Hatte ich etwas falsches gesagt? War ich zu voreilig? Offenbar schon, aber das wollte ich nicht...
"Ach, lass es gut sein. Betrachten wir lieber die Sonne, die bald im Begriff ist, über dem Meer unterzugehen."
Mit diesen Worten setzte ich mich auf ein Steinmäuerchen.
"Ich hätte auch sagen können, dass es mir mit dir hier gefällt, was ja auch stimmt aber vielleicht etwas zu aufdringlich geklungen hätte."
Ich zögerte kurz.
"Nun, weil mir der Gedanke gefiel, von einer Frau wie dir durch die Stadt geführt zu werden.", antwortete ich wahrheitsgemäss.
Ich wusste zunächst nicht, was ich sagen sollte. Ihre Erwiederung verwirrte mich.
Ich flüsterte zurück.
"Aber... doch, natürlich bist du das."
Nun musste ich lächeln.
"Ehrlich gesagt, hatte ich nicht so oft Kontakt zu so hübschen Damen."
"Dann hörst du das jetzt zum ersten Mal... von mir..."
Ich hatte das Gefühl, dass ich die Situation erstaunlich gelassen anging.
Doch das würde sich vielleicht noch ändern...
"Ja, ich finde schon. Jemand wie du hat das doch bestimmt schon öfters gehört, nicht?"
Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das dumme Gefühl, ebenfalls etwas röter zu werden.
"Stimmt.
Und das aus gutem Grund, deine Augen sind genauso schön wie das Meer..."
Rogntüdüü, was habe ich da eben gesagt? Hoffentlich war das kein Fehler...
Mit einem "Vale" verabschiedete ich mich von ihm.
Ich wandte mich Valeria zu.
"Nun, wo waren wir stehengeblieben?", fragte ich mit einem Lächeln.
Ob ihrem Blick musste ich kurz schmunzeln.
"Nun, ich verdiene meinen Lebensunterhalt ganz passabel als Zimmermann. Ich bearbeite und repariere hauptsächlich gute Holzmöbel. Nebenbei arbeite ich auch ab und zu als Schriftsteller."
Ich drehte mich um. Offenbar störte uns schon wieder einer. Er schien ein Verwandter von Valeria zu sein, deswegen wollte ich auch ihr den Part überlassen und sagte vorerst nichts.
Ich schaute ihr in die Augen und sie schaute zurück. Mir fiel nun auf, dass sie ein wenig kleiner war als ich.
Fieberhaft suchte ich im Kopf nach einem passenden Wort, nur ein Wort um die Stille zu brechen!
Doch im Grunde war es eigentlich noch ganz romantisch so.
Sie sieht süss aus, wenn sie lacht, dachte ich.
"Ja, darauf würde jeder gerne verzichten wollen.", sagte ich und lachte ebenfalls.
Ich lächelte ebenfalls.
"Da hast du aber Glück mit deinem Vater gehabt. Ich denke, du kannst froh sein, dass du wohl behütet aufgewachsen bist.
Irgendwann wird jeder mit der manchmal gemeinen Realität konfrontiert, so wie jetzt eben."
Ich machte eine Pause, schaute aufs Wasser und dann wieder zu ihr.
Sie war wirklich hübsch. Und sie wollte den Menschen helfen, das gefiel mir.
"Mach dir keine Vorwürfe, du... wolltest das richtige tun. Das war eigentlich ganz gut, finde ich auch. Du wolltest ihm helfen, aber ich vermute, dir mangelt es an Erfahrung, nicht wahr?
Mach dir keine Sorgen und beruhige dich.", sagte ich mit sanfter Stimme.
Irgendwie war es schön, eine traurige junge Frau zu trösten, auch wenn ich nicht behaupten konnte, dass das mir Spass machte. Offenbar machte sie sich Sebstvorwürfe, dass sie eigentlich zu gut für diese Welt sei.
Ich wusste irgendwie gar nicht, was ich jetzt antworten sollte.
"Aber Valeria... ich habe doch... du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen.", sagte ich tröstend.
"Meinst du, weil du ihm eigentlich helfen wolltest und es doch ein Dieb war?", fragte ich sie.
Ich kam wieder zurück zu Valeria.
Als ich sie so dastehen sah, fragte ich:
"Alles in Ordnung Valeria?
Glücklicherweise waren es nur 8 Sesterzen, aber er ist entkommen. Dafür sind wir jetzt wieder alleine.", sagte ich grinsend.
"Vale." verabschiedete ich mich und schob den Stuhl heran. Nun war es auch Zeit für mich, zu gehen. Ich machte mich auf, eine Unterkunft zu finden.
"Ja, das ist gut. Ich werde hier sein."
Damit stand ich auf.
"Gerne, es hat mich gefreut, mich mit Euch zu unterhalten. Habt Ihr einen Zeitplan? Ich für meinen Teil bin flexibel, ich habe hier sozusagen Urlaub.", grinste ich.
