Beiträge von Narrator Aegypti

    Die Archonten mussten sich schwer konzentrieren, um den Lärm zu interpretieren, der bei den jeweiligen Kandidaten erklang, es war wirklich schwierig, zu entscheiden, wer nun die meisten Leute hinter sich hatte. Verzweifelt schauten sie zum Eparchen, wie der sich verhalten würde, man hätte sich dann nach ihm richten können, aber der Eparch schien von dem ganzen Treiben eher Abstand zu halten.


    Sim-Off:

    Zumindest, wenn ich das richtig verstanden habe ;)


    Nach einiger Zeit bat der Vorsitzende erneut um Ruhe. "Nein, so geht das nicht! Ich werde die Abstimmung noch einmal wiederholen!" Und wieder las er die Namen der Reihe nach vor. Das könnte ja noch ewig dauern.


    Allerdings passierte jetzt was: Nach dem Motto, der Klügere gibt nach, stand Nearchos darselbst auf und hielt erneut eine flammende Rede, in der er diesmal nicht mehr dazu aufforderte, seine Leute zu wählen, sondern sich dafür aussprach, die Neulinge als Zünglein auf der Waage anzuerkennen. Sogleich wurde noch einmal abgestimmt und siehe da: Das Grüppchen um Leonidas, Nikolaos und Timokrates erhielt die Mehrheit! Die Krateiden schäumten vor Wut aber das Prytaneion war zufrieden und der Eponminatograph verkündete feierlich:


    "Das Volk von Alexandria hat beschlossen:


    Leonidas Philotes wird der neue Agoranomos!
    Nikophileaus Graecus wird der neue Strategos!
    Und Timokrates Kyrenaikos wird hiermit zum Eutheniarchos gewählt!"


    Die Wahl war vorbei und allen fiel ein Stein vom Herzen.

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Ebenso zufrieden schaute der Archon in sein Publikum. "Gut, dann kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema: Die olympischen Götter. Wir wollen uns dabei gar nicht allzu lange aufhalten, denn es wird sowieso noch eure schöne Aufgabe werden, Auszüge der Werke unserer großen beiden Klassiker Homer und Hesiod auswendig zu lernen. Alle Mythen und " Deinias konnte sich dabei gut an seine eigene Ephebie zurück erinnern: Kein Tag verstrich, den er anstatt in der Hitze am Strand im dunklen Kämmerlein beim Versrezitieren verbrachte, kein Tag an dem er seinen Lehrern nicht einen langsamen und qualvollen Tod wünschte. Aber wenn er leiden musste, wieso sollten es die ihm Nachfolgenden besser haben? :D "Kommen wir jetzt lieber zu den Göttern unserer eigenen Polis." Direkt sprach er Akhom an: "Akhom, mal sehen ob du auch so schlau bist, was die alexandrinischen Götter anbelangt: Welche Götter meinst du, sind den Alexandrinern die Wichtigsten?"

    Und wieder einmal stellte sich im Dionysostheater der gute alte Trott ein: Alles schrie und geiferte, die schwülstigen und hasserfüllten Reden der Demagogen gingen unter im allgemeinen Geschrei und Gezeter, die ersten Obst- und Gemüseartigen Gegenstände flogen in hohem Bogen über die Sitzplatzreihen und der ein oder andere packte bereits den Nachbarn von der anderen Fraktion am Chalmys. Irgendwann beschloss der Exeget, dieses Schauspiel nicht mehr länger dulden zu wollen. Entzürnt stand er auf und brüllte:


    "RUHE! RUHE BEI DIONYSOS!"


    Wirklich wahr, was sollte der Eparch nur von den Alexandrinern denken.


    "RUHE ODER ICH LASSE DIE EKKLESIA RÄUMEN!"


