Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    "Ja, so ist es. Deine Centurie ist nach wie vor für Bauarbeiten am Amphitheater eingeteilt. Optio Prsicus wird dir dabei - falls du noch keine Erfahrungen diesbezüglich gesammelt hast - eine wertvolle Stütze sein. Überhaupt ist er einer der besten Soldaten, die mir während meiner Dienstzeit je begegnet sind.


    Was nun die Ausbildung betrifft, möchte ich bei den Rekruten auf dem Laufenden sein. Dazu werde ich mich immer wieder auf dem Exerzierplatz sehen lassen, erwarte aber auch in Abständen Rückmeldungen von deiner Seite. Über den Termin für den nächsten Übungsmarsch wirst du rechtzeitig informiert. Vorerst stehen nur wichtige Bauarbeiten beim Theatrum an, die ich im Übrigen als Architekt leite, und der Lagerbetrieb muss zunächst nach dem Kommandowechsel reibungslos laufen."

    Claudius hatte die Nachricht des Legaten erhalten und sich nach Erledigung aller zu erteilenden Anweisungen sogleich auf den Weg zu seinem Officium gemacht. Er betrat das Vorzimmer und grüßte den dortigen Unteroffizier.


    "Salve, der Legat erwartet mich. Kann ich rein?", fragte er dennoch sicherheitshalber nach, denn er rechnete damit, dass in den ersten Tagen und Wochen einiger Ansturm auf das Zimmer des Legaten stattfinden würde.

    Nach und nach trafen immer mehr Offiziere ein. Als der Raum bereits beträchtlich gefüllt war, registrierte der Lagerbursche eine fast einheitlich geschlossene Abwesenheit der Männer aus der ersten Centurie der ersten Cohorte, die zudem auch noch durch den doppelten Umfang über ebenfalls die doppelte Anzahl an Offizieren verfügte. Immer wieder sah der Bursche zur Tür, um nach diesen Männern Ausschau zu halten, denn die Meldung über deren Abwesenheit wollte er sich gerne ersparen.

    Um die Probati auf ihre Stellung (Probatio) bestmöglich vorzubereiten und auch die Legionäre auf einem guten Ausbildungsstand zu halten, wurden zu gegebener Zeit im Castellum Marsch- und Gefechtsformationen trainiert. Auch wenn einige Spezialformationen gern im Gelände - auf Übungsmärschen oder in der näheren Umgebung - einstudiert wurden, herrschte auf dem Exerzierplatz ein reges Treiben ...

    Der Umzug in die Principia war noch längst nicht zu Vesuvianus' Zufriedenheit abgeschlossen, aber der Lagerbetrieb musste weitergehen. Daher nutzte er einen großen Besprechungsraum, der unweit seiner Räumlichkeiten lag, um die geplante Unterredung mit den Offizieren vorzunehmen. Lagerburschen stellten Sitzmöglichkeiten bereit und nach und nach trafen erste Optiones und Centurionen ein ...


    Der für die Ausbildung verantwortliche Tribun hatte einen Lagerburschen beauftragt, ihn bei Anwesenheit aller zu benachrichtigen.

    Das gewohnte Bild: Seine Männer standen in zwei Linien aufgestellt, Priscus an deren Ende und doch war dieser Appell keiner der üblichen - ein neuer Optio stand zwischen den Männern und ein Centurio entrichtete Claudius Meldung und Gruß. Er grüßte den Offizier ebenso militärisch.


    "Ich danke, Centurio."


    Sodann wandte er sich an die Männer seiner Einheit. Er ließ seine Augen länger als sonst über die ihm bekannten Gesichter schweifen, bis er seinen langjährigen Optio ins Auge fasste. Er nickte ihm kurz zu.


    "Movemini, Milites! Erhebliche Neuerungen haben sich in den letzten Tagen zugetragen und noch immer haben sie kein Ende. Es gab einige Veränderungen und nicht nur organisatorischer Art. Männer haben die Prima verlassen, andere sind hinzugekommen, wieder andere im Rang aufgestiegen. Zu Letzteren gehöre ich, was bedeutet, dass ich das Kommando heute offiziell an meinen Nachfolger übergeben werde. Zunächst aber noch ein paar Worte."


    Die Pause zwischen den Sätzen währte nur kurz.


