Einer der Legionäre entdeckte den neuen Probatus und setzte sich zu ihm.
"Na, erster Tag?"
Seinen Weinbecher hielt er zum Anstoßen hin.
Einer der Legionäre entdeckte den neuen Probatus und setzte sich zu ihm.
"Na, erster Tag?"
Seinen Weinbecher hielt er zum Anstoßen hin.
Vesuvius erhob sich, reichte dem Gewinner die Hand und verließ den Platz. Am heutigen Tage war er der Unterlegene, aber er würde wiederkommen, wenn er im Rang aufgestiegen war.
Der Soldat schmunzelte. Es sah ganz danach aus, als wäre das wieder einmal ein vernünftiger Probat. Wurde auch Zeit nach den Pleiten der Vergangenheit. Das Auftreten dieses verrückten Octavius Augustinus hatte sich wie ein Lauffeuer im gesamten Castellum herumgesprochen. Wenn es etwas Lustiges zu erzählen gab, dann erinnerten sich die Soldaten in erster Linie an ihn, obwohl er bereits einen ähnlichen Vorgänger hatte.
Der einzige, der darüber nicht lachen konnte, war wohl einer der Soldaten, der damals gerade Dienst im Officium geschoben hatte, und natürlich der Legionsarzt.
Der Soldat in der Rüstkammer jedoch grinste vor Vergnügen, als er sich mit diesen Erinnerungen bestückt wieder an die Bestandsaufnahme der Gladii machte.
Der holte zunächst eine Lorica segmentata und legte sie zu unterst auf das Schild. Das waren insgesamt schon mal etwa 20 kg, die der Probatus damit trug. Nach und nach erhöhte sich das Gewicht noch durch Galea (Helm), Tunica, die Caligae, den Palium, Halstuch, eine Feldflasche, ein Topf, Cingulum (Gürtel) und Sarcina. Mit einem Lächeln legte er noch Gladius und zwei Pila oben drauf und hoffte, die Speere würden nicht herunterfallen.
"So, jetzt passt es. Lauf vorsichtig und bezieh zunächst die Stube. Such dir ein Bett und kleide dich um. Dein erster Gang wird ins Sacellum sein, wo du den Fahneneid ablegen musst. Der heutige Tag ist dann frei. Morgen geht es mit einem Appell los. Dein zuständiger Optio wird dich mit den anderen Probati aus den Unterkünften holen."
Claudius hatte in der LEGIO I eine hervorragende Ausbildung genossen. Wo wenn nicht hier, wurde man bestens trainiert und gefordert. Für einen Sieg waren aber immer mehrere Faktoren entscheidend. Kraft und Können war das eine, Glück und Erfahrung das andere. Zumindest in letzterem war der Optio dem Tribun unterlegen. Seine Laufbahn währte noch nicht so lange.
Leicht jedoch würde Claudius dem Praetorianer den Sieg sicher nicht machen. Er war zäh, er war willenstark und er besaß Stolz. Wenn schon ein Sieg für den anderen, dann ein teuer erkaufter und so schenkte der Optio dem Gegner nichts ...
Da jeder Soldat innerhalb seiner Dienstzeit mehrfach in der Rüstkammer Dienst schieben musste, kannten fast alle die Handgriffe und die Erklärungen bereits auswendig.
"Salve!", grüßte der Soldat zurück. "Na, dann wollen wir mal sehen, dass wir dich ordentlich ausstatten.“
Er ging wie immer in den hinteren Teil der Rüstkammer. Dort waren die Schilde untergebracht. Mit einem Scutum kam er zurück und reichte es dem Probatus.
"Mit der gewölbten Seite nach unten und auf beide Arme nehmen.“
zunächst verpostet.
"Ach, Graecus! Alter Säufer! Es reicht, wenn du den Hals nicht voll genug bekommst.“
Der Schreiberling grinste, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. Er drehte sich um und ging wieder Richtung Meldebüro.
Kaum war der Schreiberling im Meldebüro zurück, traf auch schon der neue Rekrut ein. Offenbar hatte der es eilig, zwischen sich und den einzigartigen Medicus ausreichend Land zu bekommen. Der Soldat nahm die Tafel des Legionsarztes, warf kurz einen Blick darauf und fand bestätigt, was er eh schon wusste: In gesundheitlicher Hinsicht war alles in bester Ordnung. Sorgfältig packte er die Wachstafel in die bereits angelegten Akte, dann sah er den Probatus an.
"Deinem Dienstantritt steht nichts mehr im Weg, Marcus Caecilius Decius. Ich gratuliere dir, damit bist du offiziell in der Legio I.
Als nächstes gehst du in die Rüstkammer. Dort wird dir deine Ausrüstung ausgehändigt."
"Geduld ist es nicht alleine, was man bei dem alten Griechen braucht. Vor allem braucht man Humor. Ich habe damit einschlägige Erfahrungen. Los, hilf mal, den Medicus hochzuhieven.“
Mit diesen Worten ging der Soldat in besagte Ecke, packte Graecus an und rüttelte ihn wach. Zumindest versuchte er es.
"Äh, das wird nichts. Ich brauche einen Eimer kalten Wassers. Decius, dein erster Einsatz noch vor der offiziellen Aufnahme: Nimm dort den Eimer, hol Wasser und schütte es dem Legionsarzt über den Kopf. Mögen doch die Lazarettkräfte sehen, wie sie den Mist wieder weg bekommen.“
Nachdem der Rekrut lange nicht zum Meldebüro zurückkehrte, ging der Schreibtischsoldat ins Lazarett, um nachzusehen. Den Rekruten fand er sofort, an ihm hatte die Verzögerung offenbar nicht gelegen. Ein junger Capsarius saß am Tisch und hantierte mit diversen Instrumenten.
