Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Ein neuer Kommandeur also …


    "Zu Befehl, Praefectus!", erwiderte Claudius und grüßte. Sodann trat er erneut vor die Einheit und ließ sie in die Quartiere zurückkehren.


    "Ad dextram. Sine passus, pergite! Frühstück und anschließend zum Bauplatz." Geordnet, aber ohne Gleichschritt, verließen die Soldaten den Appellplatz und verschwanden in ihren Stuben.



    "Fangt heute keine Betonarbeiten an. Ein unverzüglicher Abmarsch ins Lager muss jederzeit gewährleistet sein", sagte Vesuvianus zu seinem Optio, bevor er in den eigenen Räumlichkeiten verschwand.



    http://www.imperiumromanum.net/images/sigs/leg1-centurio.png

    Der Centurio stellte sich an die Seite der in Doppellinie angetretenen Soldaten, sein Blick ging geradeaus. Noch bevor er zu einem Ergebnis kam, ob die Männer heute besonders undiszipliniert oder der Präfekt einfach nur schlecht gelaunt war, fiel er in den Gruß mit ein:


    "Morgen, Praefectus!", klang es aus knapp 80 Kehlen - die Einheit war nicht ganz auf Sollstärke.



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    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus


    „ Jedoch geschieht dies nicht all zu häufig und deshalb wird man es im restlichen Exercitus Romanus wohl nicht gerne hören, wenn du von einer Eliteeinheit sprichst. (…) Jedoch jeder einfache Legionär, der in einer Grenzlegion dient wird dich wahrscheinlich auslachen, wenn er dich so reden hört.“.


    "Nun, dann lacht er gleichzeitig unseren Caesar aus, den ich nurmehr zitiert habe, mein Legatus", sagte Claudius ruhig und voller Selbstbewusstsein.




    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Wenn eine Legio öfter in Kampfhandlungen verwickelt ist, dann ist es völlig logisch, dass die Männer schneller an Erfahrung gewinnen, als beim Exerzierdienst im Castellum. Sei es nun durch das Nachrücken aufgrund eines getöteten Vorgesetzten.“


    "Wenn du gestattest, da bin ich ganz anderer Meinung. Ein Soldat, der die Ränge hinauf fliegt und zusätzlich seine Erfahrungen mit Barbaren und deren Taktik des zerstreuten Gefechts macht, hat vielleicht schnell gelernt, aber die Qualität wird eine schlampige sein. Ich mache gerne hier auf dem Exerzierplatz und im Gelände mit den neuen Offizieren die Probe aufs Exempel. Bestehen sie, bin ich überzeugt. Vorher kann mich nichts von meiner Meinung abbringen. Zu viele Geschichten über das Niveau der anderen Legionen kursieren unter den Soldaten."



    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Das die Ausbildung in der Prima einen elitären Status hat möchte ich nicht anzweifeln, aber dennoch fehlt euch jegliche Kampferfahrung, die meine Offiziere bereits mitbringen.“


    Dass die alt gedienten Männer der Prima sehrwohl Kampferfahrung hatten, behielt Claudius für sich. Er wollte dem Legatus nicht fortwährend widersprechen und vermutlich wusste dieser auch von den Kampfhandlungen mit Laeca.




    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „ Ich würde es daher sehr begrüßen, wenn du die kampferprobten Offiziere, die ich dir aus Germanien mitgebracht habe, voll in die Ausbildung integrierst. Die Männer der Prima können bestimmt einiges von ihnen lernen. Sie bringen allerdings auch einen völlig anderen Stand an Erfahrung und praktischen Wissen mit, der für eine Legion unersetzbar ist."


    "Wie aus den Akten ersichtlich ist, hat Primus Pilus Plautius die Germanenkriege nur als Legionär erlebt. Ich wage zu bezweifeln, dass die Kampferfahrungen eines Legionärs sonderlich geeignet sind, das Wissen von Offizieren aufzubessern.
    Centurio Avitus hat sogar an gar keiner Schlacht teilgenommen, dennoch habe ich vor, gerade ihn zu fördern. Er hat bei der Kommandoübergabe auf mich einen guten Eindruck gemacht."





