Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Da sie am frühen Morgen Ostia verlassen hatten, kam die Gesellschaft noch vor der Mittagssonne in Rom an. Durch das Gewühl der engen Gassen dauerte es natürlich, bis sie schließlich und endlich vor der Villa ankamen. Schon den ganzen Tag war er unruhig gewesen und diese Unruhe steigerte sich bis zu dem Zeitpunkt, als er nach etlichen Jahren seinen Fuß über die Schwelle setzte. Na also... brummte er. Wurde auch Zeit.


    Seine Frau am Arm schritt er ins Atrium hinein. Man möge meinem Bruder berichten, daß ich daheim bin! schallte es durch den Raum, wissend, daß irgendein Sklave dies wahrscheinlich schon längst getan hätte. Aber in diesem Moment stand er einfach auf einen imposanten Auftritt. Und er gab seiner Frau damit die Gelegenheit, ihm mißbilligend auf den Arm zu klapsen. So hatten alle was davon.

    Das Reisen zur Küste war wenig angenehm gewesen, zu sehr rumpelten die Straßen und zu kalt war es zwischendurch. Das Senatorenpaar (mit Kind) hatte es natürlich weit gemütlicher als die Bediensteten, aber dafür mußte der Senator mit einer schwangeren Frau fertig werden. Es gab durchaus Momente, wo kein neutraler Beobachter entscheiden konnte, welcher Part angenehmer resp unangenehmer war. Als sie jedoch bei Marsilia das Schiff bestiegen, besserte sich die Laune aller. Vor allem die der Licinia, denn das sanfte Schaukeln war für sie definitiv angenehmer als die Reise mit der Kutsche. Und sie hatten zudem Glück: Abgesehen von einem Abend, wo ein recht starker Wellengang herrschte, hatten sie keine Probleme mit dem Wetter.


    Vier Tage nach dem Ablegen kamen sie in Ostia an. Da es Abend war, bezogen sie noch eine Unterkunft für die Nacht und reisten am nächsten Morgen weiter nach Rom.

    Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus
    wenn du es tatsächlich interessant findest, auch frühestens donnerstags bei unserem vielgeschätzten Prof. und Dekan auch nach konkreter Literatur in diesen Punkten mich erkundigen.


    Unbedingt.


    Zitat

    Zugehörigkeit zum ordo senatorius mussten mehrere Bedingungen erfüllt werden:

    - Abstammung aus einer senatorischen Familie, d.h. einer Familie, die schon mindestens ein Mitglied in den Senat entsandt hat. Der Ausnahmefall des homo novus ist in der Kaiserzeit häufiger als in der Republik. (Also eine patrizische Familie die kein Mitglied im Senat aufzuweisen hat/hatte, möchte ich sehen ...)...


    Meinen Notizen zufolge mußte das ein direkter Vorfahr sein bis zur vierten Generation und bei einer limitierten Anzahl von Senatoren kann es durchaus mal passieren, daß da Patrizier durch den Rost fallen.

    Zitat

    ...adlectio principis als Gunstbeweis des Kaisers ...


    Ist auch hier möglich, wenn auch nur noch nie angewandt. So wie du das ausdrückst als gängige Praxis möchte ich das allerdings auch als Literatur haben, so einfach glaub ich dir das auch nicht. ;)


    Das gilt auch für die anderen Punkte. Manches stimmt durchaus mit meinen Überlegungen überein (für mehr Promagistrate!), aber zB das mit dem Überspringen des Ädilats möchte ich dann doch genauer wissen.

    Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus
    (So zum Beispiel, dass ein patricius sich vor seiner ersten Amtskandidatur um den ordo senatorius bemühen müsste, wäre historisch gesehen, undenkbar. Patrizier stiegen direkt und ohne Umschweife in den Cursus ein, oft direkt als Quaestoren, wobei sie hier automatisch als candidati principis kandidierten - ihre Wahl also als verbindlich angesehen wurde.)


    Interessant. Hast du Belege für alle drei Behauptungen?


    (Wenn möglich ohne die Namen "Bleicken" und "Dahlheim" zu verwenden.)

