Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Hungi liess sich Zeit mit dem Antworten. Daß noch keiner - oder hatte er es überhört? - der Senatoren auf die einfachste Idee gekommen ist, wunderte ihn doch ein wenig. Sollte er das ansprechen? Durfte er das überhaupt? Sollte er als Princeps Senatus sich für eine Partei entscheiden? Im Endeffekt wäre es das vermutlich. Auf der anderen Seite, wenn er das möglichst neutral formulieren würde... dann könnte es gehen.


    Eine unabhängige Kontrollinstanz. Ja, mir schwebt auch sowas vor, allerdings eine andere als du, mein Bruder.


    Eine künstlerische Pause, um die Dramatik ein wenig zu steigern? ;) Nein, Hungi atmete nur ein. :D


    Ein juristisches Gutachten darüber, ob der Inhalt des Plebiszits mit dem kaiserlichen Dekret kollidiert.

    Die Freude ist ganz meinerseits.


    Hungi prostete ebenfalls zurück und genoß den Schluck des guten Weines, dann lehnte er sich zurück um dem Quästor aufmerksam zu lauschen. Da Hungi nicht bei den Aeliern dabei war, als Antoninus mit jenen gesprochen hatte, ist es ihm auch nicht aufgefallen, daß der Quästor Principi nahezu die selben Worte sprach. ;) Hingegen machte er sich geistig Notizen, auf daß er nichts vergesse.


    Du beweist Mut mit deinem Ansinnen, und ich muß auch dazu sagen, daß ich wohl etwas in dieser Richtung erwartet habe, als man mir von deiner Ankunft hier berichtete. bekannte Hungi mit einem leisen Schmunzeln. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob eure Ansicht von Tradition - um die es ja im Endeffekt hier geht - mit der meinigen übereinstimmt. Sieh mal, ich kam vor etlichen Jahren als junger Mann von Illyrien nach Rom und trat in die Legio I ein, die damals noch in Rom stationiert war. Schon zu dieser Zeit gab es eine Senatorin, berühmt und berüchtigt, sowohl ob ihrer Schönheit, als auch ob ihrer Intelligenz. Ihr Name war Diva Lacrima Flavia Nyreti. Wir reden also nicht über einen "Irrtum" oder "Fehler" oder wie immer ihr das nennen möchtet, das erst seit ein paar Tagen existiert, sondern schon seit doch ziemlich vielen Jahren. Außerdem prangern die konservativen Kreise auch schon jene Frauen an, die einen Dienst in der zivilen Verwaltung angenommen haben, und meinen dies als nicht traditionell, nicht römisch. Ich bin mir hier nicht sicher, ob dem wirklich so ist.


    Sim-Off:

    Im Zuge meiner Recherchen bin ich über etliche Bemerkungen in der Literatur gestolpert, die nahelegen würden, daß Frauen durchaus Ämter ausgeübt haben.


    Hungi nahm wieder kurz einen Schluck.


    Aber gut, lassen wir die Entscheidung des Imperators beiseite und nehmen wir mal hypothetisch an, ich würde euer Ansinnen befürworten. Du hast gesagt, es wäre für die Konservativen ein minimales Entgegenkommen, für die anderen Bürger ein bedeutender Schritt. Das ist richtig. Deshalb erlaube mir die Frage: wie würde euer Entgegenkommen aussehen? Was würdet ihr als Gegenleistung anbieten?

    Tatsächlich hatte Ursus in der Zwischenzeit veranlasst, daß den Herrschaften Wein und Wasser aufgetragen wird. Ein Sklave erschien daher mit einem Tablett, auf dem je eine Kanne Wein und Wasser sowie drei Kelche darauf zu sehen war, nebst einigen kleinen Knabbereien. Genauso geübt wie unauffällig schenkte der Sklave den Wein ein und mischte diesen mit dem Wasser und stellte die Kelche dann genauso unaufällig vor den Herrschaften hin, so wie die kleine Schale mit den Knabbereien drin.


    Sim-Off:

    Wisim.


