Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Mit etwas Verspätung kam auch endlich der Legat. Er war über seine Abreise nicht unfroh, denn seine Frau war in den letzten Wochen sehr nervig gewesen. Nicht das übliche Genervtsein einer Frau, die mault, weil es in Mogontiacum nicht so zuging wie in Rom, da hätte er ihr einfach gesagt, sie solle halt ein paar gesellschaftliche Aktivitäten in Angriff nehmen. Nein, seine Frau war in den letzten Tagen sehr unrund, Iuno selbst weiß warum. Naja, wenigstens hatte er jetzt für ein paar Tage Ruhe.


    Gekleidet in Tunika und synthesis, die bekanntlich einfachere Version der umständlichen Toga, trat er aus dem Haus. Und wunderte sich wie zuvor der Tribun über die Stärke der hier anwesenden Reiter. Tribun! Ich dachte, ich hätte klar gesagt es sollen mich nur zwei Turmae begleiten. Ich sehe aber alle vier hier.

    Wie du findest. antwortete der Legat trocken. Den Marschbefehl als mangelhaft zu bezeichnen war in den Augen des Legaten ein definitiver Euphemismus. Allerdings hatte der Tribun bezüglich der Soldaten nicht unrecht.


    Deine Argumente haben etwas für sich. So tölpelhaft wie der Decurio sich hier angestellt hat, wundert es mich, daß er überhaupt Männer befehligen darf. Was in weiterer Folge nicht unbedingt für den Praefectus der XXII spricht. Aber bitte. Seine Worte klangen abfällig. Dennoch bleiben die Soldaten im Carcer, bis sich alles aufgeklärt hat. Wenn der Praefectus es sich leisten kann, Soldaten um die halbe Welt zu schicken wegen 14 Pferden, dann wird es auch niemanden umbringen, wenn diese Männer ein wenig länger unsere... hm "Gastfreundschaft" genießen.

    An Appius Terentius Cyprianus
    Praefectus Legionis
    Legio XXII Deiotariana
    Alexandria, Aegyptus


    Salve Terentius,


    am heutigen Tage habe ich mehrere Personen festgenommen, die sich als Soldaten der Legio XXII ausgegeben haben. Der Anführer von ihnen nannte sich Decurio Titus Decimus Cursor. Er gab an, er käme den ganzen Weg nach Mogontiacum um ganze 14 Pferde zu kaufen, außerdem hatte er einen Marschbefehl bei sich, der jeglicher Beschreibung spottet. Der Verdacht von Desertion oder Betrug lag daher nahe, sie wurden allesamt arretiert. Sind dir diese Personen bekannt?


    Vale bene,


    M. Vinicius Hungaricus


    Sim-Off:

    Wertkarte Legio. Danke.

    Ein Bote brachte folgende Briefe:


    An Decimus Annaeus Varus
    Domus Annaea, Roma


    Salve mein Klient,


    mit Sorge habe ich deinen Brief über den Gesundheitszustand des Kaisers und den derzeitigen Praefectus Urbi gelesen. Leider deckt dein Bericht sich mit allen anderen Nachrichten, die ich aus Rom bekommen habe.


    Meine Familie erfreut sich bester Gesundheit. Die Eingewöhnung war weniger schlimm als ich gedacht habe, lediglich die unzureichenden Einkaufsmöglichkeiten werden von meiner Frau beanstandet. Aber wenn man in Rom aufgewachsen ist, muß man wohl eine solche Meinung haben, denn mir selbst mangelt es an nichts. Derzeit ist die politische Lage jenseits des Rhenus ruhig, diesseits ist die Lage ein wenig anders, doch nichts, weswegen mir (noch mehr) graue Haare wachsen würden.


    Du schreibst, du möchtest dich für den Posten des Procurators a memoria bewerben. Selbstverständlich unterstütze ich dich bei deiner Entscheidung und werde mit gleicher Post ein entsprechendes Schreiben an den Kaiserhof schicken. Solltest du dort angenommen werden, möchte ich dich auch bitten, weiterhin Augen und Ohren offen zu halten. Ich gehe nämlich davon aus, daß dieser Vescularius das Fehlen des Kaisers für seine Zwecke ausnützt. Komm ihm dabei aber nicht in die Quere! Beobachte lieber die Geschehnisse rund um dich.


    Ich bin mir sicher, du wirst meine Ratschläge beherzigen. Halte mich weiter auf dem Laufenden.


    Vale bene,


    M. Vinicius Hungaricus



    An den Kaiserhof
    zH Procurator ab epistulis
    Roma


    Salve Procurator,


    es ist mir zu Ohren gekommen, daß die Stelle des Procurator a memoria zu besetzen wäre. Ich möchte dafür einen meiner Klienten vorschlagen: Decimus Annaeus Varus, der zur Zeit dem Reich seine Dienste als Procurator Annonae anbietet. Er zeichnet sich durch hohe Verlässlichkeit und absolute Treue zum Kaiserhaus aus und ich bin mir sicher, daß Annaeus auch also Procurator a memoria diese von mir gelobten Eigenschaften beweisen wird.


    Sollten noch Fragen bestehen, werde ich sie gerne beantworten.


    Vale bene,


    M. Vinicius Hungaricus



    Und gleichzeitig mit den Briefen händigte der Bote die erforderliche Beförderungsgebühr aus.


    Sim-Off:

    Überwiesen.

    Eines schönen Nachmittags entsann sich der Legat seiner Pflichten als Patron, rief seinen Scriba zu sich her und diktierte ihm einige Briefe.