    "Mit dem neuen Legatus haben auch einige Soldaten der IX zu uns gefunden. Auf uns wird eine Zeit der Anpassung zukommen, wobei all das, was die Prima ausmacht, bestehen bleibt: Wir sind die Eliteeinheit des Kaisers, wir haben einen hohen Ausbildungsanspruch, wir sind die Vorzeigelegion. Dass ihr diesem Anspruch gerecht werdet, erwarte ich auch unter dem Kommando des neuen Centurio, des Lucius Artorius Avitus. Macht mir keine Schande, Männer!


    Milites, state! Zur Kommandoübergabe Oculus ad dextram!"


    Claudius hielt nach zwei Schritten vor dem Centurio. Er überreichte in einer symbolischen Geste und in aufrechter Haltung dem spanischen Offizier seine Vitis. Und er hatte Mühe, dabei äußerlich unbewegt zu bleiben.


    "Viel Erfolg bei deinen zukünftigen Aufgaben! Die Götter mit dir!"


    Claudius erwartete, dass der Centurio auch noch ein paar Worte finden würde, doch bevor er zur Seite trat, teilte er jenem noch etwas mit:


    "Am heutigen Tag wird es noch eine Besprechung der Offiziere geben. Ich erwarte dich und deine Unteroffiziere in etwa zwei Stunden in meinem Arbeitsraum."

    Am Tag nach der Kommandoübernahme des Decimus Livianus kam auf Claudius eine weitere Übergabe zu: Er war nach langer Dienstzeit zum Tribun ernannt worden; freute sich zwar auf seine neuen Aufgaben, spürte aber auch eine gewisse Wehmut, denn er war mit Leib und Seele Centurio gewesen. Er wusste, dass er den Kontakt zu seinen Männern über das normale Maß hinaus weiterpflegen würde, ohne jedoch andere Einheiten benachteiligen zu wollen.


    Sein Sciba hatte im Vorfeld Optio Priscus über diesen gesonderten Appellwunsch benachrichtigt und so erwartete Vesuvianus neben sämtlichen Unteroffizieren, Legionären und Probati seiner Einheit auch den neuen Centurio Lucius Artorius Avitus, als er sich dem Platz vor der Baracke näherte ...

    Na, also mit den Informationen schien es mehr zu hapern als sich der Centurio eingestehen wollte. Hatte er gerade noch mit dem Primus gerechnet, kam nun unvermittelt der Präfekt auf ihn zu. Sogleich wandte er sich an seine Männer:


    "Milites, state! Oculus prosam! Praefectus Castrorum adest!" Na, wenigstens das kam wie aus dem Onager geschossen. 8) :D Sodann drehte sich der Centurio auf den Hacken um, salutierte in gewohnt zackiger Form und meldete:


    "Cohrs IV, Centuria sexta wie befohlen angetreten."




    edit: Ich habe mal die "Pistole" gegen eine zeitgemäßere Waffe ausgetauscht. :D

    Der Stubenkontrolle, die gleichzeitig den Zustand der Ausrüstung erfasst hatte, folgte eine für den Centurio wenig erholsame Nacht, aber nichtsdestotrotz war Claudius bereits lange vor Tagesanbruch auf den Beinen. Mit besonderer Akribie achtete er heute auf seine äußere Erscheinung, so wie er am Vortag mit seinem Optio pingelig die Rüstungen und Waffen seiner Männer kontrolliert hatte - sollte doch gerade seine Centurie ohne Makel auftreten.
    Schließlich beauftragte er den Cornichen, den Befehl zum Antreten an die Mannschaft zu übermitteln. Wenig später betrat er den Platz vor den Unterkünften, ließ sich von seinem Optio ankündigen, die Männer standen bereits stramm.


    "Milites, ein besonderer Tag ist angebrochen, denn wir erwarten den neuen Legatus der Prima. Die Informationen sind knapp. Vielleicht weiß der Primus Pilus, der den Appell abnehmen wird, mehr zu sagen."

    "Zum Hades mit diesen Transporteinheiten!", fluchte Claudius nach der Unterredung mit dem Tribun. "Denen gehört mal ein kräftiger Tritt in den Hintern." Warum die Verzögerung zustande kam, interessierte ihn nicht. Verärgert kam der Offizier auf seinen Optio zu.