    Es dauerte noch ein bisschen, dann hatten sich die Gemüter tatsächlich beruhigt und betretenes Schweigen stellte sich ein. Der Exeget setzte sich wieder und der Eponminatograph stand auf und räusperte sich, bevor er ruhig und sachlich vortrug:


    "Nun gut, zur Wahl für die unteren Prytanenränge stehen neben den Kandidaten der Krateiden und den Kandidaten der Nearchäer Leonidas Philotes als Agoranomos, Nikolaos Attikos als Strategos und Timokrates Kyrenaikos als Eutheniarchos. Kommen wir also zur Abstimmung."


    Die übrigen Mitglieder des Koinons hörten nun ganz genau hin, denn nach der Tradition der makedonischen Heeresversammlungen war es in Alexandria üblich, dass derjenige den Posten erhielt, dessen Name den lautesten und enthusiastischten Lärm erzeugte.


    "Zur Dispostion stehen hiermit:


    Leonidas Philotes - Agoranomos
    Nikophileaus Graecus - Strategos
    Timokrates Kyrenaikos - Eutheniarchos"


    Sim-Off:

    Sim-Off schreien wir natürlich nicht, denn es würde uns ja Niemand hören außer den genervten Nachbarn, sondern machen brav unser :dafuer: für den Kandidaten oder unser :dagegen: wenn wir ihn nicht wollen. ;)

    Kaum wurden die Geschenke an das Volk verteilt, formierte sich die geordnete Reihe der Bürger in ein wuselndes Chaos und Männer, Frauen, Kinder und Greise entrissen den Legionären die Güter aus der Hand. Jetzt hatte der Praefectus genau den richtigen Nerv getroffen. Gegenseitiges Bieten und Überbieten als Mittel der Festlegung und Bestätigung von Hierarchieketten war überall auf der Welt ein wichtiges diplomatisches Mittel. Und natürlich beherrschten die Prytanen diese Technik ebenfalls aufs beste. Es galt also, aus dem Eparchen noch mehr heraus zu schlagen, auch wenn man sich sicher sein konnte, dass dieser sein leeres Säckel im Nachhinein sicherlich wieder durch die ein oder andere Verwaltungsmaßnahme neu füllen würde.


    Feierlich verbeugten sich die Prytanen vor dem Präfekten. "Wir danken dir, oh Wohltäter des alexandrinischen Volkes! Tausendfach geheiligt mögest du sein!"


    Danach wandte sich der Archiprytane an das Volk:


    "Höret und jubelt, Bürger von Alexandria! Aus Dankbarkeit für die Milde, Wohltätigkeit und Großzügigkeit des Eparchen hat das Koinon beschlossen, dass fünf Tage lang gefeiert werden soll! Öffentliche Speisungen sollen an allen wichtigen Plätzen statt finden, Agone abgehalten werden und kein Bürger soll im Laufe der fünf Tage schwere körperliche Arbeit erleiden müssen, auf dass Jeder die Großzügigkeit des Eparchen Dekios Germanikos Korvos und des göttlichen Basileus Autokrator Kaisar Sebastos Iulianos feiern möge!"


    Mal sehen, wie der Eparch diese Großzügigkeit überbieten wird. Die Vorbereitung der Feiertage hatte die Mitglieder des Prytaneions nämlich so einiges gekostet. Würde der Eparch nicht bieten, war alles umsonst, würde er die Feiertage mit einem eigenen Fest überbieten, hätte das Angebot seinen Zweck erfüllt: Die Bürger wären zufrieden mit der Arbeit des Prytaneions und der Präfekt hätte bei den Alexandrinern einen Stein im Brett und wäre als oberster Herr der Stadt bestätigt, denn für eine weitere Wohltätigkeitsmaßnahme konnte die Stadtkasse auch mit dem Geschenk des Präfekten nicht aufkommen.

