Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Interessiert lauschte er dem Bericht des Ducciers, auch wenn er nicht alles verstand. Zum Beispiel hatte er keine Ahnung, von welchen Steinhaufen sein Klient da faselte. Oder warum die Poleis so bockig waren. Hungi war nie in Alexandria oder Ägypten gewesen.


    In der Tat, das habe ich. Ein wenig Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit, während er zu einem Stück Käse griff. Ein Happs später war eben jenes Stück auch schon wieder verschwunden und der Consular gönnte sich ein paar Kaubewegungen, bevor er weitersprach. Mich wundert, daß dieser Usurpator darauf nicht wirklich reagiert hat. Oder ist da etwas in Sala nicht angekommen?

    An einem Vormittag, nachdem er seine Klienten entlassen hatte, reiste der Consular in einer Sänfte (wie schon in den letzten Tagen der schmerzenden Hüfte wegen) zum Tempel der Vestalinnen, eine Familienangelegenheit war zu erledigen. An seiner Seite befand sich Massa, sein Neffe.


    Als sie am Ziel ankamen, schickte der Consular einen Sklaven nach vor, zum Anklopfen. Der Senator selbst hatte ja schon zu tun, mit wenig Schmerzen und noch weniger Ächzen seinen Körper aus der Sänfte zu hieven.

    Zitat

    Original von Narrator
    "Vinicius, ich freue mich, Dich hier begrüßen zu dürfen. Nimm Platz! Möchtest Du etwas trinken?"


    Nach einer äußerst angenehm kurzen Wartezeit, gerade so lange wie eine Fliege für zwei Flügelschläge braucht, wurde der Consular schon in das Büro des Praefectus Urbi vorgelassen. Selbstverständlich fiel ihm sogleich die Veränderung auf, die seit seiner Zeit Einzug gehalten hat. Sogar der Schreibtisch war ein anderer. Hungi selbst hatte sich noch mit Holz begnügt, doch bei diesem Schreibtisch hätte er die Befürchtung, daß ihm der Tisch zusammenbricht und seine Beine gleich mit über den Jordan bringt. (Natürlich übertrieb er in diesen Gedanken schamlos.)


    Flaminius! Schön, daß du mich empfängst. grüßte er den Praefectus Urbi zurück und ließ sich in den angebotenen Stuhl fallen. Danke, sehr gerne. bejahte er die Frage und legte seinen mitgebrachten Spazierstock neben sich auf den Boden. Es hat sich hier einiges verändert. stellte er - etwas überflüssig - fest, während er zur Bekräftigung seiner Worte demonstrativ ein wenig herumschaute.

    Ah, du hast schon angefragt? Najo, der Kaiser ist ziemlich beschäftigt. Kann also gut sein, daß es noch dauern wird, bis er Zeit für dich hat. Oder es war genauso wie Massa vermutete, nämlich daß der Beamte gar nichts getan hatte. Immerhin war beides möglich und jede Schattierung dazwischen.


    Also der klassische Weg wäre zuerst das Vigintivirat, dann das Tribunat. Rein theoretisch betrittst du so die politische Bühne und kannst dich schon empfehlen für deine weitere Karriere. Allerdings - und das ist wohl kein Geheimnis - wirst du kaum die Möglichkeit dazu haben wirklich aufzufallen, außer du baust einen ordentlichen Schmarren zusammen. Aber dann kannst den Cursus Honorum eh schon wieder vergessen. Ein Vorteil an dieser Reihenfolge liegt darin, daß du - nachdem du ohnehin immer pausieren musst zwischen den Amtszeiten - die Pause mit dem Tribunat füllen kannst. Und solltest du dich mit militärischem Ruhm bekleckern, wär das für die Quästurskandidatur höchstwahrscheinlich vorteilhafter, als wenn zwischen Tribunat und Quästur noch das Vigintivirat läge.


    Solltest du hingegen das Tribunat vorher machen, dann hast du es sozusagen "hinter dir" und kannst dann die ganze Zeit in Rom bleiben und deine Kontakte pflegen. Weil in den meisten Fällen ist das Tribunat eine Verwaltungsangelegenheit und wenn du Pech hast, dann wirst du irgendwo stationiert, wo du dich auch sonst noch langweilst.


    Und nach diesem Schwall an Worten genehmigte sich der Hausherr erneut einen Pokal Spritzer.

    Natürlich sprach sein neuer Klient wahre Worte aus, das stand außer Frage. Dennoch war der Consular verärgert und damit musste Iulius Dives nun leben.


    Aber auch wirklich sofort. brummte er daher unwirsch und gönnte sich ein paar Augenblicke, um seinen Ärger zu unterstreichen. Dann atmete er einmal tief durch.


    Also gut, du hast etwas erwähnt von unterstützenden Worten?


    Sim-Off:

    Kannst schon loslegen.