    Ein paar Tage nach der Abberufung waren die Truhen und die Habseligkeiten gepackt und die Sklaven des Hauses (besser gesagt: der Familie des ehemaligen LAPPs) standen bereit und habtacht, fast schon im Spalier. Dem (ehemaligen) Hausherrn ward nur eine wirklich wichtige Entscheidung nicht abgenommen: nämlich jene, welche genaue Route von Mogontiacum nach Rom genommen werden sollte. Und angesichts seiner schwangeren Frau war dies wirklich keine schwierige Entscheidung. Im Prinzip gab es nur zwei Routen, die erwägenswert waren: über die Alpen oder südlich Richtung Mittelmeer und dann mit dem Schiff. Und da wie gesagt seine Frau schwanger war (besser gesagt: hochschwanger), kam eigentlich nur eine Route wirklich in Frage: die Richtung Mittelmeer. Hätte er auch nur einen Moment lang wirklich, und zwar wirklich wirklich, daran gedacht, über die Alpen zurück in die Heimat zu reisen, dann hätte er hochdeutsch gesagt ein irdenes Gewölbe über sein Haupt gefühlt, anders gesagt: er hätt einen Scherm auf ghabt.


    Also die Sklaven standen parat, die Habseligkeiten waren verstaut, im Endeffekt warteten alle nur auf die Herrschaften, die in ihre Kutsche einsteigen sollten. In besagter Kutsche war alles ausgelegt mit Decken und Polstern und solchen Annehmlichkeiten. Das hatte der ehemalige LAPP schon so angeordnet, denn seine Frau war ... naja, in letzter Zeit unangenehm und er wollte diese Reise nicht über Gebühr reizen. Schon alleiner seiner Nerven und auch seiner Tochter wegen. Die musste auch bald damit zurecht kommen, daß sie in nicht allzuferner Zeit einen Halbbruder oder eine Halbschwester bekommt, er ahnte, daß dies zu einigen Konflikten kommen würde. Dennoch erschien das Ehepaar formvollendet Arm in Arm (sie hatten ja einen Ruf zu verlieren) und nachdem sie die Schritte von der Regia runter zur Straße genommen hatten, half er ihr in die Kutsche hinein, dann hob er seine Tochter und schließlich und endlich begab auch er sich in das Fahrzeug, das ihn und seine Familie nach Hause bringen sollte, wenn auch nur teilweise. Still und leise war die Abreise, denn ohne Pomp verließen sie die Stadt (auf seinen Wunsch) die für lange Zeit ihr Zuhause war, wenn auch dienstlich bedingt und daher etwas ungewollt. Aber endlich ging es nach Hause.

    So soll es sein. antwortete Hungi und begleitete mit einigen Abschiedsworten seinen Nachfolger bis zur Türe.


    Dann stellte er sich vor den Tisch und überlegt, ob er noch einige letzte Amtshandlungen vornehmen sollte. Doch es waren nur einige Berichte zu bestätigen, nichts wichtiges, nicht einmal Bürgerrechtsverleihungen. Daher blickte er nur gelangweilt auf die Korrespondenzen vor sich und brummte ein wenig klassisches lateinisches Na. Koa Lust.


    Kurze Zeit später verließ er den Raum.

    Sim-Off:

    Um das alles zum Ende zu führen...


    Selbstverständlich. antwortete Hungi. Wir könnten dich schon morgen der versammelten Belegschaft vorstellen, so du das wünschst. Ich nehme an, daß du mit den einzelnen Beamten noch gesondert Gespräche führen möchtest. Den letzten Satz formulierte er vollkommen emotionslos, denn im Prinzip war es ihm egal, ob sein Nachfolger groß Besprechungen durchführen wollte oder nicht.


    Ansonsten kann ich dich in allen Belangen an den Magister Officiorum verweisen, wenn du Fragen jedweder Art hast.

    Massilia, hm? Die Idee war ihm auch schon gekommen. Die Reise dauert dann zwar länger, aber für seine schwangere Frau wäre es ungleich bequemer. Und er hatte weiß Iuno keine Lust, noch mehr für ihre Launen verantwortlich zu sein.


    Naja, wenn du glaubst... fügte er halb nachdenklich dazu. Selbst wenn alle alles beschönigen, irgendwann würdest du ja von selber draufkommen. bemerkte Hungi. Aber vielen Dank für dein Angebot. Ein paar Tage werden wir sicherlich brauchen bis zur Abreise.


