Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Der Soldat lachte sich fast kingelig.


    "Mein Jung, jetzt fängt es erst an.“


    Mit Schwung warf er Lorica segmentata auf das Schild. Das waren insgesamt schon mal etwa 20 kg. :D
    Als nächstes kam Galea (Helm), Tunica, die Caligae, den Palium, Halstuch, eine Feldflasche, ein Topf, Cingulum (Gürtel) und Sarcina auf das Scutum. Mit einem Lächeln legte er noch Gladius und zwei Pila hinzu.


    "So, jetzt passt es. Bezieh damit die Stube und anschließend musst du noch den Fahneneid im Sacellum ablegen. Und wenn du denkst, dass das nun alles war, muss ich dich noch einmal enttäuschen. Danach begibst du dich am besten gleich auf den Exerzierplatz und schließt dich der Geschützausbildung an.“ :D

    Der Soldat legte die Caligae beiseite, die er gerade in der Hand hielt.


    "Salve! Na, dann wollen wir mal sehen, dass wir dich ordentlich ausstatten. Geht ja nicht auf deine Kosten.“ :D



    Der Soldat reichte zunächst dem Probaten den Schild.


    "Mit der gewölbten Seite nach unten und auf beide Arme nehmen.“

    Interessiert sahen die Legionäre des ersten Contuberniums diesem Schussversuch zu. Ihnen ging es nicht darum festzustellen, welche Zeltgemeinschaft die bessere war. Mit den Augen stehlen oder von den Erfahrenen lernen, darum ging es.


    Anerkennend zollten sie dem durchaus respektablen Schuss Beifall.

    Überrascht sah der Schreiber auf, als der Rekrut in Begleitung wiederkam. Vorschriftsmäßig grüßte er den Tribun. Rein äußerlich ließ er sich nicht anmerken, dass er es urkomisch fand, dass der neue Rekrut wie ein kleines Mädchen vorgeführt wurde.
    Na, der würde wohl beizeiten den Spötteleien der Legionäre ausgesetzt sein, dachte sich der Schreiber, setzte aber eine betont ernsthafte Miene auf.


    Der Schreiber nahm die Tafel des Medicus entgegen, warf kurz einen Blick darauf und stellte fest, dass alles in bester Ordnung war. Anschließend packte er sie zu der bereits angelegten Akte.



    "Deinem Dienstantritt steht nichts mehr im Weg. Probatus, ich gratuliere, damit bist du offiziell in der Legio I.


    Als nächstes gehst du in die Rüstkammer und lässt dir deine Ausrüstung aushändigen.“

    War ich bislang in meiner Konzentration derart gefangen genommen, dass ich nur auf die Jungs meiner Zeltgemeinschaft, das Geschütz, das Ziel und die für den jeweiligen Schuss erforderlichen Berechnungen geachtet habe, konnte ich nun nicht mehr umhin, an dem Centurio vorbeizusehen. Mit dem Wissen, selbst die Geschützbedienung bereits bestens zu beherrschen und der Hoffnung, dass unser nächster Versuch ein Volltreffer werden würde, stand er in einer unnachahmlichen Pose da, die mir ein erneutes Grinsen abverlangte. ;)


    Er war ein guter Ausbilder, ohne Frage, aber vor allem mich selbst wollte ich in dem nun folgenden Schussversuch nicht enttäuschen. Ich wischte mir den inzwischen entstandenen Schweiß von der Stirn und ging an meine Arbeit.


    Wieder war das Geschütz gesprungen, dieses Mal zur Seite. Ich fluchte innerlich, ob dieser Tatsache. Da richte mal einer ein solches Monstrum aus. Von den gesamten Vorbereitungen nahm dieses die längste Zeit und die größten Kraftreserven vieler Soldaten in Anspruch. Ich kam zu dem Schluss, ein solches Schleudergeschütz sollte im günstigen Fall irgendwo befestigt sein, was natürlich auf einer Wiese schlicht unmöglich war.
    Endlich stand der Onager so, wie ich ihn wollte. Nun begann die Feinarbeit, die erneute Berechnung der Flugbahn.


    Ruhig erteilte ich die Kommandos, konzentrierte mich aber auch vorrangig auf die korrekte Ausführung derselben, vor allem das Spannen der Seilbündel. Wieder legten sich vier Soldaten ins Zeug, um die Hebel und damit das Spannrad entsprechend weit zu bewegen. Ich hob meinen Arm, als die Stelle erreicht war, die mir als die optimale nach meinen Berechnungen erschien.
    Prüfend glitt mein Blick über die zur Verfügung stehenden Steingeschosse.


    "Das nehmen wir.“


    Ein letzter kontrollierender Blick nach dem Einlegen in den Lederriemen, dann erteilte ich den Abschussbefehl.