    "Priscus, wir haben ein Problem", begann er und war bemüht, seinen Groll nicht an dem Falschen auszulassen. "Die Säulen für das aktuell zu bebauende Geschoss sind nicht geliefert worden. Vor Ende nächster Woche ist mit deren Eintreffen nicht zu rechnen und ohne die Säulen gibt’s keine Gewölbe - das heißt: Der Bau steht. Prima!"


    Die Hände des Centurio waren in die Seiten gestützt, der Oberkörper leicht nach vorn gebeugt. Zu seinem Bedauern war kein Verantwortlicher für die Miesere in greifbarer Nähe. Missmutig richtete er sich wieder auf.


    "Wir müssen jetzt improvisieren. Ich schlage vor, wir befassen uns mit dem Bodenaufbau im Erdgeschoss. Dort, wo der gewachsene Lettboden zu sehen ist, kommt eine Schicht Kies drauf, dann eine Lage Sandsteine und eine Schicht aus klein geschlagenen Ziegeln und Kalk. Das Ganze wird angefeuchtet und härtet von selbst aus. Das ist so, als würde man die Baustoffe unter freiem Himmel lagern und es regnet unplanmäßig. Dann kann man die ansich feinen Baustoffe nämlich auch plattenweise forttragen und in dem Fall wegschmeißen, aber in unserem Fall bezwecken wir ja das Aushärten. Im Anschluss können dann die Platten- und Mosaikleger mit ihren Arbeiten anfangen."

    Ingeniosus zerrte seinen Nebenmann, der gerade träumte, vom Bett hoch, als der Primus die Stube betrat. Es kam nie gut an, wenn man einen Vorgesetzten nicht grüßte. Annähernd zufriedenstellend standen dann auch alle Soldaten stramm und grüßten.
    So wie der Primus kam, war er auch schon wieder weg. Die Stubengemeinschaft sah sich konsterniert an. Ratlose Blicke wanderten von einem zum anderen.


    "Wie? Jetzt Stubendurchgang? Wieso das denn?"


    Der Angesprochene zuckte mit der Schulter. "Hamwer wohl die Nachricht verpasst, dass jetzt doch schon ein neuer Legat kommt."


    "Quatsch! Sowas spricht sich rum wie ein Lauffeuer", erwiderte Ingeniosus.


    "Mann, quatscht nicht so lange. Bringt lieber eure Spinde in Ordnung. Könnte ja sein, dass jemand nachguckt", schallte es aus der Zimmerecke, in die sich normalerweise der beleibte Corus zurückzog. Doch der war nicht da, sondern Brutus hatte es sich auf dessen Tierfell bequem gemacht.


    "Der faule Hund lässt uns wieder für sich mitschuften", flüsterte Ingeniosus seinem Bettnachbarn zu.


    "Mal am Abend nen Sack drüber und dann draufhaun. Das wäre ne Maßnahme", raunte der andere zurück, suchte aber gleichzeitig den Blickkontakt zu Brutus, um sich zu vergewissern, dass der nichts mitbekommen hatte. Schließlich machte er sich daran, seine Decke ordentlicher als bisher zusammenzulegen.

    Claudius, der noch vom letzten Wahlkampf die Nase voll hatte, kam heute einzig aus dem Grund, eine Mitteilung zu machen, zur Rostra. Zumindest bei den Männern, die seine Familie und die mit ihr befreundete unterstützen wollten.


    "Seit langen Monaten existiert ein Wahlbündnis zwischen den Familien der Claudia und der Aurelia. Es wurde noch zu Zeiten meines Onkels Arbiter abgeschlossen und hat bis heute seine Gültigkeit. Sollte einmal ein Spross aus einer dieser Familien vom ehrenwerten Weg abweichen, entfällt diese stillschweigende Zusage. In deinem Falle jedoch, besteht sie, Aurelius Cicero."

    Es war abzusehen, dass dieses dritte Geschoss in vergleichbar kurzer Zeit fertiggestellt sein würde, aber dass es so schnell ging, überraschte den Centurio jetzt doch. Er orderte in Eile die erforderlichen Ziegel für das nächste Geschoss, dass unmittelbar nach dem Aushärten der Decke in Angriff genommen werden konnte. Ebenso verfuhr er mit den Säulen, deren Nachschub einige Probleme bereitete. Claudius hoffte, dass es keine Lieferschwierigkeiten waren, die den Fortgang der Bauarbeiten unplanmäßig aufhalten würden. Das wäre dann doch zu ärgerlich.


