Nachricht zu. Diese nicken sogleich und geben die Information über unauffällige Zeichen an ihre Kameraden weiter. Sogleich kommt Aktivität in die Reihen der Wachen. Eine Abteilung Prätorianer mit auf Hochglanz polierten Paraderüstungen kümmert sich darum, dass der Weg von der Eingangstür zum Ehrenplatz der Augusta freigeräumt wird. Sie arbeiten still und zügig, da ihnen nicht mehr allzu viel Zeit bleibt.


    Auch Sev bekommt natürlich Nachricht von ihrem baldigen Eintreffen. Er lächelt Medeia entschuldigend zu. "Die Arbeit ruft..." Er geleitet die oberste Dienerin in die Nähe des Ehrenplatzes der Augusta. Auch er selbst nimmt hier seine Position ein.


    Schnell bekommen die direkt umstehenden Gäste mit, dass der Zeitpunkt des Eintreffens der Augusta naht. Der Lärmpegel sinkt merklich und die Blicke wenden sich vermehrt dem nun weit geöffneten Eingangstor zu. Sobald der Weg freigeräumt ist, stellen die Prätorianer sich in gleichmäßigen Abständen an seinem Rand auf, so dass sie ein gleichmäßiges Spalier bilden. Sie nehmen starre Haltung an und warten geduldig ab, während sich alle Aufmerksamkeit allmählich dem Eingang zuwendet.


    Von einem weiteren Boten benachrichtigt ist der Nomenclator der erste, welcher wieder laut die Stimme erhebt und die für die Gäste noch nicht sichtbare Augusta gut verständlich ankündigt.


    "Die Augusta Iulia Ulpia Drusilla!"

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    "Nein, ich war noch nie in Germania. Ich habe schon viel von hier gehört und bin sehr neugierig auf die Germanen. Stimmt es, dass die Frauen der Germanen Riesinnen sind und die Kleidung und auch die gleichen Waffen wie ihre Männer tragen?"


    Sev muss grinsen und fühlt sich ungewohnt geschmeichelt. Er genießt die Gesellschaft dieser Dame zusehends und betrachtet sie einen Moment lang vor der Seite, bevor er seine Blicke wieder pflichtbewusst zu den übrigen Gästen lenkt.


    "Hrhr. Also... Manche schon. Soweit ich mich an die Schlacht erinnere, sind da hin und wieder in den Reihen der Barbaren auch Frauen aufgetaucht, die hab ich erst garnich als solche erkannt. Die haben kaum schlechter gekämpft als ihre männlichen Kameraden. Riesinnen waren die zwar nicht alle, aber klein wohl auch nicht. Ich schätz mal, dass das jetzt nicht unbedingt bei allen anderen Germaninnen auch so sein muss..."


    Er erinnert sich an die Bevölkerung von Confluentes, wo die Ala später stationiert war und grinst schelmisch.


    "Dürften nich hier unter den Gästen auch ein paar Einheimische sein?"


    Sev mustert die Gäste noch einmal etwas genauer und versucht nun auf 'typische Merkmale von einheimischen Germanen' zu achten.


    "Najo... Zumindest scheinen einige von ihnen ziemlich helles Haar zu haben..."

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    In einer smaragdgrünen Stola betrat sie nun den Saal. Ihr Blick schweifte kurz über die vielen Männer. Lächelnd betrachtete sie kurz Valerius Severus. Männer in Paradeuniformen machten immer was her, befand sie in dem Moment und trat lächelnd auf ihn zu. "Salve, Decurio!" Wieder schweifte ihr Blick neugierig durch den Saal. "Warst Du schon einmal in Germania?"


    Überrascht löst Sev seinen eben noch kritischen Blick von der Formation der Wachen, als Medeia ihn plötzlich anspricht. Er lächelt erfreut und nickt ihr zu. Ein überzeugtes Kompliment kann er sich trotz aller Professionalität nicht verkneifen.


    "Salve, Praeposita! Du siehst hinreißend aus. Wie geht es der Augusta? Wird sie bald erscheinen?"


