Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    ... betrat Claudius die Räumlichkeiten des Legaten. Er wandte sich an den Scriba.


    "Herius Claudius Vesuvianus meldet sich zum Dienst." Der Vorzimmersoldat erhob sich träge und Claudius war versucht, dem Mann etwas nachzuhelfen. Von langweiligen Beamten, phlegmatischen Bediensteten und Müßiggang hatte er gründlich die Nase voll. Er wollte möglichst schnell wieder in die Legion eingegliedert werden.

    Claudius hörte eine bekannte Stimme und drehte sich zu dem Legionär seiner Centurie um.


    "Och, dem kann ich sicher bald Abhilfe schaffen."


    Auch Flavian begrüßte er mit einem Schulterstoß.


    "Am besten ich gehe gleich zur Principia, dann kann ich schnellstmöglich wieder mit dem Herumkommandieren anfangen."


    Claudius lachte und machte sich auf den Weg, vorbei an weiteren Soldaten, die er mit einem Kopfnicken grüßte. Nicht alle kannte er, aber immerhin die meisten.
    Er hoffte inständig, dass er nicht Ewigkeiten in der Warteschleife beim Legaten stehen musste. Seine Erfahrungen ließen diese Gedanken aufkommen, er verdrängte sie jedoch schnell und sprach Flavian an.


    "Erzähl! Wie weit seid ihr beim Amphitheater gekommen?"

    ... und der hatte es eilig, weil er seit zwei Monaten nichts weiter gemacht hatte, als sich mit Leuten zu unterhalten. Das ist nichts für einen Soldaten, davon wird man krank. Er war auf Arbeitsentzug gesetzt worden und musste dem Abhilfe schaffen. ;)

    Es war später Nachmittag, als sich ein Reiter in schnellem Galopp dem Kastell näherte. Kurz bevor das Pferd entweder in einem kühnen Sprung oder einer waghalsigen Wendung den Zusammenprall mit dem Haupttor verhindern wollte, parierte es der Reiter durch. Er sprang bereits herab, noch bevor alle vier Hufe den Boden zum Stand berührten. Zielstrebig ging er auf die Wachposten zu, grinste und imitierte ein Hornsignal. Zwar klang es schief, aber das war ihm egal.


    "Na, mein Jung. Jetzt gibt es etwas zu notieren", begrüßte er den Legionär, der ihm gut von Angesicht bekannt war. "Schreib auf! Herius Claudius Vesuvianus meldet sich zurück zum Dienst gegen …" Er betrachtete den Sonnenstand. "Ende der fünften Stunde nach Tagesmitte." Er grinste. "Hast du notiert?"


    "Ja, grade dabei", erwiderte der Legionär ebenfalls grinsend.


    "Hast du?"


    "Hab ich."


    "Wirklich?"


    "Du bist festgehalten und wirst im Wachbericht erwähnt", bestätigte der Wachsoldat grinsend.


    "Den Göttern sei Dank! Ich muss sicher gehen, dass ich nicht träume." Claudius brach in Lachen aus, rempelte den Wachsoldaten mit der Faust an der Schulter, erhielt einen Schlag gegen die Brust und landete anschließend eine abgebremste Faust in die Magengegend seines Kameraden.


    "Zum Glück steht das Lager noch. Das war ja meine größte Sorge …"


    "Wo sollten wir denn auch hinziehen?"


    "Ah, …" Claudius fuchtelte mit dem Arm und machte eine betont skeptische Miene. "Bei der Ersten weis man nie. Die ziehen öfters in der Gegend rum." Wieder lachte Claudius und tauschte erneut ein paar Anrempler mit dem anderen. Oh Mann, konnte Vesuvianus albern sein, aber er fand, er konnte sich das leisten. Noch war er nicht in die Legion als Centurio eingegliedert und gleichzeitig war er kein Quaestor mehr. Das musste man auskosten, fand er und lockte mit dem Herumgealber weitere Soldaten an.

    Nachdem Claudius dem Volk gegenüber Rechenschaft über seine Amtszeit abgelegt hatte, kehrte er zielstrebig zur Villa zurück. Er ließ sich aus der Masse an Stoff helfen. Dabei trauerte er dem Ablegen der Toga keine Sekunde nach. Er überließ die Sklaven mit dem Unikum ihrem Schicksal und schlüpfte geschwind in eine Militärtunika, die er bereits am Vortag liebevoll getätschelt hatte.
    Endlich wieder Bewegungsfreiheit, endlich wieder richtige Klamotten.