    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Den dritten Punkt den du angesprochen hast, sehe ich mit sehr gemischten Gefühlen. Zum einen räume ich ein, dass ein Offizier, der sich hier in der Legio hochgedient hat, einen völlig anderen Status unter den restlichen Männern der Einheit besitzt, als jemand, der von einer anderen Einheit zu uns stößt. Andererseits sollte uns auch klar sein, dass neue Offiziere auch neues Wissen, neue Ausbildungsmethoden und neuen Antrieb in die Legio bringen können. Ich sehe das wie in einer Familie. Wenn man ständig nur unter sich bleibt und kein frisches Blut in die Familie lässt, dann kann dies auf Dauer nicht gut gehen und wird früher oder später sehr negative Auswirkungen haben.“


    "Die Intension war eine andere. Bereits unter Legatus Macer war in der Regel beim Rang "Centurio" der Aufstieg beendet, es sei denn, der Offizier besaß herausragende Fähigkeiten. Der Caesar hielt es ebenso. Damit aber nicht Offiziere mit Scheinvermögen - einer Phalera, einem hohem Rang, der wie du selbst sagst, schnell bei Teilnahme an einer Schlacht abgegriffen werden kann - sich in den Stab mogeln konnten, hat der Caesar dem einen Riegel vorgeschoben. Nun gut, du hast deine eigene Auffassung, aber das Hinzuziehen von anderen Offizieren untergräbt die Motivation der eigenen Männer. Hinzu kommt, dass ein Soldat, der sich hochdient, stärker mit seiner Einheit verbunden ist, als einer, der nur aus Karrierebestreben von Einheit zu Einheit wechselt.


    Ich hoffe, das Äußern dieser Gedanken ist mir gestattet. Ich kenne solche Offenheit aus der Zusammenarbeit mit dem Caesar."



    Natürlich hatte Claudius noch weitere Anliegen, aber er nahm an, der Legatus wolle noch einmal auf seine Bemerkungen eingehen.

    Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    Desweiteren erlaube ich mir dich zu zitieren: “Weiters lege ich im Allgemeinen gesteigerten Wert auf offene Worte und Aufrichtigkeit”.
    Nun, wenn du dies jetzt als Respektlosigkeit auslegt, daß ich das tue, was du sagst oder worauf du Wert legst, dann widersprichst du Dir, Tribunus.


    "Der Inhalt einer Botschaft und der äußere Ton sind zwei verschieden Dinge, die du lernen musst zu trennen. Für die Inhalte bin ich jederzeit offen, der Tonfall muss sich ändern, sofern du eine Antwort von mir erwartest."


    Sodann war Vesuvianus erstaunt, als sich Antoninus zu Wort meldete. Er kannte den stets gesetzt agierenden Mann seit langem und wusste um dessen Pläne. Daher hatte er angenommen, dass der Unteroffizier bereits mit allem abgeschlossen hatte. Umso mehr erstaunte Vesuvianus, was dieser äußerte. Der Tribun verstand den Sinn seines Einwands, andere offensichtlich nicht. Interessant war auch das Verhalten der neuen Offiziere.
    Bei aller - zugegeben kurzen - Betrachtungsmöglichkeit dieser Männer war Claudius insgeheim froh, dass seine ehemalige Centurie offenbar von einem umsichtigen Centurio kommandiert wurde. Er nickte dem Offizier anerkennend zu und sparte sich ein weiteres Eingreifen.



    "Ich habe den Eindruck, dass mancher hier nicht verstanden hat, was Antoninus ausdrücken wollte. Rufen wir uns ein Zitat des Plautius noch einmal in Erinnerung.
    Und wenn ich mir manche Männer hier anschaue, dann stellen die Frauen sie in ihren Leistungen schwer in den Schatten.


