Nun, wo Gabriel etwas entspannter wurde, bemerkte auch er die Ruhe und Schönheit um sie herum, und wie die Lerche ein letztes Mal ihren Gesang zum Besten gab, bevor sie schliesslich in der Dämmerung verschwand. Und wahrlich wirkte das Plätschern des kleinen Brunnens beruhigend. Als der Falter der Flamme der Öllampe zu nahe kam, schoss Gabriel beiläufig durch den Kopf, wie schnell ein Leben doch vergehen konnte und das des Falters war sicherlich nicht sehr lange gewesen.
Schliesslich blickte er Medeia an und ihm entging nicht, dass auch sie ihn ansah, ernst und doch war da ein gewisses Lächeln. Wie schon damals war er magisch von ihrem oftmals geheimnisvollen Blick angezogen, und er fragte sich manchmal, was in ihrem Kopf vorging. Als sie dann von ihrer Karriere sprach und etwas mysteriös wirke, hob er interessiert eine Augenbraue. Wenn sie wusste, wer er früher war und welche illegalen Beschäftigungen nachgegangen war ... er grinste leicht.
Gabriel hielt seinen Becher Wein in der Hand und stutzte ein wenig, als sie auf ihn und seine Zukunft trinken wollte, stutzte aber mehr noch über ihre Aussage, dass diese, seine Zukunft, von großen Dingen bewegt werden könne, wenn er denn wolle.
Er liess sich ihre Worte im Munde zergehen, bevor er antwortete und beobachtete sie dabei, wie sie ihre Beine auf die Kline legte, wobei sein Blick einen Moment an ihren nackten Füssen verharrte, welche wohlgeformt waren, trotz den Grasflecken. Und als sie ihn dann so lange und schweigsam anschaute, erwiderte auch er schweigsam und standfest ihren Blick und ein kleiner Schauer lief über seinen Rücken. Warum schaute sie ihn so lange und schweigend an? Nicht, dass es ihm unangenehm war, oder doch? Gabriel war eigentlich weder ein Kind von Traurigkeit, noch besonders unsicher, ausser, wenn er schlecht drauf war, oder ihn seine Kopfschmerzen plagten.
Die Schritte im Haus nahm er nicht war. Er wurde immer entspannter und genoss das Beisammensein an diesem lauschigen Ort. Ebenfalls nahm er nicht wahr, dass sie das Essen nicht anrührte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der rothaarigen Frau vor ihm und er spürte, wie er gegen seine Emotionen für sie ankämpfen musste.
Und dann lachte er bei ihren Worten verhalten: »Ja, es ist schon verrückt. Seltsam, wie einem manchmal Menschen begegnen, auch wenn man sie nicht kennt.«
Er überlegte, ob er von seiner kriminellen Vergangenheit erzählen sollte. Sie hatte ihn niemals gefragt, warum er zum Sklavendasein verdammt worden war.
Stattdessen hob er seinen Becher an und nahm einen Schluck, ohne einem Trinkspruch, denn ihm war es nicht wichtig, auf seine Zukunft zu trinken.
»Ja, ich bin noch bei den Vigilen, aber ich werde dort eventuell aufhören ...« Eigentlich wollte er nicht über seine Arbeit sprechen. Doch sie hatte gefragt und so gab er ihr eine Antwort.
»Als Libertus kann ich nicht befördert werden. Egal, ob ich, wie neulich, Menschen aus einem brennenden Haus gerettet habe. Aber mein Vorgesetzter wollte sich darum kümmern, ob es da nicht einmal zu einer Änderung der Gesetzte oder Richtlinien kommen kann.«
Nun, wo das Thema bei seiner Arbeit angekommen war, schaute er sich ein wenig interessiert um und nahm all die Pracht und Schönheit wahr, die auf angenehmer Weise sogar bescheiden wirkte.
Er überlegte, ob er sie noch einmal auf seine Karriere ansprechen sollte, doch viel mehr interessierte ihn, was sie über ihre Heimat und der Ehrlichkeit der Menschen dort angedeutet hatte und so fragte er:
»Wenn die Menschen in deiner Heimat ehrlicher sind mit ihren Ansichten, warum lebst du dann hier?«
Offen schaute er sie an.
edit: Mal wieder die Sig ... Gabriel ist ja in Zivil