Beiträge von Narrator Aegypti

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    Die Wachposten wiederum gehörten ganz normal zur Legion und nicht zur Classis und unterließen damit irgendwelche militärischen Grüße auch in Richtung des Subpräfekten. Aber da allesamt hier vor ihnen Teile des Exercitus Romanus waren und zumindest der Subpräfekt wohl römischer Bürger, sprach nichts dagegen, die drei Gestalten durchzulassen.
    "Einfach bis zur Kreuzung da vorne und dann links bis zum Palast. Ist nicht zu verfehlen."
    Auf irgendwelche Durchsuchungen verzichteten die Wachposten ebenso. Natürlich war ein römischer Offizier bewaffnet und natürlich sollte das auch so sein.

    Wo auch sogleich die erste Verwechslung stattfand. “Ich grüße euch beide, aber ich bin nicht der Praefectus, ich bin lediglich Tribunus Angusticlavus. Willkommen in Alexandria.“ Der Tribun winkte so den Gruß der beiden ab und bat sie mit derselben Handbewegung, einfach formlos näher zu treten, während er weiterhin in diversen Tabulae auf dem Tisch herumsuchte. “Ich suche im Moment gerade die letzte Bestellliste für Ausrüstung, die der Praefect vor seiner Abreise nach Rom noch genehmigt haben wollte. Aber ich glaube fast, der hatte es eiliger, wieder nach Rom zu kommen, als zu schauen, ob wir auch genügend Seil haben.“
    Nach kurzer Suche gab er also erst einmal auf und widmete sich dann richtig seinen Besuchern.


    “Ja, wie ihr also seht, im Moment haben wir keinen Praefecten. Soweit ich weiß, soll das der Praefectus Aegypti mitübernehmen, wenn er eintrifft. Was auch in den nächsten Tagen erfolgen sollte. Was für uns dann wohl heißt, alles auf Paradeform zu bringen und blankzuputzen, bis er da ist.
    Habt ihr schon Quartiere bezogen? Nach dem Untergang der 'Alexander' ist die vordere Baracke erst einmal leer geblieben. Und habt ihr neue Befehle mitgebracht?“
    Fragen über Fragen, aber im Grunde doch eher das Übliche.
    Und just da fiel ihm auf, dass bei der Meldung eigentlich das Wort 'Subpraefectus' gefallen war, und der vertrauliche Ton wohl etwas unangebracht gewesen war. Die plötzliche Erkenntnis artete dann auch sogleich in einen überaus hektischen Gruß des Höhergestellten aus, zusammen mit einer nicht minder hektischen Entschuldigung. “Entschuldige, Subpräfekt. Es steht mir nicht zu, solche Fragen zu stellen.“


    Aufmerksam verfolgte der Soldat den Fortgang des Spiels, um dann aber von der Frage des Tabellarius aus dem Geschehen gerissen zu werden.
    “Ach... äh... nein, nein, dass war's schon. Noch viel Glück. Vale!“


    Nur unwillig machte er sich wieder auf den zur Castra. Denn dort wartete neue Arbeit auf ihn.






    “Ähm... S-c-h-i-f-f-e v-e-r-s-e-n-k-e-n ?!?“
    Der Seesoldat wusste nicht so recht, was er davon nun halten sollte. Gehört hatte er von solch einem Spiel noch nie.


    Neugierig linste er über den Tresen.
    “Was sollen die Buchstaben und die Zahlen und was davon ist jetzt deine Triere? Ist es das da, ganz oben links?“, fragte er viel zu laut, als das der Kollege es nebenan hätte überhören können.






    “Salve!“, sagte der Soldat, als er zur Amtsstube des Cursus Publicus herein kam.
    Er hatte eine versiegelte Schriftrolle in der Rechten.


    “Ich habe hier wichtige Post! Vom Praefectus der Classis und zwar an niemand anderen als den Imperator!“


    Der Bursche kam sich ungeheuer wichtig vor.



    An den
    Imperator Caesar Augustus
    Appius Cornelius Palma Augustus
    Palatium Augusti, Roma


    Salve Imperator!


    Zu meinem allergrößten Bedauern muss ich hiermit den vollständigen Verlust Deines Schiffes, der mir unterstellten Trireme 'Alexander' anzeigen.
    Sie diente der von mir befehligten Classis Augusta Alexandrina als Flaggschiff.