    Dabei vergisst jener Offizier, dass gerade in diese Einheit bevorzugt die Söhne edler Familien geschickt werden, Aurelier, Flavier, Ulpier, Claudier und zwar deswegen, weil diese Einheit den allerbesten Ruf hat. Nicht umsonst hat sie der Caesar als die erste, die stärkste, die treuste, die kampferprobteste, die geehrteste und die tapferste Legion des Römischen Reiches bezeichnet. Oder willst du die Einschätzung dieses Mannes etwa in Frage stellen, Plautius?"


    Claudius musterte kritisch den Offizier und fällte kurzerhand eine Entscheidung. Er beugte sich vor, hob den Zeigefinger und ließ ihn eindringlich federn.


    "Wir zwei, Plautius, sehen uns in - sagen wir - zwei Stunden auf dem Exerzierplatz, wo ich mich erst einmal über deinen Leistungsstand informieren werde und ich hoffe für dich, dass du dem der hiesigen Männer in nichts nachstehen wirst, denn sonst sind deine Worte eine noch größere Beleidigung, deren Makel du sicher nicht mehr loswerden wirst."


    Der Tribun richtete sich auf, drehte sich Centurio Avitus zu und sagte in ruhigem Tonfall:


    "Dir, Centurio Avitus, würde ich empfehlen, den Übungen als Beobachter beizuwohnen, denn du hast einige Probati in deiner Centurie, denen dieses Training ebenfalls noch bevorsteht, wobei ich bei Probati diese Übungen immer auf freiwilliger Basis habe durchführen lassen, denn sie gehen in ihrem Schwierigkeitsgrad über die normale Grundausbildung hinaus. Sie sind die hohe Schule des Exerzierens, aber jeder Probat soll bei uns die Möglichkeit erhalten, diese hohe Schule absolvieren zu können, die es eben nur in der Prima gibt. Wie gesagt, kein Befehl, es ist eine Empfehlung.



    So, meine Herren. Gibt es weitere Schuhe, die drücken, oder Unklarheiten bzw. ein Unsicherheitspotential?"

    Vesuvianus gehörte nicht unbedingt zu den kaltblütigen Römern, die der Stoa anhingen. Er bemühte sich dennoch relativ ruhig zu antworten, auch wenn ihn die Hypothesen, weswegen die Soldaten der Prima etwas gegen Frauen im Lager hatten, durchaus ärgerten. Er setzte sich bequem zurecht und holte aus:


    "Ich weiß nicht, wie weit die Kunde im Reich verbreitet ist, dass Mantua der annähernd einzige Standort ist, an dem Männer wie ich, Traditionalisten wie wir, uns vor den Frauen, die Männerämter besetzen, zurückgezogen haben. Weil jedwede Anstrengung der Vergangenheit - nehmen wir nur einmal die Quaestur des Antoninus - ohne jedwede Hoffnung auf eine Besserung der Situation geblieben ist, haben durchaus einige Männer hier eine Art Abneigung gegen Frauen an sich aufgebaut. Eine Entwicklung, die ich nicht gut heiße, die aber durch das System gefördert wird.


    Die Männer wollen ihre Ruhe haben, wobei es nicht in erster Linie um Familienangehörige geht, denen der Zugang verwehrt wird. Die Offiziere und Soldaten der Prima haben ihre Familien in der Stadt Mantua und suchen sie dort auf. Private Besuche weit gereister Verwandter werden in Gastwirtschaften getätigt, da ja auch der Besuchte in diesem Moment privat und nicht dienstlich agiert.


    Ihr seht, mit Angst hat diese Einstellung nicht im Geringsten etwas zu tun."

