Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Du kannst dich darauf verlassen, daß ich nach dir schicken werde. Und wie Victor das konnte, bei einem solchen Novum will er wirklich nichts falsch machen. Hungi war sowieso der Meinung, daß die Götter gerne seine Scherze mit ihm trieben, da wollte er wirklich lieber auf Nummer sicher gehen.


    Ich danke dir für deinen Besuch.

    Aha. antwortete Hungi, nachdem er die Worte von Crassus mit durchgedacht hatte. Nein, derweil habe ich keine Fragen. Zumindest fällt mir jetzt nichts ein. Ahja, doch eine, wegen meiner Frau. Es wäre mir sehr lieb, wenn auch sie mit einer kleinen Eskorte auf die Tribüne begleitet wird. Muß keine auffällige sein, es würde auch eine in Zivil reichen. Nur zur Sicherheit, du weißt...

    Die Stille, die sich danach ausbreitete, nutzte Hungi um seinerseits seine zweite Portion fertig zu essen und über die letzten Worte seiner Frau nachzudenken. Vom Landgut in Misenum hatten sie gesprochen, ja, aber daß sie ihre Mitgift dafür verwenden sollte? Wurde Hungi schon alt? Oder hatte er es schlicht vergessen? Er entschied sich für sein Seelenheil und damit für die zweite Frage, denn alt fühlte Hungi sich noch lange nicht. Ganz im Gegenteil, die bevorstehende Entlassung aus dem Amt des Praefectus Praetorio gab Hungi sogar das Gefühl, jünger und agiler zu sein, da nun die Last wegfiel. Da riss seine Frau ihn aus seinen Überlegungen.


    Die Acta? Äh ja, gelesen habe ich es schon. Wieso? Fragend und leicht befremdet sah er seine Frau an, denn der Themawechsel kam zu plötzlich und zu unvermittelt.

    Hungi lächelte. Einige Dinge werden sich nie ändern, darunter auch die Tatsache, daß der Kaiser oftmals Dinge nicht weitergab, aber das würde Crassus schon noch bemerken.


    Es wäre mir sehr recht, wenn du mich sofort unterrichtest. Nichts unnötig schriftlich festhalten, Crassus. Hungi zwinkerte dem Caecilier zu.


    Was meine Frau angeht, ich denke, es wäre angemessen, wenn sie auf der Tribüne wartet.

    Gut. antwortete Hungi, war aber nicht der Meinung seines Gesprächspartners. Er fand, daß eine solche Vorgehensweise nicht unbedingt notwendig sei, denn das Szenario, das der Quästor schilderte, war reichlich unwahrscheinlich.


    In Ordnung. Ich werde deinen Vorschlag bei der nächsten Senatssitzung unterbreiten.

    Naja, ganz so einfach ist es ja nicht. Ich muß ja wissen, wie alles ablaufen soll. entgegnete Hungi seinem Nachfolger.


    Rüstung, ganz klar. Ein letztes Mal soll die schon angezogen werden, in Zukunft werde ich ohnehin oft genug die Toga tragen. 'müssen' fügte Hungi in Gedanken dazu.

    Daß Frauen neuerdings nie die Worte ihres Mannes hinnahmen, sondern ständig widersprechen mussten. Hungi, nun seinerseits genervt, trank seinen Becher ebenso aus und ließ sich ebenso diesen wieder nachfüllen.


    Mein Entschluß steht fest. bestimmte er. Er hätte ja vielleicht mit sich reden gelassen, aber der Tonfall, den sie ihm gegenüber anschlug, führte nur dazu, daß er stur auf seiner Meinung beharrte. An das Gespräch selber konnte er sich nur dunkel erinnern, zu lange war es schon her, ob es stimmte, was sie sagte oder nicht, konnte er nicht entscheiden. Gemächlich nahm Hungi einen weiteren Bissen, während er noch immer verärgert seine Frau anschaute. Jedes Mal schaffte sie es, ihn mit ein paar Worten zornig zu machen, jedes Mal. Er schluckte den Bissen hinunter, seinen Zorn jedoch konnte er jedoch nicht runterschlucken, nahm den Becher und leerte diesen auf ex. Aber er versuchte es, versuchte sich zu beruhigen mit ein paar tiefen Luftzügen und irgendwie schaffte er dies sogar. Er wollte heute nicht streiten, wollte eigentlich nur in Ruhe sein Mahl zu sich nehmen und einen guten Wein trinken.


    Aber irgendwetwas war jetzt anders. Was genau konnte Hungi nicht sagen, ob es seine innere Stimmung war oder etwas außerhalb seiner Psyche. Diese merkwürdige Beobachtung schob Hungi jedoch schnell beiseite, wenngleich sie ihm bekannt vorkam.