    Als der Mann sich wieder gesetzt hatte, blieb es still im Theaterrund. Auch die gewesenen und sich zum letzten Male im Amt befindenden Prytanen waren nicht weniger verdutzt und schauen sich gegenseitig mit fragenden Gesichtern an. Der Stil der Rede dieses Mannes, noch dazu eines Neulings, der zwar gutbürgerliche Freunde hatte, aber kaum den Eindruck machte, sich im offiziellen Protokoll des politischen Geschäftes auszukennen, behagte ihnen gar nicht. Und dazu so ein frecher Affront gegen die berechtigten Pfründe der herrschenden Elite. "Wer ist dieser Mann?" "Keine Ahnung, aber er scheint mit Aristophanes und dem Sohn des Philotas im Bunde zu stehen." "Und was machen wir jetzt...?"


    Hilfesuchend wandten sie sich, nachdem sie keine angemessene Antwort in ihren eigenen Reihen fanden in Richtung des Präfekten. Dort mussten sie feststellen, dass dieser in seiner Gestik die Kandidatur des Redners offenbar guthieß. Nach einer Weile betretenen Schweigens sprachen sich die Prytanen noch einmal ab: "Na gut, Formfehler liegen keine vor... Wir sollten die Kandidatiur also gestatten..."
    Zögernd erhob sich der Archiprytane und mahnte vollkommen unnötigerweise zur Ruhe. Laut räusperte er sich und sprach, wobei er sich mehr schlecht als recht darum bemühte, die angemessene, feierliche Tonwahl zu treffen. "Nun denn, Polites, es kandidieren Lenonidas, Sohn des Philotes, Nikolaos und..." Der Archiprytane hält ein. Dann fragt er, mehr brüllend, nach: "Wie heißt du noch mal, Herr? Und für welche Ämter wollt ihr eigentlich genau kandidieren?"
    Der Mann war mit seinem Koiné am Ende. Seit der Beendigung des Bürgerkrieges durch die Rhomäer, als sein Großvater noch Prytan war, hatte es so etwas in der Ekklesia wohl nicht mehr gegeben...

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    Gewöhnlich waren die Männer am heutigen Tag vor allem mit träge im Schatten sitzen und sich die Seele aus dem Leib schwitzen beschäftigt und ließen deswegen die hereinströmenden Karawanen in der Regel einfach mit einem lässigen Winken passieren. Als Nejdem jedoch das Tor passieren wollte, rief einer der Wachmänner: "He du! Stehen bleiben!"
    Unter leisen Flüchen, weil ihnen das Arbeiten bei dieser Hitze alles andere als gefiel, erhoben sich auch die anderen. Der erste aber stellte sich breitbeinig in den Weg und fragte, während er lässig irgendeine wachmachende aber die Kehle trocknende Pflanze kaute: "Wer bist du und was willst du in der Stadt?"

    Zum Glück befanden sich die Archonten so weit hinten in der Zeremonie, was ihnen das Privileg gab, die Worte des Praefectus nicht huntertmal hören zu müssen. Umgeben von ihren singenden und Weihrauchschwenkenden Epheben, eingekleidet in das ihnen vorbehaltene Purpurschuhwerk, standen sie, nach Rangordnung aufgestellt in der Mitte des weiträumigen Platzes, allesamt höchst zufriedene Gesichter aufgesetzt.
    Kaum erschien der Praefectus mit seinem Tross vor ihnen, verneigten sie sich ehrfurchtsvoll, aber nicht untertänig und grüßten den Abgesandten des Basileus. Dann stand der Eponminatograph auf, in der Hand ein samtenes Kissen halten, auf welchem der goldene Stadtschlüssel präasentiert wurden. Er schritt als erstes auf den Präfekten zu, gefolgt von den anderen Prytanen und Archonten, die allesamt ihre eigenen, kostbaren Geschenke trugen: goldene und perlenbesetzte Kränze und Kronen, allerlei Schmuck, hergestellt von den besten Goldschmieden der Stadt und des Reiches, Behälter voll Weihrauch, Zimt und Koriander, Statuetten aus Gold, Marmor und Elfenbein und dergleichen mehr. Man sah förmlich, wie die Stadtkasse bluten musste in der letzten Zeit.
    Feierlich postierte sich der Eponminatograph vor dem Präfekten und überreichte ihn den Stadtschlüssel.


