[Officium] Tribunus Angusticlavius H. C. Vesuvianus

  • Der Umzug in die Principia war noch längst nicht zu Vesuvianus' Zufriedenheit abgeschlossen, aber der Lagerbetrieb musste weitergehen. Daher nutzte er einen großen Besprechungsraum, der unweit seiner Räumlichkeiten lag, um die geplante Unterredung mit den Offizieren vorzunehmen. Lagerburschen stellten Sitzmöglichkeiten bereit und nach und nach trafen erste Optiones und Centurionen ein ...


    Der für die Ausbildung verantwortliche Tribun hatte einen Lagerburschen beauftragt, ihn bei Anwesenheit aller zu benachrichtigen.

  • Nach und nach trafen immer mehr Offiziere ein. Als der Raum bereits beträchtlich gefüllt war, registrierte der Lagerbursche eine fast einheitlich geschlossene Abwesenheit der Männer aus der ersten Centurie der ersten Cohorte, die zudem auch noch durch den doppelten Umfang über ebenfalls die doppelte Anzahl an Offizieren verfügte. Immer wieder sah der Bursche zur Tür, um nach diesen Männern Ausschau zu halten, denn die Meldung über deren Abwesenheit wollte er sich gerne ersparen.

  • Primus Pilus Matinius Plautius betrat in voller Montur den Raum und ließ seinen Blick über die anwesenden Offiziere schweifen. Darunter würden vermutlich auch seine Optios sein mit denen er sich die Tage mal in Ruhe unterhalten würde.
    Aber zuerst würde er sich ein Bild von der I. Centurie machen und sie dann schleifen und selektieren bis die restlichen Soldaten so geformt waren, wie es seinen Anforderungen entsprach.
    Und er würde nach Roma müssen. Damit der Fall "Cato und Miriam" formell für ihn beendet war. So ganz rechtlich sauber war die Sache mit Catos Inhaftierung derzeit nicht.


    Er grüßte die Anwesenden knapp und suchte sich einen Platz, wo er alles im Überblick hatte.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Avitus betrat den Raum und nahm den Helm ab. Sein Blick schweifte kurz über die im Raum versammelten Optiones und Centurionen, ehe er sich zu Plautius gesellte, den er mit einem knappen
    "Primipilus"
    begrüßte. Er war gespannt, was sie hier in den nächsten Minuten erwartete.

  • Mit Erleichterung stellte der Lagerbursche fest, dass inzwischen wenigstens ein Teil der Offiziere der ersten Cohorte eingetroffen war. Ein paar Augenblicke wollte er noch warten, dann würde er den Tribun benachrichtigen gehen.

  • Nachdem der Lagerbursche die vollständige Versammlung der Offiziere gemeldet hatte, machte sich Vesuvianus auf den - zugegebenermaßen kurzen - Weg zu dem Besprechungszimmer nebenan. Eine Wache öffnete ihm die Tür und schloss sie sogleich wieder, als der Tribun den Raum betreten hatte. Er grüßte die Anwesenden militärisch, schritt auf den für ihn bereitgestellten Stuhl zu und setzte sich.


    "Meine Herren, es gibt viel zu besprechen, fangen wir also umgehend damit an."


    Claudius sah in die umfangreiche Runde, von der ihm die meisten bekannt waren; nur wenige Gesichter waren neu. Das Gespräch mit dem Legaten lag bereits hinter ihm.


    "Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass ich in Zukunft für die gesamte Ausbildung der Prima verantwortlich bin. Vorab: Für die Offiziere, die seit langem hier dienen, ändert sich nichts. Sowohl der Ausbildungsumfang, wie auch der -anspruch bleiben bestehen, der Aufstieg wird nach wie vor erschwert sein und einzig auf hervorragenden Leistungen beruhen. Ein Aussitzen im Rang, in der Hoffnung, dass die Zeit eine Beförderung mit sich bringt, wird es auch in Zukunft nicht geben.


    Einzige Neuerung: Ernennungen sind zukünftig grundsätzlich mit mir zu besprechen. Ich prüfe die Vorschläge und reiche sie bei positivem Entscheid an den Legaten weiter.


