Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Hungi hob ein wenig überrascht seine rechte Augenbraue. Eine solche Emotionalität hatte er bei Vitamalacus nicht erwartet. Das Verhalten des Pompeiers hingegen überraschte ihn wenig. Rom war schon immer ein Sumpf voll Verrat, Intrigen und Sex und nur die wenigsten wurden durch die ewige Stadt nicht korrumpiert. Selbst Hungi selbst stand auch nicht unbedingt mit der weißesten Weste da. Eigentlich tat das sogar niemand.


    Und was gedenkst du zu tun?

    Hungi nickte zu den Worten bezüglich der Ehe, mehr konnte er auch nicht wirklich tun. Was auch, er ist ja kein Heiratsvermittler, außerdem wird Vitamalacus schon wissen, wen er als Schwager in seiner Familie dulden wird und wen nicht.


    Hilf mir bitte auf die Sprünge. Was genau hat dieser Pompeier getan? War das auch so eine Geschichte auf der Rostra von wegen Frauen sollen nicht in den Cursus Honorum?


    Hungi hoffte, daß eines Tages diese Streitereien endlich ein Ende nahmen. Als hätte Rom nicht schon genug andere Probleme.

    Hungi stieg auf das Pferd auf, das ihm zugeführt wurde - im übrigen ein ganz schönes Pferd, schwarz, herrliches Tier - und machte es sich im Sattel bequem. Ein wenig wehmütig blickte er noch zurück und realisierte vollends, daß seine Tage als Praefectus Praetorio gezählt sind. Die Arbeit wird ihm sicher nicht abgehen, das wirklich nicht, aber der Status und die Macht vielleicht doch schon. Die leichte Panik, die die Leute in die Augen hatten, wenn man sich vorstellte und das Zittern, das sie an den Tag legten, das war ganz einfach etwas, was man ab und an - ja, so ehrlich mußte man sich selbst gegenüber sein - hemmungslos genoß. Wenn er da an den Schergen von Laeca dachte... wieviel Genugtuung es gemacht hatte den zu foltern... merkwürdig, dabei erinnerte Hungi sich nicht mal an dessen Namen, ah, er wird ihm schon wieder einfallen.


    Wie dem auch sei, Hungi nickte dem Decurio Severus zu, Hungi war bereit.

    Ursus hatte tatsächlich Wein herausgebracht, und ihn an die Soldaten verteilt. Selbstverständlich war es ein guter Illyrer und noch selbstverständlicher war er ordentlich mit Wasser versetzt. ;) Hungi nahm seinen Becher in die Hand und hob diesen in die Höhe.


    Prost, Männer. Es war mir eine Ehre und Freude, mit euch zu dienen.


    Er trank seinen Becher aus, gab Ursus diesen wieder zurück und grinste. So. Jetzt können wir los.

    Hungi fragte sich, ob es seit neuestem Mode war, daß ein Beisitzer des Senats ungefragt seine Stimme in der Curia Iulia erhob.


    Also soll ich den Septemvir Valerius nicht rufen lassen sondern den Auguren? fragte er sicherheitshalber nach.

    Ein Kalb mit drei Köpfen? Kriegt man sicher viel Sulz raus... sprach Hungi halb hörbar aus.


    Na gut, nachdem der Senat sonst anscheinend nichts zu sagen hat, werde ich den Septemvir Valerius Victor in den Senat rufen.

    Eine Verständnislosigkeit breitete sich in Hungi aus, während er darauf wartete, was seine Frau ihm zu sagen hatte. Ihr Benehmen fand er reichlich merkwürdig und die Art, wie sie das Essen inspizierte und danach ihn, fand er sehr irritierend.


    Die Rezepte? echote er verständnislos. Äh nein?


