Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    So? Was für ein Schlingel. konnte Hungi nicht umhin zu kommentieren und versuchte dabei, den amüsierten Unterton so gering wie möglich zu verlauten. Die Praxis dieses... wie der auch immer hieß konnte Hungi durchaus nachvollziehen. Jemanden zu lehren und zu prüfen war eine furchtbare Hackn und es war für ihn klar, daß dieser Dings seine Arbeit so wenig wie möglich halten wollte... auch wenn es nicht gerade für dessen Arbeitsethik sprach. Und auch die Bevorzugung der Verwandtschaft der Rectrix war jetzt für ihn nichts wirklich außergewöhnliches.


    Naja gut, ich könnte dir schon etwas schreiben, ob es hilft ist aber eine andere Frage. Ich bin schon lange nicht mehr Teil der Schola und dann noch eine Decima als Rectrix...

    Die Antwort seines Klienten verwunderte ihn. Hungi hatte erwartet, daß er in die Provinzen reisen würde, vielleicht einen kleineren Posten annehmen und dabei ein wenig Geld ansammeln (Ädilate kosten bekanntlich sauviel Geld) oder zumindest in seiner Heimat wieder ein paar Kontakte kultivieren. Doch seine Verwunderung nahm kein Ende.


    Deine Idee ist... radikal. antwortete Hungi daher frei heraus. Aber nur damit ich dich richtig verstehe: du willst die Verschollenen nicht für tot erklären lassen, sondern nur so tun, als ob sie tot wären, weil wir uns nicht sicher sind, ob sie tot sind, aber wir scheren uns nicht darum, weil wegen der Güter? Der letzte Teil des Satzes war unglaublich wenig eloquent, doch die Idee des Ducciers war entweder richtiggehend revolutionär ... oder nur eine Festschreibung einer Praxis, die sicher fernab der Beamten schon längst geübt wurde. Je nachdem.

    Die Abreise nach Mogontiacum naht und das ganze Haus war in heller Aufregung. Das ganze Haus? Ja. Selbst der Hausherr hatte viel zu erledigen, trotz seines steifen Beines, weswegen er seine Vorbereitungen zum größten Teil im Haus zu erledigen hatte. Wie praktisch, daß er als Consular das Privileg hatte, daß seine Klienten und Geschäftspartner ohnehin zu ihm kommen mussten.


    Eines der Dinge, die zu erledigen waren, war eine Salutatio, in welcher er seine Klienten von seiner Abreise zu informieren gedachte. Bestimmt wussten die alle schon davon, aber es gehörte sich nun einmal. Und so wachte er eines Morgens früh auf, frühstückte, ließ sich beim Anziehen helfen und tätigte noch ein paar Anordnungen und Korrespondenzen, während er darauf wartete, daß seine Klienten eintrudelten...

    Verstehe. antwortete Hungi gewohnt knapp. Die Jahreszeit spielte tatsächlich eine Rolle, denn dank seines steifen Beins war er nicht in der Lage, für mehrere Stunden zu reiten, der Weg musste daher frei sein für die Kutsche bzw der Danubius frei für das Schiff. Auch wenn Hungi ganz Landratte persönlich lieber festen Boden unter den Füßen hatte, das Reisen mit dem Schiff war doch ganz angenehm für ihn geworden.


    Dann werde ich Erkundigungen einziehen über die Reiselage und schön langsam mit den Vorbereitungen beginnen. Etwas umständlich stand er auf. Das heißt, wenn es sonst nichts zu besprechen gäbe?

    Wenn das der Fall ist, steht dir mein Haus immer offen. "Haus" war natürlich eine Untertreibung, Palast wärs wohl schon eher.


    Onkel und Neffe plauderten noch ein wenig, dann verließ Massa das Officium und kümmerte sich um seine Reisevorbereitungen, sowie Hungi auch selbst einige Vorbereitungen zu treffen hatte.

    Na sein Klient fuhr ja ganz schwere Geschütze auf.


    Bist du dir denn so sicher, daß der Tiberier kein Tribunat ableisten wird? Mir ist es bisher so vorgekommen, daß nur ganz wenige Patrizier sich auf ihr Recht beriefen, in Rom bleiben zu können. Eher schien es mir, als ob sich auch die patrizische Jugend militärisch profilieren wollten. Wenn sie auch meist irgendwelche Schreibarbeiten tätigten oder gerade mal als persönliche Adlati der Legati fungierten, und letzteres auch nur mit persönlichen Beziehungen zu eben jenem Legatus.