    Die 'Alexander' sank ANTE DIEM V ID IUL DCCCLXIII A.U.C. [11.7.2013/110 n.Chr.] in der Zufahrt zum Hafen von Herakleion, Provincia Alexandria et Aegyptus, nachdem sie durch einen unentschuldbaren Navigationsfehler und in Ermangelung der nötigen und als selbstverständlich zu erachtenden, seemännischen Sorgfalt, auf Grund gelaufen war.
    Dabei kamen XXII Seeleute ums Leben.


    Das Schiff stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Kommando des Nauarchus Aulus Lusius Pulex.
    Ich habe den Nauarchus aufgrund seiner sträflichen Unfähigkeit umgehend und unehrenhaft aus dem Flottendienst entlassen.
    Darüber hinaus habe ich den mitverantwortlichen Gubernator Edecon zum einfachen Nauta degradiert, aber auf eine Entlassung verzichtet, weil er sich bei der Rettung seiner Kammeraden verdient gemacht hat.
    Ich bitte um die Bestätigung dieser, meiner Entscheidungen und in dem Zusammenhang um die Entsendung eines neuen Nauarchus.


    Als verantwortlicher Flottenkommandeur ersuche ich Dich außerdem um die Abberufung als Praefectus Classis, sollte ich mich aufgrund dieses Vorfalls und gemäß Deines gnädigen Urteils als unwürdig erwiesen haben, weiterhin die Classis Augusta Alexandrina zu führen.


    Infolge der zurückliegenden, kriegerischen Auseinandersetzungen ist die Flottenstärke der Classis empfindlich dezimiert und es sind viele der verbliebenen Schiffe zurzeit nicht einsatzfähig. Darunter befindet sich kein adäquater Ersatz für die verloren gegangene 'Alexander' in ihrer Funktion als Flaggschiff.
    Ich bitte deshalb darum, eine anderweitige Ersatzmöglichkeit zu prüfen.



    gez. Faustus Pedius Saturninus
    - PRAEFECTUS CLASSIS – CLASSIS AUGUSTA ALEXANDRINA -



    ALEXANDRIA - ANTE DIEM VII KAL SEP DCCCLXIII A.U.C. (26.8.2013/110 n.Chr.)



    “Das muss unverzüglich nach Rom geschickt werden. Der Praefectus besteht darauf!“





    Faustus Pedius Saturninus


    Der Scriba kam herbeigeeilt. Dem Praefectus dauerte aber auch das schon zu lange. Unwillig knurrte er: “Das wurde auch Zeit! Ein Diktat!“
    Während er den nun folgenden Brief diktierte, lief er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf und ab:



    An den
    Imperator Caesar Augustus
    Appius Cornelius Palma Augustus
    Palatium Augusti, Roma


    Salve Imperator!


    Zu meinem allergrößten Bedauern muss ich hiermit den vollständigen Verlust Deines Schiffes, der mir unterstellten Trireme 'Alexander' anzeigen.
    Sie diente der von mir befehligten Classis Augusta Alexandrina als Flaggschiff.


    Die 'Alexander' sank ANTE DIEM V ID IUL DCCCLXIII A.U.C. [11.7.2013/110 n.Chr.] in der Zufahrt zum Hafen von Herakleion, Provincia Alexandria et Aegyptus, nachdem sie durch einen unentschuldbaren Navigationsfehler und in Ermangelung der nötigen und als selbstverständlich zu erachtenden, seemännischen Sorgfalt, auf Grund gelaufen war.
    Dabei kamen XXII Seeleute ums Leben.


    Das Schiff stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Kommando des Nauarchus Aulus Lusius Pulex.
    Ich habe den Nauarchus aufgrund seiner sträflichen Unfähigkeit umgehend und unehrenhaft aus dem Flottendienst entlassen.
    Darüber hinaus habe ich den mitverantwortlichen Gubernator Edecon zum einfachen Nauta degradiert, aber auf eine Entlassung verzichtet, weil er sich bei der Rettung seiner Kammeraden verdient gemacht hat.
    Ich bitte um die Bestätigung dieser, meiner Entscheidungen und in dem Zusammenhang um die Entsendung eines neuen Nauarchus.