    In der Zwischenzeit war ein Sklave eingetreten, der in seinen Händen ein Tablett mit Kelch und Becher trug. Aus dem Kelch dampfte es leicht, denn Hungi hatte angeordnet, während der kalten Tage genug warme Getränke für ihn zuzubereiten. Drei Kohlebecken wärmten nicht so sehr wie ein Becher Kräutersud oder Würzwein, so fand er. Nur wenige Momente später fanden die Herrschaften vor sich die Becher, gefüllt mit gewürztem Wein.


    Von der Verlegung hast du also schon gehört? Wahrscheinlich sogar früher als ich. Die Kommunikation mit Rom war in den letzten Monaten gelinde gesagt nicht die beste. Sie war eigentlich sogar im katastrophalen Bereich anzusiedeln. Soweit ich weiß, bereiten die Legionen ihre Verlegung vor. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest, wegen der Witterung. Ich habe keine Ahnung, welcher Idiot in Rom auf die glorreiche Idee gekommen ist, während des Winters zwei ganze Legionen durch die Weltgegend zu schicken. Aber... und dies fügte er süffisant hinzu, ... ist ja jetzt nicht mehr mein Problem. Er musste sogar leicht grinsen.


    Ansonsten ist es eher ruhig. Die Germanen auf der anderen Seite des Rhenus verhalten sich derzeit sehr friedlich. Eher wirst du demnächst mit der Provinzreform zu tun haben, darüber wird dich der Magister Officiorum aufklären wie da der Stand ist, das kann er dir besser als ich erzählen.

    Der nunmehrige Ex-Legat hatte durchaus täglich mit der Ankunft seines Nachfolgers gerechnet, aber so fix dann doch nicht.


    Salve, Annaeus. antwortete Hungi ob dessen Anwesenheit überrascht. Du musst ja förmlich über die Alpen geflogen sein. Oder hast du eine andere Route benutzt? Setz dich doch. forderte er den Annaeer auf.


    Warum hast du nicht einen Boten geschickt? Meine Leute hätten dir einen Empfang bereitet. Und außerdem hätte er letzte Vorbereitungen zur Abreise treffen können.

    Na da haben wir beide etwas gemeinsam. schmunzelte der Legat. Ich kenne ihn nämlich auch nicht. Da der Legat ein ... naja... nicht so gutes Personengedächtnis hatte, konnte er nicht einmal im entferntesten sagen, ob er dem Annaer schon mal begegnet war. Es wäre natürlich möglich, Rom ist ja auch nur ein Dorf, allerdings war er so lange von Rom weg gewesen, daß er vermutlich Wochen brauchen würde, um sich alle neuen Senatoren und ihre Verbindungen einzuprägen. Spätestens in diesem Moment hatte er vollends beschlossen, sich in Misenum an die italische Politik zu akklimatisieren.


    Nein, ich habe keine Ahnung. Im Brief stand nur was von wenigen Wochen. Wie herrlich präzise von der kaiserlichen Kanzlei. Kann sein, daß er morgen auftaucht, kann sein, daß er erst nach der Schneeschmelze in den Alpen kommt. Wundern würde mich weder das eine noch das andere.

    Für den Legaten war das Thema Fahneneid als Nachricht und deren Interpretation erledigt und keiner weiteren Erwähnung wert. Außerdem hatte er wenig Lust, den Praefectus eine Unterrichtsstunde zu geben, er war ja kein mies bezahlter Lehrer.


    Ein Säufer also... Naja, das soll nicht mehr deine Sorge sein. Ich habe nämlich weiter die Order gegeben, daß bis zur Wahl die beiden ältesten Decurionen die laufenden Geschäfte führen sollen. Wenn die weiter um Mithilfe der Ala bitten, so soll mir das recht sein. Wenn dieser... wie auch immer der heißt... Carisius? Also wenn der ausgenüchtert ist, dann entlasse ihn, die Ala ist ja keine Herberge. Sollen sich die Decurionen um ihn kümmern. Es sei denn natürlich, die Decurionen wollen mit ihm weiter verfahren... Sprich halt mit ihnen. Mir ist nur wichtig, daß einmal geordnete Verhältnisse herrschen.


