Beiträge von Didia Marcia

Das war zu viel. Um nicht laut loszuprusten drückte ich meine rechte Hand vor meinen Mund und senkte den Blick in Richtung Tisch.
Kurz verweilte ich so, bis der erste Andrang zu Lachen vorüber war.

"Tsss...das hat bestimmt eine Anzeige an seine Familie gegeben...den Tiber verschmutzen...widerlich...andere Leute essen schließlich den Fisch, der darin herumschwimmt."

Mit undefinierbarer Soße bekleckert wankte der Wirt nun in unsere Richtung und stellte das Bestellte vor uns hin.
"Bitte sehr die Damen.", säuselte er mit öligem Lächeln.
Ich hingegen sah ihn an wie ein Insekt und zog die Augenbrauen nach oben, als er sich nicht vom Fleck rührte. "War noch was?"
Er schüttelte schnell den Kopf und verschwand wieder.

Es fiel mir nun wirklich schwer, mir noch das Lachen zu verkneifen, als ich aufgeregtes Gepolter und Geklirre aus einem der hinteren Räume - wohl die Küche - hörte. Herrje, der arme Kerl musste sich sicherlich nach unserem Besuch mit neuem Geschirr eindecken.

"Ohja, aber ich hoffe doch, dass wir ihm nicht schon wieder einen zerschmetternden Bericht abliefern müssen...der letzte Ladenbesitzer liegt wie ich hörte immer noch mit Herzbeschwerden im Aesculap-Tempel..."

*Klirr*

Stirnrunzelnd sah ich in die Richtung, in die der Wirt verschwunden war.
"Er könnte einem ja fast leid tun.", bemerkte ich und blickte in die Runde. Hier ein anzügliches Grinsen, da ein Augenzwinkern...tststs, kein Respekt mehr vor offiziellen Tavernentestern

Der Wirt musste die Ohren eines Luchses haben, denn keine 5 Sekunden später stand er schon wieder Spalier neben unserem Tisch.
Betont uninteressiert wandte ich mich ihm halb zu und machte eine wegwerfende Geste.
"Also, zweimal gefüllte Weinblätter...aber pass auf, ich werde überprüfen womit du sie füllst."

Täuschte ich mich, oder wurde der Kerl tatsächlich etwas blasser?
Nunja, wenn ich an Magenkolik starb wusste ich dann wenigstens woran es lag.
Schon war der gute Mann wieder verschwunden und ich blickte wieder zu Helena.
"Nunja, du weißt doch, verklagen können wir ihn immer noch, sollte uns etwas passieren."

Wieder war ich darauf gefasst, meine Kinnlade vom Boden aufsammeln zu müssen. Ach herrje, Maximus war der Aedil...ja, jetzt wo sie es sagte fiel es mir auch wieder ein

Scheinbar fachmännisch sah ich mich ebenfalls um. "Tjaaaa...", meinte ich gedehnt, als der Wirt den Wein abstellte. "Bisher scheint alles in Ordnung...spätestens wenn wir morgen mit Bauchkrämpfen aufwachen wissen wir aber bescheid."
Ach, ich sollte das Priesterleben aufgeben und Beamte werden

"Hm....ja...was esse ich...fragt sich was man hier gefahrlos essen kann...", überlegte ich laut, als der Wirt verschwunden war.
"Ich glaube, ein paar gefüllte Weinblätter können nicht allzu großen Schaden anrichten..."

Ich setzte eine ernste Miene auf und sah den Wirt an.
"Bring uns von deinem besten Wein...und Wasser zum verdünnen. Und versuch nicht, uns über den Tisch zu ziehen, der Aedil erwartet stündlich unseren Bericht über den Zustand deiner Einrichtung hier."

Ich fragte mich, ob ich es schaffte, so kompetent auszusehen, wie ich versuchte
Anscheinend ja, denn der Wirt katzbuckelte und verschwand auf leisen Sohlen.

"Was die Leute einem nicht alles glauben.", frotzelte ich grinsend und sah zu Helena.

Wir waren wohl heute die Hauptattraktion in diesem Kabuff, zumindest sahen uns einige an, als hätten sie noch nie zwei menschliche Wesen gesehen.
Nunja, nachdem ich kurz meinen Blick hatte schweifen lassen konnte das sogar sein

Dennoch nickte ich und setzte mich auch gleich auf einen der Stühle.
"Jetzt weiß ich wenigstens, wie sich ein preisgekrönter Zuchtbulle fühlen muss, wenn er vorgeführt wird.", flüsterte ich Helena grinsend zu, "Ich glaube, mit unserem Besuch hier wird der Wirt hier demnächst Werbung machen."