"Salve, Sutorius! Wo ist der alte Suffkopf schon wieder?“
Wortlos wies der Casparius in eine abgedunkelte Ecke des Raumes.
"Hey, Graecus! Steh auf! Hier gibt’s eine Musterung.“ Der Schreibtischsoldat drehte sich zu dem neuen Rekruten um. "Er wird gleich zu sich kommen. Ist nicht immer ganz leicht mit dem Optio, aber sein Fach versteht er. Ach, und lass dich nicht ins Boxhorn von ihm jagen. Er ist mit seinen Witzen manchmal recht derb.“
Der Soldat hinter dem Schreibtisch nickte. 17 war das übliche Eintrittsalter in die Legion, auch wenn einige Rekruten der Vergangenheit oftmals älter waren. Er beugte sich über die Wachstafel und kritzelte Notizen darauf.
"Gut, das waren die Formalitäten. Als nächstes ist die gesundheitliche Kontrolle dran. Die nimmt der Legionsarzt vor.“
Der Schreiberling trat mit dem neuen Rekruten vor die Tür des Officium und wies ihm den Weg zum Lazarett.
Claudius war, wie viele seiner Kameraden, ein gläubiger, ja abergläubischer Soldat. Ihm bedeuteten religiöse Handlungen viel, denn er vertraute dem Schutz, der von ihm verehrten Götter und diese wollten verehrt, gepriesen und mit Opfergaben sanft gestimmt sein. Der Optio würde die vom PONTIFEX MAXIMUS persönlich durchgeführte Eröffnungszeremonie als bleibendes Erinnerung mit nach Mantua nehmen. Vieles erinnerte ihn an die Feierlichkeiten zu Ehren der Göttin Ops oder die Weihe des Bauplatzes. Nie hatte er gehört, dass in Rom Spiele oder andere Festivitäten derart kultvoll eröffnet wurden. Er war glücklich, dieser besonderen Opferzeremonie beiwohnen zu können. Er war dankbar für die Aufmerksamkeit, die der Kaiser und das Militär den Göttern entgegenbrachten und so stieg seine Zuversicht auf gelungene Wettkämpfe und bessere Zeiten.
In einem stillen Gebet sprach er die Götter an. Er bat um ihre Gunst für die Wettkämpfe, für ihn, für Rom und nicht zuletzt für den Kaiser.
Der Schreibtischsoldat blickte überrascht auf. Noch immer wirkten die Erlebnisse der letzten Rekrutierung nach, doch den Neue machte einen guten, nämlich korrekten Eindruck. Sogar mit seinen Namen stellte er sich vor. Anerkennend nickte der Schreiberling.
"Ah ein neuer Rekrut. Salve!“ Der Schreiber grinste über das ganze Gesicht. “Sehr schön, wir haben einige Lücken zu stopfen.“
Er nahm sich eine Wachstafel und betrachtete den Neuzugang aufmerksam.
"Für deine Akte brauche ich noch Alter, letzter Wohnort und den zuletzt ausgeübten Beruf.“
Abwartend und mit gezücktem Griffel sah er den Rekruten an.
Der Wachsoldat nickte dem Caecilius Decius zu.
"Ich bringe den Rekruten in die Principia und bin gleich wieder zurück", rief er seinen Kameraden im Wachturm zu. Dann stiefelte er Richtung Lagerinneres ...
Nach einer langen Reise aus dem nördlich gelegenen Mantua erreicht Claudius das Wettkampfgelände. Der Optio suchte die Unterkünfte und fand sie schließlich nach längerem suchen. Dort kleidete er sich mit einer frischen Militärtunika ein und betrat erkundungsfreudig den Platz, auf dem die Eröffnungsfeier stattfinden sollte.
Ich bin interessiert und kandidiere hiermit.
Claudius winkte den Wachsoldaten zu, als er das Tor durchritt. Es waren Kameraden aus seinem Truppenteil. Sie kannte ihn und würden seine Abreise im Wachbericht vermerken.
Einer rief noch: "Viel Glück!" Hm, mit Glück allein würde er wohl nicht weit kommen. Es würde sich zeigen, ob seine Erfahrung bereits an die alter Hasen herankam, denn das Trainung war das eine, die Erfahrung der andere Teil. Der Optio zweifelte zwar nicht an seinen Fähigkeiten, aber er war zu klug, um die Erfahrung anderer oft hochrangiger Offiziere zu unterschätzen.
Vor der Lagerumwehrung gab er seinem Hengst die Zügel und der Schimmel preschte davon.
Längst war Vitulus von den Botenritten zurück und längst besaß er ein eigenes Pferd. Claudius schnappte sich Trense und Pferdedecke. Er ritt prinzipiell ohne Sattel, auch wenn manche Einheiten solche bereits benutzten. Mit Schwung saß er auf dem Rücken seines Hengstes und lenkte ihn zum Haupttor des Lagers.
In Vorfreude auf die Militärwettkämpfe packte Claudius ein paar Tuniken und persönliche Sachen zusammen. Seine Waffen legte er sich ebenfalls zurecht. Nachdem er die Verpflegung für die Reise gepackt hatte, schnappte er sich seine Sachen und ging zu den Pferdeställen.