    Ich persönlich bin ja auch der Meinung, daß der Cursus Iuris noch nicht notwendig ist. Hat dir aber dieser... wie hieß er nochmal? ... einen Grund gesagt, warum er nur solche Senatoren abprüft?


    Sim-Off:

    10 Jahre IR nun auch für mich. Wo ist die Zeit nur hin?

    Und somit konnte er einen weiteren Punkt in seinem Bestreben abhaken, den alten Glanz der Familie Vinicia wieder erstrahlen zu lassen.


    Nein, das gedenke ich nicht. antwortete Hungi. Ich nehme meine familiäre Fürsorgepflicht ernst genug, so daß ich eine Adoption für nicht notwendig halte. Außerdem... so fügte er hinzu, ... möchte ich, daß mein Neffe auch politisch das Erbe meines Bruders antritt. Keine leichte Aufgabe, gewiss, aber eines Tages wird er soweit sein. Das hoffte er zumindest, in die Zukunft sehen konnte er nämlich noch nicht.


    Doch um auf Germania zurückzukommen... wann soll ich mich auf dem Weg machen und bekomme ich vorher noch Berichte über die Lage der Provinz? Was gut wäre, denn er wollte vorbereitet in Mogontiacum ankommen.

    Nicht unbedingt. Wir können es natürlich auf die althergebrachte Art machen, aber dazu bräuchten wir noch sechs andere Männer, die dazu noch römische Bürger sein müssen. Na gut, in Rom selber sollte das weniger ein Problem sein als etwa in Sala... Er musste in diesem Moment grinsen. Aber ich glaube, auf die alte Methode wirst du eher keine Lust haben. In dem Fall passt das schon.


    Sim-Off:

    Die Sklavenübergabe noch im Control Panel bestätigen, dann ist alles erledigt.

    Naja, zu voll rehabilitiert fehlt uns noch etwas, aber ich arbeite daran.


    Hungi atmete einmal tief ein, als er seinen Neffen hörte und dann das Schriftstück sah. Das Angebot mit dem Verwalter war also nicht auf fruchtbarem Boden gefallen. Es ist dir also wirklich ernst und ich kann dich nicht mehr umstimmen?


    In Ordnung, dann mach ich es. Ich kümmere mich um deine Besitztümer.

    Der vinicische Hausherr grinste leicht. Dachte ich mirs doch. murmelte er leise vor sich hin. Er ließ seinen Klienten in Ruhe ausreden, doch gönnte er sich danach keinen Moment der Überlegung, sondern redete gleich frei heraus. Die Situation hat sich meines Erachtens nicht verändert. offenbarte Hungi gleich zu Beginn seine konträre Sicht. Kurse bedeuten wenig. Denn die pure Absolvierung bedeutet nur, daß man in der Schola gesessen ist. Mehr nicht. Und die Herrschaften müssten ja seinerseits noch beweisen, daß sie das Gelernte tatsächlich verstanden haben... und das wiederum kommt nur mit der Praxis. Und diesen Nachsatz konnte er sich nicht verkneifen: Den sie nicht haben. Und zumindest in nächster Zeit auch nicht haben werden.

    Sim-Off:

    Simon sind sie aber hier... und somit ihre Erbberechtigung nicht per se ausgeschlossen, auch wenn sie nix aus der Wisim kriegen. ;)


    Hungi nickte zum Zeichen seines Einverständnisses bezüglich der Erbschaften.


    Offensichtlich hatte sein Klient noch etwas auf dem Herzen, da er noch sitzenblieb. Dafür ist ein Patron da. Ich gehe nämlich davon aus, daß du mich nicht enttäuschen wirst. entgegnete er der kleinen Dankesrede des Iuliers, und durchaus motivierend gemeint.


    Das Thema, das dann sein Klient anschnitt, kam ihm jedoch bekannt vor. Darüber haben wir doch schon mal gesprochen, oder? Ich meine mich zu erinnern.