Fröhlich stimmte ich ihn das Lachen mit ein. Urgroßcousin. Du lieber Himmel

"Naja, er hat den gleichen Gensnamen wie ich. Irgendeiner unserer Vorfahren wird schon der gleiche gewesen sein.", grinste ich schließlich, ehe ich zustimmend nickte.
"Ich glaube auch, den roten Stier finden wir sobald nicht mehr...hm...wie wärs mit der da?", fragte ich und deutete auf ein Haus, das als 'Durstiger Geisbock' bezeichnet wurde.
"Die Tür ist noch ganz...das ist im Allgemeinen ein gutes Zeichen."

"Falco? Er ist...äh...der Cousin meines Großvaters...Großonkel ist er dann glaube ich?"
Oh heilige Verwandschaft...kein Wunder, wenn man bei dieser Sippschaft den Überblick verlor.

Während wir redeten sah ich mich suchend um. Hm...irgendeine Taverne, die nach rotem Stier aussah konnte ich allerdings noch nirgends entdecken.

"Suchen...ohje, da hatte ich beim letzten Mal nicht so viel Glück.", grinste ich. Naja, je nachdem wie man es sah. Als ich mich das letzte Mal verlaufen hatte war ich schließlich Quiri über den Weg gelaufen.

So verließen wir witzelnd die Thermen und schlugen einfach die erstbeste Richtung ein.
"Die Frau des Pater Familias? Warum sagst du mir das nicht gleich, da hätte ich mich besser benommen."

Ob des Verwandtschaftsgrads hochgradig irritiert aussehend runzelte ich die Stirn. "Verschwägerter Halbonkel...ach herrje...und ich dachte meine Familie wäre kompliziert."

"Im Moment bin ich im Ceres-Kult, aber vielleicht ist mir Fortuna gewogener, wenn ich zu ihr wechsle...", überlegte ich laut und schmunzelte.

Roter Stier..hm...
"Hm...von der habe ich noch nie gehört...aber in Ordnung, wenn du weißt, wo es lang geht."
Fröhlich grinste ich zurück.

Mir wurde heiß und kalt. Das konnte ja heiter werden. Der Didische Tollpatsch sollte vor Patriziern mal kein Tollpatsch sein? Ich sah da schwarz...

"Ohje...das kann ja heiter werden.", murmelte ich und rang mir ein verzweifeltes Grinsen ab. Allerdings erleichterte mich die Tatsache, dass sie eine Ex-Plebejerin war doch ein wenig. "Naja, dann hoffe ich einfach mal, dass sie einen Mord für unter ihrer Würde erachten.", frotzelte ich und zwinkerte Helena schelmisch zu.

"Ich glaube, ich werde sämtlichen Göttern etwas opfern, so wie ich mich kenne, wird das bitter nötig sein."

Essen? Essen war immer gut, fand ich zumindest.
"Gerne, kommst du aus Rom? Wenn nicht werden wir uns auf unser Glück verlassen müssen, ein einigermaßen ertragbares Wirtshaus zu finden."

Vom Luftsprung sah ich nun ab und wollte lieber im Boden versinken

"Ich...äh...im Moment bin ich Commentaria im CD.", erwiderte ich brav auf die Frage. Am Ende war das eine engere Verwandte von ihm. Also hieß es sich benehmen.

Ob des Berichts über Quirinalis´ Gefühlslage beschloss mein Gesicht, dass es an der Zeit war rot zu werden und der Rest von mir entschied daraufhin, dass es Zeit war, den Blick zu senken.

"Ähm...also...eh..."
Wunderbar. Da stand ich Plebejergöre vor einer Patrizierin und stotterte wie Onkel Fabius. Prima. Das machte sicher Eindruck
Standpauke seiner Schwester? Ohje, das klang aber schwer nach Gewitterziege ( )
"Naja...ich habe mir schon gedacht, dass seine Familie von einer Plebejerin als Verwandte nicht allzu begeistert sein wird."

Ungläubig blinzelte ich mein Gegenüber an.
Als ich feststellte, dass meine Kinnlade doch nicht auf dem Boden aufgeprallt war, sondern noch an meinem Gesicht hing, brachte ich ein unsicheres Lächeln zustande.

"Er...hat von mir erzählt?", fragte ich unnötigerweise nochmal nach und hätte am liebsten einen Luftsprung gemacht. Also hatte er mich doch nicht vergessen.
Zu nichts mehr zu gebrauchen? Vielleicht erklärte das die Tatsache, dass noch kein Brief gekommen war. Der Gute war nicht mehr fähig zu schreiben

Erst, als Helena mich darauf aufmerksam machte, bemerkte ich, dass ich die arme Bürste zu rupfen begann.
"Oh..ähem...", stammelte ich grinsend. "Und ich dachte schon...wie geht es ihm denn?"