    Er schenkte sich noch etwas Wein ein, leerte diesen ein wenig zu fix und goss sich noch etwas ein. So angenehm gesättigt und vom Wein ziemlich gelöst grinste er und machte es sich auf der Kline jetzt richtig bequem. Die Last des Tages war nun endgültig von ihm abgefallen und er stieß einen Seufzer der Erleichterung und der Zufriedenheit aus. Und nicht nur das, ein genüssliches Murren hörte man auch von seiner Seite her. Das Leben konnte so schön sein... :]

    Hungi hatte den heutigen Tag damit verbracht, die Sklaven rumzuscheuchen. Einmal hatte er einen winzigkleinen Fleck auf der Tunika entdeckt, dann einen Dopper auf dem Brustpanzer, dann saß die Rüstung einmal zu weit, dann wieder zu eng, dann störten ihn die Schuhe, dann der Helm, kurz: einfach alles. Der Barbier, der für heute in die Casa bestellt wurde, wollte schon entnervt das Haus verlassen, und das, obwohl er nur ein wenig die Haare des Noch-Praefectus richten sollte. Ursus konnte ihn nur mit etwas Falerner aus dem Keller überzeugen, doch dem Wünschen des Hausherrn zu entsprechen. So war es dann auch, und als die Abordnung vor dem Hause Vinicia eintraf, trat Hungi gut gelaunt und geschniegelt vor die Türe.


    Decurio Severus. Männer. grüsste Hungi die Eskorte. Kurz stand er lächelnd vor den Männern, ein bißchen Wehmut überkam ihm. Er überlegte, aber dann entschied er sich gegen die Konvention. Ach, es ist mein Abschied. Ursus! Bring Wein heraus. Dann reitet es sich angenehmer.

    Unglaublich, Crassus war keine 10 Jahre jünger als Hungi, wahrscheinlich sogar nur 5, tat aber so, als wäre Hungi schon ein alter Greis? Zum ersten Mal kamen Hungi Zweifel an der Richtigkeit der Ernennung Crassus zum Praefectus Praetorio, sonderliche Diplomatie und Respekt, immerhin war Hungi Princeps Senatus und Consular, vermisste Hungi jetzt sehr an seinem Nachfolger. Wenn der nicht sein Verhalten schnell mal überdenkt, wird er nicht lange leben in diesem Job.


    Aber das konnte Hungi egal sein, der Kaiser wird schon wissen, was er tat und Hungi konzentrierte sich ganz darauf, welche Notizen als nächstes vernichtet werden sollten.

    Die Pflicht zur Ehe? Wem sagst du das, mein Bruder könnte meiner Ansicht sich auch mal eine Frau nehmen, aber bisher war er nicht erfolgreich, ob gewollt oder ungewollt. Schon öfter habe ich mir überlegt, wer die Zukünftige von Lucianus werden soll, aber es ist schwierig, jemanden zu finden, der nicht nur standesgemäß ist, sondern auch ... wie soll ich sagen... politisch nicht die schlechteste Verbindung darstellt.


    Aber wem sagte er das, Vitamalacus wird sicher das gleiche Problem haben in seiner Gens.


    Pompeius Strabo? Der Quästor in der letzten oder vorletzten Legislaturperiode? Natürlich ist mir der bekannt.

    Hatte Hungi sich verhört oder hatte Crassus das Wort "Arbeit" besonders betont? Keine gute Idee gewesen von seinem Nachfolger. Warum die Leute auf die Idee kamen, daß mehrere Jobs gleichzeitig ohne Probleme machbar sind... na, die werdens schon mitkriegen und wenn nicht, Hungi kann sich dann noch immer über die Faulheit der Leute lustig machen.


    Gut, ich dich auch nicht von deiner. Vale, Crassus.

    Hungi hatte gerade seinen Wein genossen, aber genau die letzten zwei Sätze haben ihm den Wein richtig verdorben. Finster dreinschauend beugte er sich nach vor.


    Ruhestand? Rosen züchten? Ich habe meinen vierzigsten Sommer noch nicht erlebt, also halte dich zurück mit solchen Aussagen.


    Sim-Off:

    Und bevor du jetzt auf dumme Ideen kommst: nein, Hungi schaut auch nicht viel älter aus. :P


    Laut ausatmend lehnte er sich wieder zurück. Ich finde schon eine Beschäftigung, keine Sorge.

    Oder sie wollten, daß wir das glauben... fügte Hungi noch nachdenklich hinzu, bevor er Crassus wieder ansah und schmunzelte.


    Wie dem auch sei, du bist mir keiner Rechenschaft schuldig und wirst selber wissen, was zutrifft. Immerhin hast du ja mehr Informationen über diesen Fall als ich.

    Und wieder gab es ein dringendes Thema zu bereden.


    Meine Damen und Herren, ich bitte um eure Aufmerksamkeit.