    Eine Kapelle stimmte ein pathetisches Lied an und der Eponminatograph sprach:


    "Die ganze Stadt ist erfreut über deine Anwesenheit, oh Eparchos des Basileus der Rhomäer! Als Zeichen unserer Ehrerbietung und Dankbarkeit übereichen wir dir hiermit den Schlüssel unser stolzen Stadt. Die Tore Alexandrias seien dir immer geöffnet, die Mauern der Stadt bieten dir Schuitz vor deinen Feinden und das gastliche Feuer der Hestia heißt dich immer willkommen."


    Der Eponminatograph überreicht dem Statthalter sein Geschenk.

    Nun war die Wahl in vollem Gange. Demagogen, meist Angehörige der lokalen Aristokratie oder deren bezahlte Redner übertrafen sich in theatralischen und aufrührenden Reden, die beweisen sollten, warum ihr Kandidat ihrer Meinung nach der Beste und die anderen Kandidaten nur billige ruhmsüchtige Karrieristen seien. Besonders hervor taten sich natürlich die Demagogen um die Familie der Krateiden herum und so verwunderte es nicht, dass die obersten Ämter schnell besetzt wurden.
    Allerdings passierte etwas, das die Bürger Alexandrias wohl am wenigsten erwartet hätten: Eine andere Familie, das Haus des Nearchos, welches sich eigentlich immer damit begnügte, durch den Handel zwischen Mittelmeer und Indischem Ozean seinen Reichtum zu mehren und sich mehr oder minder bis auf einige "Geschenke" aus der Politik heraushielt, meldete eigene Interessen an politischen Ämtern an. Auch deren Klientel war zahlreich vertreten und so mussten die Krateiden mitansehen, wie die Hälfte der begehrtesten Ämter sich auf einmal in der Hand ihrer Rivalen befanden. Eine Pattsituation war entstanden, die die Polis unter Umständen unregierbar zu machen drohte. Gespannt wartete alles, wie es nun weiter gehen würde...

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Hätte Akhom seinen Standpunkt zum Thema Demokratie laut ausgesprochen, wahrscheinlich hätte Deinias geantwortet, dass jener durchaus für die vollwertigen, erwachsenen Mitglieder der Polis zuträfe, es aber unumgänglich seii, die jungen Männer durch Schinderei und Prügel zu vollwertigen Demokraten zu erziehen. :P Da er dies aber nicht hörte, sondern dagegen Akhoms verbal gestellte Frage, antwortet er mit Platon, Aristoteles und all den anderen großen Alten: "Natürlich reicht die richtige Anbetung der Götter allein nicht aus, um den Hellenen vom Barbaren zu unterscheiden. Um Hellene zu werden muss man auch die richtige Sprache beherrschen sowie alle anderen Sitten, man muss wissen wie man sich zu kleiden, wie zu waschen und wie richtig zum Mahle zu begeben hat und all das werdet ihr im Laufe eurer Ephebie auch noch lernen! Denn wie schon die Alten sagten: Hellene ist man nicht durch Herkunft oder Geburt, Hellene wird man erst durch Bildung!