    Auf ihre Frage hin nickt er, runzelt dabei jedoch sorgenvoll die Stirn.


    "Ja, das war ich. Aber es war kein sonderlich schöner Anlass, nicht wie heute. Ich war in Raetia im Einsatz, als Decurio bei der Ala II Numida. Du hast sicher von der heftigen Schlacht damals gehört. Da war ich quasi mittendrin. Die Verluste waren... Ich glaube nicht, dass du mehr über die Details wissen willst."


    Er grinst ein wenig schief und wechselt lieber das Thema. Die Bilder, die er von der Zeit noch in Erinnerung hat, sind mehr als nur blutig.


    "Wie steht es um dich? Warst du schon einmal in Germania?"

    Sev nickt nachdenklich und versucht sich, die vielen Programmpunkte zu merken. Natürlich hat er wieder einmal nicht daran gedacht, sich etwas zum Schreiben mitzunehmen. Doch bislang hat ihn sein Gedächtnis selten im Stich gelassen. Er nimmt sich trotzdem vor, die Praeposita anschließend um eine Abschrift ihrer Notizen zu bitten. Bei der späteren Besprechung mit den anderen Offizieren könnte eine solche Gedächtnisstütze wohl nicht schaden.

    "Öhm... Der Magister Officiorum hat sich anfangs um die Planung der Reise gekümmert. Bei unserer ersten Besprechung hat er mir was von Plänen erzählt, dass die Augusta vielleicht das Castellum der Legio Secunda Germanica besichtigen wolle."


    Sev muss sich ein Grinsen schwer verkneifen beim Gedanken daran, dass die Kommunikation zwischen Rom und Mogontiacum auch nicht so gut funktioniert hat. Falls die Augusta nun spontan das Lager besichtigen würde, kämen hier wohl einige Offiziere sicher schwer ins Schwitzen. 8)


    "Aber dann hat sich das wohl erledigt, oder?"


    Er persönlich hat da garnichts dagegen. Je weniger Programmpunkte es gab, desto weniger potenzielle Probleme konnten sich für die Prätorianer auftun.

    Der gerade diensthabende leitende Centurio Gaius Albius Solinus salutiert schneidig zurück.


    Es handelt sich um einen etwas älteren, erfahrenen Soldaten, der schon viele Jahre bei den Prätorianern dient. Er hat sich zeit seines Lebens eine hohe Zuverlässigkeit und Genauigkeit angewöhnt. Die Männer seiner Centurie respektieren ihn, da er ihnen zwar hart aber gerecht erscheint. 8) Das hindert sie natürlich nicht daran, hinter seinem Rücken hin und wieder über seine teilweise übertrieben peniblen Kontrollen zu frotzeln. Seit sie sich an seinen angestrebten Perfektionismus gewöhnt haben, kommen sie ganz gut mit ihm zurecht und wissen ihn wohl zu nehmen.
    Von all dem bemerkt Solinus jedoch nicht viel. Er ist selbstbewusst und fest davon überzeugt, dass seine Centurie die beste der ganzen Cohortes ist, nicht zuletzt durch seine eigene vorbildliche Führung. Seine Männer lieben ihn selbstverständlich abgöttisch und würden es sich nie erdreisten, auch nur eine seiner Handlungsweisein Frage zu stellen. So ist der Centurio insgesamt gesehen ein sehr zufriedener Mann.


    Wohlwollend nickt er dem Primus Pilus nun zu.


    "Salve, Primus Pilus. Ja, es ist alles in bester Ordnung. Ich habe die Männer noch zu einigen Verbesserungen anleiten müssen, aber schon bald wird der Wachtposten sich in einem einigermaßen zufriedenstellenden Zustand befinden."


    Solinus hat durch seine überzogenen Ansprüche in seinem ganzen Leben noch keinen Zustand kennengelernt, der besser gewesen wäre als "einigermaßen zufriedenstellend". Zudem hat er noch allzu gut den Vergleich mit den Gegebenheiten in Hispania in Erinnerung und kann die Verbesserung zu dort nicht leugnen. Ein gut gemeintes, wohlwollendes Lächeln tritt auf sein Gesicht. 8)