Beiträge von Marcus Didianus Gabriel

    (Fortsetzung aus: Atrium)


    Als Gabriel die Kammer gezeigt wurde, staunte er über diesen Luxus und die Sauberkeit. Er war wirklich anderes gewohnt, aber dieser Raum, auch wenn er nicht gross war, so war er, wenn auch schlicht, so doch wirklich ausreichend eingerichtet. Dort stand ein Bett, eine Truhe und ein kleiner Tisch mit Stuhl. Und es gab ein kleines Fenster.


    Auf dem Tisch befand sich eine kleine Öllampe.


    Gabriel grinste und setzte sich auf das Bett, srich mit seinen Fingern über die Decke und liess sich schliesslich etwas erschöpft nach hinten fallen, um nun an die Decke zu blicken.


    Er hatte einen eigenen Raum und so ganz langsam begann er sich damit anzufreunden, hier zu sein, wenn er sicherlich auch natürlich lieber frei und sein eigener Herr wäre. Aber das war er in seinem Kopf eh.
    Und so schlief er rasch ein, denn die Überfahrt und die Zeit bei dem SKlavenhändler waren anstrengend gewesen.

    Mit der Peitsche hatte Gabriel bereits Bekanntschaft gemacht, darauf konnte er wahrlich drauf verzichten. Und dann ging er in sich und sagte sich, dass er einfach das Beste daraus machen sollte, so wie es die Herrschaften gesagt hatten.
    Also nickte er und setzte wieder sein leicht freches Grinsen auf und antwortete leicht ironisch:
    »Jawohl ...Herr!« Er deutete mit einem leichten Nicken eine Art Verbeugung an, machte einen Schritt rückwärts und drehte sich dann um. In der Nähe stand ein Sklave, der auf Gabriel zu warten schien. Dieser zeigte ihm grob das Haus, welches wirklich mächtig gross und sehr edel eingerichtet war.


    Irgendwann dann sollte er sich waschen und bekam eine saubere Tunika, die Gabriel sogar schon fast elegant gegen die fand, welche er anhatte, aber ihm war klar, dass die SKlaven in diesem Haus nicht gerade in groben Leinen-Tuniken herum laufen sollten.
    Nach dem er in der Küche dann noch eine Kleinigkeit zu essen bekam, zeigte der Sklave ihm seine Kammer, in der schliesslich ging.


    (Weiter in Sklavenunterkünfte - Kammer des Servus Gabriel)

    »Ich ... mache euch nicht dafür verantwortlich,« antwortete er und auch wenn ihm eigentlich gerade nicht zum Lachen zu Mute war, lächelte er die Frau freundlich an.
    Er sah ein, dass es nun keinen Sinn hatte, weiter darüber zu reden. Und vielleicht war es hier ja wirlich nicht allzu schlimm.
    Er blickte die Frau offen an und sagte: Du hast Recht. Also, dann will ich nicht länger Trübsal blasen ...« und mit einem Blick zu Falco fügte er hinzu: »Nun, was sind meine Aufgaben?«

    »Gehorsam, Respekt, Fleiss und ... Ehrlichkeit ...« wiederholte Gabriel diesmal fast schon tonlos. »So, aha ja, natürlich« fügte er hinzu. »Besonders Ehrlichkeit ist wichtig.«
    Gabriel sah seinen Herren nun fest an. Natürlich erwartete er dies. Aber würde er all dies bekommen? Natürlich, denn er erwartete dies einfach. Aber Gabriel fühlte sich nicht als Sklave und deshalb sagte er:


    »Ich habe meine Strafe wegen des Diedstahls bekommen, aber ich habe eine weit grössere Strafe bekommen, die ich, ehrlich gesagt, nicht einsehe. Ich habe dafür vier Jahre im Steinbruch gebüsst. Und nun bin ich vielleicht deswegen mein Leben lang ein Sklave!!! Aber ich weiss, diess steht hier nicht zur Debatte.«


    Und nun funkelte er seinen Herren an. Und dann wollte er noch etwas sagen, aber schliesslich liess er es bleiben und dann legte er seine Stirn in Falten und senkte seinen Blick. Er war in Gedanken und hatte einen Tel davon ausgesprochen, was vielleicht ein Fehler war. Aber es war ein Teil seiner Wut in ihm hochgekommen und er musste es sagen.

