Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    "Das ist nicht sein Ernst."


    Hungi hatte nur diesen einen Gedanken, während der Duccier ihm den Brief vorlas respektive übersetzte. Doch eigentlich war dieser Gedanke nicht nur ein Gedanke, er war nur die verbalisierte Form von verschiedenen Gedanken-Schattierungen, die zu einem Satz führten: "Das ist nicht sein Ernst."


    Es konnte nicht sein Ernst sein, daß der Princeps verstorben war. Unerwartet war das richtige Wort, doch ob es in Rom ebenso unerwartet war wie hier?


    Es konnte nicht sein Ernst sein, daß tatsächlich die Tore geschlossen wurden. Obwohl, wenn Hungi nicht übernächtigt und daher bei klarem Verstand wäre, er vermutlich ähnlich gehandelt hätte.


    Und vor allem: Es konnte nicht sein Ernst sein, daß Hungi (schon wieder!) gefragt wurde, ob er Kaiser werden wolle.


    Hungi schwieg. Er schwieg lange.


    In einem solchen wichtigen Moment fragt sich ein Mann oft, was er nun tun solle. Die Gefahr dabei ist oft eine gewisse Kopflosigkeit, die gefährlich werden kann. Man könnte ja das Falsche tun oder - was oft noch schlimmer ist - man fürchtet sich davor, das Falsche zu tun und macht deswegen gar nichts. Hungi brauchte nicht lange überlegen, er würde später mit seiner Frau die Lage besprechen. Und vorher würde er seine Arbeit machen.


    Die Sonne wird erst in ein paar Stunden aufgehen. Ich schlage also vor, Duccius, daß wir versuchen, noch ein wenig zu schlafen, auch wenn ich bezweifle, daß uns das gelingen wird. Morgen früh werden wir den Tod des Kaisers bekanntgeben. Auf den Princeps Praetorii wird viel Arbeit kommen, sämtliche größere Städte und natürlich die Legati der Legionen müssen benachrichtigt werden. Ich werde mit den hiesigen Kommandanten reden, du solltest dich um die Decurionen kümmern. Und was die ... Anfrage betrifft... ich werde einen absolut vertrauenswürdigen Boten benötigen.

    Es war kalt im Zimmer, denn es war Nacht und noch dazu Winter, was Hungi mit Bedauern bemerkte, da es ihn etwas fröstelte und er sich gerade wieder nach der Wärme seines Bettes sehnte. Sein Leibsklave war wie der Blitz vorausgeeilt und war gerade dabei, die zweite Lampe zu entzünden, als die beiden eintrafen. Der murmelte sogar noch etwas vom Kohlebecken, was er auch gleich holen wollte, doch Hungi hörte ihm nicht wirklich zu. Na wenigstens hatten sie Licht.


    Also gut, Duccius. Was ist los? Was ist passiert?

    Der Leibsklave musste Hungi ein paar Mal ansprechen, bevor der Legat aufwachte. Die Augen zusammengekniffen, weil das Licht der Kerze seinen Augen schmerzte, murmelte er ein Was ist?, wobei er innerlich sich bereits umgedreht hatte um wieder den Schlaf zu suchen. Aber irgendwann hatte Hungi doch begriffen, daß ein nächtlicher Besucher auf ihn wartete und er aufstehen solle. Allerdings sparte er sich ein großartiges Anziehen und warf sich nur einen dünnen Mantel über, der nächtlichen Kühle wegen.


    Duccius. grummelte er den Besucher an. Ich hoffe, du weckst mich wegen etwas Wichtigem. Natürlich konnte er sich denken, daß der Duccier nicht aus einer Laune aus den Schlaf des Legaten störte, aber seinen Mißmut über diesen Überfall mußte er schon formulieren.

    Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus


    Hungi nickte. Er hatte nun alle Informationen, die er benötigte und war aller weiteren Fragen ledig.


    Schön. Dann noch ohne viel Federlesens: Duccius, ich nehme dich natürlich als meinen Klienten an. Als aktiver Priester bist du selbstverständlich von der Pflicht zur Salutatio entbunden, zu bestimmten Anlässen bist du natürlich trotzdem gern gesehen. Hast du noch irgendwelche Fragen an mich?