    "So banal das zunächst klingen mag, die Qualitätssicherung steht bei mir an erster Stelle. Ich möchte das auch sogleich erklären: Wie in jeder anderen Einheit sind auch in der Prima Soldaten gekommen und gegangen. Geblieben ist die Elite. Als Adjutant des Caesars, deines Vorgängers, hatte ich die Ehre, die Richtlinien für die Prima mit auszuarbeiten, die da besagen:
    - überdurchschnittlicher Ausbildungsstand der Legionäre und Probati,
    - generell erschwerter Aufstieg gegenüber anderen Einheiten, das betrifft Fleiß und Fachkönnen,
    - Stabsoffizier der Prima sollte man nur über das Hochdienen in der Einheit werden können.


    Diese Punkte sollten die Ausnahmestellung der Prima unter den militärischen Einheiten des Reiches sichern, dabei ist es kaum noch möglich, die Qualität der Ausbildung zu steigern. Mein Ziel ist also ganz klar, der Erhalt dieses ohnehin anspruchsvollen Niveaus. Erreichen werde ich das, indem ich die neuen Offiziere entsprechend anleite, die alten Hasen laufen von selbst. Ich werde also - wie bisher als Centurio - auf dem Exerzierplatz anzutreffen sein und sämtliche Ausbildungsabschnitte im Feld leiten. Das alles neben meinen Aufgaben als Stabsoffizier und nicht allein aus Pflichtbewusstsein, sondern aus innerer Überzeugung."


    Vesuvianus ließ keinen Zweifel daran, dass er von dem, was er sagte, auch überzeugt war.

    Vesuvianus trug in der Tat bereits die seinem neuen Rang entsprechende Kleidung, wobei er entgegen der Gepflogenheiten die Tunica laticlavia trug - schließlich war er Patrizier und entstammte nicht dem sonst für diesen Posten üblichen Ritterstand. Auf das paludamentum hingegen hatte Claudius verzichtet, er trug den im Dienst üblichen Mantel.


    Er trat näher und setzte sich.


    "Ich danke dir und meinem Kaiser für die Beförderung. Sie widerspricht nicht dem erschwerten Aufstieg in der Prima und da ich meiner Einheit in besonderer Weise verbunden bin, besitzt diese Tatsache für mich eine erhebliche Bedeutung, mein Legat. Ich könnte schlecht mit der Tatsache leben, eine Beförderung nicht verdient zu haben, denn wenngleich ich große Anforderungen an meine Untergebenen stelle, erwarte ich die höchsten Ansprüche zunächst von mir selbst."

    "Natürlich, das ist verständlich. Bei mir hat er nur die Ausbildung zusätzlich gemacht. Das müsste unter Umständen noch einmal konkret mit ihm abgeklärt werden, denn von mir hat er keine andere Order mehr bekommen", gab Vesuvianus zu bedenken.


    "Ansonsten, denke ich, hätten wir alles besprochen. Bei Fragen bin ich jederzeit in meinem Officium erreichbar und wenn nicht dort, dann am Bauplatz."

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Wir kümmern uns jetzt um den Boden der einzelnen Segmente, die mit Mosaiken versehen werden sollen. Keine Sorge, das wird nicht der ganze Boden sein, sondern nur ausgewählte Stücke, aber mit denen müssen wir eben anfangen. Der Rest wird normal gepflastert, das geht dann später schneller.


    Wir haben hier gewachsenen Boden, darauf kommt jetzt erstmal der Kies. Gleichmäßig verteilen, wenn ich bitten darf. Hier, das macht ihr."


    Seltener als sonst fand Vesuvianus zum Bauplatz. Zwar wusste er, dass er sich auf Priscus verlassen konnte, aber das entband ihn nicht von seinen Pflichten. Zufrieden stellte er den Fortschritt beim Aufbau des Bodens fest.
    Als er Priscus ausmachte, trat er auf ihn zu, grüßte ihn - sie hatten sich heute noch nicht gesehen - und begann sogleich seine Gedanken zu äußern.

    "Bevor das Wasser drauf kommt, muss die Angelegenheit verdichtet werden, denn sonst reißt der später aufgebrachte Bodenbelag. Gerade bei den kostspieligen Mosaiken wäre das ärgerlich."