    Als verantwortlicher Flottenkommandeur ersuche ich Dich außerdem um die Abberufung als Praefectus Classis, sollte ich mich aufgrund dieses Vorfalls und gemäß Deines gnädigen Urteils als unwürdig erwiesen haben, weiterhin die Classis Augusta Alexandrina zu führen.


    Infolge der zurückliegenden, kriegerischen Auseinandersetzungen ist die Flottenstärke der Classis empfindlich dezimiert und es sind viele der verbliebenen Schiffe zurzeit nicht einsatzfähig. Darunter befindet sich kein adäquater Ersatz für die verloren gegangene 'Alexander' in ihrer Funktion als Flaggschiff.
    Ich bitte deshalb darum, eine anderweitige Ersatzmöglichkeit zu prüfen.



    gez. Faustus Pedius Saturninus
    - PRAEFECTUS CLASSIS – CLASSIS AUGUSTA ALEXANDRINA -



    ALEXANDRIA - ANTE DIEM VII KAL SEP DCCCLXIII A.U.C. (26.8.2013/110 n.Chr.)



    “Das in Reinschrift, und wenn ich es unterzeichnet habe, auf schnellstem Weg nach Rom damit!“





    Faustus Pedius Saturninus


    Die ganze Sache war verdammt unangenehm!


    Faustus Pedius Saturninus diente schon lange im Exercitus Romanus. Er war ein erfahrener Berufsoffizier, den nichts so leicht aus der Ruhe brachte. Er hatte schon manch schwierige Situation gemeistert: murrende Mannschaften nach zwei Wochen auf halber Ration, Stürme vor tückischen Küsten und selbst lange Fahrten in wenig erkundeten Gewässern, noch spät im Jahr. Sogar die jetzige Situation, mit einer Flotte, die nach dem Bürgerkrieg und der damit verbundenen Blockade kaum einsatzfähig war, weil die meisten Schiffe reparaturbedürftig in der Navalia lagen, oder drüben, auf dem Strand von Pharos, denn in den Docks gab es zuwenig Platz, selbst damit konnte er ruhig schlafen.


    Aber das hier, dass überstieg alles und ließ ihn um Fassung ringen!
    Sein Flaggschiff war gesunken, die 'Alexander', der Stolz der Classis Augusta Alexandrina. [Link: Der Untergang der Trireme „Alexander“]
    Aber nicht etwa in einem Unwetter, nicht in einem Gefecht, nein, sie war bei ruhiger See in der Zufahrt zu einem wohlbekannten Hafen einfach auf Grund gelaufen! Schon bei dem Gedanken daran, lief er erneut rot an und ein ohnmächtiger Zorn kam in ihm auf.


    Dieser unfähige Nauarchus! Dieser erbärmliche Narr! Am liebsten hätte er den Kerl eigenhändig im Becken des Kibotos-Hafens ersoffen, wie eine dieser fetten, alexandrinischen Ratten, die man in Rhakotis selbst tagsüber oft zu sehen bekam. Aber stattdessen hatte er ihn nur, viel zu wenig der Strafe, mit sofortiger Wirkung unehrenhaft aus dem Dienst entlassen.
    Verdammt unangenehm war das und es war noch nicht vorbei. Er musste den Verlust nach Rom melden. Und er brauchte dringend Ersatz.


    “Ein Scriba zu mir!“, brüllte er wütend.





    Hier befindet sich das Dienstzimmer des Praefectus Classis der Classis Augusta Alexandrina.


    Obacht Soldat, beachte die Befehlskette!
    Bist du nicht wenigstens Trierarchus oder Centurio Classicus, dann hat der Praefectus hoffentlich nach dir verlangt, wenn du hier anklopfst.


    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png “Ach, dann bist du jetzt der neue Basileos?“ höhnte Philetos offen. “Du siehst mir nicht wirklich göttlich aus. Und dein Aufmarsch hier auch nicht.“ Er dachte ja gar nicht daran, hier zu kuschen. Er war gewählter Vertreter der Stadt. Sein Gegenüber war noch nicht einmal ein offizieller Gast der Stadt.


