Menecrates verbesserte: "Ich bräuchte im Idealfall eine Kohorte Vigiles und zwei Urbaner." Er wollte nicht unverschämt wirken, daher schob er eine Erklärung nach. "Die von dir vorhin in Aussicht gestellte Aufstockung ist mir genauso von meinem Tribun als Resümee des Conventus übermittelt worden. Praefectus Heius klang allerdings wenig später sehr überzeugend, als er mir je zwei Kohorten für die Vigiles und die Urbaner offerierte. Er rühmte sich, dir eine Rechnung präsentiert zu haben, in deren Folge du dich mit ihm darauf geeinigt hättest." Er breite in einer Geste des Unverständnisses seine Hände aus, schüttelte den Kopf und fügte an: "Das ist nicht der einzige Sachverhalt, wo ich Heius nicht mehr ernst nehmen kann." Er hob seine Augenbrauen und verzog einen Mundwinkel - sichtlich genervt. Heius stand unter seiner Beobachtung wegen einer anderen Sache. Er traute dem Mann nicht mehr über den Weg.
"Nun ja, es ist, wie es ist. Ich habe wohlweislich nur mit einer Kohorte Vigiles geplant, was ich auch für ausreichend halte." Er unterdrückte den Wunsch, nochmals den Kopf zu schütteln. Stattdessen rieb er sich tatendurstig die Hände und begann mit einer Handweisung in Richtung des Suburaviertels.
"Die bisherige Situation in Bezug auf Menge und Stationierung römischer Soldaten hat einen Sklavenaufstand, eine niedergebrannte Urbanerstation, geschändete Tempel und", er stockte, um einmal Luft zu holen, "eine getötete Vestalis Maxima hervorgebracht, nicht verhindern können, begünstigt, zugelassen. Wie man es nennt, spielt keine Rolle. Die Konstellation muss sich von Grund auf ändern." Vielleicht ein wenig forsch formuliert, aber inhaltlich würde der Kaiser ihm zustimmen, hoffte Menecrates.
"Mit mehr Soldaten kann ich den straffer gestaffelten Streifendienst auch in Zukunft sicherstellen, aber das reicht nicht, um die organisierte Bandenkriminalität auf einem halbwegs kontrollierten Niveau zu halten. Teile der Stadt vollständig an Ausländer und Kriminelle abzugeben, ist für mich indiskutabel, also muss ich außer mehr Mannschaften noch schnellere Zugriffsmöglichkeiten haben." Diese Feststellung ließ er für sich allein stehen, bevor er den Faden weiterspann.
"Machen wir uns nichts vor, die IV. Region ist eine außergewöhnlich langgezogene. Bis wir in der Castra Praetoria verständigt und letztlich angerückt sind, haben sich alle Maden in ihre Löcher verzogen und feiern den angerichteten Schaden. Deswegen habe ich mich in meinem Konzept für eine dezentrale Stationierung der Urbaner entschieden."
Der Präfekt blickte zu Lurco und wies mit einer Geste zum Tisch, damit sich der Offizier seiner Akten entledigen konnte. "Ich benötige die Karte für gesamt Rom", erklärte er dem Optio in gedämpftem Tonfall. Er hatte sie samt Ausschnitt für das Herzstück des Konzeptes zu Frugis Akten gelegt.
Nach Erhalt legte er das Papyrus vor den Kaiser, strich es glatt und zeichnete mittels Finger die Umrisse des Problemviertels nach. Am nördlichsten Zipfel tippte er mehrmals auf eine Stelle.
"Hier befindet sich die erste Station. Ihren Wiederaufbau halte ich für unbedingt notwendig, um ein Zeichen zu setzen."
Diesen Punkt seines Konzeptes sah er als unstrittig an, zumal die heiligen Hühner dem Vorhaben bereits zugestimmt haben.
"Die Unruheherde befinden sich im Innern der Subura, das Viertel ist langgezogen und die außerhalb der Stadtgrenze stationierten Soldaten sind alles, aber keine schnelle Eingreiftruppe", fasste er nochmals zusammen. "Deswegen bildet das Herzstück meines Konzeptes eine zweite Station - weiter in Richtung der Foren und ja, innerhalb der sakralen Grenze." Aus taktischen Gründen ließ er keinen Raum für eine Zwischenfrage des Kaisers, sondern sprach sofort weiter.
"Der Plan ist, bei dieser Statio eine Zweckpartnerschaft mit den Vigiles einzugehen. Das heißt, neben Urbanern soll diese Station zusätzlich bzw. sogar vornehmlich eine Feuerwache enthalten. Das erhöht zum einen die Akzeptanz in der Bevölkerung, denn in diesem eng bebauten Viertel mit maroder Bausubstanz gibt es keine eigene Feuerwache. Es gewährleistet zum anderen eine optimale Absprache und gegenseitige Unterstützung zwischen den beiden Einheiten. Ich erwarte wenig Widerstand seitens der Priesterschaft, weil seit Jahren Tempelschänder ihr Unwesen treiben, die aus genau den Löchern stammen, die wir mit Statio II beabsichtigen, trocken zu legen. Die Absprachen mit dem Praefectus Vigilum sind abgeschlossen, es herrscht beiderseitiges Einvernehmen."
Hier ließ Menecrates Raum für Zwischenfragen seitens des Kaisers, bevor er den Rest des Konzeptes umriss.
"Weitere Teile der Vollversion meines Konzeptes sind zwei außerhalb der sakralen Grenze gelegene Castella - ausreichend zum Stationieren für jeweils eine Kohorte, reine Unterkünfte ohne Exerzierplatz. Sie sind an Roms Flanken angesiedelt und je nachdem, wo Verstärkung benötigt wird, reduziert das unsere Wege. Sie sind deutlich näher an weiteren Problemvierteln dran als die Castra Praetoria. Sollte jemals wieder ein Aufstand drohen, was ich nicht hoffe, aber in so einem Fall könnten wir die Aufständischen in einen Klammergriff nehmen."
Er wiegte einmal den Kopf. "Ich würde dafür Soldaten aus der Castra Preatoria abziehen, aber für die Umsetzung beider Standorte benötige ich die fragliche zweite Kohorte an Aufstockung. Gelegen wären die beiden jedenfalls hier."
Er tippte auf zwei Stellen der Karte - einmal im Osten bei der Via Tusculana und nordwestlich vom Campus Martius ein zweites Mal.
"Eine Kohorte weniger bedeutet ein Kastell weniger. An den Entwürfen für die Subura würde ich hingegen nicht den Sparstift ansetzen. Warum, kann dir Optio Purgitius erläutern, der nicht nur vom Officium aus arbeitet, sondern auch Streifendienst verrichtet. Er kennt die Basis, er kennt die Realität. Den Bandanschlag auf unsere Statio hat er miterlebt. Er kann praxisorientierte Argumente für die Durchsetzung im Senat liefern." Es war ein Angebot, das der Kaiser annehmen oder ablehnen konnte.