Schmunzelnd nahm ich meinen Strigilis und stopfte ihn zu meinen anderen Sachen.

"Oh, ja, ich dachte, es wäre an der Zeit, Ceres zu huldigen und in Ermangelung eines Altars musste eben der Boden herhalten."

"Didia Marcia. Freut mich ebenfalls.", erwiderte ich lächelnd, ehe mein Gesichtsausdruck gefror. Tiberia?
"Du...du kennst nicht zufällig Tiberius Quirinalis?", wagte ich schließlich zu fragen und zupfte nervös an den Borsten der Bürste.

Na prima, nun hatte das auch noch jemand gesehen...mir blieb auch nichts erspart.
Verlegen grinsend ergriff ich die dargebotene Hand und wurde mit einem Ruck wieder auf meine Füße befördert.

"Danke...nein, Glück habe ich selten. Ich bin sozusagen Fortunas Lieblingsopfer, wenn sie ein bisschen lachen will.", erklärte ich und sammelte mein Badetuch vom Boden auf.

"Naja, wenigstens hat das Ding dich nicht erschlagen."
Grinsend deutete ich auf meinen Strigilis.

Nachdem ich einige Stunden in den Thermen verbracht hatte und mich nun richtig sauber fühlte, beschloss ich, dass es an der Zeit war, nach Hause zu gehen.
Ich ging also wieder dorthin, wo ich meine Kleidung abgelegt hatte...und oh Wunder, sie war sogar noch da

Erleichtert streifte ich mir meine Tunika über, sammelte meine restlichen Habseligkeiten, die ich mit mir herumzutragen pflegte ein und wollte mich schon auf den Weg nach draußen machen, als ich - natürlich, Fortuna war wieder mal zu Späßen mit mir aufgelegt - auf einer Pfütze, die wohl eine arme, arme Frau ohne Handtuch verursacht haben musste, ausrutschte und unsanft auf dem Hintern landete, während mein Strigilis in hohem Bogen vor die Füße einer weiteren jungen Frau flog...

Nicht allzu lange hatte ich in diesem Zimmer gewohnt und nun packte ich meine Sachen schon wieder.
Ich wusste nicht, ob ich mich freuen, oder traurig sein sollte.
Freuen, dass ich Quirinalis wiedersehen würde? Andererseits hatte ich seit seiner Abreise aus Rom nichts mehr von ihm gehört...hatte er es doch vergessen? Hatte er das Ganze doch nicht so Ernst gemeint, wie er behauptet hatte?

Seufzend sah ich zu meinem fast vollständigen Gepäck, das neben der Tür stand. In den nächsten Tagen würde ich mit einem Schiff Richtung Hispania, meiner neuen Heimat reisen. Soweit ich wusste, war nur einer meiner Verwandten dort ansässig. Einer, den ich nichtmal kannte. Nunja, bei dieser riesigen Verwandtschaft auch kein Wunder.

Ich ebenfalls

Da meine Großtante, die eigentlich die Sacrificula der Ceres war, hochschwanger und daher außerstande war, die Opferung durchzuführen, hatte ich mich bereit erklärt, das zu übernehen.
Herrje, worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Ausgerechnet der größte Tollpatsch der Familie sollte vor so viele Menschen treten...

Die Nervosität so gut es ging ignorierend trat ich also vor. Nicht wie bei den anderen Göttern, wurde der Ceres kein Tier, sondern - da sie die Göttin des Getreides und der Kornfelder war - Feldfrüchte geopfert.
Diese Tatsache ersparte mir das leidige durchschneiden der Kehle.

Bevor jedoch Ceres an die Reihe kam, wurde zunächst der Reinigungsritus und das Voropfer an Ianus, Iupiter und Iuno vollzogen, welches aus je einem Opferkuchen für die Götter bestand.

Als dies erledigt war erhob ich meine Stimme:
"Mögest Du, Ceres, Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus, weiterhin über den Kaiser und das römische Volk wachen.
Dir zu Ehren bringen wir ein Opfer dar, auf das du unsere Dankbarkeit sehen mögest."
Einer der Camilii entzündete ein Feuer.
"Segne diese - deine - Ludi, mögen unsere Felder weiterhin reiche Saat tragen und die res publica von Feinden verschont bleiben!"

Die vorbereiteten Feldfrüchte wurden dem Feuer übergeben, womit die Opferung vollzogen war.
Erleichtert atmete ich auf.

Damit war die Opferung zu Ende und die eigentlichen Spiele konnten beginnen.

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