    “Das Getreide gehört der freien Polis Alexandria, die es dem Basileos zum Geschenk macht, und ihr habt nicht das geringste Recht, hier einzudringen, und erst recht nicht, irgend etwas zu fordern.“

    Faustus Pedius Saturninus nahm, die angereichte Wachstafel entgegen und las über die Zeilen, während der Quintilier weiterredete. Nur ab und zu blickte er dabei vielsagend und resignierend auf. “Wenn man auf Antworten aus der Regia wartet, wartet man hier sehr lange. Ich hab keine Ahnung, ob unser hochverehrter Praefectus Aegypti den ganzen Tag nur säuft oder schläft oder Opium nimmt oder sich schlicht einfach nur weigert, Befehle zu geben. Seit meinem Amtsantritt hier habe ich noch nicht einen Befehl von ihm erhalten. Oh, abgesehen davon, den Hafen abzuriegeln. Und den um genau zu sein auch nicht einmal direkt.“ Der Praefectus zuckte die Schultern und gab dann das Schriftstück zurück.


    “Über flinke Finger würde ich mich nicht sorgen. Weißt du, wie viel Getreide wir haben? Im Sommer fährt sonst jede Woche ein Schiff bis unters Dach beladen, und unsere Speicher sind dennoch voll.
    Und jetzt? Wir haben neue Speicher gebaut. Überall im Land haben die Griechen Speicher gebaut. Und trotzdem wurde viel faulig, weil man keinen Platz mehr hatte, wo man es hätte trocknen können. Schau dir mal im Hafen die Ratten an. Die Viecher sind so fett, die laufen nicht weg, die rollen weg!“

    Er schüttelte den Kopf und atmete danach noch einmal tief durch. “Wenn euch Jungs von der Legion langweilig ist, könnt ihr natürlich beim Getreide-Schleppen helfen. Wobei wir da sonst auch die Hafenarbeiter haben. Ich verhäng sowas eher als Disziplinar-Maßnahme. Aber du bist der Tribun der Legion, scheuch deine Jungs ruhig rum, an mir soll's nicht liegen.
    Die müssten aber eine Weile dann erstmal warten. Wenn wir schon nichts wissen, dann wissen die Griechen garantiert auch noch nichts. Und die Getreidespeicher unterstehen deren Kontrolle, nicht unserer.“

    Nachdem ein Brief die Regia erreicht hatte, war dieser gleich zum Dioiketes Tiberius Villius Libo weitergeleitet worden. Schon eine Wiele liefen alle Staatsgechäfte, sofern überhaupt welche die Regia erreichten, nun so ab, denn andernfalls hätten viele Dinge sehr lange auf sich warten lassen müssen. Wie diese Antwort beispielsweise.



    An die Kaiserliche Kanzlei
    Roma


    mit dringender Empfehlung der Weiterleitung an den Imperator Cornelius Palma Augustus


    Tiberius Villius Libo s.d.


    Unsere Speicher sind gut gefüllt und warteten nur darauf, dass dieser unsägliche Krieg ein Ende findet. Folglich könnt ihr in den nächsten Wochen die ersten Lieferungen Getreide wie gewohnt über Ostia erwarten. Sollten größere Getreideaufkommen für den Anfang benötigt werden, bitten wir um die Entsendung zusätzlicher Schiffe für diese Aufgabe, da unsere Kapazitäten sich im Gegensatz zu den Getreidebeständen nicht erhöht haben.


    Bezüglich der Finanzmittel müssen genauere Erkundigungen gemacht werden. Nach ersten Einschätzungen belaufen sich die flüssigen Finanzmittel, die nicht für hiesige Projekte und Unterhalt der Legionen etc. pp. gebunden sind, inklusive der Städtekonten, etwa 20.000 Sesterzen an flüssigen Mitteln zur sofortigen Verschiffung. Hinzu kommen Zölle, sobald der Hafen wieder eröffnet ist und der Handel diesbezüglich wieder läuft.


    Desweiteren erflehe ich als Dioiketes dringendst die Entsendung eines neuen Praefectus Aegypti in die Provinz, um die Staatsgeschäfte hier im Sinne des Kaisers zu regeln. Der Handel und desgleichen kann nur florieren mit einem aktiven Mann auf dem Posten, und Annaeus Varus ist eben dies nicht. Seit Jahren lässt er die Staatsgeschäfte schleifen und die Provinz verwahrlosen. Im Sinne eines reichen und zuverlässigen Ägyptens erflehe ich dringendst die Entsendung eines eben passenden Mannes und die Ablösung des Annaeus.