    Sim-Off:

    Und natürlich die übliche Bestätigung im Control Panel.

    In Ordnung. sagte Hungi, während er so vor sich hinsinnierte. Würdest du Petronius Crispus und deine Parteigänger et cetera diesbezüglich informieren? Ich möchte ungern alle Leute zu mir einladen und es mit ihnen schon im vorhinein besprechen. Manche - andere - Leute im Stadtrat könnten sonst auf die Idee kommen, ich würde an ihnen vorbei planen und könnten sich unnötig aufregen.


    Hungi wusste nur zu gut, wie schnell manche Leute verschnupft reagieren können wegen im Grunde gar nix außer ihren eigenen Befindlichkeiten.

    Ja, diese Stelle wäre mir auch am liebsten. Freilich müssen wir den Leuten dort eine Entschädigung zukommen lassen, aber das sollten wir erst dann besprechen, wenn die Sache bei den Ratsherren durch ist. Was mich zum nächsten führt: Bevor ich meine Pläne den Decurionen vorstelle, sollten wir zuerst mit ein paar von den Herren reden und vorfühlen. Die Vorstellung, etwas von dieser Größenordnung ohne Vorbereitung in einen Rat einzubringen, behagte ihm nämlich gar nicht.


    Du kennst die Decurionen besser als ich. Wer von ihnen wäre hiervon gut zu überzeugen und hat Einfluss bei den anderen Ratsherren?

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus


    Hungi nickte. Eine ziemlich große Villa sogar. bekräftigte er die Vermutung des Duccius.


    Die Frage nach dem Ort des Bauplatzes war eine, die auch den Legaten selbst stark beschäftigt hatte, denn eigentlich war Mogontiacum so ziemlich verbaut. Auf der anderen Seite kann man den Pöbel... äh, die Leute auch umsiedeln.


    Am repräsentativsten... dieses Wort wurde gerade etwas inflationär verwendet, ... wohl am Forum. Am besten im Eck zwischen dem Templum Magnae Matris und der Basilica Germanica. Aber auch gegenüber der Regia kann ich es mir gut vorstellen. Freilich, zu nah am Hafen oder an der Legion ist eher unattraktiv.

    Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus


    In der Tat hatte der Legat mit seiner Frage über die "Auszeit" etwas Bestimmtes im Sinn gehabt, doch eine andere, als der Duccier da vermutete. Aber das konnte Duccius Verus ja nicht wissen und die Götter würden hoffentlich zu jeder Zeit verhindern, daß irgendein Sterblicher die Gedanken eines anderen lesen konnte. Vor allem seine Gedanken.


    Welche Studien hast du getrieben? fragte er seinen Eventuell-Klienten, denn das war ihm wichtiger und auch weitaus interessanter als alle Beteuerungen über die Taten, die man in der Zukunft zu tun vorhatte.


    Und bevor er es noch vergaß, stellte er noch schnell die Frage hinten an: Deine Frau ist auch mit zurück gezogen?

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Es befinden sich einmal mehr keine Minenrechte im Handel. Ich bitte darum, diese Lücke zu füllen. Danke! :)


    Was zum Geier machst du mit den ganzen Minenrechten? ?( Sind jetzt wieder welche da.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus


    Es freute Hungi, daß seine Idee (oder vielmehr die Idee seiner Frau) auf solchen Anklag stieß. Nicht, daß er dies gebraucht hätte freilich. Aber es erleichterte so einiges.


    Wirklich repräsentativ. Freilich, die Ausmaße von Hispania werden wir hier nicht verwirklichen können, das geht schon aufgrund der klimatischen Bedingungen hier nicht. Wobei er hier vor allem das Heizen im Sinn hatte. Außerdem ist hier die politische Lage über den Limes mir zu unbeständig. Ich möchte nicht, daß subversive Kräfte den Palast als goldenen Apfel ansehen. Aber es soll natürlich groß genug sein, um zum einen meiner Familie - und natürlich der meiner Nachfolger - ein standesgemäßes Heim zu bieten, andererseits sollen darin auch natürlich Festivitäten oder wichtige große Besprechungen abgehalten werden können.


