Claudius nickte ernst. Die Nachfrage seines Freundes entlockte ihm aber sogleich ein Grinsen.
"Stimmt. Über den Lageralltag habe ich diese Einladung komplett vergessen."
Wieder wurde Claudius ernst. Wieder überlegte er, ob er endlich einmal über seine Entdeckung vor Wochen sprechen sollte. Lange hatte er keine Möglichkeit, mit Vitulus darüber zu sprechen, also brauchte er auch nicht darüber nachzudenken. Der Freund befand sich auf Botenritten und nicht im Lager. Nun stand er vor ihm. Claudius fasste sich Mut und begann ...
"Vitulus, da ist noch eine Sache, die mich seit langem beschäftigt. Ich habe einen Brief in der Casa Vesuvia gefunden, der mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Der Absender dieses Briefes ist ein Senator, dessen Namen hier nicht erwähnt sein soll. Der Brief ist anlässlich des Todes der Julia Vesuvia Pulchra, die meine Mutter war, an die Tochter des Vibius Vesuvius Vindex gerichtet. Ich möchte, dass du ihn liest, aber zuvor will ich dir sagen, wer mein Vater war. Ich bin der Sohn des Marcellus Vesuvius Macrinius und der Julia Vesuvia Pulchra.
Du wirst dich fragen, was daran so besonderes ist, aber lies selbst. Dann wirst du meine Bestürzung teilen."
Claudius übergab den Brief an seinen Freund, hielt aber den Daumen auf die Stelle, die einen Hinweis auf besagten Senator gab.
Ich versuch Dich aufzuklären.
Marcellus Claudius Macrinius, Praetorianerpraefect heiratete Julia Claudia Pulchra. Marcellus war einer der einflussreichsten Männer im Imperium, Verbündeter des Caesar (Adoptivsohn des Imperators).
Nach verschiedenen politischen Ränkespielen wechselte er von der Factio Veneta zur Aurata und von dort zur Albata, ließ sich gar von deinem Vater VVV adoptieren. Warum weiß keiner. Seine Frau begleitete ihn.
Marcellus Vesuvius Macrinius, wie er fortan hieß, trieb allerdings eines Tags mit dem Kopf nach unten im Tiber und war tot. Caesar verstarb dubioserweise in den nächsten Tagen und auch dein Vater VVV nahm sich das Leben. Über die Zusammenhänge kann ich dir nichts sagen.
Claudia Vesuvia Pulchra war Witwe. Das Vermögen erbte jedoch [...]
So: jetzt noch was spannendes.
Marcellus Vesuvius Macrinius war nicht tot, hatte seinen Tod nur fingiert um als PP eine Verschwörung aufzudecken, da er jedoch offiziell beerdigt wurde, tummelt er sich heute wieder als Marcellus Claudius Macrinius im Senat. Seine Frau allerdings hat er augenscheinlich vergessen und nicht wieder zurückgeholt, weswegen sich diese seit dem Tag in der Casa Vesuvia verborgen hält und die Menschheit meidet. Aus verständlichen Gründen.
Gespannt wartete Claudius, was sein Freund dazu sagen würde. Sein Vater hatte nicht nur seine Frau, sondern auch seinen Sohn vergessen. Er, Claudius, war ein gebürtiger Claudier! Deswegen sein unüblicher Cognomen.
Sim-Off:Halt dich fest Vitulus. Der Brief existiert wirklich.