Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Valgiso, hm? Aus seinem Mund klang der Name nicht so flüssig wie aus dem des Domitiers. Naja, ich denke, ich rede dich mit deinem römischen Namen an. Der Einfachheit wegen. Und zu einem kleinen Teil (oder nicht so kleinem Teil) auch des römischen Überlegenheitsgedankens wegen, den Hungi aber - aus nachvollziehbaren Gründen - nicht aussprechen würde.


    Dafür zeigte sich nun in Stimme und Gesicht des neuen Legatus selbst Verwunderung. Über die Post der imperialen Kanzlei habe ich keine Handhabe, ich ging aber davon aus, daß ihr von meiner Ankunft unterrichtet wurdet. Sehr merkwürdig. Obwohl es ihn auch an seine erste Ankunft erinnerte. Hm, beim letzten Mal habe ich auch meinen Bruder überrascht... murmelte er vor sich hin, einen kleinen Moment etwas gedankenverloren, dann riss er sich wieder zusammen. Seis drum. Ich bin jetzt hier, das allein zählt.


    Was ihn jetzt auch zum eigentlichen Gesprächsgrund führte. Doch so viel... na gut. Ich würde ja fast sagen am Anfang, aber ich denke, wir fangen vielleicht mit dem wichtigsten an.

    Es dauerte nicht allzu lange, da kam schon der erste Gerufene. Das Gesicht kannte Hungi, doch damals war der Domitier - wenn er sich richtig erinnerte - Scriba gewesen. Manche machten Karriere.


    Domitius Massula, richtig? begrüßte er den etwas stürmischen Princeps Praetorii und wies ihn mit der Hand an, doch Platz zu nehmen.


    Ob ich der Richtige bin wird sich noch weisen, aber danke für die Blumen. Die Verwunderung hingegen war von mir gewollt. Ich habe absichtlich keine Boten vorausgeschickt. Es sollte eine Überraschung werden, und die ist mir offensichtlich geglückt. Der neue Legatus konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Gleichwohl steckte hinter der Überraschung kein kindisches Verhalten, er hatte sich schon etwas dabei gedacht.


    Also Domitius... ich war ja viele Jahre weg. Was hat sich in der Zwischenzeit getan?

    Der Bezug der offiziellen Räumlichkeiten hatte etwas Vertrautes an sich und fühlte sich doch ganz anders an. (Ähnliches hatte er auch beim Betreten der Domus empfunden.) Gewiss, die Räume waren dieselben und zum Teil war auch die Möblage gleich geblieben. Einen Vergleich mit früher konnte er dennoch nicht verhindern, was schon alleine damit zusammenhing, daß er beim ersten Mal, damals vor Jahren, seinen Bruder abgelöst hatte. Und insgeheim trauerte Hungi noch immer um Lucianus.


    Doch durfte er sich nicht seinen Gefühlen hingeben, das wäre sehr unrömisch gewesen... und unmännlich. Also legte er die für einen Mann seiner Stellung und seines Ranges angemessene Professionalität an den Tag und begab sich nach der Ankunft in der Domus (fast) unverzüglich in sein Officium. Wie schon beim ersten Mal wollte er sich zuerst mittels seines Verwaltungsstabes über die Provinz informieren, daher ließ er nach eben jenem Stab rufen, also nach dem Procurator Civitatium und dem Princeps Praetorii.

    Das Schiff hatte angelegt und nur wenige Augenblicke später lief ein Junge über die Bretter vom Schiff an Land. Dieser Junge, natürlich ein Schiffsjunge, der auf den überaus kreativen Namen "Gaius" hörte, hatte den Auftrag, für die Neuankömmlinge geeignete Fuhrwerke zu besorgen. Doch zunächst kam er nicht weit, denn ein Mann aus der Menschenmenge hielt ihn auf und befragte den Jungen Gaius: "Wer isn da grad gekommen?" Gaius, der kleine Schlawiner, antwortete frech: "Na wir!", dann grinste er schief, riss sich los und lief weiter. Die ersehnte Information kam wenig später von einem Bediensteten, der mit einem Anderen gerade einen Koffer vom Schiff runtergebracht hatte. "Der neue Legat Vinicius." sagte dieser, dann schritt er wieder auf das Schiff, denn noch andere Koffer und Habseligkeiten mussten an Land gebracht werden.


