Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Ahja genau, Procurator Annonae, das wars. Nein, ich bin mehr denn je überzeugt. Immerhin konnte ein Mann nie genug potentielle Informanten haben. Ich frage nur rein interessehalber. Solltest du ein Empfehlungsschreiben brauchen, so kannst du dich jederzeit an mich wenden. fügte er noch hinzu, bevor er aufstand. Falls es sonst nichts mehr gibt... du verstehst sicher.

    Da sein Klient ja nicht besonders lange hier verweilte, schüttelte Hungi den Kopf. Bona Dea sei Dank ist bereits das wichtigste eingepackt und erledigt. Und wieder schüttelte er den Kopf, wenn er nicht aufpasste, bekam er noch ein Trauma.


    Nein, derzeit nicht. Da fällt mir ein, hast du dich schon für die Stelle beworben? Allerdings war ihm gerade entfallen, welche Stelle es genau sein sollte.

    Morgen brechen mein Neffe und ich auf mit dem Notwendigsten. Der Rest kommt dann wohl in ein paar Wochen nach. Letzteres war zumindest seine Hoffnung. Denn er ahnte schon, daß die Sklaven ohne Hausherrn eine völlig andere Mentalität an den Tag legen werden, wie alle Sklaven. Inzwischen war der Schreibsklave auch fertig geworden - war dies doch nur ein gewöhnlicher Kaufvertrag ohne irgendwelchen komplizierten Klauseln - und legte die beiden Formulare zuerst dem Consular vor. Hungi überprüfte den Text, befand sie in Ordnung und unterschrieb beide Blätter, bevor er beide seinem Klienten reichte.


    Sim-Off:

    Wisim. ;)

    Hungi war nicht überrascht, daß sein Klient sich so schnell für das Grundstück entschied. Wenn er fies gewesen wäre, hätte er seinem Klienten die Kiesgrube in Achaia verkaufen sollen :D aber da gab es eben das zusätzliche Problem, daß die Kiesgrube in Achaia lag und nicht in Italia.


    Gut. Folge mir in mein Arbeitszimmer. sagte er und ging in besagtes Zimmer voraus, welches - wegen der bevorstehenden Übersiedlung - weit weniger eingerichtet aussah als normal. Aus dem Regal waren die meisten libri entfernt, denn die gedachte er nach Tarraco mitzunehmen. All jene Dinge, die unter Dekoration liefen, Wandteppiche und so weiter, waren ebenfalls schon weggepackt worden. Nur das Nötigste stand noch hier: ein Schreibtisch mit Sessel davor und dahinter, ein kleiner Tisch aus Zitronenholz daneben, darauf das übliche Service von Becher und Karaffe. Und ein Sklave, der mit Schreibarbeiten beschäftigt war.


    Nimm Platz. sagte er zu seinem Klienten, seinen Sklaven winkte er her. Setz einen Kaufvertrag über mein Grundstück in Barium auf, heutiges Datum. Käufer ist Decimus Annaeus Varus. Der Sklave nickte und machte sich davon, den Auftrag auszuführen, daher wandte sich Hungi wieder an seinen Klienten. Ich verkaufe es dir zum ortsüblichen Preis. Das Geld kannst du mir dann entweder hinterherschicken oder besser hier bei meinem Verwalter abgeben. Der Verwalter des Gutes in Barium... fix, wie hieß der noch gleich? Marcus... Castrix oder Castor oder so ähnlich, dem zeigst du dann einfach den Vertrag und nimmst das Grundstück wie von alters her vorgeschrieben in Besitz. Der Verwalter ist ein Peregrinus, entweder du stellst ihn selber ein oder schickst ihn nach Rom zurück. Die Sklaven natürlich auch, es sei denn, du kaufst sie mir auch ab. Hast du Fragen dazu oder soll generell noch etwas geklärt werden?

    Eines der Angelegenheiten, die Hungi noch dringend in Rom erledigen musste, war das Aufgeben eines Testamentes, für den Fall, daß ihm etwas zustoßen würde. Immerhin hatte er ja auch eine Tochter, die er versorgt wissen wollte. Und da er keinen Sklaven damit beauftragen wollte, immerhin war es ja doch ein wenig heikel, kam er eben selbst hierher, wartete darauf, daß eine Vestalin ihn ansprach und gab besagter Vestalin dann das Schriftstück, nachdem er sich vorgestellt und sein Anliegen erklärt hatte. Die Vestalin nahm es entgegen und versprach ihm die Aufbewahrung, so wie es auch sein sollte, daher bedankte Hungi sich bei der Vestalin und verließ diesen Ort wieder.

    In Italia, natürlich... Hungi fing an zu überlegen, wo er in Italia seine Grundstücke hatte. Neben dem hier in Rom und dem in Misenum mußte er noch eines in den Albaner Bergen haben. Dann hatte er noch ein Latifundium bei Capua und eines in Tarentium... und ein kleineres in Barium. Hm, das könnte passen. Barium. Nette Gegend, aber furchtbar langweilig für meinen Geschmack. Das könntest du haben, wenn du willst.