    Nachdem sie von der Wache zum Officium geführt wurden (nicht, daß Hungi es not hatte, er war ja lange genug in der Castra Praetoria stationiert gewesen und wusste daher genau, wo welche Gebäude zu finden waren) ließ sich der vinicische Consular beim Praefectus Urbi anmelden und wartete, bis man ihm zu seinem Nach-Nach-(Nach?)Folger vorließ.

    Ahso. verstand er endlich. Naja, am schnellsten geht die adlectio, aber das werden wir beim Kaiser wohl nicht durchbringen. konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wurde aber gleich wieder ernst.


    Also gar viele Möglichkeiten zur Beschleunigung wird es nicht geben. Die wichtigere Frage ist: willst du zuerst das Militärtribunat machen oder das Vigintivirat?

    Der Vorteil einer synthesis war, außer daß sie sich so herrlich leger trug, daß sie im Vergleich zu einer Toga nicht wirklich teuer war und man sich daher nicht so wirklich über Essensflecken grämen musste. Mehr war dazu auch eigentlich nicht mehr zu sagen.


    Mauretania? Och, ganz nett. Also eigentlich war ich ja nur in Sala, ich durfte ja nicht woanders hin. Leicht schmatzend genehmigte er sich noch eine Marille. Ein wenig warm vielleicht für meine Verhältnisse, aber durch den Westwind wars erträglich. Nur wenn der Wind aus der großen Wüste kommt am Tage, dann wurde es wirklich warm. Das Wort "wirklich" wurde stark betont. Aber ansonsten wie alle anderen Städte im Reich. Im Vergleich zu Rom äußerst provinziell. Nett ja, liebenswert vielleicht, aber provinziell. Für aufgeregte Gemüter ein schöner Ort zum Erholen. Mit diesen Worten konnte er selbst nicht entscheiden, ob er diese ironisch meinte oder nicht.


    Viel spannender ist eher das, was du erlebt hast. Erzähle! Ich bin ganz Ohr. forderte er seinen Klienten auf. Denn was er bisher erfahren hatte waren nur Berichte aus zweiter Hand oder gar stark verkürzt. Oder beides zugleich.

    Mit der Erwähnung des Namens "Octavius Victor" verfinsterte sich schlagartig das Gesicht des Hausherrn. Kaum ein Name war derzeit im vinicischen Haushalt so negativ behaftet wie das des Octaviers. Obwohl dieser mehrmahls Gast in der Villa Vinicia war und, wenn schon nicht als Freunde, so man ihn doch zu den guten Bekannten zählte, der Prozess gegen seinen Bruder Lucianus un ddie dabei spielende Rolle des Octaviers als Ankläger - dazu vom Vescularier gezwungen oder nicht - veränderte diesen Status komplett und - soweit der Consular es absehen konnte - unwiderruflich.


    Seine erste Intuition war daher - und wer konnte es ihm verdenken - der Rauswurf des Iulius samt sofortiger Auflösung des soeben geschlossenen Patronatsverhältnisses, hatte dieses ja gerade sein Verwandtschaftsverhältnis zur persona non grata eröffnet. Doch halt! Er realisierte den Inhalt dieser Eröffnung. Dennoch wäre es besser gewesen, sein neuer Klient hätte ihm diese Tatsache auf eine andere Art und Weise gebeichtet.


    Diesen Namen möchte ich in meinem Haus nie wieder hören. brummte er barsch und wußte doch, daß dies auch für ihn nicht möglich war. Welche gepflegte Feindschaft konnte man praktizieren und mit Freunden diskutieren, ohne den Namen des Opponenten auch nur einmal aussprechen zu dürfen? Hungi brauchte ein paar Augenblicke, bis er sich wieder gefasst hatte. Du hättest mir diese Tatsache gleich sagen müssen! Noch während er dies sagte, wußte er, daß dies ungerecht gegenüber dem Iulier war. Doch bei einem Mann wie ihm kann der Ärger schnell kommen und langsam gehen.

    Licinia Minor, um genau zu sein. Sie ist die jüngere der beiden, offensichtlich. vervollständigte er den Namen seiner Frau. Ansonsten hast du recht, Licinius Calenus ist mein Schwiegervater. Mein ältester Sohn trägt ihm zu Ehren seinen Cognomen. Sicher eine ungewöhnliche Maßnahme der Namensgebung, aber Hungi war so froh gewesen über seinen ersehnten Sohn und Erben, daß er dies spontan so entschieden hatte. Und er hatte sehr lange auf diesen Sohn warten müssen, mehrere Ehefrauen lang.


    Zu der Erwähnung der Mutter nickte Hungi nur höflich. Er wollte das Thema Verwandtschaft nun wirklich nicht bis zum letzten ausreizen, es interessierte ihn nicht so brennend und wenn dann nur bei speziellen Gelegenheiten, wie Ehebündnisse oder Feindschaften oder was sonst noch für familiäre Verwicklungen in die hohe Politik einfließen konnten. Außerdem konnte er sich denken, daß der Iulier auch eher etwas anderes wissen wollte. Nun gut, junger Iulius. Ich bin gewillt, dich als meinen Klienten anzunehmen. Ich bin mir sicher, daß du dir der Verantwortung und der Stellung bewusst bist, als guter Römer kannst du das auch nicht anders sein. Ich hoffe, du wirst mich nicht so enttäuschen wie andere, die mich aufsuchten, und kurz nachdem sie ihre gewünschte Stellung oder Position innehatten, ihren Patron vergaßen.