    Hungi selbst hielt sich noch im Hintergrund. Er empfand es als würdelos, am Hafen zu warten, bis Wagen und Sänfte angekommen waren. Also wechselte er noch ein paar letzte Worte mit dem Schiffskapitän und dem Koch und verteilte ein paar Sesterzen an die Mannschaft. Erst als man ihm berichtete, daß die angeforderten Fahrzeuge hier wären, was eh erstaunlich fix ging, machte er sich auf, das Schiff zu verlassen. Wenige Augenblicke später betrat er mit seiner Familie mogontinischen Boden und Hungi war bereit, wieder mal die Provinz zu regieren.

    Obwohl der diesjährige Winter recht mild zu sein schien, war das Vorankommen über die Alpen recht beschwerlich, vor allem für den neuen (und alten) LAPP von Germania Superior. Aus diesem Grund war Hungi sehr froh, als er, seine Familie und sein Gefolge den Bodensee erreichten, weil sie dann ein Flussschiff besteigen konnten, der sie den Rhenus entlang nach Mogontiacum führen konnte. Als ausgewiesene Landratte war der Vinicier zwar einer, der lieber festen Boden unter den Füßen hatte, doch auch er musste nicht lange von der Bequemlichkeit eines Schiffes überzeugt werden. Und wie bequem es tatsächlich war im Vergleich zu einer Kutsche!


    Die winterbedingt ohnehin nicht hoch stehende Sonne hatte ihren mittäglichen Zenit gerade erst überschritten, als Mogontiacum und damit der dazugehörige Hafen in den Blickfeld der Schiffsreisenden gelangte und noch einmal eine Stunde später wurde das Schiff an die Kaimauer des Hafens gezogen, damit der neue (und alte) LAPP samt Familie und Gefolge sicher und gefahrlos den Boden Mogontiacums betreten konnten.

    Die Überraschung seiner Klienten hielt sich in Grenzen, doch das hat Hungi schon erwartet. Er hat ja im Prinzip auch bis zum letzten Augenblick mit dieser Ankündigung gewartet, doch er wollte auch diese Ankündigung erst tun, wenn es sozusagen offiziell war.


    Da er nun bekanntgegeben hatte, daß er bald nach Germania aufbrechen würde, konnte nun die normale Salutatio stattfinden, wobei "normal" nicht ganz so normal war wie sonst, denn mit den Klienten war - was er zuvor schon gesagt hatte - viel zu bereden, was in seiner Abwesenheit in Rom zu tun wäre.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Nachdem er zu seinem Platz geführt wurde, was aufgrund seines steifen Beines natürlich länger dauerte als bei gesunden Menschen, ließ er durch seinen Sklaven etwas Wein und irgendwas zum Knabbern besorgen. Und er, also der Sklave, sollte die Quoten erfragen. Vielleicht hatte er, der Consular, Lust, etwas Geld zu verprassen.


    Mehrere Stunden später, als die Kämpfe des Tages zu Ende waren, hatte der Consular tatsächlich etwas Geld verprasst. Auch mit ebenfalls anwesenden Senatoren hatte er Wetten abgeschlossen und diese auch fast alle verloren. Da er jedoch fast nur mit unbedeutenden Geldbeträgen spielte, kümmerte ihn das auch nicht weiter. Viel interessanter als die Wetten waren ohnehin die Gespräche mit den anderen Senatoren, die ihm unter anderem ein paar Anekdoten aus dem gesellschaftlichen Leben erzählten aus der Zeit, in welcher Hungi im Exil weilte. Etliche kleine Skandale waren auch darunter, welche große Heiterkeit in Hungi hervorriefen. Dann nahm er noch eine Einladung zu einem kleinen Fest an, bevor sie alle die Arena verließen.

    Der angesprochene Patron schüttelte den Kopf. Nein, derzeit gibt es nichts, was du für mich tun könntest. Wenn, dann werde ich dich in Kenntnis setzen. schloß er mit diesen Worten das Gespräch.


    Ich danke dir für deinen Besuch. verabschiedete er seinen Klienten freundlich. Auch wenn dieser indirekt die viele Arbeit des Patrons und die damit verbundene mangelnde Zeit für ausgiebige Gespräche betonte, so wußte Hungi doch, daß es seinem Klienten in dessen Amtszeit ähnlich ging, wenn nicht sogar schlimmer.

    Naja, ich glaube nicht, daß Betriebe einfach verfallen. Meistens führt die Familie den Betrieb weiter. wandte Hungi ein. Und auch wenn viele niemals zurückkehren, wenn dann mal einer zurückkommt, dürfte die Rückführung sicher schwierig werden.