    Hungi hatte in der Zwischenzeit natürlich vernommen, daß Besuch da war und war erstaunt vom Erscheinen des Quästor Principis. Allerdings war er nur in Tunika bekleidet, wie zu Hause eigentlich immer, und musste sich erst die synthesis ankleiden lassen, weswegen es eine Spur länger dauerte. Hungi fand, daß der amictus sicher unpassend gewesen wäre. Schließlich und endlich kam er dann doch ins Atrium.


    Aurelius Antoninus. Welche Überraschung.


    Er begrüßte den Quästor, den er selbstverständlich von der Rostra her kannte.


    Was führt dich zu uns?

    Hungi hatte gerade noch ein paar Notizen aufgeschrieben und einiges an Korrespondenzen erledigt. Als er Balbus eintreten ließ, trank er noch gemächlich sein Wasser aus und diktierte einen Brief zu Ende.


    Für den Senat... Siegel drunter, passt schon. In Reinschrift heute mittag auf meinem Schreibtisch. Ah Balbus, gut, gehen wir es an.


    Hungi nahm noch einen Apfel zu sich und verließ dann die Castra mit seinem Princeps Praetorii zum Rundgang.

    Hungi erreichte den Palast mit seinem Princeps Praetorii. Doch er ging nicht hinein, sondern wollte erst von außen alles inspizieren. Wo war zwischen dem Palast und den anderen Gebäuden seiner Meinung nach zuwenig Platz? Wo konnten sich Schwachpunkte ergeben? Wie war der Zwischenraum überhaupt genützt? Alles Fragen, denen er von Zeit zu Zeit nachgehen mußte und sollte.


    Sein Wachstäfelchen in der Hand schritt Hungi voran. Ab und an notierte er sich ein paar Worte, doch noch nichts nennenswertes. Ein Aquädukt speiste extra den Palast mit Wasser, dieses Bauwerk hatte Hungis Aufmerksamkeit.


    Könnte auch mal wieder renoviert werden. meinte der Praefectus.

    Hungi war bei den Quinquatrus nicht zugegen gewesen, seine Zeit hatte es ihm nicht erlaubt. Doch was sein Klient hier erzählte, ließ ihn schlucken. Innerlich nahm er sich vor, der Minerva ein großes Opfer darzubringen. Er hatte ohnehin schon seine Probleme mit den Göttern, noch mehr konnte er wirklich nicht gebrauchen. Doch wie er jetzt zu dieser Situation mit dem Pontifex richtig reagieren sollte, wußte er auch nicht.


    Naja... begann er zögerlich, du hattest schon mal Glück überhaupt zum Kaiser vorgelassen zu werden. Obwohl eh jeder zum Kaiser kommen kann... egal. Was meine Position angeht: ich war dann wohl der Nachdruck in deinen Worten. So läuft unsere Gesellschaft nun mal.

    Hungi schaute auf.


    Ah, sehr schön, das ging ja fix. Sei auch du gegrüßt, Centurio Claudius.


    Da sie beide in Zivilkleidung im Senat unterwegs waren, benutzte Hungi diese eher lockere Form der Begrüßung. Er richtete es sich etwas bequemer in seinem Sessel und winkte den Centurio freundlich her.


    Komm nur näher, Centurio. Der Senat hätte da ein paar Fragen zu deiner Quästur in Hispania. Senator Germanicus Avarus berichtete von einigen Problemen während deiner Amtszeit?

    Hungi mußte schmunzeln. Dieser Idealismus, ach er wünschte, er wäre auch noch so jung. :D


    Das, Praefectus Crassus, wäre ein wundervolles Thema für eine rechtsphilosophische Abhandlung. Der Realität hingegen entspricht es nicht. Jedes Gesetz wird entweder nicht beachtet oder umgangen, das ist so, deswegen gibt es auch Strafen. Die müssen nicht einmal im Gesetz stehen, manche sind auch sittlicher Natur. Ob solche hier gegeben sind, das kann ich nicht beantworten.