    Sicher habt ihr in der Acta Diurna von den Versäumnissen der Feiern zu den Nonae Caprotinae gelesen. Vor einigen Tagen hatte mich deswegen der Septemvir Vibius Valerius Victor aufgesucht. Daß man mich nicht mißversteht, es geht jetzt nicht um Versäumnisse des Cultus Deorum oder der mangelnden Bereitschaft der Bevölkerung, den Göttern den ihnen gebührenden Respekt zu erweisen. Zumindest nicht primär.


    Im besagten Artikel der Acta wurde erwähnt, daß ein Schaf auf den Stufen der Iuno Sospitas tot zusammenbrach. Es wurden auch von anderen Kleinviehverendungen berichtet. Die Priester fürchten nun, daß dies ein schlechtes Omen sei, ein Prodigium.


    Hungi wartete einige Momente ab, um die Worte wirken zu lassen.


    Ich hoffe, ihr seid euch der Tragweite meiner Worte bewusst. Der Senat hat die Aufgabe, zu entscheiden, ob ein Prodigium vorliegt oder nicht.

    Es war einer dieser schönen, sonnigen, warmen, fast heißen Tage in Rom. Der Himmel war blau, die Vögel zwitscherten, ein laues Lüfterl wehte, kurz: der Tag lud ein zu Müßiggang und Erholung. Und was war? Hungi mußte zu einer Sitzung.


    Meine Damen und Herren, ich bitte um eure Aufmerksamkeit.


    Vor einigen Tagen besuchte mich der amtierende Quästor Consulum, Quintus Tiberius Vitamalacus, in meinem Hause. Doch nicht etwa um zu plaudern, nein, er zeigte sich besorgt über die derzeitigen Gesetze zu den Wahlen im Cursus Honorum. Dabei ging es ihm um folgende Wahrscheinlichkeit:


    Zu beiden Aedilaten treten je zwei ähnlich starke Kandidaten an. Das würde unter gewissen Umständen bedeuten, daß keiner der Kandidaten gewählt werden würde. Das an sich wäre ja schon nicht gerade wünschenswert, doch erwähnte der Quästor eine weitere Befürchtung: und zwar, daß die Ludi Romani, die ja von den Ädilen ausgerichtet wird, in diesem Jahr dann nicht stattfinden könnte.


    Der Quästor hatte auch Vorschläge unterbreitet:
    Zunächst einmal, daß für das Quorum nach Codex Universalis § 45(3) nur jene Stimmen gewertet werden, die sich direkt für einen Kandidaten aussprechen, solange § 45(1) erfüllt ist. Also Stimmenthaltung gleich Nichtwahl.
    Der zweite Vorschlag war, das geforderte Quorum entweder zu mindern oder komplett zu streichen, so daß der gewinne, der die meisten Stimmen auf sich vereinen könne, gleich wie hoch der prozentuale Anteil zur Bevölkerung sei.


    Was meint der Senat dazu?

    Hungi schmunzelte, als er die Unkenntnis des Caeciliers bemerkte.


    Anscheinend ist es so, sonst wäre Avarus wahrscheinlich schon längst hier.


    Er legte seinen Kopf in den Nacken und sprach einige Gedanken aus. Also wollte uns wer ins Bockshorn jagen. Wer? Und warum? Was wollte er damit bezwecken? Sollte es eine Warnung sein? Wenn ja, wovor? Oder war das nur der Auftakt zu etwas schlimmerem?


    Hungi richtete seinen Kopf wieder auf und schenkte sich etwas Wein ein. Alles Fragen, die du beantworten musst, Crassus. sprach er nicht ohne ein wenig Schadenfreude.

    Kurz überlegte Hungi, wann die nächste Senatssitzung anberaumt wurde, doch ohne seinen persönlichen Scriba war der amtierende Princeps Senatus hoffnungslos aufgeschmissen. Und bevor er nichts genaues sagen konnte, sagte er lieber gar nichts.


    Wunderbar, dann können wir ja zu angenehmeren Themen wechseln. Es sei denn, deine Pflichten als Quästor nehmen dich zu sehr in Anspruch.

    Wenn Hungi nicht bereits in seinem Sessel sich zurückgelehnt hätte, spätestens jetzt würde er es tun. Sein Gesichtsausdruck war halb erstaunt, halb erfreut.


    Ah da schau her. Ist er also wieder zurück. Und vermutlich weiß er von gar nix. Ich nehme an, Lucilla äh seine Verlobte ist ebenso wohlauf?