    Dementsprechend ging die Diskussion noch einige Zeit lang weiter, denn es wurden noch einige Gänge aufgetragen, bevor die beiden Besucher die Stadtvilla des Viniciers verließen.


    Sim-Off:

    Wegen baldiger Abreise machen wir hier mal Schluß.

    Nach einiger Zeit klopfte einer der Sklaven an und vermeldete die Ankunft der Klienten, zumindest der meisten. Ganz nach der Manier eines Senatoren gönnte er sich wie üblich noch ein paar Augenblicke, bevor er - ebenfalls wie üblich - etwas umständlich aufstand und nach seinem Gehstock griff. So richtig hatte er sich noch immer nicht an das steife Bein gewöhnen können und es gab durchaus Momente, wo er sich fragte, ob er das je tun würde. Doch dies war kein solcher Moment. Langsamen Schrittes verließ er sein Zimmer und schritt ins Atrium, wo er die Anwesenden mit einem saloppen Guten Morgen! begrüßte. Dann stellte er sich an seine übliche Stelle, an welchem er seine Klienten gut überblicken konnte.


    Gerüchteweise habt ihr es sicher schon mitbekommen, daß ich zum Statthalter von Germania Superior ernannt wurde. Der Kaiser hat es mir angesichts der Jahreszeit freigestellt, wann ich mein Amt antrete, das heißt, wann ich abreisen möchte. Ich habe Erkundigungen eingeholt. Da der Winter in den Alpen nicht allzu streng zu sein scheint, werde ich den Frühling nicht abwarten, sondern noch vor den Kalenden des Ianuar die Reise antreten. Wahrscheinlich sogar schon kurz nach den Saturnalien, das hängt von meiner Frau ab.


    Ich werde daher heute und in den nächsten Tagen die Gelegenheit nutzen, letzte Besprechungen, auch mit euch, zu tätigen. Damit schloss er fürs erste seine Rede.

    Na gut. murmelte Hungi. Du würdest vermutlich ja doch keine Ruhe geben... folgte ebenfalls murmelnderweise, aber etwas leiser nach. Der Consular griff zu einer Tabula und seinem Griffel und setzte bereits zum Schreiben an, als er seinen Klienten fragend anblickte.


    Wie hieß dieser Kerl nochmal? Doch nur einen winzigen Augenblick später entschied er sich um. Nein, vergiss. Ich schreibe gleich der Rectrix. Und so kritzelte er ein paar Buchstaben hin und reichte dann die Tabula seinem Klienten.


    An die Rectrix der Schola
    Decima Seiana


    Mein Klient Iulius Dives hat mir von seinen Schwierigkeiten erzählt, an der Schola den Cursus Iuris abzulegen. Aus diesem Grund möchte ich meine Empfehlung für diesen jungen Mann aussprechen, dessen Wunsch es ist, als Advokat tätig zu werden.


    vale bene
    M. Vinicius Hungaricus
    Consular

    Ein vinicischer Bote gab einen Brief ab. Beziehungsweise eigentlich zwei Briefe.


    An Titus Duccius Vala
    Casa Accia


    Salve mein Klient,


    ich muß doch sagen, du hast eine wahrhaft seltsame Begabung, mich mit deinen Ideen oder - wie in diesem Fall - Bitten zu überrumpeln. Auch wenn ich dem Anliegen positiv gegenüberstehe, noch mehr freut mich eines: Du stehst in meiner Schuld.


    Mit gleichem Boten erhältst du das gewünschte Schreiben. Richte der Gesandtschaft aus, daß ich in Mogontiacum ein Gespräch mit ihnen wünsche.


    vale bene,
    M. Vinicius Hungaricus
    Consular


    An den Imperator Caesar Augustus
    Appius Cornelius Palma
    Palatium Augusti


    Aufgrund meiner baldigen Abreise nach Mogontiacum ist es mir leider nicht möglich, persönlich die Anliegen der mogontinischen Gesandtschaft zu vertreten. Ihr Wunsch, Mogontiacum zu einem Municipium zu erheben, findet meine volle Zustimmung und da ich in diesem Vorhaben nur Vorteile für beide Seiten erkennen kann, schließe ich mich der Bitte der Gesandtschaft an und erbitte ebenfalls die Erhebung Mogontiacums zum Municipium.


    vale bene,
    M. Vinicius Hungaricus
    Consular