    Unmittelbar nach dem Abschuss kam eine Windböe auf und ich hielt erst einmal die Luft an. Glücklicherweise waren die Geschosse schwer und die Entfernung nicht allzu weit. Eine erhöhte Windanfälligkeit war nicht zu befürchten. Sekunden später krachte das Geschoss in die Holzwand, vor der nun rein gar nichts mehr übrig blieb.


    "Sauber abgeräumt“, lobte ich mein Contubernium, denn es war nicht die Leistung eines einzelnen, sondern Gemeinschaftsarbeit.

    Ich wusste es zu schätzen, dass von den Geschützoffizieren keine klugen Ratschläge kamen, als auch der zweite Versuch noch nicht abschließend geglückt war, sondern Raum für eigene Überlegungen und Entscheidungen blieb. Ich kannte die Theorie ja recht gut, die Umsetzung in die Praxis jedoch war ein Herantasten, ein Austarieren von leichten Änderungen und die daraus resultierenden Folgen.


    Im Prinzip blieben mir erneut zwei Möglichkeiten: Nochmals die Spannung um eine Kleinigkeit zu erhöhen oder das Kaliber zu wechseln. Da ich mich die Spannung betreffend, bereits vorgetastet hatte, beschloss ich, der größeren Chancen wegen, mich zunächst dort weiter zu versuchen. Sollte die Spannung mit der Entfernung harmonieren, konnte im Anschluss daran immer noch die Wirkung eines Geschosswechsels erkundet werden.


    Erneut erteilte ich das Kommando "Intendite!“ und achtete kleinlich darauf, dass nur ein Quäntchen an Spannung mehr aufgebaut wurde. Meinen Berechnungen zufolge, nahm ich das Verhältnis Spannungsänderung und Flugweite vom letzten Schuss als Grundlage, musste diese Kleinigkeit reichen, um die Holzwand zu treffen. Den letzten Satz des Geschützes nach vorn bezog ich dabei in meine Berechnungen ein.


    "Attentate!“ Gespannt warteten alle auf das Folgekommando. Und: "Iactum!“


    Die Steinkugel flog zielsicher und schlug - immerhin - am äußeren Rand der Holzwand ein, die mit einem Krachen zersplitterte. Ich sah einen Kameraden vor Freude hochspringen und auch mir stand ein breites Grinsen in das Gesicht geschrieben.

    Dem Soldat hinter dem Schreibtisch entfuhr ein "Oh!“, als er die teils ungewöhnlichen Angaben hörte. Zunächst schaute er verdutzt, dann beugte er sich jedoch über die Wachstafel und kritzelte Notizen darauf.


    "Gut, das waren die Formalitäten. Als nächstes ist die gesundheitliche Kontrolle dran. Die nimmt der Legionsarzt vor.“


    Ich trat mit dem neuen Rekruten vor die Tür des Officium und wies ihm den Weg zum Lazarett.

    Zitat

    Original von Marcus Tiberius Germanus

    Sim-Off:

    AFAIK sind die ganzen Kommandos die man hier so liest entstanden weil die Reenactment Szene halt was gebraucht hat was der Optio/Centurio brüllen kann.


    Sim-Off:

    Naja, nichts anderes hab ich gemeint. Was also brüllt ein Optio in der Reenactment Szene an dieser Stelle? :D Da bin ich glatt überfragt.


    "Spannung erhöhen bei gleichem Kaliber.“


    Zunächst wollte ich auf diese Art probieren, die fehlende Entfernung auszugleichen. Wie weit nun die Spannung erhöht werden musste, blieb ebenfalls auszutesten. Prüfend ging mein Blick zwischen Ziel und Geschütz hin und her. Erfahrungen mussten noch gesammelt werden und das ging nicht ohne Ausprobieren.


    "Etwas mehr noch“, entschied ich, als meine Kameraden bereits die Hebel locker ließen.
    "So lassen wir das.“ Ich war zufrieden.


    "Attentate!“ Ich hob meinen Arm und alle traten wieder zurück. "Iactum!“


    Wieder stimmte die Richtung, doch noch immer nicht ganz war das Ziel erreicht. Viel zu unversehrt stand die Holzwand auf der Wiese herum...

    "Oh ein neuer Rekrut. Salve!“ Der Schreiber grinste über das ganze Gesicht. Viel passierte nicht in der Schreibstube. Da war Abwechslung immer sehr angenehm. "Sehr schön, wir haben einige Lücken zu stopfen.“


    Der Schreiber nahm sich eine Wachstafel und betrachtete den Neuzugang aufmerksam.


    "Für deine Akte brauche ich Name, Alter, letzter Wohnort und den zuletzt ausgeübten Beruf.“


    Abwartend und mit gezücktem Griffel sah der Schreiber den Rekruten an.