    Zunächst muß natürlich der Stadtrat überzeugt werden. Es wird auch ein dementsprechend großer Bauplatz benötigt und das wennmöglich innerhalb der Stadt, aus Sicherheitsgründen. Du kennst die Personen im Stadtrat besser als ich. Werden sie leicht zum überzeugen sein oder muß man sie noch mit der Nase auf die wirtschaftliche Belebung hinstoßen oder braucht es gar mehr dazu?

    Zitat

    Original von Decimus Duccius Verus


    Hungi konnte nicht umhin zu schmunzeln. Es dürfte wohl eine Eigenheit von Priestern sein, mehr Worte zu verwenden als der gemeine Mann auf der Straße, selbst mehr als Politiker, die ja ebenso wie Priester viele Gespräche führen müssen. Auch kam ihm die Familie des Verus in den Sinn - die Duccier waren ja nicht wirklich dafür bekannt, über weitläufige Verbindungen im Imperium zu verfügen. Klar gesagt: die Gens Duccia war eine lokale Gens und somit - zumindest soweit Hungi es überblicken konnte - waren alle Duccier untereinander verwandt. Und Duccius Marsus war ja bekanntlich einer der eher wortkargeren Sorte, wohingegen der Priester hier fast ein Grieche sein könnte - was die Anzahl der Worte anbelangte. Er, Hungi, könnte, wenn er gemein wäre, nun sagen, daß wenn Duccius Marsus den direkten Weg von Confluentes nach Mogontiacum nehmen würde, Verus einen Umweg über Lugdunum zu nehmen pflegte. Wenn er gemein wäre.


    Hm. begann er, denn ein klitzeklein wenig fühlte er sich etwas überfahren, und er brauchte ein wenig Zeit, um seine Gedanken zu sortieren. Dann nahm auch er einen kleinen gedanklichen Umweg. Du hast natürlich vollkommen recht, daß ich deinen Verwandten Vala zu meinen Klienten zähle. Die Verbundenheit zwischen unseren Familien ist sogar noch eine stärkere, denn als mein Bruder noch lebte, war er der Patron eines deiner anderen Verwandten, nämlich dem Procurator Marsus. Und als Lucianus starb, habe ich mich sozusagen bereiterklärt, weiterhin meine Hand über eure Familie zu halten - selbstverständlich soweit es mir möglich ist. Du musst nämlich wissen, daß ich in dieser Beziehung altmodisch bin und von dieser Patronatszerfledderei, also ein Familienmitglied gehört zu einem Patron, ein anderer zu einem anderen, ich so gar nichts halte. Noch schlimmer finde ich es, wenn der Sohn einen anderen Patron hat als der Vater. Insofern bin ich selbstverständlich geneigt, dich als Klienten anzunehmen. Dennoch möchte ich gerne vorher etwas über dich wissen. Du hast etwas von einer langen Abwesenheit gesagt?

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus


    Ah, Duccius. Setz dich. forderte Hungi den Procurator salopp auf. Er wartete kurz, dann fuhr er fort. Du weißt ja sicher, daß ich einmal Proconsul in Hispania war, nicht wahr? Er wartete aber keine Pause ab, sondern sprach sogleich weiter. Es war eine schöne Zeit. Sehr ruhig und äußerst angenehm. Ich habe dort übrigens meine Frau geheiratet, was für sie als gebürtige Römerin zunächst nicht so wirklich in Frage kam. Als sie dann aber die ... nun ja, geräumigen Unterbringungsmöglichkeiten eines Proconsuls so kennen lernte, war sie sofort dafür.


    Mogontiacum ist ja nun eine richtige Stadt geworden und wohl keiner wird behaupten, daß die Provinz Germania Superior eine unter vielen ist. Es ist daher meiner Ansicht nach Zeit, die Provinz auch in Sachen Repräsentation aufzuwerten. Ich war außerdem noch nie wirklich glücklich damit, als Legatus ein Wohnbereich innerhalb eines Verwaltungsgebäudes zu beziehen. Ich möchte daher den Bau eines eindrucksvollen Domizils veranlassen, um die Wichtigkeit der Provinz zu unterstreichen und damit künftige Legati - und auch ich - die Provinz angemessen repräsentieren zu können.