    ABER der Gottesdienst und das Wissen um Götter und Helden ist ein unverzichtbarer elementarer Bestandteil hellenischen Wesens, wenn nicht sogar der elementarste." Der Archon überlegt kurz, wie er das am besten erklären soll, dann fällt ihm was ein und er holt tief aus:


    "Diejenigen unter euch, deren Väter weit gereist sind, werden vielleicht auch wissen, dass wir Griechen stets und überall zweierlei Arten des Götterdienstes kennen. So werdet ihr in Asia nirgends einen Hellenen finden, der die große Isis, den Hermes Trismegistos oder Zeus Soter in Ehren hält, wie es die Alexandriner tun. Dafür werden sie euch, obwohl auch Griechen wie ihr, mit Göttern und Helden konfrontieren, von denen ihr wiederum nie gehört habt. Ihr seht, auch die Griechen verschiedener Poleis verehren durchaus nicht die Götter in gleicher Weise sondern vielmehr kennt jede Stadt ihre eigenen Götter, Helden, Sagen und Riten. Würden wir es so sehen, gäbe es für uns keinen Unterschied mehr zwischen dem Skythen, Perser oder Ägypter und dem Griechen aus der nächsten Polis.
    Es sind also nicht die Götter, die wir direkt verehren, die uns als Hellenen auszeichnen, sondern es sind eben jene Götter des Olymps, die jeder Hellene, egal ob in Hispania, in der alten Heimat oder an den Ufern des Indus gemeinsam hat, die unser Hellenentum ausdrücken und uns von den Barbaren abgrenzen. Wir wollen uns darum erst einmal mit diesen Göttern beschäftigen, bevor wir zu den Göttern unserer Polis kommen werden.
    Ist die Frage nun beantwortet?"

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Kurz überlegte sich Deinias, ob er gleich zum Stock greifen sollte, dachte dann aber doch erst lieber über die Antwort des Schülers nach um festzustellen, dass sie seinen Anforderungen sowieso nicht genügte. Mit triumphierendem Gesicht wandte er sich zu den Schülern zurück und antwortete selbstherrlich: "Sie regieren die Welt, soso? Sie halten sie zusammen, meint er...


    UNSINN!" Sogleich bemerkte er, dass er sich verrannt hatte. Schließlich war es sicher nicht pädagogisch sinnvoll, die Kinder sofort mit aristotelischen und platonischen Theorien über die Götter zu nerven. So junge Kerle könnten dadurch schnell zu Atheisten werden Dieses Selbsteingeständnis resultierte für die Schüler glücklicherweise darin, dass der Archon nun auf einmal viel netter und gemäßigter wurde: "Ähm, natürlich simmt das auch aber das wichtige an den Göttern ist die Frage, warum verehren wir Götter in unserern Sitten und Bräuchen und nicht so wie es die anderen Völker tun? Seht zum Beispiel die Rhomäer: Sie geben den Göttern andere Namen und viele von ihren Göttern kennen wir gar nicht. Auch glauben sie daran, dass die Seelen der Ahnen, anstatt in den Hades zu landen, für immer wie Geister in ihrer Heimat auf Erden herum spuken. Sind ihnen die Götter deswegen weniger gut gesonnen? Sicher nicht!


    Warum also verehren wir die Götter so wie wir sie verehren? Ganz einfach: Weil wir Hellenen sind! Unsere Sitten und Bräuche sind Zeichen unserer hellenischen Bildung und Lebensart, die uns edelt vor allen Anderen, egal ob man aus Syrakus kommt, aus Athen, Korinth oder aus Dura Europos im fernen Parthien! Überall dort, wo die Götter nach griechischem Brauch geehrt werden, wo man Athleten nach Olympia schickt, trifft man richtige Menschen! Alle anderen sind nur Barbaren! Deshalb ist es so wichtig, über unsere Götter, ihr Leben, ihr Verhalten und ihre Geschichten Bescheid zu wissen! Noch Fragen?"


    Nach der pathetischen Rede musste sich der Archon erst einmal setzen.