    Ich kann es jedenfalls verstehen, wenn ein Patrizier sich nicht an ein Gesetz halten will, das ohnehin mehr Gebotscharakter hat, weil daran keine Strafe geknüpft ist, und das ihm mittels Plebiszit aufoktroyiert wurde. Achtung, ich sagte, ich kann es verstehen, nicht, daß ich es billige. Nur damit wir uns richtig verstehen.

    'Boah, das war ein Redeschwall.' dachte sich Hungi. Er rieb sich kurz die Schläfen, er brauchte dringend Urlaub, und hob dann seine rechte Hand.


    Der Vergleich zwischen dem Plebiszit und den brandschatzenden Horden ist unzulässig. Dieser Lex Octavia da fehlt nämlich etwas, das die Bestimmungen des Codex Iuridicialis aufweisen. Will wer raten, was? Richtig, die Sanktion.


    Ob sich ein Patrizier an die Lex hält oder nicht, er ist allein seinem Gewissen dafür Rechenschaft schuldig und niemandem sonst. Mir ist das schon von Anfang an aufgefallen, und ich bin mir sicher, dem Kaiser auch. Warum der Kaiser kein Veto einlegte? Das muss man ihn fragen. Was mich angeht, ich persönlich hatte in den letzten Monaten Besseres zu tun als eine lex imperfecta zu korrigieren.


    Dass er, wenn er Zeit und Muße hätte, diesen Wisch von einer Lex zerpflücken könnte wie altes Papyrus, sagte Hungi jetzt nicht. Das war der Nachteil eines Princeps Senatus, man durfte sich nicht mehr hemmungslos aufführen. ;)

    Nein. Weggetreten.


    Hungi vertiefte sich wieder in seine Notizen und ging in Gedanken den morgigen Tag durch. Viel Arbeit würde auf ihn zukommen... wieder mal. Wäre ja was ganz neues, wenn nicht. Als Balbus das Officium verließ und Hungi allein mit seinem Adjutanten war, konnte Hungi einen halblauten Seufzer nicht verkneifen.


    "Praefectus?"
    Nein, es ist nichts. Ich brauche nur Urlaub...
    "Urlaub?"
    Ja, du weißt schon. Freie Tage und sowas.
    "Äh..."
    Vergiss es. Bring mir die Berichte von unseren Speculatores.


    Der getreue Adjutant tat, was ihm der Praefectus befahl und Hungi nahm die Berichte, einen Becher Wein in einer Hand, und begann zu lesen, den Wunsch nach einem nubischen Masseur unterdrückend...

    Gut. Dabei soll es auch bleiben.


    Hungi nickte und schrieb ein paar Notizen auf ein Wachstäfelchen.


    Wir werden eine kleine Übung abhalten. Doch vorher werde ich einen kleinen Rundgang durch den Palast abhalten. Hole mich morgen früh ab, dann besprechen wir weiteres.

    Genug!


    Hungi hatte bisher noch recht ruhig zugesehen und zugehört, aber alles hatte seine Grenze.


    Einander zu beschuldigen ist unter der Würde der Curia Iulia. Also mäßigt Eure Zunge.


    Hungi stand auf und richtete sich seine Toga, bevor er mit erhobener Hand um Stille gebot.


    Wir sind uns wohl einig, daß diese Lex eher ... naja, wie soll ich sagen ... etwas unglücklich ist. Daß die patrizischen Senatoren gegen diese Lex sind, ist zu erwarten gewesen, ohne Frage. Auch ich persönlich halte nicht viel von der Lex Octavia, allerdings aus anderen Gründen. Der Stil darin ist so mangelhaft, daß es mich graut, aber - was schwerwiegender liegt: mit diesem Wisch, der sich Gesetz nennt, wird tatsächlich ein Dekret des Imperators umgangen. Ja, mit letzterem hat die Senatorin Tiberia Recht.


    Ruhig setzte sich Hungi wieder hin.


    Doch auch du hast recht, Tribunus. Die Patrizier sind diesem Gesetz nach verpflichtet, ihre Steuer, Spende, wie auch immer ihr das nennen wollt, zu leisten. Und du hast nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht dazu, das Volk vor Übervorteilung zu schützen.