    Gabriel kratzte sich leicht am Kopf. Zuerst hatte er so manche Fragen, aber er wollte erst einmal klein anfangen und so begann er:
    »Ich bin das erste Mal in Rom und kenne hier kaum die Gefolgenheiten. Geschweige denn, wie man sich als ... nun ja, wie man sich als Sklave zu verhalten hat. Wie dir vielleicht aufgefallen ist, vermeide ich jegliche Unterwürfigkeit, wenn es geht, weil ich ... nun ... weil ich mich als Mensch sehe. Das kann auch bedeuten, dass ich manchmal Widerworte von mir gebe. Ich habe niemals in solch einem Haus gearbeitet.«


    Er machte eine kurze Pause und fragte sich, warum er eigentlich so viel erzählte, was wahrscheinlich sowieso nicht interessierte.


    »Sag mir, auf was ich ganz besonders achten muss. Na, eben, was so die Gefolgenheiten sind.« Irgendwie kam er sich ziemlich dämlich gerade vor, zeigte es aber nur daran, dass er ein klein wenig unsicherer als sonst wirkte. Er hatte einfach noch nicht die geringste Ahnung, wie er Falco gegenübertreten soltle, nur eben wollte er nicht unterwürfig sein.

    »Natürlich ...« erwiderte Gabriel, dem nun mehr und mehr das Lachen verging, auch wenn er sich stets weiter bemühte, nicht gerade ernst auszusehen. Sein Herr war also Präfekt der Cohortes Vigiles ... dachte Gabriel. Na, dass hatte mir ja gerade noch gefehlt. Er seufzte leicht.


    Doch schliesslich sagte er ernsthaft: »Ich werde meine Arbeit hoffentlich zu deiner Zufriedenheit verrichten ... Herr!«
    Als er sich so reden hörte, wunderte er sich ein wenig über sich selber, aber es gab wahrlich schlimmers und Gabriel musste sich vielleicht auch erst einmal an diesen doch recht freundlichen Umgang gewöhnen.


    »Ich hätte da auch noch ein paar Fragen, wenn es gestattet ist ...« fragte er dann heraus, ohne dem üblichen Grinsen.

    Gabriel hatte aufmerksam Marcus Didius Falco, dessen Namen er von demjenigen erfahren hatte, der ihn erworben hatte, zugehört und er hatte den EIndruck, dass er hier wirklich an einen eher ruhigen und gnädigeren Zeitgenossen gelangt war. Insofern wollte er auch versuchen, ihm den nötigen Respekt entgegen zubringen, denn natürlich wollte Gabriel es nicht bis zur Spitze treiben und irgend einem Steinbruch landen.
    Auf seine Frage, mit welchen Waffen er umgehen konnte, hatte er folgende Antwort:


    «Schwert, Dolch und meine Fäuste!«
    Und dann fügte er leicht verzögert hinzu: »Herr.«


    Er grinste nun nicht mehr, sondern blickte einfach nur freundlich drein, ohne irgendeiner schelmischen oder frechen Mimik auf seinen Lippen, blickte aber seinen Herrn dabei an.


    »Ich weiss mich zu wehren, auch mit Worten.« erklärte er schliesslich, um etwas ausführlicher zu werden, denn ihm leuchtete ein, dass sein Herr soviel wie möglich über ihn wissen wollte, und damit dieser Gabriel nicht jede Information aus der Nase ziehen musste, fügte er noch hinzu:


    »Ich lasse mich nicht leicht zu provozieren, kann loyal sein und auch werde ich hier im Haus keine silberndenn Becher einstecken.«
    Nun musste er doch ein klein wenig grinsen, senkte aber dabei leicht den Blick.
    Er hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, ob er hier stehlen wollte und liess es deshalb einfach offen.

