Lange, sehr lange war es her, da er nun wieder in diesen Hallen schritt. Er traf viele Bekannte, etliche Feinde, vermisste mittlerweile Verstorbene und wunderte sich über manche Neuzugänge. In den letzten Tagen hatte er sich rudimentär auf den neuesten Stand der Politik bringen lassen, leider nur rudimentär "dank" seines "außerordentlich guten" Personengedächtnisses. Bis er alle verworrenen Linien übernosert hätte, würde es noch eine gute Zeit lang dauern. An diesem Tag saß er auf dem Platz, den ihm als Consular gebührte und wartete geduldig, bis er vom Consul das Wort erteilt bekam.
Patres conscripti! erhob er seine Stimme, als er gleichsam seinen Körper erhob. All die Geschichten über ein wildes Germania, dunkel, ständig verregnet, voller Barbaren und mit ständigen Übergriffen über den Limes sind absoluter Nonsens. Das wird jeder bestätigen, der schon einmal in der Provinz war. Ich wußte, daß diese Geschichten nicht wahr waren, aber ich muß ehrlich sein, ich wußte nicht, daß meine Zeit so ruhig werden sollte. Was sich schon zu Beginn seiner Amtszeit abzeichnete. Jeder erklärte ihm damals, daß eh alles passt und alles super läuft.
Lasst mich mit dem militärischen Part beginnen. Mein vorrangiges Ziel war die Sicherung des Limes. Es gab während meiner Amtszeit keine größeren Übergriffe von irgendwelchen germanischen Stämmen, lediglich kleinere Gruppen überschritten ab und an die Grenze, die meisten kriminelle Subjekte, die nur auf Goldstücke und Waren aus waren. Sicher gibt es Gerüchte, daß es Fürsten geben soll, die irgendwann einmal einen größeren Angriff planen, aber die gibt es immer und meine Informanten konnten nichts wirklich greifbares auftun. Es erschien mir daher viel wichtiger, die Beziehungen zu den romtreuen Stämmen zu vertiefen, vornehmlich auf wirtschaftlicher Ebene. Er machte keine kurze Pause, um seine Gedanken zu sortieren.
Dies führt mich zu meinem nächsten Punkt: die Prosperität. Mir ist aufgefallen, daß in Landstrichen, deren Bewohner weitestgehend der germanischen Lebensweise anhängen, der überregionale Handel bei weitem nicht so stark entwickelt ist wie in jenen Gegenden, in denen die Einwohner wie gestandene Römer leben. Mir wurde erklärt, daß die Einheimischen jene Waren, die sie benötigen, vor allem selbst herstellen oder sie innerhalb der Familie oder Sippe tauschen. Nur wenige Waren wie Felle, Met oder Keramiken erlangen dort überregionale Bedeutung. Ich würde nicht pauschal sagen, daß solche Menschen arm sind, aber die Steuerleistung ist dort natürlich bedeutend niedriger. Dazu kamen noch andere Probleme: der Rhenus stieg während meiner Amtszeit mehrmals über die Ufern und brachte dabei Krankheiten mit sich. In anderen Landstrichen grassierte das Fieber. Wenn mir diese Bemerkung erlaubt sein darf: nicht gerade die besten Voraussetzungen für umfangreiche Handelsbeziehungen.
Dann möchte ich jetzt zum letzten Punkt kommen. Wie die werten Kollegen wissen, wurde hier vor einiger Zeit die Provinzreform beschlossen. Eine durchaus sinnige Angelegenheit, die ich persönlich gutgeheißen habe. Die Umstellung wurde in der Provinz eingeleitet und sollte unter meinem Nachfolger Annaeus Modestus abgeschlossen werden. Der Beamtenapparat war durchaus gut organisiert, ich denke, mein Nachfolger wird diesbezüglich ebenso wenig Probleme haben, wie ich sie hatte.
Ich stehe nun für Fragen zur Verfügung.