    In der Hoffnung auf baldige Antwort aus Rom


    Tiberius Villius Libo
    Dioiketes Aegypti


    Sim-Off:

    Wertkarte Regia Praefecti

    So ganz trauten die Arbeiter der Sache nicht, das konnte selbst ein Blinder an ihren Gesichtern ablesen. Dennoch nickten sie langsam und beschwichtigend, und nach einem kurzen Wortwechsel, der in etwa “Du gehst!“ “Nein, du gehst!“ zum wesentlichen Inhalt hatte, ging einer der Arbeiter auch schon noch mit einigen weiteren beschwichtigenden Gesten los, um den Eutheniarchos zu holen.


    http://img638.imageshack.us/img638/4650/philetos.png Allerdings war selbiger auch schon durch die flüchtenden Arbeiter zuvor gewarnt worden und kam von sich aus. Begleitet von zahlreichen seiner eigenen Anhänger, einige gut sichtbar bewaffnet mit Knüppeln, der ein oder andere mit großem Messer im Gürtelbund und dergleichen. Philetos Chatidakis war kein Mann, der sich durch besondere Ruhe hervorgetan hatte. Und gerade unter den Unzufriedenen und Gewaltbereiten hatte er einen Großteil seiner Anhänger gefunden.
    “Was treibt die rhomäische Legion in die autarke Polis?“ fragte er in seiner Heimatsprache auch mit deutlich ärgerbeladener Stimme – allerdings aus noch relativ sicherem Abstand und sich der Menge seiner Freunde durchaus bewusst. Überhaupt war er sehr selbstsicher, wusste er doch so gut wie alle, dass die Legionen allein ohne die Mithilfe der Griechen nicht viel ausrichten konnten. In Alexandria lebten über eine Million Menschen. Und was passierte, wenn diese wütend wurden, hatte selbst ein Iulius Caesar seinerzeit gelernt, der sich auf Pharos verschanzen musste und letztendlich sein Leben nur durch einen Sprung ins Wasser gerettet hatte.

    Zuerst war es nur ein Flimmern am Rand des Horizonts. Eine Spiegelung auf dem Wasser, vielleicht auch verursacht von der sommerlichen Hitze auf dem ruhigen Meer. Erst nach einiger Zeit formte sich daraus zunächst ein Segel, dann ein Rum, dann daneben noch ein zweites Segel. Schließlich konnte man deutlich erkennen, dass es drei Schiffe waren, ein größeres, begleitet von zwei kleineren, die sich langsam der Küste von Ägypten näherten.
    Die Schiffe der Classis, die zur Sicherung des Hafens zurückgelassen worden waren, fuhren ihnen entgegen. Hin und wieder wehte der Wind einen Befehl von ihnen zum Hafen, wo vereinzelt Leute stehen blieben, um sich das Spektakel anzusehen.


    Als die Schiffe sich einander näherten, blinkte etwas auf den ankommenden schiffen auf. Offensichtlich wurden Signale gegeben, die ankommenden Schiffe verlangsamten ihre Fahrt und stoppten schließlich ganz, warteten auf die Schiffe der Classis. Man näherte sich vorsichtig, rief ein wenig hin und her. Es dauerte eine ganze Weile, und mittlerweile lockte das bizarre Schauspiel am Hafen mehr Schaulustige an. Noch stand kein Schiff in Flammen und es wurde auch nicht aufeinander mit geschossen gefeuert, auch sahen die Schiffe nicht so aus, als würden sie demnächst einen Rammangriff starten. Sie lagen nur ruhig eine ganze Weile da, während sich wohl die Trierarchi der einzelnen Teilnehmer unterhielten.
    Nach einigen Stunden erst wendeten zunächst die Schiffe der Classis, dann reihten sich die Neuankömmlinge dahinter ein und im Konvoi fuhr man langsam in den Hafen von Alexandria ein, in dem seit Monaten kein neues Schiff mehr angelegt hatte. Jetzt war natürlich die Aufregung groß und tausenderlei Gerüchte machten die Runde. Die Blockade war vorbei, weil der Krieg gewonnen war. Nein, er war verloren worden! Achwas, hieß es an dritter Stelle, das waren die Parther, die die Römer während ihres dummen Krieges überrascht hatten und nun die Welt beherrschten. Für andere war das eindeutig ein Schiff eines Gottes, sah man am goldig schimmernden Rumpf. Achwas, das waren nur festgefressene Muscheln und kein Gold, das da draußen war ein wagemutiger Händler, der die Blockade durchbrochen hatte!