    Sim-Off:

    Ich weiß, ich bin nicht zum Dienst im Officium eingeteilt. Nehme deswegen die Zurechtweisung auf mich, falls mein eigenmächtiges Handeln unerwünscht ist. Im Dienstplan habe ich keine Alternative gesehen.



    edit: Sig. entfernt

    Das war natürlich ein Unterschied, plötzlich hatte ich Verantwortung. Lange hielt ich mich allerdings nicht bei diesem Gedanken auf. Es galt, so gut es eben ging, das vorgegebene Ziel anzuvisieren und auch annähernd zu erreichen. Tonangeber war ich seit langem in meinem Contubernium, die Kommandos selbst zu geben, machte den einzigen Unterschied.


    Sim-Off:

    Mit welchem Kommando holt man den Wurfarm eigentlich runter und befestigt an ihm die Vorrichtung mit dem Zugseil?


    Ruhig erteilte ich die Kommandos. Bei ‚Intendite!’ beobachtete ich genau die aufgebaute Spannung und ließ die Soldaten stoppen bevor die des ersten Schusses erreicht war. Mit prüfendem Blick entschied ich mich bei diesem Versuch für eine um etwa einen halben Fuß größere Steinkugel. Ihr Gewicht sollte den Flug zusätzlich verkürzen. Ich war selbst gespannt auf die Auswirkungen meiner Entscheidungen.


    Bei dem Kommando ‚Attentate!’ trat ich selbst ein paar Schritt zurück, kontrollierte die Einhaltung des Befehls von allen und hob den Arm.


    Der junge Legionär, der das Abzugsseil hielt, stand selbst reichlich angespannt neben dem Geschütz. Mit aller Kraft riss er daran, als das Kommando ‚Iactum’ erklang. Mit großem Schwung wurde wieder der Lederriemen mitsamt Geschoss nach vorn gerissen. Automatisch hakte der Verschluss aus und entließ die Steinkugel.
    Zufrieden über die Einhaltung der Befehlsabfolge sah ich dem Geschoss hinterher und verfolgte seinen Aufschlag. Die Richtung stimmte schon einmal recht gut, allerdings fiel der Bogenflug dieses Mal etwas zu kurz aus. Hier war noch Abstimmarbeit vonnöten.


    Der nächste Versuch sollte bezüglich der Spannung entsprechende Abänderungen vorweisen…

    "Na, dann mal los.“ Ich gab einem meiner Kameraden, der etwas kräftiger als die anderen war, einen Wink und er nahm den bereitliegenden Hebel. Relativ zugleich setzten wir den Hebel in das Spannrad und drückten ihn nach unten. Bereits dabei merkte ich, dass nicht nur das Geschütz ein gewaltigeres war, sondern auch der zu überwindende Widerstand. Bald reichten unsere Kräfte allein nicht mehr aus und weitere Kameraden setzten zusätzliche Hebel an. Es bedurfte des gesamten Körpergewichtes, um die Seilbündel dieses Geschützes auch nur halbwegs zufriedenstellend zu spannen.


    "Das reicht vorerst. Wir müssen erst testen, wie weit das Geschoss mit dieser Spannung schleudert.“


    Auf das Kommando hin nahm ich eine der bereitliegenden Steinkugeln, legte sie in die lederne Munitionsschlaufe und hängte das gesamte Gebilde am Wurfarm ein.

    "Du da, nimm das Zugseil. Der Ruck muss brauchbar sein, wenn der Keil rausgehen soll. Und jetzt tretet zurück“,
    erinnerte ich noch einmal diejenigen, die offensichtlich die Worte des Offiziers auf die leichte Schulter genommen hatten.


    Der Soldat am Zugseil beherzigte meine Worte und zog auf das Kommando hin stark an. Entfesselt schnellte der Wurfarm nach oben, riss den Lederriemen mit und schleuderte das Geschoss in einem hohen Bogen heraus. Wie vorausgesehen sprang das Geschütz dabei zur Seite und einige überraschte Soldaten, die den Flug des Steingeschosses beobachteten, hinterher. Ich musste grinsen. Wer nicht hört, der musste eben den Schreck fühlen. Passiert war nichts dabei.


    Mit großer Wucht schlug unser Geschoss etwa 250 Meter entfernt auf der Wiese auf. Weniger als ich vermutet hatte. Größe des Geschosses und Spannung mussten also genau durchdacht sein, wollte man auch nur annähernd treffgenau zielen, was ja bei diesen Geschützen nie wirklich möglich war.

    "Richtet bloß den Onager von vorn herein richtig aus. Die zwei Tonnen nachträglich zu verrücken könnt ihr vergessen“, gab ich den Soldaten aus meinem Contubernium den guten Rat, als wir die Balken alle auf der altbekannten Wiese abgelegt hatten.