    Er legte den Cingulum um, zog die Militärsandalen an und streifte den Reisemantel über.


    Mit den Worten: „Wir sehen uns wieder, Rom… aber nicht so schnell“, verließ er eilig die Villa, schwang sich auf das bereitstehende Ross und jagte alsdann in schnellem Galopp auf die Landstraße Richtung Mantua hinaus...

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    "Ach, Vesuvianus, ich bin mir nicht sicher ob Rom seine Traditionen noch kennt."


    Vesuvianus nickte, denn er wusste, der Flavier hatte Recht.


    "Es liegt an uns, sie wieder in Erinnerung zu rufen. Du tust deinen Teil und ich den meinen dafür. Gemeinsam können wir etwas bewirken."


    Voll Überzeugung sprach Claudius die Worte.


    "Wir bleiben in Verbindung, auch wenn eine lange Wegstrecke zwischen Rom und Mantua liegt. Danke für die Geleitwünsche! Leider kennt nicht jeder Römer einmal mehr diesen Brauch", sagte Claudius und eine Spur an Verachtung lag in seiner Stimme.


    "Der Götter Segen für deine Amtszeit, Furianus!"


    Claudius drückte den Oberarm des Mannes, der einst als kleiner Probatus unter ihm gedient, sich entwickelt hatte und nun ein ernstzunehmender und gleichberechtigter Ehrenmann in Claudius’ Augen geworden war. Vielleicht wuchs sogar eine Freundschaft heran.


    Ein letztes Kopfnicken, dann verließ Claudius die Villa.

    Claudius stieß an, trank einen Schluck und stellte den Becher wieder ab.


    "Sicher gibt es Vorzüge, wenn man die Richtige gefunden hat. Auf jeden Fall sollte ein angehender Senator gleichsam Familienoberhaupt sein. So will es die Tradition, so sollten wir es handhaben."


    Er nickte, trotzdem hatte er noch genügend Zeit für derlei Dinge.


    "Für mich wird es nun Zeit zu gehen. Ich möchte meine Rede vorbereiten, zeitig zu Bett und ebenso zeitig morgen aufstehen. Mantua lockt, diesmal noch nicht das Weib."


    Wieder grinste Claudius. Er leerte den Becher und erhob sich.

    Erneut schritt Claudius zur Rostra. Hatte er es vor Monaten noch gelassen getan, war er heute aufgeregt, aber nicht wegen der bevorstehenden Rede, sondern weil mit ihr seine Tätigkeit als Quaestor ein Ende nahm. So sehr er sich damals auf dieses Amt gefreut hatte, heute zog es ihn unwiderstehlich zu seiner Einheit zurück. Es würden sicher Monate ins Land gehen, bevor er nochmals in Erwägung ziehen würde, ein höheres Amt im CH anzustreben. Vielleicht, oder vermutlich ganz bestimmt, wuchs mit den Ämtern auch die Herausforderung. Das Amt eines Quaestor hatte für Claudius jedenfalls keine Herausforderung dargestellt.


    Schwungvoll nahm er die wenigen Stufen und schaute in die Menge vor seinem Podest. Auf den Nachbartribünen standen weitere Amtsträger, viele hatten ihre Rede bereits beendet und so richtete Vesuvianus nun das Wort an die Menge.



    "Ich grüße euch, Bürger Roms!


    Auch von mir sollt ihr einen Bericht über die zurückliegende Amtszeit erhalten und ich kann versprechen, er wird anders ausfallen, als von vielen erwartet und von manchem gern gehört.


    Vor etwa zwei Monaten stand ich vor euch und habe meine ganze Kraft diesem, unserem Reich angeboten, euch angeboten - Bürger Roms. Aus der Legion bin ich volle Leistungsbereitschaft gewohnt, ich fahre stets 100 Prozent oder bemühe mich jedenfalls, an diese Grenze heranzukommen. Ich ging in der Annahme, dass ich für das ehrenvolle Amt des Quaestor meine sämtlichen Reserven mobilisieren muss, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Und ich wollte es tun, bei den Göttern, ich wollte es tun.