    Die Schiffe legten an, Planken wurden ausgelegt. Die neugierige Menge drängte sich am Hafen und sah ganz neugierig dann auf den Mann, der von dem großen neuangekommenen Schiff stieg. Es war ein etwas untersetzterer Rhomäer, der ein wenig grünlich und blass im Gesicht aussah. Dennoch holte er tief Luft, um die erwartungsvollen Gesichter da vor sich nicht weiter auf die Folter zu spannen. “Der Krieg ist vorbei! Imperator Appius Cornelius Palma Augustus ist Kaiser des Römischen Reiches, und ich habe Nachrichten für den Statthalter zu überbringen! Lasst mich durch!“
    Das letzte ging in allgemeinem freudengeschrei wohl etwas unter, und der arme Bote kam mit seinen Briefen auch erst einmal nicht weiter als bis zum Ende der Planke, wo die ersten Leute ihn im Überschwang umarmen wollten. Was den untersetzten Römer gleich dazu veranlasste, erstmal wieder aufs Schiff zu flüchten, um nicht allzu viel dieser freudigen Herzlichkeit abzubekommen.

    Die Arbeiter staunten nicht schlecht, als auf einmal eine ganze Centurie hier aufmarschierte. Normalerweise wurde so ein Vorgehen zuvor angekündigt, innerhalb der Stadt hatten die Legionen immerhin keine offizielle Gewalt. Zur Erhaltung des Friedens und der Autonomie waren die Legionen aus gutem Grund außerhalb stationiert, innerhalb Alexandrias Grenzen waren die Stadtwachen des Strategos zuständig. Und jetzt marschierten hier blinzblank polierte Rhomäer an und verlangten nach dem Eutheniarchos. Der in der Ekklesia durch seine Reden klar gemacht hatte, wie er denn zu den „Gästen“ der Stadt stand. Das würde spaßig werden.


    Ein paar der Arbeiter rannten auch los und riefen die ganze Zeit auf Griechisch laut vernehmlich, dass die Rhomäer die Getreidespeicher besetzten. Für alle diejenigen, die kein Wort Latein sprachen (was in etwa neun Zehntel der Bevölkerung Alexandrias betraf), sah es auch ganz so aus.
    Einer der zurückbleibender Arbeiter stellte sich schließlich dem Centurio und machte beschwichtigende Gesten. “Wir nix Aufstand, wir tun Arbeit gut“, versuchte er ihm auf sehr gebrochenem Latein klar zu machen, dass das hier liegende Korn ja schon ganz lange hier gelagert wurde auf Wunsch der rhomäischen Obrigkeit, und die Leute hier schlicht ihre Arbeit machten.

    Faustus Pedius Saturninus hatte zwar mit verschiedenen Möglichkeiten gerechnet, auf welche Art dieser Befehl an ihn herangetragen werden würde, aber ein Tribun der Legion aus Nikopolis war nicht darunter gewesen.
    “Und ich nehme an, du hast dazu etwas Schriftliches von der Kaiserlichen Kanzlei?“ fragte er. Nach etwas Schriftlichen vom Praefectus Aegypti fragte er erst gleich gar nicht, von dem hatte er schon lange nichts mehr gesehen oder gehört. “Mir liegt dazu noch nichts vor, keine Nachricht, kein Befehl. Und du wirst sicher verstehen, dass ich das Getreide der Stadt nicht auf gut Glück einfach auf Schiffe laden kann, wenn sie unterwegs von den anderen Classes versenkt werden können, während Alexandria dann wie ein reifer Apfel da liegt.“