    Zitat

    Original von Lucius Domitius Ahenobarbus
    "Gut, irgendwelche Waffen dabei?"


    In solchen Momenten konnte die Versuchung, irgendetwas pampiges zum Gegenüber zu schleudern, unglaublich groß sein. Man spazierte zur Castra Praetoria wohl kaum mit der Absicht, irgendetwas Dummes zu machen, wie jemanden umzubringen. Einer mit auch nur halbwegs Verstand machte das auf der Straße, wo die Möglichkeit zum Entkommen nicht nur ungleich, sogar fantastisch größer war.


    Doch der Sekretärssklave behielt seine Contenance und beantwortete die Frage des Soldaten, der ja auch nur seine Arbeit machte mit einem schlichten Nein.

    In einer Sänfte wurde der Consular Vinicius Hungaricus zur Castra Praetoria getragen (die Hüfte machte wieder Probleme). Ein daneben laufender Sklave, offensichtlich der Sekretär des Consulars trat zur Wache hin.


    Der Consular Vinicius Hungaricus hat einen Termin beim Praefectus Urbi. Hier die Einladung.


    Mit diesen Worten zeigte er folgende Tafel.



    Optio C. Marsilius Pada Consulari M Vinicio Hungarico s.d.


    Der Praefectus Urbi erwartet dich ANTE DIEM VI KAL SEP DCCCLXIII A.U.C. (27.8.2013/110 n.Chr.) um die dritte Stunde in seinem Officium.


    Vale bene,


    in nomine Praefecti Urbi
    C. Marsilius Pada

    CORNICULARIUS PRAEFECTI - COHORTES URBANAE

    Das ist schön, das ist schön. antwortete der Consular dem Decimer. In der Zwischenzeit hatte ein Sklave damit begonnen, ein paar Vorspeisen dem Hausherrn und seinen Gästen zu servieren. Neben den üblichen Eiern in einer grünen Kräutersauce wurden noch gebratene Marillen (Aprikosen) in einer süß-sauren Sauce, welche vor allem aus Honig und liquamen bestand, gebracht, sowie Käse, dazu Brot.


    Als guter Gastherr eröffnete er mit einem Griff zu den Marillen das Essen und ermutigte so seine Gäste, es ihm gleich zu tun.
    Also Duccius. In deinem Brief hast du erwähnt, du möchtest mit mir über einige Dinge sprechen? Ah, diese Marillen... Und mit ein wenig Glück würde er sich dabei nicht wieder so furchtbar ansauen.

    Sim-Off:

    Auch bei mir dauert momentan alles länger... Zum Ausgleich sind die Posts kürzer. ;)


    Diese Antwort stellte den Consular durchaus zufrieden. Das ist gut, du solltest dies tatsächlich bald tun. bekräftigte er den Vorsatz des Iuliers, sich bald um die Verheiratung zu kümmern. Dann lächelte er leicht und begann vor sich hin zu sinnieren. Mal abgesehen von der Tradition und der Wichtigkeit der Ehe für Rom hat die Ehe ja auch gewisse Vorteile, sofern man sich richtig verheiratet natürlich. Auch für die Gesundheit des Mannes, wenn du verstehst, was ich meine. erlaubte er sich eine gewisse Anzüglichkeit. Ich selbst bin ja zum dritten Mal verheiratet, wie du vielleicht weißt.

    Meine letzten Spiele sind auch schon ewig her. Na ja. Wir werden schon jemanden finden, der uns dabei hilft.


    Und wegen der Kosten brauchst du dir keine Gedanken machen. Es wird zwar sauteuer, aber sobald ich alles restituiert bekommen habe, wird es schon gehen. Und im Notfall hatte er noch einen obszön reichen Schwiegervater in der Hinterhand.

    Das werde ich. bestätigte Hungi seinem Neffen. In den nächsten Tagen werde ich zu den Vestalinnen gehen und zu den Decemviri. Es wäre gut, wenn du mich begleitest.


    Was nun die Idee anbelangt... ich hatte dabei an Spiele gedacht. Offiziell natürlich zu Ehren irgendeiner Gottheit, aber zum Andenken deines Vaters. Ein ordentliches Opfer, ein paar Kämpfe, wenn wir wollen ein Wagenrennen, vielleicht geht sich sogar was mit Tieren aus. Allerdings erfordert das Planung und Organisation. Vielleicht helfen uns auch unsere alten Freunde in der Factio Veneta, müssen wir dann sehen.


    Selbstverständlich wirst du die Kosten nur zu einem kleinen Teil tragen. Wenn du in die Politik gehen wirst, wirst du noch genug davon brauchen.