    Gabriel schnaubte innerlich und heraus kam schliesslich ein kleiner Seufzer.
    Wie er es doch hasste. Aber so war es nun einmal, daran würde er nun auch nichts ändern.


    »Ja ... Herr!!« kam es etwas genervt über seine Lippen. Und dann hatte er sich selber verhaspelt. Natürlich hatte es ihm im Steinbruch nicht gefallen, also fügte er schnell hinzu: »Ich meine natürlich 'nein'.«
    Viel lieber hätte er gesagt: Aber natürlich, es war dort äusserst angenehm, ich hatte niemals Langeweile.
    Und so konnte er nicht anders, als seinem Naturell zu entsprechen und fügte mit einem Grinsen hinzu: »Obwohl, wenn ich es richtig betrachte. Es war schon ganz nett dort. Die frische Luft, immer unter Menschen und durch das etwas karge Essen wurde ich nicht dicker ... und die Arbeit an sich, naja, ich bin trainiert ... «

    »Selbstverständlich, wie konnte ich das nur vergessen. Verzeihung!« sagte er, doch wieder war da dieser leicht spöttische Ton. Aber Gabriel fixierte nun sein Gegenüber und er fragte sich, wie weit er gehen konnte und wollte dennoch auch vorsichtig sein.
    Und dann erhaschte er einen kleinen Seitenblick auf die Frau.

    Gabriel zögerte vieleicht eine Spur zu lange, als er dann schliesslich antwortete:
    »Ja. Ich töte nicht gerne! Aber wenn es sein muss und ich mich dermaßen bedroht fühle, dann schon!«


    Ihm war klar, dass die Sache im Steinbruch etwas anders gewichtet war. Aber das musste er ja nicht erzählen.


    »Nun, man mag mir glauben oder es sein lassen!« sagte er eine kleine Spur zu frech. Er wollte von diesem leidigen Thema weg.

    Er will aber auch wirklich alles wissen, dachte Gabriel. Aber was erwartete er auch schon. Er sollte hier im Hause arbeiten, also wollte man wissen, woran man bei ihm war. Das konnte er also schon verstehen. Aber wurde er nun wegen diesen zwei Vorfällen im Nachhinein noch Ärger bekommen? Er kannte sich mit römischen Gesetzen nicht aus.
    Er liess sich also einen Moment Zeit mit der Antwort, entschied sich dann aber, die Wahrheit zu sagen:


    »Als ich 20 war, da gab es soetwas wie ein Konkkurenz-Kampf unter den Strassenbanden. Ich jedoch hatte mich keiner Bande angeschlossen, da ich lieber für mich alleine 'arbeitete'. Ausserdem traute ich den wenigsten. Naja, aber ich war gut im Geschaäft und das ärgerte einige. Ich schnappte ihnen halt manchmal einige gute Gelegenheiten weg. Und dann wollten sie aber, dass ich teile. Was ich nicht tat. Ich kam immer mehr in Bedrängnis. Und eines Nachts kamen sie dann und wollten mir eine ziemliche Abfuhr erteilen. Dabei tötete ich ihren Anführer. Wir anderen haben uns eine ziemliche Schlägerei gegeben und ich sah wirklich nicht gerade mehr gut danach aus. Aber schliesslich konnte ich fliehen ...«


    Gabriel grinste leicht. Es war schon sehr lange her. Zwar erinnerte er sich noch daran, wie es ihm damals ergangen war, aber er war keinesfalls verbittert.


