Beiträge von Nakhti

    Von einer Schwester des 'jungen Herrn' wusste Nakhti nichts. Aber das wollte nichts heißen, denn er wusste ganz allgemein nicht viel, weil er – den Göttern sei es geklagt – dumm war.
    Genau so ein Gesicht machte er jetzt auch und wiederholte scheinbar überrascht den Namen:
    “Aelia Caenis? O'“


    Zum Glück besann er sich dann aber doch, verneigte sich und sagte dann:
    “Mein 'err im Speisesaal ist. Ich deine 'errin zu i'm fü're. Sie mir bitte folgen.

    Die Porta mochte zwar dem Ansturm einer Barbarenhorde trotzen, aber bei einem höflichen Pochen öffnete sie sich. Denn wie jeder weiß: Die Barbaren klopfen niemals an.
    Sie öffnete sich also und gab den Blick auf einen kahlköpfigen Sklaven frei. Der verbeugte sich und fragte schlicht: “Du wünschst?“

    Erneut verneigte sich Nakhti. Aber er machte ein ziemlich blödes Gesicht und sah ganz und gar nicht so aus, als wisse er überhaupt was ein 'Ulpianum' ist und von welchen Plänen sein Herr sprach.
    Dennoch nahm er die Beine in die Hand und machte sich eilig und scheinbar zielstrebig auf den Weg.


    Wer hätte gedacht, dass er kurz darauf tatsächlich mit etlichen sehr großen Rollen Papyri zurückkehren würde? Die breitete er auf dem großen Tisch aus, der auf der einen Seite des Raumes, direkt vor einem Fenster stand.

    Nakhti verneigte sich und eilte davon.


    Aber die Sklaven des Hauses kannten die Gewohnheit ihres Herrn, seine Gäste zu bewirten, wie es seit Alters her Sitte war. Meistens gab es Wein. Deshalb dauerte es kaum mehr als einen Wimpernschlag, bis er in Begleitung zweier weiterer Sklaven zurückkehrte. Gemeinsam mischten sie vor den Augen ihres Herrn und seines Gastes den Wein mit Wasser – nicht zu viel Wasser, denn das war auch so eine Angewohnheit Quartos – und schenkten ihnen ein.


    Dann verneigten sie sich alle drei und zogen sich unauffällig zurück, blieben jedoch in Rufweite.

    Das wusste Nakhti nun auch nicht so genau, denn er war schon froh, sich bis hierhin alles gemerkt zu haben.
    Etwas hilflos zuckte er deshalb mit den Schultern und sagte: “Zum Essen? Bald?“
    Er wusste immerhin, dass der Consul seine Gäste gerne auch schon am Tage bewirtete.


    Dann fiel ihm doch noch etwas ein: “Vielleicht sie ge'en auch noch zu P'arao, mein 'err Lucius Aelius Quarto 'at gesagt.“

    “Salve.“, antwortete Nakhti und deutete eine Verbeugung an, obwohl sein Gegenüber wie er selbst nur ein Sklave war.
    “Mein 'err mich schickt. Er Lucius Aelius Quarto 'eißt und er Consul ist. Ich mit einer Nachricht für Quaestor Aurelius Ursus komme. Er 'ier wo'nt vielleicht?“

    ...klopfte der Sklave Nakhti kräftig an die Pforte der stattlichen Villa, von der ihm ein Passant gesagt hatte, es wäre der Stammsitz des berühmten und alten Geschlechts der Aurelier.

    Nakhti öffnete die Tür und – Überraschung! – erkannte den Mann wieder, der vor ihm stand.


    Er verneigte sich und sagte: “'err Prudentius Balbus. Willkommen, 'err.“

    Aelius Quartos treuer, aber leider auch ziemlich dummer Leibsklave Nakhti betrat das Cubiculum seines Herrn.
    Er verneigte sich und überreicht einen Brief, der an diesem Morgen eingetroffen war.



    An
    Lucius Aelius Quarto
    Domus Aeliana zu Rom
    ITALIA



    Sei gegrüßt, Quarto!


    Sonnige Grüße aus der südlichsten Provinz sende ich dir! Es geht dir und den anderen doch gut? Ich frage, weil ich auf meinen letzten Brief keine Antwort erhalten habe. Vermutlich ist mein Brief oder deine Antwort auf dem Weg verloren gegangen.


    Wie geht es dem Kleinen? Was macht Callidus? Sicherlich hat er alle Hände voll zu tun, um Valerianus zur Seite zu stehen. Aber ich bin mir sicher, dass er seine Sache gut machen wird. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir nun mit dem Kaiser verwandt sind.


    Hast du dir mal überlegt, ob ich für die Veneta von Nutzen sein könnte? Ich stehe übrigens gerade auch in Verhandlungen mit der SMA, der Handelsvereinigung. Die ist inzwischen ja recht bekannt. Vielleicht brauche ich einen Fürsprecher in Rom, um dort aufgenommen zu werden. Das weiß ich aber noch nicht genau. Ich werde dir noch mal schreiben deswegen. Vielleicht kannst du mir dann helfen, wenn es nötig ist und du das tun würdest.


    Hat der Kaiser denn viel zu tun? Wenn es passt, könntest du vielleicht hin und wieder meinen Namen fallen lassen, wenn es um Standeserhebungen geht. Ich bin nun schon fast ein ganzes Jahr Postpräfekt von Aegyptus und würde irgendwann gern die Ritterlaufbahn einschlagen. Jetzt steht aber erstmal noch eine Inspektionsreise an. Nur, dass Valerianus sich vielleicht an mich erinnert. Du weißt schon. Schlecht ist das ja nie.


    Im letzten Brief schrieb ich dir ja auch von Decima Seiana. Mich würde deine Antwort dazu sehr interessieren.


    Pass auf dich und die Familie auf. Vielleicht komme ich bald mal für einen Urlaub nach Rom. Dann sage ich aber rechtzeitig bescheid, keine Angst. Grüße alle ganz herzlich von mir!


    Vale.


    [Blockierte Grafik: http://img253.imageshack.us/img253/4277/caaunterschrift2qx2.gif]


    [Blockierte Grafik: http://img143.imageshack.us/img143/4213/siegelaeliape9.gif]


    ALEXANDRIA, ANTE DIEM XIV KAL IUL DCCCLVIII A.U.C. (18.6.2008/105 n.Chr.)