    Lange Rede kurzer Sinn - der Kaiser berief mich als Quaestor Provincialis nach Hispania und Bürger Roms, Spanien braucht keinen solchen Beamten. Mir wurden keinerlei Aufgaben angetragen, sondern nahe gelegt, den Aufenthalt größtmöglich zu genießen, was mir auch die ersten beiden Wochen gelang, bis ich anfing, mich umfänglich zu langweilen.


    Das bedeutet nun nicht, dass ich nichts in meiner Amtszeit geleistet hätte, doch im Vergleich zu den Ansprüchen, die ich selbst an mich stelle, ist die Ausbeute gering. Täglich habe ich mehrfach die Listen für den Reiseverkehr begutachtet, habe sie wieder und wieder und wieder geprüft - man nenne diese vollkommen unnötigen Wiederholungen auch Beschäftigungstherapie. Vermutlich wurde nie derart oft und akribisch der Reiseverkehr überwacht wie durch mich."


    Claudius musste lachen. Mit irgendetwas musste er sich ja schließlich beschäftigen.


    "Dabei bin ich sogar mit einem Prominenten in Kontakt getreten … zum leichten Ärgernis desselben. ;) Lobend möchte ich dabei meinen Kollegen Manius Pompeius Trimalchio erwähnen. Wir haben nicht nur Hand in Hand gearbeitet, sondern auch in allen Punkten die gleiche Auffassung vertreten. Vielen Dank, Kollege! Die Zusammenarbeit hat Spaß gemacht.


    Um nun meine überschüssige Zeit möglichst sinnvoll zu nutzen, bin ich durch die Provinz gereist. Ich habe mir in dem beschaulichen Land, das in meiner Amtszeit weder große Ereignisse noch Persönlichkeiten begrüßen konnte, umgesehen und so die wenigen nennenswerten Ereignisse für meinen Bericht der Chronik zusammengeklaubt. Die militärische Präsenz befindet sich auf einem Minimum und so ereignen sich hauptsächlich familiär geprägte Vorkommnisse, die ich als unrelevant für meinen Bericht angesehen habe. Mit etwas Sorgfalt habe ich dann doch einige Eckpfeiler gefunden, die nun verewigt sind.


    Bürger Roms, ich stehe mit wenig Vorzeigbarem vor euch, aber vielleicht lösen ja meine Erfahrungen einige Veränderungen - wo auch immer - aus. Ich danke für eure Stimmen zu meiner Wahl, denn unschätzbare Erfahrungen habe ich dennoch gesammelt. Auf jeden Fall brenne ich darauf, nun zu meiner Einheit zurückzukehren, um mich dort wieder einzubringen, wie man es von mir kennt: engagiert, zuverlässig, qualitätvoll."

    "Oh Mann, noch ein Grund zum gratulieren ... hoffe ich doch oder ist es eine Pflichtverbindung gewesen? Na egal, ich Glücklicher bin noch frei und ungebunden. Mit Frauen holt man sich meistens nur Ärger an den Hals. Na gut, man muss vielleicht erst die Richtige finden, um anderer Meinung zu sein und was deine Wahlunterstützung angeht, werde ich dich daran erinnern, wenn es einmal so weit ist. Das betrifft nun ja nicht alleine mich, sondern eine Reihe an Freunden."


    Claudius hob seinen Becher.


    "Auf die Zukunft, Furianus, die berufliche, die private und die des Reiches."

    "Am liebsten schon, geht aber nicht. Ich muss morgen noch auf die Rostra, um den Bürgern einen Abschlussbericht zu geben. Du hast das bereits alles erledigt?"


    Claudius griff gern nach dem Becher, er hatte Durst.


    "Und was hat sich während deiner Amtszeit so zugetragen? Dabei fällt mir ein, ich sollte dir zum neuen Amt gratulieren. Ich und andere haben dich natürlich unterstützt, auch wenn ich deinen Wahlkampf nicht verfolgen konnte."

    "Du kannst dir sicher sein, mich lieben sie auch, denn ich reise morgen bereits nach Mantua und bin dann endlich wieder dort, wo ich hingehöre - in der Legion."


    Claudius war bester Laune. Er freute sich regelrecht auf die letzten Abwicklungen in Rom, bei denen der Gang auf die Rostra den Abschluss bilden würde.
    Zufrieden ließ sich der Quaestor in den Sessel fallen und gedachte der kommenden Zeiten, in denen er nicht mehr diese unsagbar unpraktische Toga tragen musste. Heute war ihm deren Sitz egal.