    Das zweite Mal allerdings liess ihn ernster werden. Und hier würde er auch nicht alles erzählen. Also begann er, als würde es ihn nicht weiter tangieren.
    »Ich war recht neu in dem Steinbruch. Auch hier gab es so etwas wie Anführer und Cliquen. Ich hielt mich aber meistens alleine, auch wenn es einige Männer gab, mit denen ich mich recht gut verstand. Aber halt mit einigen auch nicht. Ich musste einen von ihnen töten, da sie mich nicht in Ruhe liessen.«


    Diesmal wanderte sein Blick ein wenig weg von den zwei Herrschaften, aber seinen Blick senkte er nicht. Aber er grinste nun auch nicht mehr. Und schlieesslich reckte er leicht stolz wieder sein Kinn in die Höhe und blickte sein Gegenüber fest und ernst an. Er verknief sich nun auch einen dummen Spruch, wie etwa: Sonst noch etwas?

    Nun zögerte Gabriel ein wenig. Ja, das hatte er, sogar leider schon zwei Mal. Aber köónnte er davon erzählen? Würde er es ihm glauben? Denn er kämpfte eigentlich nicht wirklich gerne und töten tat er schon gar nicht gerne. Aber es musste damals sein, denn sonst hätte er daran glauben müssen.


    »Zwei Mal!« antwortete er ernst. »Einmal einen Mann im Steinbruch und einen in Damascus.« Gabriel wollte erst einmal nicht viel mehr erzählen. Sollte er seine Fragen stellen und Gabriel würde sehen, ob er ihm eine ehrliche Antwort geben würde, schliesslich musste er sein Gegenüber erst einmal einschätzen lernen.

    Gabriel blicke ihn nun etwas ernster an.
    »Das habe ich im Laufe der Jahre auf der Strasse gelernt, bevor ich ... verurteilt wurde! Und ein wenig von meinem alten Herren!«


    Er sagte extra nicht 'versklavt'. Aber er sah, dass sein neuer Besitzer ziemlich streng dreinschaute und Gabriel fragte sich, wie weit er bei ihm gehen konnte.
    Also wanderte sein Blick noch einmal kurz zu der Frau und er lächelte sie freundlich an.

    Ehe Gabriel sich versah, war er bei seinem Lieblingsthema, ausser Frauen natürlich. Und Wein und faulenzen.
    Er blickte nun wieder zu der Frau und dann zu seinem Herren und wackelte ein wenig mit dem Kopf, senkte den Blick und kratzte sich am Kopf, wobei sein Lächeln nun gespielt schuldbewusst wurde und er antwortete:


    »Nun, das war so: Er starb halt sehr früh und ich musste mich irgendwie ... am Leben halten. Und da er mir nichts als Schulden vermacht hatte ... naja, also, da habe ich angefangen zu stehlen.«


    Gabriel räusperte sich, konnte aber nicht aufhören weiter so leicht frech zu grinsen. Irgendwie war ihm noch nicht so ganz bewusst, in was für einer Situation er sich befand.


    »Naja,« setzte er weiter fort. »Und dann bin ich leider erwischt worden ...«


    Nun sah er den Mann wieder direkt an und hob eine Augenbraue und verzog einen Mundwinkel.

    »Nun,« begann Gabriel bedächtig. »Als letztes habe ich in einem ... Steinbruch gearbeitet.«
    Es blieb ihm ja nicht viel übrig, dies zu erzählen, denn irgendwann würde sein Herr es wahrscheinlich eh erfahren. Und Gabriel war nicht dumm. Er sollte nicht gleich bei der ersten Begegnung negativ auffallen. Und hier sah es nicht gerade so aus, als würde er solch schwere Arbeit wie in dieser Miene verrichten.


    »Und ich kann einigermaßen passabel kämpfen ...« Und dann fügte er etwas leiser hinzu: »Und mein Vater war mal ein Händler ..…«
    Von seiner Karriere als Dieb und Einbrecher musste er nun wirklich erst ein mal nichts sagen, denn was sollte sein Herr mit solchen Fähigkeiten schon anfangen.