In den Tagen nach der Ankunft waren die Tage gefüllt gewesen mit Einrichtungen, Besuchen, kleineren Empfängen und allem anderen, die den Hausherrn nicht zur Ruhe kommen lassen wollten. Vor lauter gesellschaftlichen Verpflichtungen hatte er in seinem Inneren schon die Befürchtung, er würde seine Aufgaben, die er in der nächsten Zeit (wie lange diese auch immer dauern möge) vernachlässigen, sogar aus dem Blick verlieren. Daher war er über den Brief aus der Kanzlei ganz froh, denn so hatte er die perfekte Ausrede, sich nun endlich um seine geschäftlichen Angelegenheiten kümmern zu können.
Sein Gesuch über den Titel zur Wiederbeschaffung seiner Güter war erstaunlich schnell positiv bescheinigt worden und vor allem passierte dies ohne Einschränkungen. Offensichtlich war Kaiser und Verwaltung bemüht, einen sauberen Schlussstrich über die Salinator’sche Herrschaft zu ziehen. Ihm konnte es nur recht sein. In seinem Officium suchte er nach einer Liste über seine Besitztümer, denn auch wenn er de iure wieder Herr über seine Ländereien war, de facto war er es noch nicht. Er fand die gesuchte Liste und setzte sich an seinem Schreibtisch, um diese näher zu studieren. Ein Kelch verwässerter Wein (von ihm und seiner Familie auch gern „Spritzer“ genannt) durfte dabei auf dem Tisch nicht fehlen. Vor allem die Aufenthaltsorte seiner Ländereien waren in diesem Moment für ihn von Belang. Familienbedingt besaß er die größten Grundstücke in Pannonia und Illyricum, selbstverständlich waren auch ein paar in Italia zu finden, diese zu restituieren würde die geringsten Schwierigkeiten bereiten, zumindest was die Erreichbarkeit anging. Daneben besaß er noch ein paar Flecken in Germania und Hispania, die er während seiner Zeit als LAPP oder Proconsul erworben hatte. Sogar ein Landgut in Britannia konnte er sein eigen nennen, als er damals als Tribunus Laticlavius in der Legio III diente, konnte er sich ein wenig Geld leihen, um einen größeren Bauernhof zu kaufen. Nicht gerade die beste Investition, die er damals machte. Erst als sein Verwalter von Gemüse auf Schafzucht umstellte (mit seiner Zustimmung natürlich) musste er nicht mehr ständig Geld in den Hof stecken.
Nachdem er sich einen Überblick über die Lage gemacht hatte, stellte er sich die nun schwierige Frage, welchen Männern er die Erledigung dieses Auftrages anvertrauen könnte. Da er keine Bediensteten entbehren konnte, musste er sich wieder des Netzwerkes seines Schwiegervaters bedienen. Also nahm er eine Tabula, kritzelte ein paar Worte hinein. Noch an diesem Abend würde die Tabula an seinen Empfänger zugestellt werden.