    Ich danke dir für deine Worte. Der Tod seines Bruders war ihm tatsächlich ein Verlust, der Tod seiner Schwägerin eher weniger. Sie lebte zwar hier und sie trafen sich auch... aber das war es auch schon. Er hatte sie aus Gründen der familiären Fürsorgepflicht aufgenommen, doch ihre Beziehung war sehr oberflächlich geblieben. Dies zu bedauern war jetzt natürlich vollkommene Zeitverschwendung.


    Gut, dann sage ich dir sowohl in meinem Namen wie im Namen meines Neffen, daß wir das Erbe annehmen. Für die Anteile meiner Nichten Pietas und Sabina* fungiere ich selbstverständlich als Tutor. Er nahm nicht an, daß es sich dabei um größere Summen handelte. Seine Schwägerin hatte sicher nicht viel Geld gehabt, sonst hätte sie sich ein eigenes kleines Anwesen geleistet und Massa hatte ihm erzählt, daß Lucianus seinem Sohn das meiste an Geld, Gut und Betriebe bereits vor seinem Tode übergeben hatte.


    Sim-Off:

    *NSC.

    Werde ich. bejahte Hungi die letzte Frage seines Neffen, womit auch die andere Frage beantwortet wurde.


    Er meinte, ich wäre besonders geeignet, weil ich die Provinz schon kenne. Anscheinend will er durch mich ein Zeichen der Stabilität setzen. Außerdem gibt es wohl ein paar Probleme mit germanischen Stämmen über der Grenze. Er hat da etwas in der Richtung fallen gelassen. Das heißt, eigentlich hat er nichts fallen gelassen, sondern nur daß ich bei den Germanen dort bekannt wäre. Aber wir wissen beide, daß es wohl darauf hinauslaufen wird, daß dort etwas im Busch ist.

    Grenznaher Stamm? Das ließ Hungi aufhorchen. Das klang nach ein paar Problemen, die sich aufgetan haben, auch wenn sie nicht akut sein mochten. Germania Superior als Grenzprovinz und mit einer relativen Nähe zu Italia und damit Rom war natürlich einer der wichtigeren Provinzen und da sollte es schon - salopp gesagt - ruhig sein.


    Ich verstehe. war daher seine Antwort.


    Der nächste Satz überraschte ihn allerdings ein wenig. Um meinen Bruder? Ach, das hättest du einfacher haben können, indem du meiner Familie das Patriziat verleihst. Es klang vielleicht weniger ernst als er es meinte. Doch das bringt mich zu einem anderen, wenngleich ähnlichen Thema. Durch die... Fast wollte er schon das Wort "Hinrichtung" aussprechen, doch er besann sich anders. ... den Tod meines Bruders haben seine Kinder die Nobilitas verloren. Ich wollte dich fragen oder richtiger gesagt dich bitten, ihnen die Nobilitas wieder zu verleihen.

    Der angesprochene Patron winkte grinsend ab. Schon gut, Iulius. Amtsträger sind bei mir von der täglichen Salutatio dispensiert. Wobei er nicht dazusagte - weil es ohnehin klar war - daß niedere Ränge wie Agrimensor oder gar Scriba natürlich nicht darunter fielen.


    Der Grund des Klientenbesuches war jedoch weniger amüsant. In dem Fall begleite mich in mein Officium, das sollte im Atrium nicht besprochen werden. Er drehte sich um und wandte seine Schritte gen das eben besprochene Zimmer. Dank seines steifen Beines und der damit verbundenen Langsamkeit brauchte er sich ja nur selten darum zu kümmern, ob der jeweilige Begleiter seinen Schritten folgen konnte.


    Wenige Momente später waren sie im Officium eingetroffen und Hungi nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Mein Neffe ist zur Zeit nicht im Haus. Er trifft Vorbereitungen für seine Abreise. Aber du kannst mit mir ruhig alles besprechen.

    Abstand... hm. wiederholte Hungi leise.


    Ich werde meinen Schwiegervater fragen, er kennt sicher einen guten Mann, den du als Verwalter für deinen Besitz anstellen kannst.


    Sim-Off:

    Sprich: einfach ins Exil mitnehmen.


    Wenn du willst, kann ich mich natürlich auch darum kümmern, doch vermutlich werde ich auch nicht mehr allzu lang in Rom bleiben. Unser neuer Kaiser schickt mich nach Germanien. Mogontiacum, um genau zu sein. Aber es ist noch nicht offiziell.