Gabriel hatte ebenfalls nicht die beste Laune. Irgendwie fühlte er sich durch den 2. langen Krankenhausaufenthalt wirklich um einiges zurückgeworfen. Zwar bekam er weiter Sold und inzwischen wusste er schon gar nicht mehr wohin mit dem Geld, welches er angespart hatte, ausser sich rasieren zu lassen oder seinen Kummer ab und an in Wein zu trinken. Natürlich hätte er auch in ein Lupanar gehen können, aber nein, das kam für ihn nicht mehr in Frage: Frauen erlagen ihm freiwillig, oder nie!! Er lachte verhalten.
Aber hatte er wirklich so grossen Kummer oder war es einfach nur mal wieder nicht die beste Zeit? Kein Eintritt bei der CU, keine Beförderung bei den Vigiles - und er wusste ja nicht, wie sehr sein Centurio sich für ihn und die anderen Liberti einsetzte - und kein Glück bei Frauen? Mit Wehmut dachte er nur an die eine, die mit dem feuerroten Haar, die jedoch nach so langer Zeit nicht mehr das empfand, was sie vielleicht nie empfand.
Gabriel saß irgendwo in den Strassen Roms auf dem Sims eines Brunnens, der hinter ihm so verräterisch friedlich säuselnd und gleichmässig plätscherte, doch es beruhigte ihn auch irgendwie. Aber er war in schlechter Stimmung, und das nervte ihn. Früher war er ganz anders, selbst als Sklave hatte er bessere Laune gehabt und selbst damals hatte er sein freches und manchmal charmant verschmitztes Grinsen gehabt, welches ihm langsam abhanden kam. Er musste wirklich einmal in sich gehen. Sich aufrütteln oder so. Wie sagten die Gallier: Der Himmel sollte einem auf den Kopf fallen. Aber nein, da hatte Gabriel wohl nicht ganz aufgepasst in der Geschichtsstunde und er hatte tatsächlich so etwas wie Bildung genossen. Dennoch wurde er ein leidenschaftlicher Meisterdieb. Aber dies wurde ihm in Judäa zum Verhängnis und nein, nie wieder wollte er ein Sklave werden.
Aber die Fähigkeiten hatte er doch. Und nun auch noch die Ausbildung zu einem Vigil, auch wenn das schon eine Ewigkeit zurück lag. Und wozu denn noch in brennende Häuser rennen, sein Leben aufs Spiel setzen, um Leben zu retten, wie er es getan hatte, wenn das Leben doch vielleicht andere Reichtümer für ihn bereit hielt.
Doch dann schalt sich Gabriel einen dummen Narren. So gerne er als Meisterdieb in seiner Heimat unterwegs und erfolgreich gewesen war, er sich ziemlich viel und so jede Frau leisten konnte, auch ohne Geld, so lag doch dieses Leben Jahre zurück. Dazwischen lagen schwierige Zeiten im Steinbruch und das nackte, brutale Leben, was zwei Menschen das Leben gekostet hatte.
Die waren selber Schuld und hätten es besser wissen müssen, ging es ihm bitter durch den Kopf. Dennoch, niemals würde er es vergessen. Aber es war reine Notwehr ... aber darum kümmerte sich ja keiner. Nur er wusste über damals Bescheid. Bisher hatte er darüber auch niemals wirklich viel nachgedacht, ausser damals, doch nun kam irgendwie alles Negative in ihm hoch und es ärgerte er ihn, war er doch immer so ein lebensfroher Mensch gewesen, aber inzwischen schmerzte sein Kopf so sehr, dass es ihn nervös machte. Wie sollte er in seinem Zustand eigentlich noch die Damenwelt vor bösen Unholden retten?
»Verdammter Mist, vermaledeiter!!!!!!« stiess er sichtlich heftig genervt hervor und bemerkte nicht, dass sich jemand in seiner Nähe befand.
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