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Deinias, der sich für das Thema genauso viel wie seine Schüler interessierte, schaute Akhom skeptisch an. Nachdem er im Kopf durchgezählt und zu seinem Ärger festgestellt hat, dass der junge Alexandriner tatsächlich Recht hat (die meisten vergessen immer den ein oder anderen), meint er hämisch: "Ah, seht, Epheben, da ist wohl ein junger Hesiod in unseren Reihen, von Akhom könnt ihr einiges lernen." Hesiod... Hesiod wäre auch ein gutes Thema um die Schüler zu quälen. Aber das wird sowieso noch im Literaturunterricht kommen und sie werden sich noch früh genug wünschen, dieser Mann hätte niemals gelebt. Der Archon wandte sich wiederum zurück an Akhom: "Und wenn du schon so viel weißt, kannst du uns dann auch aufklären, warum diese Götter so unglaublich wichtig sind für uns?"

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Schon früh am nächsten Morgen erwartete der Archon seine Schüler in der Palästra, dem Unterrichtsgebäude des Gymnasions. Er war heute nicht besonders gut gelaunt, denn was heute auf dem Plan stand, war zwar vom Gymnasiarchen angeordnet worden, aber alles andere als sein Lieblingsthema: Religion. Die Götter ehren, ja okay, das war Sitte und Tradition und somit gut und richtig. Aber all diese Geschichten und Legenden kamen ihn immer irgendwie überfllüssig vor. Obwohl er natürlich die Ilias gerne las und stolz war auf seine Kunst der korrekten Aussprache der Verse, aber auch das würden die Schüler früh genug mitbekommen. Er seufzte noch einmal auf und massierte sich die Schläfen. Dann richtete er sich in würdevoller Haltung auf und wurde wieder zum ernsten, gestrengen Lehrmeister. Schließlich durfte er sich vor den Jungen keine Blöße geben. Der Stock lag ebenfalls schon parat.


    "Chaire, liebe Epheben, heute werden eine der wichtigsten und elementaren Dinge unseres Hellenentums lernen, welches uns erhöht vor allen anderen Völkern auf dem Erdkreis: Die Religion!"


    Natürlich wusste er, dass die meisten schon von Haus aus eine gewisse Vorbildung hatten, was die Religion anbelangte, aber hier musste man ins Detail gehen.


    "Wer von euch kann mir sagen, welches die XII olympischen Götter sind?" Mit strengem Blick schaute er in die Reihen der Epheben.

    Was jetzt folgte, war ein Ritual, das jeder Mensch aus dem Osten allzu gut kannte: In mehreren demokratischen Abstimmungen, die jedes Mal eine absolute, begeisterte Mehrheit fanden gelobten die Alexandriner feierlich, die Entscheidung des Basileus, Corvus die Oberaufsicht der Stadt und der Provinz zu betrauen anzuerkennen und zu begrüßen. Auch die Ehrenbürgerwürde wurde ihm anerkannt. Auf weitere Sofortmaßnahmen wie der Verleihung von Ehrentiteln oder der Widmung eines Tempels in Corvus Namen wollte man vorerst noch absehen, schließlich war er ja eben doch nur der Präfekt und nicht der Kaiser selbst. All dies hatte Zeit und würde schon noch zwangsweise irgendwann mal folgen, sollte der Präfekt sich als Wohltäter für die Griechen gegen die Ägypter erweisen oder ein dezentes Hinweisschreiben aus dem Palast kommen, das erwähnte, dass der Präfekt gerne einen Titel für sich haben wollte.


    Dann kam der eigentlich interessante Teil der Ekklesia. Nachdem alle Diskussionen beendet waren, stand der Archiprytane erneut feierlich auf und bat zur Ruhe:


    "Bürger Alexandrias! Schreiten wir nun zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung: Die Wahl der Prytanen und Archonten. Irgendwelche Vorschläge?"


    Statt des zu erwartenden heillosen Durcheinanders blieb es erst einmal ruhig, denn die Bürger warteten darauf, dass die Demagogen das Wort ergriffen, in deren Reihen natürlich jeder wusste, welche Posten die jeweils anderen vorschlagen würden...