    An Decimus Annaeus Varus
    Domus Annaea, Roma


    Salve mein Klient,


    mit Sorge habe ich deinen Brief über den Gesundheitszustand des Kaisers und den derzeitigen Praefectus Urbi gelesen. Leider deckt dein Bericht sich mit allen anderen Nachrichten, die ich aus Rom bekommen habe.


    Meine Familie erfreut sich bester Gesundheit. Die Eingewöhnung war weniger schlimm als ich gedacht habe, lediglich die unzureichenden Einkaufsmöglichkeiten werden von meiner Frau beanstandet. Aber wenn man in Rom aufgewachsen ist, muß man wohl eine solche Meinung haben, denn mir selbst mangelt es an nichts. Derzeit ist die politische Lage jenseits des Rhenus ruhig, diesseits ist die Lage ein wenig anders, doch nichts, weswegen mir (noch mehr) graue Haare wachsen würden.


    Du schreibst, du möchtest dich für den Posten des Procurators a memoria bewerben. Selbstverständlich unterstütze ich dich bei deiner Entscheidung und werde mit gleicher Post ein entsprechendes Schreiben an den Kaiserhof schicken. Solltest du dort angenommen werden, möchte ich dich auch bitten, weiterhin Augen und Ohren offen zu halten. Ich gehe nämlich davon aus, daß dieser Vescularius das Fehlen des Kaisers für seine Zwecke ausnützt. Komm ihm dabei aber nicht in die Quere! Beobachte lieber die Geschehnisse rund um dich.


    Ich bin mir sicher, du wirst meine Ratschläge beherzigen. Halte mich weiter auf dem Laufenden.


    Vale bene,


    Unterschrift
    Siegel


    Und der zweite Brief folgte sogleich:


    An den Kaiserhof
    zH Procurator ab epistulis
    Roma


    Salve Procurator,


    es ist mir zu Ohren gekommen, daß die Stelle des Procurator a memoria zu besetzen wäre. Ich möchte dafür einen meiner Klienten vorschlagen: Decimus Annaeus Varus, der zur Zeit dem Reich seine Dienste als Procurator Annonae anbietet. Er zeichnet sich durch hohe Verlässlichkeit und absolute Treue zum Kaiserhaus aus und ich bin mir sicher, daß Annaeus auch also Procurator a memoria diese von mir gelobten Eigenschaften beweisen wird.


    Sollten noch Fragen bestehen, werde ich sie gerne beantworten.


    Vale bene,
    Unterschrift
    Siegel


    Nach dem Diktat überprüfte er kurz seine Worte und schickte dann den Scriba, er solle das soeben Diktierte ins Reine schreiben. Einige Zeit später kam der Scriba zurück, der Legat unterschrieb und siegelte. Bald würde ein Bote die Briefe zum Cursus Publicus bringen.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ENTLASSE ICH
    Tribunus Laticlavius
    TIBERIUS AURELIUS AVIANUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VIII KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (24.9.2009/106 n.Chr.)


    AUS SEINEM DIENST IN DER
    LEGIO II GERMANICA



    Marcus Vinicius Hungaricus

    In der Tat wußte der Legat nicht die genauen Daten bezüglich der Frist und der Wahl, hatte er zu dieser Zeit doch tatsächlich andere Dinge im Kopf als das weit entfernte Rom. Mehr oder weniger weit entfernt. Die Bitte des Tribunen war allerdings ein wenig kurzfristig, wenn er schon morgen abreisen will.


    Dennoch nickte er dem Tribunen zu. In Ordnung. Ich werde die Entlassungspapiere gleich vorbereiten lassen und unterzeichnen. Du kannst sie dann bei meinem Scriba abholen. Er reichte dem baldigen Ex-Tribun die Hand. Also dann... viel Glück im schönsten Sumpf der Welt.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Cursor


    Mit eigentlich nur wenig Interesse nahm er den Befehl an sich, erwartete er doch das übliche Blabla darin. Dieser hier jedoch war anders. Das Schreiben, dieser Marschbefehl, der war in Hungis Augen eine einzige Frechheit. Und dieser Name kam ihm sogar bekannt vor... woher nur... Endlich aufgestanden stellte er sich vor den Decurio und hielt den Befehl demonstrativ vor die Augen des Decurios.


    Das hier... das ist kein Marschbefehl, das ist eine Unverfrorenheit, die ich in meiner gesamten Militärzeit noch nicht erlebt habe! Soll ich diesen Schmarrn hier auch noch glauben? spie er die Worte förmlich heraus und ließ den Befehl auf den Boden flattern. Dann stellte er sich zurück hinter seinen Schreibtisch. Tribun, verhafte den Decurio und dessen Männer wegen Verdachts auf Desertion. Mit einem Blick auf das Schreiben später fügte er noch hinzu: Und Urkundenfälschung. Und jetzt aus meinen Augen.

    Im Gegensatz zu seinem Tribun interessierte sich der Legat in diesem Moment überhaupt nicht um die Frage, wem jetzt genau der Betrieb gehörte. Eine gewisse Information gewann er jedoch aus den Sätzen des Decurios, die er bis dato nicht gewusst hatte.


    Der Praefectus also... Na das ist aber nett von eurem Praefectus, daß er die Pferderl mehrere hundert Meilen entfernt einkauft, um die Verwandtschaft zu unterstützen, nicht wahr? Seine Stimme triefte nur so vor Zynismus. Wieviele Gäule sind es denn?