Als Stella zustimmte, Schutzschild bei Kinderangriffen zu spielen und bereits dementsprechend handelte, atmete Menecrates erleichtert auf. Er freute sich außerdem, dass sein Mündel einen ersten Einstieg in ein Gespräch mit Faustina lieferte. Selbstverständlich fand er das nicht. Stella hätte zurückhaltend agieren können, denn sie suchte noch Ihren Platz und ebenso ein Wohlgefühl in Rom. Zwar holperte in der Villa Claudia die Konversation zwischen den beiden Frauen, aber beim ersten Aufeinandertreffen weilte Stellas kaum länger als einen Tag in Rom, während sie inzwischen ein wenig Fuß gefasst hatte. Zumindest hoffte das der Claudier.
Er lächelte Faustina an, als sie seinen Gruß erwiderte.
Das Kind lenkte Menecrates ab, daher hatte er Lepidus nicht eher bemerkt. Erst als der Freund neben ihm stand und ihn am Arm fasst, wandte er den Kopf. Die Freude über das Wiedersehen musste dem traurigen Anlass des Besuches weichen, dafür drückte Menecrates umso stärker Lepidus' Unterarm, nachdem seine Hand - geschwind im Gelenk gedreht und den Arm angewinkelt - seinerseits zufasste. Er hielt den Druck aufrecht und ebenso den Blick, als er sprach.
"Lepidus, Freund, sei gegrüßt!" Worte des üblichen Beileides äußerte er nicht. Er wählte den Zuspruch, den er vermutlich in Situationen wie dieser selbst gebraucht hätte.
"Die Götter legen jedem von uns diejenigen Lasten auf, bei denen sie sicher sind, dass wir sie schultern können. Starken Männern werden die schwersten Lasten zugewiesen." Er kannte solche Situationen und wusste daher, wovon er sprach. "Mit der Zeit wird es erträglicher", versprach er und löste den Griff um Lepidus' Arm.
"Deine Hütte glänzt auch ohne mich", erwiderte er schmunzelnd. "Den Sonnstrahl stelle ich dir aber gerne vor. Es ist Tiberia Stella - Tochter eines meiner Klienten und gleichfalls Freundes aus der Zeit nach Germanien. Du siehst sie zwar an meiner Seite, aber sie ist mein Mündel. Nicht dass du denkst, ich hätte mir eine junge Frau zugelegt." Er schmunzelte. Eine Frau an seiner Seite fand Menecrates zwar schön, aber derart jung sollte sie nicht sein. Wenn sie nicht so anstrengend wäre, würde er sich auch über die Rückkehr seine Gattin freuen, von der er nicht einmal wusste, wo sie lebte und wie es ihr ging.
"Wir haben viel Zeit miteinander verpasst, weil sich unsere Bahnen über Jahre nicht kreuzten. Ich hätte dir gern Stellas Vater vorgestellt, leider ist er seit längerem verschollen. Ich lasse nach ihm suchen." Gegen den Gedanken, Verus könnte ebenfalls verstorben sein, wehrte sich Menecartes nach Kräften.