    Die zweite Möglichkeit war natürlich auch nicht besser: Der Tribun könnte das alles erfunden haben, da die Legiones in Abwesenheit einer Führung beschlossen hatten, die Unterstützung für Cornelius Palma zu beenden und den vielleicht solventeren Vescularius Salinator zu unterstützen, der ihren Sold sicher für die erneute Lieferung von Getreide aufstocken würde. Bei einem solchen Putsch säße er ein wenig zwischen den Stühlen, da seine Männer es wohl nicht zahlenmäßig mit denen der Legio aufnehmen könnten (und ob sie es tun würden, war noch eine andere Frage). Auf der anderen Seite hatte er keine Ahnung, wie die Bevölkerung Alexandrias reagieren würde, wenn hier bewaffnete Truppen einmarschierten. Wenn sie die Griechen gegen sich aufbrachten, hatten sowohl die Classis als auch die Legio ein weitaus größeres Problem, wie auch schon seinerzeit Caius Iulius Caesar hatte lernen müssen, der sein eigenes Leben nur dadurch retten konnte, dass er sich im Pharos verschanzt hatte und als dieser überrannt wurde, sich erst auf einem Boot absetzen wollte und schließlich ins Wasser gesprungen und bis zu dem nächsten verbündeten Schiff geschwommen war.


    Hiermit wird dem römischen Bürger,
    Quintus Verginius Mamercus,
    die Proxenie verliehen. Er möge sich fortan auch als Bürger der Polis Alexandria fühlen und es wird ihm gestattet am Museion oder dem Gymnasion zu studieren. Des weiteren wird ihm hiermit auch das passive und aktive Wahlrecht übertragen!


    Im Auftrag der Bürger von Alexandria


    Kapaneos Thebaios



    So ganz stellte Kapaneos nicht zufrieden, dass sein Gegenüber nun die gute Nachricht von der Wiedergeburt des göttlichen Basileos wieder zurücknahm, aber er wollte sich diesbezüglich sicher nicht streiten. Immerhin wusste er nichts mit Bestimmtheit, daher konnte er auch nicht mit solcher eine definierte Position vertreten. Und er hoffte ja auch inständig, dass es wahr sei. “Vielleicht gewährt der träumende Serapis Einblicke darin, solange können wir wohl leider nur abwarten.“


    Unabhängig von diesen Wünschen zückte auch hier der Gymnasiarchos eine Wachstafel, um sich die nötigen Notizen zu machen (und die wohl anschließend in dem Berg anderer Wachstafeln erst einmal untergehen würde, um dann ebenfalls dem Phönix gleich wieder emporzukommen). Bei der Nennung des Namens der Eltern geriet der Gymnasiarchos nun aber doch in eine kleine Not. Es gab ja immerhin keine Papiere über die tatsächliche Nationalität eines Mannes, weshalb sie ja den Namen der Eltern auch notierten, um nötigenfalls Nachforschungen anstellen zu können. Nun aber waren diese Eltern selbst keine Rhomäer, so dass sich da Nachforschungen ja schwieriger gestalten würden.
    Ich werde dann den Namen deines Vetters hier notieren als Referenz deines Bürgerrechtes anstelle deiner Eltern. Du wirst sicher verstehen, dass solcherlei Referenzen zum Wohle der Stadt natürlich geprüft werden müssen, um auch nur jene in den Genuss der Bürgerschaft kommen zu lassen, denen solches auch zusteht.“
    Er kritzelte eine Weile mit seinem Stylus also auf der Wachstafel herum, bis er alle ihm relevant erscheinenden Daten dort aufgeschrieben hatte.
    “Vorbehaltlich einer Bestätigung erteile ich dir hiermit dann die Proxenie Alexandrias, auf dass du deinen Plan in die Tat umsetzen kannst, im Museion als Schüler dein Wissen zu mehren.
    Die Frage nach einem Ansprechpartner dort ist allerdings etwas schwerer, da der stellvertretende Epistates verstorben ist, und wie du sicher weißt, ein neuer zunächst gewählt werden und anschließend vom Basileos bestätigt werden muss, da das Museion immerhin dessen ganz persönlicher Besitz ist. Daher wirst du deine Fragen wohl Hoffnungsvoll dort stellen müssen. Je nach Komplexität derselben sollten dir andere Schüler oder auch Lehrer die gesuchten Antworten geben können. Ich fürchte, cih bin hierbei nur bedingt eine Hilfe.“


    Hiermit wird dem römischen Bürger,
    Quintus Flavius Dexter,
    die Proxenie verliehen. Er möge sich fortan auch als Bürger der Polis Alexandria fühlen und es wird ihm gestattet am Museion oder dem Gymnasion zu studieren. Des weiteren wird ihm hiermit auch das passive und aktive Wahlrecht übertragen!


    Im Auftrag der Bürger von Alexandria


    Kapaneos Thebaios