    Sim-Off:

    Der Praefectus Alexandriae et Aegypti hat ebenfalls Stimm- und Rederecht ;)

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    ~~Milon~~


    Und so wie es den griechischen Göttern eigen waren: Sie waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Keiner schien das Hadern des Epheben zu bemerke, zumindest kam kein Blitz des Zeus herunter, noch die rettende Hand des Ares. Arme in Arme, Beine in Beine schienen verknäult zu sein. Es war ein zähes Ringen und Milon beileibe kein leichter Gegner, waren doch seine Muskeln (trotz seines Alters) derart gestählt, wie man es bei einem Hektor erwarten konnte. Doch in den nächsten Stunden gelang es, nachdem Milon Akhom immer wieder Handgriffe, Haltungen und Ausweichbewegungen gezeigt hatte (so war es mitunter doch kein Nachteil, dass Akhom mit Milon ringen musste), den Sportler zahlreicher olympischer Spiele auch zu Boden zu werfen. Die Sonne war schon tiefer gewandert, das Stadion immer mal wieder gefüllter, dann wieder leerer als Milon mit einem Handklatschen den Epheben deutete, die Übungen für den Tag zu beenden. „Schluss für heute!“ Auch der Mann in höherem mittleren Alter war mittlerweile außer Atem und Sand und Schweiß bedeckten seinen Athletenkörper. „Morgen früh geht es für euch weiter, die nächsten Wochen werden wir weiter so machen, erst dann wenden wir uns einer anderen Disziplin zu. Und jetzt geht euch waschen...“ Milon wandte sich um und stapfte davon, ohne die Epheboi noch mal eines Blickes zu würdigen.


    So geschah es in den nächsten Wochen...Ringen, Ringen und Ringen, bis es allen zu viel wurde. Selbst jenen, die sich dafür begeistern konnten.

    Die Priester schauen etwas ratlos, als Corvus sich vor ihnen verbeugt. Ein solches Verhalten ist für den theoretischen stellvertretenden Oberpriester des Landes äußerst ungebührlich.


    Zum Glück sind die Priester aber Meister der lautlosen, unauffälligen Kommunikation, eine Begabung, die sich dieser Berufsstand durch Jahrhunderte des Umgangs mit den Gläubigen, vor allem hinsichtlich der Fragen der Repräsentation der Götter angeeignet hat. Schließlich ist es nicht einfach, den Leuten vorzumachen, dies und jenes hätte gerade eine Gottheit gemacht und nicht ein Kollektiv geldgieriger alter Säcke. Ein paar unauffällige Blicke, Handbewegungen und Muskelzuckungen später steht der Beschluss fest: Der Praefectus will sich wohl den Segen der Götter holen und hat es eilig das ganze Trara auf einmal hinter sich zu bringen, weswegen er sich den obligatorischen Tempelbesuch unter den Augen Aller spart. Nun denn, jetzt ist Improvisation gefragt. Der Oberpriester hält also seine Hand zum Segen über das Haupt des Rhomäers und verkündet mit pathetischer Stimme:


    "Nun denn, Dekios Germanikos Korvos, Sohn des Sextos Germanikos Ursos, Eparch der Rhomäer und Hand des Basileus, vernehme den Willen der Götter:"


    Vom plötzlichen Singsang der anderen Priester begleitet, fährt der Oberpriester fort:


    "Kyrie Zeus Soter, Kyrie Hera Teleia! Kyrie Dionysos, Kyrie Apollon! Kyrie Isis, Kyrie Poseidon! Kyrie Zeus Soter , Kyrie Hera Teleia...!"


    "Die Sonnenscheibe steht hoch am Himmel und wird nicht untergehen, die See wird ruhig zu deinem Füßen liegen, reich werden die Ernten des Nils ausfallen und der Himmel selbst übergibt dir dein Szepter."


    Dann hält er wieder inne. Mal schauen, wie die kleine Darbietung auf die Leute wirkt...