Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Ah, sehr schön, Gaius konnte sich auch noch daran erinnern. So schmetterte Gaius weiter:


    Ach schwarzbraunes Mädel darum weine nicht so sehr,
    ach schwarzbraunes Mädel darum weine nicht so sehr,
    es mußte einmal sein, er mußte einmal rein, du kannst nicht Jungfrau bleiben.
    es mußte einmal sein, er mußte einmal rein, du kannst nicht Jungfrau bleiben.


    Der Legatus, der war ein gar strenger strenger Mann,
    der Legatus, der war ein gar strenger strenger Mann,
    er ließ die Trommeln rühren, Soldaten aufmarschieren, den Tribunen ließ er hängen.
    er ließ die Trommeln rühren, Soldaten aufmarschieren, den Tribunen ließ er hängen.


    Laut lachend schenkte Gaius sich wieder Wein ein und opferte fleißig weiter. ;)


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/gaius.gif]

    Tatsächlich war Hungi in ein anregendes Gespräch mit einem anderen Senator vertieft, mit dem er sich über die Güte der Gladiatoren, die wichtige Frage des Sandes und die jeweiligen Vor- und Nachteile der Kurz- oder Langschwerter unterhalten hatte. So bekam er gar nicht mit, daß Senator Macer zu ihnen gestoßen war und sich bereits mit seiner Verlobten unterhielt.


    Ah, Salve, Senator Macer. Hungi nickte seinem Senatskollegen freundlich zu und hielt sich dann höflich zurück, ihr Gespräch nicht weiter störend.

    Hungis Miene entspannte sich, er nickte bestätigend.


    Ich sehe das ähnlich. Ob in Gedanken versunken oder nicht, jeder, auch ein Senator, hat die Pflicht, sich am Eingang bei der Wache zu melden. Zum Zwecke meines alleinigen Gaudiums habe ich nicht die Order erlassen.


    Allerdings, er betonte dieses Wort deutlich, ist das kein Grund und keine Entschuldigung für übermäßige Unfreundlichkeit. Wenn der Decimus auch sich nicht richtig verhalten hat, er ist dennoch ein Senator, wenn auch einer, der selber sich im Ton massig vergriffen hat, wenn man dem Miles Glauben schenkt.


    Er seufzte innerlich. Nun gut, der Bitte des Decimus wird zum Teil stattgegeben, er bekommt seine Strafe. Ich denke, Casernendienst für zwei Monate zusätzlich zum normalen Dienst sollte genügen. Vom Dienst in der Palastwache werde ich ihn aber auf keinen Fall herausnehmen. Wo kämen wir denn dahin, wenn ich das immer machen müsste. Dann würde keiner mehr im Palasteingang stehen, geschweige denn drinnen. Und was den Decimus angeht...


    Den Halbsatz sprach er nicht aus, er schmunzelte nur und griff zu Stilus und Papyrus. Er schrieb ein paar Worte auf und schloss den Brief. Hernach rief er die Wache ein, gab den Brief an die Wache mit dem Befehl, einer der Eques Singulares möge ihn an die Casa Decima bringen, er brauche nicht auf Antwort warten. Die Wache nickte und ging gleich wieder hinaus. Der Praefectus wandte sich dann wieder dem Princeps Praetorii zu.


    Das wäre alles, Balbus. Oder gibt es noch von deiner Seite etwas?

    Nein, nein, ist schon in Ordnung. Ich fragte nur der Interesse halber.


    Er mußte schmunzeln über die Tatsache, daß Lucidus, den Hungi nur als skurillen, streitbaren Senator kannte, einem kleinen Mädchen Ovid rezitieren mußte. Nur einen Moment später fragte er sich, ob er das gleiche wohl bei seinen Kindern machen mußte. Möglich wäre es, denn von seinem Zuhause war er das so gewohnt. Seine Mutter, Vinicia Severa, machte ihrem Namen zwar alle Ehre, was die Erziehung anbelangte, doch war sie eine lebenslustige Frau, die ihre Kinder noch selbst erzog und nicht alles den Sklaven anvertraute, und Hungis Vater stand ihr nicht nach. Sein Vater hatte ihm und seinen Brüdern das Reiten und das Schießen mit dem Bogen beigebracht und sie ermuntert, Savaria zu verlassen, so sie wollten, und ja, sie wollten alle weg. Lange war das her...

    Die Erschöpfung der letzten Zeit war ihm ebenso anzusehen, doch auch er konnte sich zu einem Lächeln durchringen.


    Grüß dich, Livia. Gut schaust du aus. Die Kunst des kleinen Gespräches beherrschte Hungi immer besser. Auf ihre Aufforderung hin wartete er höflich, bis sie sich wieder setzte, dann nahm auch er Platz.


    Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich gleich mit der Tür ins Haus falle, aber ich weiß ja, wie beschäftigt du bist und möchte dich nicht über Gebühr strapazieren. Anders gesagt, er wollte jetzt nicht übers Wetter sprechen, außerdem hatte er selber genug zu tun, aber es wäre dann doch unhöflich gewesen, das direkt auszusprechen. Er atmete einmal ganz kurz durch, dann setzte er weiter an.


    Ich denke, es ist nun Zeit über einen Hochzeitstermin zu sprechen. Das von uns beiden erarbeitete Eherecht unserer Ahnen ist wieder in Kraft, so wie es sein sollte, und ich bin der Meinung, daß wir beide doch schön langsam recht lange verlobt sind.


    Es wird ihr sicher ebensowenig gefallen wie ihm, daß es nun tatsächlich wirklich soweit war. Solange Hungi noch am Eherecht arbeitete, konnte er die Hochzeit geistig in äußerst weite Ferne schieben, doch nun war die selbsternannte Beschränkung gefallen, jetzt mußte er dazu stehen.

    Wos? Was war denn da los? Alle schon so stockbesoffen? Naja, Gaius selber spürte den Wein auch schon mächtigst, klar, aber sooo dermaßen schlimm war es noch net. Er hatte definitiv aufzuholen. Gaius schenkte sich wieder den guten ein, reichlich natürlich, opferte Bacchus ganz brav und ließ sich dann mitreißen. Etwas, was er schon lange nicht mehr getan hat: er brachte ein Lied aus seiner Heimat zum besten.


    Es zog ein Regiment vom Illyrerland herauf.
    es zog ein Regiment vom Illyrerland herauf,
    ein Regiment zu Fuß, ein Regiment zu Pferd, ein Bataillon Soldaten,
    ein Regiment zu Fuß, ein Regiment zu Pferd, ein Bataillon Soldaten.


    Bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein,
    bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein,
    bei Bier und bei Wein, da kehrten sie ein, ein schwarzbraunes Mädel schenkte ein,
    bei Bier und bei Wein, da kehrten sie ein, ein schwarzbraunes Mädel schenkte ein.


    Auffordernd sah er zu seinem Bruder Gaius, achtend, ob er dieses Lied noch kennen würde aus der Heimat. ;)


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/gaius.gif]

    Irgendwie hatte Hungi es geschafft und die Geschäfte im Senat und die Arbeiten in der Castra Praetoria schneller als geplant zu erledigen (wobei er natürlich einiges delegieren mußte), aber es mußte einmal sein, er konnte es nicht länger aufschieben.


    Der Sklave, der ihn begleitete, klopfte bei der Porta an.

    Die obligatorischen Sklaven hatten alles vorbereitet, so daß sich die beiden um nichts mehr kümmern mußten. Die Spiele waren auch noch nicht fortgeschritten, wie sie hörten, es war aber auch noch nicht viel Zeit vergangen seit dem Beginn derselben. Also setzten sich die beiden auf die Plätze und ließen sich etwas stark verdünnten Wein geben und ein paar süße Kleinigkeiten geben. Die Sonne brannte gemäß der Jahreszeit nicht allzustark herunter und es wehte ein angenehmer Wind, es war also ein schöner Tag für die Spiele.

    Hungi hatte in der Zwischenzeit die Beschwerde mehrmals sorgfältig gelesen, dabei öfters die Stirn bedenklich gerunzelt und sich in Gedanken einige Notizen gemacht, die er ansprechen wollte. Als Balbus mit dem Miles Crotilo eintrat und Hungi den Bericht des Miles übergab. las er diesen langsam und genau durch. Dann nahm er nochmal die Beschwerde des Decimer zur Hand und verglich beide miteinander. Er seufzte innerlich auf, es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn beide vollkommen das gleiche drin behaupteten. Er lehnte sich zurück und sah den Miles auffordernd an.


    Interessant, daß der Senator behauptet, dich zu kennen, Miles, du aber das Gegenteil berichtest. Ich nehme nicht an, daß sich das in der Zwischenzeit geändert hast, wie?


    Wieso hast du dich dem Senator nicht entsprechend höflich verhalten? Konntest du die Purpurstreifen an seiner Toga nicht erkennen, oder wie?

    Ah, salve Balbus. Seit wann bist du mein persönlicher Postler? schmunzelte Hungi. Dann nahm er den Brief und schaute sich den mal an. Das Schmunzeln aber verging ihm relativ rasch.


    Beschwerde? Undiszipliniertes Verhalten? Wer hat denn das geschrieben... Decimus Meridius? Ja, was ist denn hier los?


    Rasch überflog er die Zeilen und seine Stirn runzelte sich immer mehr. Als er endigte, schaute er Balbus an.


    Weißt du was von diesem Vorfall?