    Der Legat stand auf und stellte sich an das kleine Fenster, das in eines der Innenhöfe zeigte. Von Ferne hörte man den Trubel, der auf dem Forum trotz der Kälte herrschte. Wenigstens konnte seine Frau in ihrem Zustand nicht sein Geld verprassen.


    Das dürfte wohl eine meiner letzten Anordnungen an dich sein. begann er nach einigen wenigen Momenten wieder zu sprechen. Ich habe die Nachricht bekommen, daß ich bald abgelöst werde. Von einem Annaeus Modestus. Kennst du ihn?

    Den Fahneneid als Code zu verwenden ist doch ein wenig pathetisch, findest du nicht? Der Legat konnte den abschätzigen Tonfall kaum vermeiden. Außerdem kommt man bei so etwas eher auf die Idee, daß du eben nicht dem folgst, was du zu mitteilen versuchst.


    Seisdrum. Einer der Scribae hat bereits einen Bericht abgegeben was so passiert ist in Confluentes. Ich habe bereits Order gegeben, daß innerhalb von 10 Tagen Wahlen stattfinden sollen. Was ist mit dem Kommandanten der Vigiles? Hat er inzwischen seine Diensttauglichkeit wiedergefunden?

    Ein Bote brachte folgenden Brief vorbei und bezahlte auch gleich die Beförderung.


    An
    M. Vinicius Lucianus
    Villa Vinicia, Roma


    Salve mein Bruder,


    lange hast du nichts mehr von mir gehört und ich habe auch nicht vor, großartige Neuigkeiten hier reinzuschreiben. Das hätte auch wenig Sinn, denn in wenigen Wochen werde ich abgelöst und reise dann mit Frau und Kind direkt nach Hause. Ich möchte dich bitten, einen Sklaven nach Misenum zu meinem dortigen Landsitz zu schicken, um alles für unsere Ankunft vorzubereiten. Meine Frau ist hochschwanger und ich möchte nicht, daß sie unser Kind in Rom zur Welt bringt. Selbstverständlich werden wir zuvor in Rom Halt machen, zumindest ein paar Tage.


    Es gefällt mir zwar nicht im Winter die Alpen zu überqueren, doch wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Jedoch freue ich mich wieder auf Zuhause. Bis hoffentlich bald.


    Vale,
    dein Bruder
    M. Vinicius Hungaricus


    Sim-Off:

    Überwiesen.

    Unbedingt die Legaten benachrichtigen. Und wenn das noch dreimal im Brief steht, daß auch sie eine Nachricht bekommen haben oder werden, lieber auf Nummer Sicher gehen deswegen, weil wer weiß. sagte mit einer feinen Ironie in seinem Tonfall.


    Dann stand er auf, ging zu einem Regal und entnahm daraus eine Rolle. Diese breitete er auf seinem Schreibtisch aus und beschwerte die Ecken mit diversen schweren Gegenständen. Sie zeigte die Provinz mit den stationierten Einheiten. Überlegend strich er sich über seinen Bart und so stand er einige Zeit da.


    Nein. antwortete er dann. Ich denke nicht, daß das notwendig ist. Die Victrix hat meines Wissens nach Sollstärke und kann die Patrouillen ohne weiteres von Vetera bis Bonna übernehmen. Zudem kann die Classis ruhig ein wenig mehr machen, vor allem im Winter, wenn auf dem Rhenus ohnehin nicht viel los ist. Und außerdem... mit diesen Worten griff er nach seinem Weinbecher und genehmigte sich einen ordentlichen Schluck daraus. ... außerdem sind die Germanen derzeit wunderbar ruhig. Soll sein Nachfolger sich um die Germanengefahr kümmern. Er würde in Rom oder auf einem seiner Landgüter sein und sich um den üblichen Wahnsinn eines Senatorenalltags kümmern.

    Der Legat legte die Stirn in Falten. Schon wieder aus der Kanzlei? Von dort kommt selten was Gutes. murmelte er und nahm die Nachricht an sich. Nun wanderte seine rechte Augenbraue in die Höhe. Was haben die in Rom schon wieder vor... sprach er überlegend aus und gab den Brief an seinen Magister Officiorum weiter.


    Die Legiones IX und XXVIII werden verlegt. Schön, daß man uns um unsere Meinung gebeten hat. bemerkte er mit einem nicht zu überhörenden zynischen Tonfall an.