    Um die neuen Offiziere in der Prima werde ich mich demnächst bevorzugt kümmern, damit sie sich nahtlos in unser Ausbildungsprogramm einfügen können. Also keine Sorge, konkrete Informationen gehen in persönlichen Gesprächen, nicht hier. Diese Besprechung verfolgt einen anderen Zweck: Sie soll die Ausrichtung der Prima und das Auftreten der Soldaten vereinheitlichen. Auch hier wieder … nichts neues für die "alten" Hasen der Prima unter uns."


    Vesuvianus machte eine Pause. Die folgenden Aussagen besaßen für eine hohe Bedeutung und er wollte die Aufmerksamkeit aller erreichen.


    "Es gibt einige Prämissen, die in der Prima zu beachten sind."


    Der Tribun hob den Zeigefinger und ließ ihn sachte wippen - nicht schulmeisterhaft, aber eindringlich.


    "Bei der Übernahme des Kommandos durch den Caesar wurde erstmals ausgesprochen, was den Soldaten der Prima ohnehin klar war: WIR sind die Elitelegion des Kaisers, wir sind die erste, die stärkste, die treuste, die kampferprobteste, die geehrteste und die tapferste Legion des Römischen Reiches. Fast möchte ich sagen: Wir sind die beste militärische Einheit überhaupt, was keine Ignoranz, sondern Selbstbewusstsein und Vertrauen in unseren außergewöhnlich hohen Ausbildungsstand bedeutet.
    Das zu unserem Wert, den ich erhalten vielleicht sogar gesteigert sehen und von jedem einzelnen Soldaten gegenüber anderen verteidigt sehen will. Das ist eure Aufgabe, Offiziere der Prima, dieses an eure Mannschaften weiterzugeben."


    Vesuvianus suchte den Blickkontakt zu möglichst jedem der Anwesenden, bevorzugt aber zu den neuen Offizieren.


    "Das ist unser Profil in technisch-kämpferischer Hinsicht. Ich möchte euch ein weiteres im Hinblick auf die Gepflogenheiten in der Prima vermitteln, die sich ebenso erheblich von denen anderer Einheiten unterscheiden. Gibt es zunächst Fragen zum ersten Punkt?"

  • Sim-Off:

    edit: vor der Rede


    Avitus sah sich im Raum um. Die Centurionen der Erste Kohorte waren längst erschienen, samt ihrer Optiones und Feldzeichenträger. Avitus rutschte auf dem unbequemen Stuhl umher, neigte den Kopf nach links und rechts, um den Nacken zu entspannen, was von leisem Knacken begleitet wurde, während die Anwesenden auf den Tribun warteten.

  • Plautius hörte schweigend zu, machte sich in Gedanken die ein oder andere Notiz und besaß genug Selbstbeherrschung bei dieser Rede nicht zu schmunzeln. Der Mann mochte vielleicht als Politiker taugen, aber als Soldat in einem Gefecht gegen Barbaren und Piraten ... Nun, Plautius würde es sehen. Jaja, die guten alten Zeiten in Germanien. Sie würden sie vermissen.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Sim-Off:

    nach der Rede


    In der Tat hatte Avitus eine Frage und so erhob er sich.
    "Tribun. In der Tat habe ich eine Frage"
    wenn schon, denn schon
    "Laut Dienstplan kommandierst du die Erste Kohorte. Nicht mehr, nicht weniger. Erkläre mir, Tribun, in welchem Zusammenhang dieses Kommando und die Leitung der Ausbildung der gesamten Legio stehen"

  • Wenn keine Unklarheiten bestanden, war das Vesuvianus auch Recht. Gerade wollte er fortfahren, als doch noch eine Nachfrage kam, die zwar wenig respektvoll klang - der Tribun runzelte kurz die Stirn -, entschloss sich aber dann, sie als einfache Orientierungsfrage zu werten und nicht mehr.