    "Hispania." Claudius winkte ab. "Ich habe mich lange nicht derart gelangweilt. Einerseits gab es keine Verwendung für mich und andererseits passiert auch recht wenig in dieser Provinz. Es gibt nicht einmal Militär. Ein Wunder, dass ich einen Bericht zusammenbekommen habe."
    Er zog das mitgebrachte Dokument hervor und legte es auf den Tisch.



    Provinzchronik Hispania




    Tarraco lebt vor allem an folgenden Knotenpunkten: dem Hafen, der Gladiatorenschule Gloria et Honor, dem Tempelbezirk und der Poststube innerhalb der Regia. Hier pulsiert das Leben, wenngleich die dort geschriebenen Geschichten überwiegend Normalitäten aus dem Leben der spanischen Bürger erzählen, deren einzelne Erwähnung wegen der Unbedeutsamkeit vernachlässigt wird.


    Wegen der Stationierung der LEGIO IX und der ALA II Numidis ist innerhalb der Amtszeit des Quaestors Herius Claudius Vesuvianus aus der Provinz Hispania keinerlei militärischer Bericht möglich.




    ANTE DIEM VII ID FEB DCCCLVI A.U.C. (7.2.2006/103 n.Chr.)
    Marcus Matinius Metellus wird zum Duumvir Tarracos gewählt.


    Der Comes Gaius Didius Sevycius und der Magister Scriniorum Lucius Didius Crassus wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.


    Gleichzeitig traten der inzwischen verstorbene Publius Decimus Flaccus und der wiederbestätigte Marcus Iulius Lepidus ihre Magistratsämter an, wobei letzterer ANTE DIEM VII ID APR DCCCLVI A.U.C. (7.4.2006/103 n.Chr.) Tarraco verlassen hat, um nach Germania zu gehen.


    Ebenfalls zum selben Tag tritt Marcus Matinius Gratianus sein Amt als Duumvir von Carthago Nova an, während Flavia Calpurnia als Magistratus von Carthago Nova tätig wird. Dort soll sie Lucius Didius Crassus beim Bau des neuen Aqaeduktes zur Seite stehen.


    Der Stadtschreiber Tarracos Caius Matinius Ravus wird derzeit als "in Exilium" geführt.




    ANTE DIEM XII KAL MAR DCCCLVI A.U.C. (18.2.2006/103 n.Chr.)
    Lucius Decimus Martinus wird Procurator der Provinz Hispania.



    ANTE DIEM VI ID MAR DCCCLVI A.U.C. (10.3.2006/103 n.Chr.)
    Die Bestattung des Quintus Decimus Mercator findet in Tarraco statt. Viele Mitglieder der Gens Decima reisten zu diesem Zweck nach Hispania.



    ANTE DIEM IV ID MAR DCCCLVI A.U.C. (12.3.2006/103 n.Chr.)
    Senator und Proconsul Publius Matinius Agrippa nimmt Abschied von seinem Freund Senator Curio. Er erklärt den Tag zum Trauertag und verabschiedet sich mit den Worten: "Curio, für deine Freunde gab es keinen besseren Freund und für deine Feinde keinen schlimmeren Feind, möge Fortuna dich schützen ..."



    ANTE DIEM VIII KAL APR DCCCLVI A.U.C. (25.3.2006/103 n.Chr.)
    Der Auriga Quintus Arius trifft im Rennstall der Factio Aurata ein.



    ANTE DIEM VII ID APR DCCCLVI A.U.C. (7.4.2006/103 n.Chr.)
    Wegen dem geplantem Bau eines Tempels für die Göttertrias Iuppiter, Iuno und Minerva in Tarraco werden wegen Ermangelung von Soldaten aus den Minen von Baetica Sklaven angefordert.




    Zusammengestellt von:
    Herius Claudius Vesuvianus
    Quaestor Provincialis 16.02.2006/103 n. Chr. - 10.04.2006/103 n. Chr.
    Berichterstattung ab 01.02.2006/103 n. Chr.



    "Ein Landstrich zum Urlaub machen, mehr aber auch nicht. Sicher ist in Rom zehnmal so viel passiert, oder?"