    Ohne Anleitung der erfahrenen Offiziere wäre der Zusammenbau vielleicht möglich, aber eventuell nicht sicher genug gewesen. Mit einem solchen Geschütz war nicht zu spaßen. Da es beim Abschuss unkontrolliert sprang, musste wenigstens der Aufbau korrekt und zuverlässig sein. Auf seine Bedienung war ich gespannt. Wusste ich doch, dass die Treffgenauigkeit durchaus zu wünschen übrig ließ.


    Endlich stand das gewaltige Schleudergeschütz einsatzbereit auf der Wiese.

    Dicker Kopf vom gestrigen Abend und Sonne vertrugen sich nicht so recht, als ich heute auf dem Platz mit den Geschützen stand. Wenigstens war das Thema ein spannendes, was das Halten der Aufmerksamkeit nicht allzu schwer machte.


    Den Onager auseinander zunehmen und vor das Lager zu tragen, war allerdings heute keine allzu motivierende Arbeit. Boah, es musste an der üblen Weinsorte gelegen haben, dass es mir heute derart mies ging.


    Die Funktionsweise dieses Geschützes war mir jedenfalls bekannt und so frönte ich noch etwas der Hingabe meines Kopfleidens, während ich den Onager der Legio I betrachtete. Es gab leicht differierende Ausführungen in der Größe. Nicht jedes dieser Geschütze glich haargenau dem anderen.


    http://home.arcor.de/de_la_charis/bilder/forum/onager.jpg

    Ich blieb noch sitzen, als der Centurio und einige andere Soldaten das Gasthaus verließen, war doch mein Becher noch relativ voll. Obwohl die Gedanken aufgrund des Weines etwas schwerer als üblich flossen, gingen mir viele Ereignisse der letzten Zeit nochmals durch den Kopf.
    Vitulus fiel mir gerade wieder ein. Was war eigentlich geschehen? Wir trafen uns seltener in der letzten Zeit und auch heute im Gasthaus hatte er gefehlt. Ging der Freund jetzt andere Wege oder hatte ich ihn gar zurückgelassen? Mich überkam ein schlechtes Gewissen.


    Zügig leerte ich den Becher und stand auf. Zwei Sekunden lang musste ich um mein Gleichgewicht ringen. Im Sitzen hatte ich von der Wirkung des Getränkes nichts gemerkt. Nach dem Bezahlen, viel war es nicht, denn ich hatte nichts gegessen und musste auch nicht alle Weinbecher aus eigener Tasche bezahlen, schlürfte ich zur Tür und von dort Richtung Lager. Ich wollte in den Quartieren nach Vitulus suchen, hatte ich ihm doch eine gute Nachricht zu überbringen.

    "Tja, so ganz ohne Familie, der Kontakt ist bei mir auch eher dürftig, bleibt uns beiden wohl nichts anderes übrig, als uns voll und ganz der Legion zu widmen. Wenn du mich fragst, gibt es ein schlechteres Los als dieses.
    Ich kann auch nicht sagen, dass ich derzeit etwas vermisse. Dafür bin ich wohl noch nicht lange genug Legionär. Kommt Zeit, kommt Rat. Den einen oder anderen Ausgang werde ich schon zu nutzen wissen.“


    Ich sah in meinen Becher und dachte mir, so ein bisschen Spaß nebenher… Warum eigentlich nicht? Nur eben Familie, Verwandtschaft, also darauf hatte ich nun wirklich keine Lust.


    "Ich könnte mir vorstellen, dass es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist, einmal nach Rom zu kommen.“

    Ich setzte meinen Becher ab. "Hmm, der war schon besser!“ Diesen Wein durfte man allerdings nicht mehr ganz unbekümmert trinken. Mit dem Geschmack stieg auch die Wirkung des Tropfens.


    "Tja, Familie.“ Ich strich mir über das Kinn. "Da habe ich nicht viel vorzuweisen. Zwei Cousinen, mehr ist da nicht. Eine wohnt in Mantua, wo die andere wohnt ist mir gänzlich unbekannt.“


    Nach einer kurzen Pause fügte ich noch hinzu:
    "Die Dame meines Herzens ist mir noch nicht begegnet. Dafür komme ich hier zu selten raus und nach deiner Familie frage ich jetzt lieber nicht.“


    Mit einem Schmunzeln sah ich Aurelius an. Ich war mir sicher, er verstand. Sollte er doch selbst erzählen, bevor ich wieder ungeahnt in ein Wespennest stechen würde. Vielleicht würde ich irgendwann einmal wissen, was heikel und was unbedenklich war. Vorerst blickte ich da nicht durch.