    "Meine Aufgabe, die die Leitung der Ausbildung für die gesamte Legion umfasst, wurde mir in der gestrigen Besprechung mit dem Legaten angetragen und basiert auf der Grundlage meiner persönlichen Leistungen auf diesem Gebiet. Der außerordentlich hohe Ausbildungsstand der Prima wurde zudem durch den Caesar generiert, auch wenn er davor bereits ohne jedwede Erwähnung immer bestanden hat."



    Sodann wollte Claudius zum nächsten Punkt kommen, als ihm noch etwas einfiel.


    "Was den Schwierigkeitsgrad unserer Ausbildung betrifft, vielleicht noch ein Wort an die neuen Offiziere. Ich erwarte von jedem Leistung, schätze es aber, wenn jemand zu mir kommt und mögliche Schwächen offen legt, anstatt sie zu vertuschen. Weiters lege ich im Allgemeinen gesteigerten Wert auf offene Worte und Aufrichtigkeit und es liegt an jedem selbst, ob ich zum Alptraum oder zum besten Kameraden werde. Das nur am Rande.


    Zu den Gepflogenheiten in der Prima, die Beachtung finden sollten, gehört die Tatsache, dass in diesem Lager Frauen unerwünscht sind. Klar, dass die Augusta eine Ausnahme bildet. Wer private Besuche von weiblichen Familienmitgliedern, Freundinnen oder schlicht weiblichen Zeitvertreib erwartet, kann die gastronomischen Einrichtungen der Stadt aufsuchen.
    Frauen, die in absonderlichen Ämtern wie Magistratus, Praefectus oder sonst was dienen, werden ebenfalls am Haupttor zurückgehalten. Es ergeht eine Meldung an den gewünschten Gesprächspartner, der daraufhin entscheiden kann, wo außerhalb des Lagers die Unterredung stattfinden kann. Ich erwarte, dass ihr diese Informationen an eure Mannschaften, in denen Neuzugänge sind und die für den Wachdienst eingeteilt werden, weitergebt. In der Prima herrscht Zucht, Ordnung und Disziplin. Hierzu Fragen?"

  • Priscus hörte wortlos und ohne größere Regungen zu. Für ihn enthielt die Rede nicht viel Neues. Auch den Wortwechsel zwischen seinem alten und seinem neuen direkten Vorgesetzten beobachtete er schweigend, aber mit Interesse. Er konnte sich denken, dass es demnächst vielleicht doch die eine oder andere Neuerung geben würde.

  • Der Primus Pilus lachte leise und schüttelte den Kopf.


    „Tribunus! Frauen sind im Lager unerwünscht? Wovor habt ihr Angst? Etwa vor Frauen? Mit welcher Rechtfertigung willst du diesen Punkt aufrecht halten, wenn die Familie des Legatus hier ankommen sollte? Und willst du allen Ernstes als Beispiel eine Pontifex des Cultus Deorum oder eine Senatorin vor dem Tor stehen lassen, wenn diese den Legatus zu sprechen wünscht? Und er soll dann mit ihm außerhalb des Castellums gehen? Damit macht sich diese Legio lächerlich! Und wenn eine Frau bereits als eine Gefahr für Zucht, Ordnung und Disziplin angesehen wird, dann steht um diese genannten Eigenschaften sehr schlimm in dieser Legio und ihr mieser Ruf bei den kämpfenden Legionen außerhalb Italias scheint berechtigt zu sein. Solch eine Anweisung ist ein Witz! Tribunus.“

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  • Avitus lauschte Plautius zu, als dieser sprach. In der Tat war es undenkbar, Senatorinen oder amtierenden Magistratinen, geschweige denn Verwandten und sonstigen Angehörigen des Legatus alleine deswegen den Zugang zu verwehren, weil sie weiblich waren. Doch Avitus blieb ruhig und gelassen. Es war in Germania unter Livianus anders gehandhabt worden und er glaubte kaum, dass sich der Legatus von dem Tribun Vorschriften machen ließ, wie man mit Frauen umzugehen hatte, zumal er den Verdacht hatte, dass hinter dieser Anordnung keine militärischen, sondern gesellschaftlichen, diese lächerlichen patrizischen Ansichten, standen und hier offenbar der alte Konflikt zwischen Patriziern und Plebejern aufzuflammen drohte.