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    Avitus nickte stumm, während der Tribun sprach. Als dieser geendet hatte, antwortete er
    "In Sachen Theaterbau habe ich in der Tat wenig Erfahrung und verlasse mich, ganz deinem Rate folgend, auf Optio Priscus. Über den Ausbildungsstand der Rekruten werde ich dich selbstverständlich auf dem Laufenden halten, Tribun"


    "Gut." Etwas ging Claudius dennoch durch den Kopf. "Nur mal so interessehalber ... Welchen deiner beiden Optios wirst du denn für die Ausbildung der Rekruten heranziehen?"

    "Gut, geht in Ordnung; ich werde sehen, was sich da machen lässt. Wenn du dann nichts mehr hast, kannst du wegtreten, Antoninus."


    Dem Aurelier gegenüber wollte Vesuvianus nicht den Rang bei der Betitelung benutzen. Zum einen war er mit ihm befreundet, was eine etwas formlosere Umgangssprache zur Folge hatte, zum anderen war der Rang des anderen aus seiner Sicht einfach nicht in Ordnung.

    Wenn keine Unklarheiten bestanden, war das Vesuvianus auch Recht. Gerade wollte er fortfahren, als doch noch eine Nachfrage kam, die zwar wenig respektvoll klang - der Tribun runzelte kurz die Stirn -, entschloss sich aber dann, sie als einfache Orientierungsfrage zu werten und nicht mehr.


    "Meine Aufgabe, die die Leitung der Ausbildung für die gesamte Legion umfasst, wurde mir in der gestrigen Besprechung mit dem Legaten angetragen und basiert auf der Grundlage meiner persönlichen Leistungen auf diesem Gebiet. Der außerordentlich hohe Ausbildungsstand der Prima wurde zudem durch den Caesar generiert, auch wenn er davor bereits ohne jedwede Erwähnung immer bestanden hat."



    Sodann wollte Claudius zum nächsten Punkt kommen, als ihm noch etwas einfiel.


    "Was den Schwierigkeitsgrad unserer Ausbildung betrifft, vielleicht noch ein Wort an die neuen Offiziere. Ich erwarte von jedem Leistung, schätze es aber, wenn jemand zu mir kommt und mögliche Schwächen offen legt, anstatt sie zu vertuschen. Weiters lege ich im Allgemeinen gesteigerten Wert auf offene Worte und Aufrichtigkeit und es liegt an jedem selbst, ob ich zum Alptraum oder zum besten Kameraden werde. Das nur am Rande.


    Zu den Gepflogenheiten in der Prima, die Beachtung finden sollten, gehört die Tatsache, dass in diesem Lager Frauen unerwünscht sind. Klar, dass die Augusta eine Ausnahme bildet. Wer private Besuche von weiblichen Familienmitgliedern, Freundinnen oder schlicht weiblichen Zeitvertreib erwartet, kann die gastronomischen Einrichtungen der Stadt aufsuchen.
    Frauen, die in absonderlichen Ämtern wie Magistratus, Praefectus oder sonst was dienen, werden ebenfalls am Haupttor zurückgehalten. Es ergeht eine Meldung an den gewünschten Gesprächspartner, der daraufhin entscheiden kann, wo außerhalb des Lagers die Unterredung stattfinden kann. Ich erwarte, dass ihr diese Informationen an eure Mannschaften, in denen Neuzugänge sind und die für den Wachdienst eingeteilt werden, weitergebt. In der Prima herrscht Zucht, Ordnung und Disziplin. Hierzu Fragen?"

    Nachdem der Lagerbursche die vollständige Versammlung der Offiziere gemeldet hatte, machte sich Vesuvianus auf den - zugegebenermaßen kurzen - Weg zu dem Besprechungszimmer nebenan. Eine Wache öffnete ihm die Tür und schloss sie sogleich wieder, als der Tribun den Raum betreten hatte. Er grüßte die Anwesenden militärisch, schritt auf den für ihn bereitgestellten Stuhl zu und setzte sich.