    Entschlossen stapfte er auf Tribun Lepidus zu, der in direktem Kontakt zum Praefectus stand und über den Stand der Dinge hoffentlich Auskunft geben konnte.

    Für Momente musterte Claudius den Mann. Er hatte sich ihm direkt zugewandt, ihm in die Augen gesehen und gefragt, ob er gemeint war. Statt einer klaren Antwort, kam eine Rückversicherung. Hier lag offensichtlich ein Missverständnis vor. Der Centurio winkte ab.


    "Schon gut, hat sich erledigt. Die Götter mit euch. Valete."


    Claudius nickte noch einmal den Anwesenden zu, bevor er sich umdrehte und ging.

    Claudius nickte und drückte nochmals die Schulter des jungen Aurelier.


    "Ich wünsche dir Glück! Auf jeden Fall ist die unzureichende Verkündung der Wahl für die Soldaten im ausgelagerten Castellum ein Grund, die acht Stunden Verspätung nicht so eng zu sehen - wenn nicht von Seiten des Comes, dann eben vor Gericht. Ich halte übrigens eine Abstimmung der Curia über die Rechtmäßigkeit des dritten Platzes für rechtswidrig, denn der dritte Platz steht Mantua per Gesetz zu. Er bedarf keiner Zustimmung der Curie."


    Vesuvianus war gespannt, wie sich diese Angelegenheit weiter entwickeln würde.
    Er war noch in Gedanken, als er eine Stimme vernahm, drehte sich aber alsbald um.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Cicero
    Dann wandte ich mich zu unserem Klienten.


    Mein junger Freund, auch Dich hätte ich gerne noch auf ein Wort.


    "Meinst du mich?"


    Die Überraschung resultierte aus der ungewöhnlichen Wortwahl, bei der sich der Offizier herbeizitiert fühlte - falls er überhaupt gemeint war.

    Als Vesuvianus die Mannschaftsquartiere betrat, blickte er in eine Reihe ratloser Gesichter, die nun auf ihn gerichtet waren, so als wäre er im Besitz sämtlicher Informationen.


    "Tut mir leid, Jungs. Ich weiß auch nicht mehr als ihr. Ein Kommandowechsel steht offenbar wieder einmal an. Ist ja nichts Neues hier."


    Zu weiteren Aussagen war der Centurio nicht bereit. Zum einen fehlte ihm das Hintergrundwissen, zum anderen war ihm die Enttäuschung über den derart sang- und klanglosen Abtritt des alten Legaten auf den Magen geschlagen. Glücklicherweise ahnte er noch nicht, dass es noch schlimmer kommen würde: Die Prima sollte sich in den nächsten Tagen in ihre Bestandteile zerlegen...

    Es geht nicht um die zukünftige Führung der Legion, sondern um die Unvereinbarkeit der bisherigen Karriereverläufe.


    So lange die Männer in der LEGIO I untereinander dieselben Bedingungen hatten, gab es kein Murren - im Gegenteil: Wir waren stolz auf unseren erschwerten Aufstieg. Nun bekommen wir aber Leute vor die Nase gesetzt, die kürzer dienen und mitunter die Karriereleiter nach oben gefallen sind.



    @ Aristides: Dann frage mal Flavian, der seit einem Jahr Legionarius ist, obwohl er nach drei oder vier Monaten bereits die Qualifikation zum Unteroffizier erbracht hatte.

    Zitat

    Original von Aelia Adria
    Die Leut konnten frei wählen, wohin sie gehen wolln.


    Hat vielleicht auch mal einer daran gedacht, wie das gehen soll, wenn man Soldaten zusammenschmeißt, wo die einen 10 Monate vom Probatus bis zum Stabsoffizier gebraucht haben, während die anderen bei guter Leistung und Akltivität mindestens dieselbe Zeit für den Sprung vom Centurio zum Stabsoffizier brauchen?


    Da ist Zündstoff vorprogrammiert. Auch wenn ich es seit etwa zwei Wochen weiß, verdaut ist es noch lange nicht. Derzeit habe ich Null Bock, was zu posten.





    Ach ja, noch was. Sophus weiß natürlich auch schon längst Bescheid. Er plant, die angekündigten 9 Monate nicht fern zu bleiben. Also lasst seinen Posten wenigstens unberührt.