  • Vesuvianus gehörte nicht unbedingt zu den kaltblütigen Römern, die der Stoa anhingen. Er bemühte sich dennoch relativ ruhig zu antworten, auch wenn ihn die Hypothesen, weswegen die Soldaten der Prima etwas gegen Frauen im Lager hatten, durchaus ärgerten. Er setzte sich bequem zurecht und holte aus:


    "Ich weiß nicht, wie weit die Kunde im Reich verbreitet ist, dass Mantua der annähernd einzige Standort ist, an dem Männer wie ich, Traditionalisten wie wir, uns vor den Frauen, die Männerämter besetzen, zurückgezogen haben. Weil jedwede Anstrengung der Vergangenheit - nehmen wir nur einmal die Quaestur des Antoninus - ohne jedwede Hoffnung auf eine Besserung der Situation geblieben ist, haben durchaus einige Männer hier eine Art Abneigung gegen Frauen an sich aufgebaut. Eine Entwicklung, die ich nicht gut heiße, die aber durch das System gefördert wird.


    Die Männer wollen ihre Ruhe haben, wobei es nicht in erster Linie um Familienangehörige geht, denen der Zugang verwehrt wird. Die Offiziere und Soldaten der Prima haben ihre Familien in der Stadt Mantua und suchen sie dort auf. Private Besuche weit gereister Verwandter werden in Gastwirtschaften getätigt, da ja auch der Besuchte in diesem Moment privat und nicht dienstlich agiert.


    Ihr seht, mit Angst hat diese Einstellung nicht im Geringsten etwas zu tun."

  • "Tribunus! Die Männer wollen ihre Ruhe haben oder du? Das ist mir eine zu große Verallgemeinerung und es spricht Priesterinnen, Senatorinnen und Magistratinnen, wie auch einer Quaestrix jede Kompetenz ab. Und wenn ich mir manche Männer hier anschaue, dann stellen die Frauen sie in ihren Leistungen schwer in den Schatten. Und diese Legio besteht mit Sicherheit nicht aus 6000 Traditionalisten. Vielleicht aus einer Handvoll Patrizier, die diesem Weg folgen. Und deren Abneigungen werden auf alle generalisiert. na da wollen wir mal hoffen, daß diese Leute nicht auch eine Abneigung gegen Blut und Schweiss und das Gladius entwickeln. Ihr hängt eurer Zeit hinterher und solltet aufpassen, daß die Geschichte euch nicht überlebt. Tribunus!"

  • "Ich habe den Eindruck, dass man in der Legio IX eine absonderliche Art des Respekts hochrangigeren Offizieren gegenüber gehandhabt hat. Da wirst du dich wohl umstellen müssen, Centurio. Möglicherweise um 180 Grad. Heute lasse ich das noch einmal durchgehen"


    Vesuvianus blickte in die Runde.


    "Gibt es noch Fragen zu den angesprochenen Punkten?"

  • Tribunus! Was bitte willst du mir heute noch einmal durchgehen lassen? Zum einen lautet mein Titel Primus Pilus.
    Zum anderen hast du uns bzw. mich gefragt, ob es Fragen zu deinen Ausführungen gibt. Und die habe ich Dir gestellt.
    Desweiteren erlaube ich mir dich zu zitieren: “Weiters lege ich im Allgemeinen gesteigerten Wert auf offene Worte und Aufrichtigkeit”.
    Nun, wenn du dies jetzt als Respektlosigkeit auslegt, daß ich das tue, was du sagst oder worauf du Wert legst, dann widersprichst du Dir, Tribunus.
    Und was den Respekt der Legio IX zu hochrangigen Offizieren angeht, so ergab er sich entweder aus ihrer natürlichen Autorität oder begründete sich durch ihre Leistungen und Kompetenz, die sie bewiesen haben, oder ihre Taten auf dem Schlachtfeld. Tribunus!"

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

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