    "Meine Herren, es gibt viel zu besprechen, fangen wir also umgehend damit an."


    Claudius sah in die umfangreiche Runde, von der ihm die meisten bekannt waren; nur wenige Gesichter waren neu. Das Gespräch mit dem Legaten lag bereits hinter ihm.


    "Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass ich in Zukunft für die gesamte Ausbildung der Prima verantwortlich bin. Vorab: Für die Offiziere, die seit langem hier dienen, ändert sich nichts. Sowohl der Ausbildungsumfang, wie auch der -anspruch bleiben bestehen, der Aufstieg wird nach wie vor erschwert sein und einzig auf hervorragenden Leistungen beruhen. Ein Aussitzen im Rang, in der Hoffnung, dass die Zeit eine Beförderung mit sich bringt, wird es auch in Zukunft nicht geben.


    Einzige Neuerung: Ernennungen sind zukünftig grundsätzlich mit mir zu besprechen. Ich prüfe die Vorschläge und reiche sie bei positivem Entscheid an den Legaten weiter.


    Um die neuen Offiziere in der Prima werde ich mich demnächst bevorzugt kümmern, damit sie sich nahtlos in unser Ausbildungsprogramm einfügen können. Also keine Sorge, konkrete Informationen gehen in persönlichen Gesprächen, nicht hier. Diese Besprechung verfolgt einen anderen Zweck: Sie soll die Ausrichtung der Prima und das Auftreten der Soldaten vereinheitlichen. Auch hier wieder … nichts neues für die "alten" Hasen der Prima unter uns."


    Vesuvianus machte eine Pause. Die folgenden Aussagen besaßen für eine hohe Bedeutung und er wollte die Aufmerksamkeit aller erreichen.


    "Es gibt einige Prämissen, die in der Prima zu beachten sind."


    Der Tribun hob den Zeigefinger und ließ ihn sachte wippen - nicht schulmeisterhaft, aber eindringlich.


    "Bei der Übernahme des Kommandos durch den Caesar wurde erstmals ausgesprochen, was den Soldaten der Prima ohnehin klar war: WIR sind die Elitelegion des Kaisers, wir sind die erste, die stärkste, die treuste, die kampferprobteste, die geehrteste und die tapferste Legion des Römischen Reiches. Fast möchte ich sagen: Wir sind die beste militärische Einheit überhaupt, was keine Ignoranz, sondern Selbstbewusstsein und Vertrauen in unseren außergewöhnlich hohen Ausbildungsstand bedeutet.
    Das zu unserem Wert, den ich erhalten vielleicht sogar gesteigert sehen und von jedem einzelnen Soldaten gegenüber anderen verteidigt sehen will. Das ist eure Aufgabe, Offiziere der Prima, dieses an eure Mannschaften weiterzugeben."


    Vesuvianus suchte den Blickkontakt zu möglichst jedem der Anwesenden, bevorzugt aber zu den neuen Offizieren.


    "Das ist unser Profil in technisch-kämpferischer Hinsicht. Ich möchte euch ein weiteres im Hinblick auf die Gepflogenheiten in der Prima vermitteln, die sich ebenso erheblich von denen anderer Einheiten unterscheiden. Gibt es zunächst Fragen zum ersten Punkt?"

    Bis auf das entsprechende Officium war alles neu: Der Legat, Vesuvianus' Rang ... allein die Situation einer Stabsbesprechung war Vesuvianus nicht fremd - war er doch als Adjutant des Caesars in dessen Anfängen regelmäßig zu bedeutsamen Entscheidungen hinzugezogen worden, obwohl er damals ein Centurio und nicht mal der Primus Pilus war.


    Mit Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit und diversen Anliegen, das vergangene und zukünftige Profil der Prima betreffend, betrat Claudius das Officium. Ein Wachposten schloss hinter ihm die Tür. Nach zwei Schritten salutierte er in straffer Haltung.


    "Tribunus Claudius Vesuvianus, wie befohlen erschienen, Legatus."