    Hungi entschloß sich, nichts mehr zu diesem Thema zu sagen, anscheinend war die Enttäuschung seines Bruders zu groß, aber was sollte Hungi auch anderes sagen? Eine Stelle vermitteln konnte und wollte Hungi nicht, er sah die Zukunft seines Bruders im Cursus Honorum, vorerst. Also wandte er sich nur mehr dem Thema der Anwaltskanzlei der Brüder zu.


    Gut, weil meine Frau hätte sonst sicher etwas dagegen, wenn ... subversive Elemente hier verkehren, du verstehst? ;)

    'Uff.' In letzter Zeit wollte Hungi ständig dieses Wort sagen, wenn Besucher zu ihm kamen.


    Ein prodigium? Hungi überlegte, ob er überhaupt schon eine Anerkennung dessen im Senat miterlebt hatte, doch er konnte sich nicht erinnern. Dann musste er sich wohl informieren, wie das von statten gehen sollte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Hungi seufzte etwas lauter als gewollt auf.


    In Ordnung. Ich kann auf deine Hilfe zählen? Nicht daß ich irgendwo einen Fehler mache. Mit den Göttern und allem anderen, was mit denen in Zusammenhang steht, war nicht zu spaßen, da war Hungi lieber ein wenig übervorsichtig.

    Naja, jetzt übertreibst aber. Brotlos bist noch net. antwortete Hungi in völligem Mißverständnis über das Wort "brotlos". Du hast ja sicher was angespart, oder? Und sonst bin i ja auch noch da, also verhungern wirst in meinem Haus sicher net. Und bei der nächsten Wahl wirst zum Prätor kandidieren, oder? Also genieße die Zeit des Müßigganges, kleiner Bruder.


    Er blickte nochmal auf die Musterrolle und fing unwillkürlich zum Schmunzeln an. Ich hoffe jetzt aber, daß sich dann hier keine Räuber, Mörder oder Kindsverderber tummeln.

    Noch immer wunderte Hungi sich über die Tatsache, daß Ursus keine Vorspeise serviert hatte. Sicher, wenn Hungi alleine zu speisen gedachte, was in den letzten Jahren durchaus oft vorkam, da er oft genug zu tun hatte, wollte und bekam er nur Kleinigkeiten. Diese waren zwar dann liebevoll serviert und Hungi hatte schon öfter die Vermutung, daß Ursus in der Beziehung eher eine Frau war denn ein Mann. Aber es schmeckte in den allermeisten Fällen, also ließ Hungi ihn gewähren.


    Ich denke, wir werden schon einen passenden Termin finden. antwortete Hungi und ließ sich nun seinerseits eine Portion richten und kostete auch davon. Fenchel war eigentlich nicht unbedngt sehr so seins, er musste dabei immer an stillende Mütter denken, aber heute war es nicht so schlimm. Ganz ruhig hörte er sich ihre Antwort zu seinen Fragen an, mit etwas war er jedoch schon ganz am Anfang nicht zufrieden, aber er wartete geduldig, bis sie fertig war.


    Deine Mitgift wird nicht angerührt. sagte Hungi in einem Tonfall, der nur zu deutlich machte, daß er hier keine Widerrede duldete. Der Rest klingt sehr gut. Ovids Metamorphosen war zwar nicht unbedingt sein bevorzugtes Thema und er wusste zugegebenermaßen auch nicht unbedingt, wie das im Endeffekt aussehen sollte, aber da würde er noch ohnehin ein gehöriges Wort mitreden. Wenn ihm etwas nicht gefiel, konnte er noch immer Nein sagen. In der Zwischenzeit hatte er die erste Portion aufgefuttert und ließ sich die zweite geben. Er hatte anscheinend mehr Hunger als er dachte.

    Noch immer strich Hungi sich sinnierend über den Bart, nachdenkend über die Vorschläge des Tiberiers.


    Der erste Vorschlag gefällt mir überhaupt nicht, ich sage es offen heraus. Meine Vorstellung einer Stimmenthaltung ist, daß die Wähler gegen alle Kandidaten stimmen können, ein reines Nichtwählen aber zeugt eher von Desinteresse. Das sind meiner Ansicht nach zwei Paar Schuhe.


    Auch der zweite Vorschlag ist nicht ohne Tücke. Was wenn das Quorum heruntergesetzt wird, aber beide diese erfüllen? Welchem Widerstand muß ein so gewählter Aedil begegnen, wenn er zwar gewählt wurde, aber nicht von der Mehrheit des Volkes?