    Daß sein Klient ernannt werden würde, wusste Hungi natürlich, hatte er sich doch auf dem Conventus für ihn eingesetzt und war auf keine Gegenwehr gestoßen. Ah, wurdest du endlich ernannt. Sehr gut, das hat ja diesmal eh länger gedauert. Nur die Götter wissen wohl, warum. Auf die Frage seines Klienten reagierte er jedoch verwundert, mit Stirnrunzeln. Schon wieder keine Grundstücke? Unverständlich, es war ja erst ein Feldzug mit Landgewinn im Osten. Sind die auch schon alle weg? Unfassbar. Er schüttelte den Kopf. Dann wären wohl Proskriptionen wieder angebracht. Mir fallen da eh einige Herrschaften ein, die wirklich schon unverschämt reich sind. Daß er selber auch nicht gerade arm war, ließ er dabei nonchalant unterm Tisch fallen. In Ordnung, ich hab eh genug. Hast du ein bestimmtes im Sinn? Außer meine Grundstücke auf Sizilien, die hab ich vom vorigen Kaiser bekommen.

    Gut. sagte er nur, denn Widerspruch hätte er ohnehin nicht gelten lassen. Ein junger Mann wie sein Neffe ganz allein in Rom ohne einen Aufpasser? Nein, wirklich nicht. Wer weiß, was der Junge da alles in seinem Übermut anstellen würde.


    Dann solltest du deine Angelegenheiten richten. In ein paar Tagen gehts los. Du bist doch nicht seekrank, oder?

    Geschäftig wirkte Hungi eher nicht, dazu war es auf der Kline definitiv zu bequem. ;) Aber der Becher war fast leer, was er zum Anlaß nahm, sich noch einen gemütlichen Sommerspritzer zu genehmigen.


    Ah, Neffe. Setz dich. bestimmte er, wartete aber nicht ab, bis sich Sabinus tatsächlich gesetzt hatte, sondern sprach gleich weiter. Ich habe heute vom Senat den Auftrag bekommen, in der nächsten Zeit dem Imperium als Proconsul von Hispania zu dienen. Eine kleine Kunstpause, da er einerseits das gerade gesprochene wirken lassen wollte, andererseits er sich gerade einen Schluck zu Gemüte führte. Das bedeutet, daß ich in den nächsten Tagen nach Tarraco aufbrechen werde. Und du kommst mit. bestimmte er.

    Nicht lange nach der Sitzung im Senat, das heißt einige Stunden bzw ein Thermenbesuch später, traf Hungi in seinem Hause ein und gab Ursus, dem obersten Sklaven des Hauses, die neuesten Neuigkeiten weiter mit der Anordnung, der Sklave möge sich um alles Nötige was das Haus betraf kümmern. Ursus stöhnte, natürlich, aber darum kümmerte sich der Hausherr wenig.


    Und lass meinen Neffen rufen, er soll hierherkommen. sagte er noch zu seinem höchstrangigen Sklaven, bevor er sich mit einem Becher Wein auf einer Kline gemütlich machte.

    Natürlich wußte die Mutter seines Neffen, seine Schwägerin also, Bescheid. Mütter wissen so etwas ja immer, und er zweifelte nicht an der Intelligenz dieser Pontia. Wenn sie ihm schon von seinem Vater erzählt hatte, würde sie sich ja denken können, wo der Sohn wohl sei.


    Bei der Frage seines Neffen runzelte er die Stirn. Meistens ist er auf Katzenjagd. Er schmunzelte ob der vielen Erinnerungen, die mit besagter Jagd zusammenhingen. Aber ansonsten so wie alle anderen Sklaven: Du lässt sie rufen. Womöglich war sein Neffe in ärmlicheren Verhältnissen aufgewachsen und den Umgang mit den Sklaven nicht wie er, Hungi, gewohnt. Später werden wir über deine Zukunft sprechen, aber erst, wenn du dich hier eingewöhnt hast. Ich werde mich jetzt an die Arbeit begeben, ich habe heute noch viel zu tun. Ich sehe dich beim Abendessen. Mit diesen Worten lenkte er seine Schritte aus dem Atrium hinaus in sein Büro. Daß sein Neffe zurecht kommen würde, davon ging er aus, und wenn nicht, dann war es eine gute Gelegenheit zu lernen.

    Hungi nickte. Gleichfalls, junger Aurelius, gleichfalls. Vale bene. verabschiedete er den Aurelier und mußte sich dann schon dem nächsten Besucher widmen, einem Senatskollegen, der ihn wegen eines komplizierten Gerichtsfalles um juristischen Rat gebeten hatte. Dieser Tag würde noch sehr lange werden.

    Daß sein Neffe keine Geschwister hatte, beruhigte Hungi. Dieses Gefühl war sogar für ihn etwas unerwartet, aber verständlich, denn Hungi hatte nur wenig Lust, eine mögliche ganze Horde von neuen Familienmitgliedern kennen zu lernen. Es würde schon schwer genug werden, diesen Skandal, denn darauf würde es hinauslaufen, er kannte die klatschsüchtige römische Gesellschaft, plausibel zu machen. Für Tratsch hatte Marcellus gesorgt, das mußte Hungi ihm lassen.


    In Ordnung. Deine Mutter weiß dann auch sicher Bescheid? Sollte sie hier wohnen wollen, so darf sie das natürlich. Es würde erst recht Tratsch bedeuten, wenn Hungi seine Schwägerin aus seinem Haus verbannen würde. Lass dir von Ursus, das ist der oberste Sklave hier, ein Zimmer geben. Du wirst sicher Hunger haben und ein Bad nehmen wollen. Er wird dir all deine Wünsche erfüllen und dich mit allem hier vertraut machen.