Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Hungi selbst nahm einen größeren letzten Schluck aus seinem Becher und stellte diesen auf dem Tisch ab. Das würde ich so nicht sagen. Gewissenskonflikte wirst du garantiert bekommen, das ist einer der Nachteile der hohen Politik. Zwischen Quarto und mir vermutlich weniger, aber unmöglich ist es nicht. sinnierte der Hausherr ein wenig. Da bemerkte er den Ianitor, der sich geräuspert hatte. Offensichtlich war ein anderer Besuch gekommen.


    Der Consular stand auf. Du entschuldigst, die Wahlen stehen vor der Türe.

    Hungi verneinte. Nein, derzeit nicht. Mit der Unterstützung von Sidicinus werdet ihr die nächsten Tage genug zu tun bekommen. In diesem Moment bewegte sich der nächste Klient schon etwas ungeduldig. Hungi seufzte innerlich, der Tag würde in der Tat wieder ein anstrengender werden.


    Lass dir von meinen Sklaven noch etwas zu essen geben. Ich muß mich jetzt um meine anderen Klienten kümmern, du verstehst sicher.

    Die Erzählungen des Neffen warfen mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Er verstand nicht, warum Marcellus ihm nie etwas davon gesagt hatte. Den Siegelring, der ihm gerade überreicht wurde, betrachtete er sich genau. Verloren hatte Marcellus ihn nicht, wenn, dann hätte Hungi sicher davon von ihm erfahren. Und er sah auch nicht aus wie eine Fälschung, also mußte der junge Mann, sein Neffe, die Wahrheit sagen. Er nickte, wenn auch noch immer mit verständnislosem Gesichtsausdruck.


    Du scheinst die Wahrheit zu sagen, Neffe. Er griff nach dem Becher, jetzt brauchte er den Wein doch ziemlich, und genehmigte sich ein paar Schlucke, währenddessen er versuchte, seine Gedanken einigermaßen zu ordnen. Immerhin bekam man nicht jeden Tag solch unerwarteten Familienzuwachs. Deine Mutter lebt noch? Und hast du noch Geschwister?

    Ob er diesen Moment feiern sollte? Vermutlich, doch wenn, dann nur in einem engeren Kreis und nicht hier im Senat. Also bemühte er sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, was ihm zwar nicht so ganz gelingen wollte, aber zumindest nicht triumphierend sollte dieser sein.


    Ich danke dem Senat für das von ihm ausgesprochene Vertrauen. Ich werde bemüht sein, dieses nicht zu enttäuschen. sagte er nur, denn viel mehr fiel ihm in diesem Moment auch nicht ein. Und ab dem nächsten Tag würde alles im Zeichen der Übersiedlung nach Tarraco stehen.

    Hungi mußte lachen. Na ich nehme mal an, daß er dem Kaiser treu ergeben ist. Immerhin sind sie Brüder. Obwohl es natürlich auch genug Geschehnisse in der Geschichte gab, in welcher Brüder die erbittertsten Kontrahenten waren. Doch soweit Hungi Einblick hatte, waren der Kaiser und Quarto sich doch ziemlich nahe.


    Natürlich kenne ich ihn näher. Wir haben sehr oft miteinander im Senat zu tun. Er hätte jetzt auch anbringen können, daß Quarto seine Ex-Frau geheiratet hatte, aber das gehörte eher in die Rubrik "Klatsch & Tratsch". Und die "Schnuffelchen-Episode" auch. :D Und wir stehen - meistens jedenfalls - politisch auf der gleichen Seite.

    Als Quaestor Consulum also. Etwas, wo Hungi nicht wirklich mitreden konnte, denn er war damals Quaestor Urbanus gewesen, ob es also mehr oder weniger Arbeit war, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Zudem war er froh gewesen, als er die Quaestur hinter sich gebracht hatte, da hatte ihn der Arbeitsaufwand der anderen Posten überhaupt nicht interessiert.


