Die Sklaven bleiben zurück und Aemilia folgt dem Sacerdos auf den freien Platz vor der Loge des Imperators. Vor der Loge ist bereits alles für das Opfer vorbereitet. Ein makelloser Stier wird von kräftigen Helfern festgehalten. Als sie beim Opferplatz angekommen sind, begibt Aemilia sich direkt zu den für das Opfer bereitgelegten Werkzeuge. Sie überprüft eilig, ob alles vorhanden ist. Am Vortag haben sie und der Priester bereits viel Zeit mit ihnen verbracht. Die Messer wurden geschärft, alles gesäubert und poliert, sowie geweiht. Aemilia stellt fest, dass alles was benötigt werden wird auch hier in der Arena angekommen ist. Auch das Opfertier wird einer kurzen, aber genauen Musterung unterzogen. Bereits am Vortag haben sie es intensiv untersucht und auch jetzt kann Aemilia keine neuen Makel entdecken. Sie nickt dem Sacerdos, der inzwischen auch an seinem Platz vor dem Stier angekommen ist, bestätigend zu.
Kurz schließt der Priester des Iupiter die Augen, atmet tief durch und sammelt sich. Dann schaut er mit klarem Blick zur Empore des Kaisers empor und beginnt schließlich, mit lauter und klarer Stimme zu sprechen. Gut verständlich und mit großer Ehrerbietung begrüßt er den Kaiser und das anwesende Volk. Aemilia staunt, wie laut und deutlich seine Stimme zu hören ist. Andächtig lauscht sie der Begrüßung. Als er mit den rituellen Worten beginnt, erhöht sie ihre Wachsamkeit um ihren Einsatz jeweils nicht zu verpassen. Während er die letzten Worte des Gebets spricht, nähert er sich dem Stier und lässt den Blick kurz über das Tier schweifen. Als das letzte Wort ausgesprochen ist, gibt der Sacerdos den Helfern ein Zeichen.
Einer der Helfer nimmt ein breites Messer zur Hand, während Aemilia zu dem großen Opfermesser und der großen Opferschale greift. Ehrfürchtig tritt sie neben den Iupiter-Priester und reicht ihm das Messer an. Dieser nimmt es würdevoll entgegen, woraufhin sie mit der Opferschale auf den Händen wieder ein Stück beiseite tritt. Noch einmal lässt der Sacerdos den Blick über seine Helfer schweifen und nickt ihnen dann ein weiteres Mal zu. Auf dieses Zeichen hin hackt der Helfer mit dem Messer dem Stier in die beiden hinteren Beinknie. Urplötzlich sinkt der verblüffte Stier zu Boden. Mit ungeahnter Schnelligkeit tritt nun der Priester hinzu und neigt den Kopf des Tieres mit der linken Hand leicht zur Seite. Ehe der Stier sich versieht, gleitet das Messer durch seine Haut und durchtrennt von sicherer Hand geführt die Halsschlagader. Schnell tritt Aemilia hinzu und fängt mit der Opferschale das herausschießende Blut auf. Nun fällt das langsam sterbende Tier endgültig auf die Seite und haucht sein Leben aus.
Mit einem zufriedenen Nicken geht der Priester um den Stier herum und tritt an dessen Seite. Mit schnellen Schnitten ist der Bauch geöffnet und mit angestrengt gerunzelter Stirn untersucht der Mann die Eingeweide. Er lässt sich Zeit und nimmt jedes der Organe genau in Anschein. Schließlich steht er mit blutverschmiertem Gewand wieder auf und blickt mit zufriedenem Gesichtsausdruck zur Loge des Imperators auf. Aemilia fällt schon jetzt ein Stein vom Herzen, doch gebannt erwartet sie noch die Verkündigung des Priesters. Dieser lächelt nun zum ersten Mal, seit sie ihn kennt, und spricht mit lauter Stimme:
"Das Opfer wurde wohlwollend angenommen!"