    Dann wirst du wohl, so du gewählt wirst, wovon ich allerdings ausgehe, dem Senator Quarto zugeteilt. bemerkte er, denn daß Quarto gewählt werden würde, das stand für ihn fest.

    Hungi bekam die Nachricht in seinem Arbeitszimmer. Zuerst wollte er den Ianitor hinauswerfen, denn von einem Sohn seines Bruders Marcellus hatte er bis dato tatsächlich nichts gehört. Er hatte zwar etwas geahnt, aber da Marcellus bisher nur Andeutungen gemacht und nicht wirklich etwas definitives gesagt hatte, hatte Hungi es damals, als sein Bruder noch lebte, es dabei belassen, und dann, als Marcellus starb, es schlicht vergessen und daher verabsäumt, etwas in dieser Richtung erfahren zu wollen. So wie er war, die Toga ließ er beiseite, denn ein politisch wichtiger Besuch war dies ja nicht, kam er ins Atrium.


    Salve. grüßte er sehr knapp und musterte den Mann vor sich. Du sagst, du bist der Sohn von Marcellus?

    Hungi war tatsächlich noch ein wenig unentschlossen. Einerseits würde der junge Annaeus, wenn er nicht gut genug aufpassen würde, schnell zwischen die Fronten kommen. Andererseits konnte es nicht schaden, wenn er, Hungi, einen verlässlichen Informanten bei Hofe hätte. Und das gab den Ausschlag.


    Tu es. antwortete der Hausherr knapp. Solltest du aber genommen werden, dann sei vorsichtig. Dieser Vescularius ist einer, der gefährlich werden kann. Nein, gut war Hungi auf seinen Nachfolger als Praefectus Urbi nicht zu sprechen.

    Du wirst zum Ritter ernannt. antwortete Hungi mit fester Stimme, die keinen Zweifel offen ließ. Das Consilium war in dieser Beziehung erfolgreich. fügte er noch als Erklärung hinzu. In anderen Dingen war das Consilium weniger erfolgreich für ihn, doch daran wollte er in diesem Moment nicht denken.


    Procurator Annonae? Du möchtest also den ritterlichen Cursus Honorum beschreiten oder dich zumindest darin versuchen? fragte er ohne eine wirkliche Antwort zu erwarten, denn diese kannte er schon. Warum sonst würde man Procurator Annonae werden wollen.


    Das bedeutet, du wärst dem Praefectus Annonae unterstellt. Er nahm sich eine kleine Pause zum überlegen. Ich möchte dir dazu raten, doch ich bin mir sicher, daß der derzeitige Praefectus Annonae bald abtreten wird. Vescularius wird sicher bald einen anderen dort installieren als seinen Helfer. Und er und ich sind momentan nicht die besten Freunde, wenn du verstehst. Sicher würde Annaeus verstehen. Allerdings könnte es hilfreich sein, wenn du dennoch Procurator werden würdest...

    Ein Wink mit dem rechten Zeigefinger später setzte sich ein Sklave, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, in Bewegung und goss in zwei Becher Wein und dann Wasser ein. Dann reichte besagter Sklave die Becher dem Hausherrn und dem Gast.


    Zum Wohl. prostete Hungi dem Aurelier zu und trank hernach einen Schluck. Dann setzte er den Becher ab. Welches der vier Quästuren würdest du am ehesten vorziehen, so du gewählt wirst?

    Offensichtlich war Corvinus der jüngere Bruder von Maxentius, war Corvinus auch noch ziemlich jung und Maxentius doch schon ein älterer Semester gewesen, zumindest glaubte Hungi das, auch wenn er sich nicht mehr wirklich an Maxentius erinnern konnte.


    Ich bin mir ziemlich sicher, daß irgendwann einmal der Tag kommen werde, sofern die Götter das wollen. sagte er, diesmal sogar ohne Hintergedanken, sondern rein aus der Erfahrung heraus. Etwas Wein? fragte Hungi, weil er sich jetzt ohnehin einen Becher genehmigen wollte.