Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    "Was heißt denn erstmal versetzen lassen?" Ich wollte scherzen, aber dafür gab es keinen Anlass.


    Derzeit ging es mir nicht in den Kopf, aus welchem Grund man die Legio I verlassen sollte. Auf so einen Gedanken wäre ich nie gekommen. Aber gut, das muss jeder selbst wissen.
    Kontakt hatte ich kaum mit ihm, kannte weder seine Gedanken, noch verband uns etwas Besonderes. Dennoch erhob ich mich von meiner Liegestatt.


    "Viel Glück auch dir!"

    Ohne die Anleitung eines Geschützoffiziers wären die Einzelteile wohl nie zu einem funktionierenden Ganzen zusammengesetzt worden. Zu Beginn lagen viele teils größere, teils kleinere Teile auf dem Rasen verstreut. Ab und an riskierte ich einen Blick, um zu lernen.


    Zuerst wurde ein günstiger Platz gesucht. Das Unwetter vor Tagen hatte die Erde an vielen Stellen nachgiebig gemacht. Damit war sie nicht geeignet für solch schwere Geschütze. Nach einigem Suchen wurde aber ein passender Platz gefunden. Der Fuß des Geschützes wurde als erstes ausgerichtet. Er musste von Anfang an in die gewünschte Schussrichtung weisen. Mittelteil und Kopf folgten, was einige Anstrengung verursachte und diverse Ausrichtarbeit. Zuletzt wurde die Sehne gespannt.



    In der Zwischenzeit erhielten wir eine Unterweisung im Anvisieren. Der passende Flugwinkel musste gefunden werden, damit das Geschoss sein Ziel trotz Wind und unvermeidlichen Bogenflugs erreichen würde. Üben musste da wohl jeder selbständig, denn das Zusehen bei anderen half wenig, da die um den Schützen herum stehenden Soldaten einen gänzlich anderen Blickwinkel hatten.


    Irgendwann war jeder einmal an der Reihe. Unzählige Schüsse gingen daneben, so auch mein erster. Er startete mit äußert schönem Klang, um dann irgendwo hinter der Holzwand einzuschlagen. Es kam eben auch auf die gewählte Spannung drauf an, nicht nur auf den Winkel. Bei diesem zumindest half der Centurio, was letztlich auch mir zu einem Treffer verhalf. Glücklicherweise durfte jeder mehrmals üben…

    Nachdem das zweite Geschoss sorgfältig eingelegt und abgefeuert wurde, standen Zielübungen auf dem Plan. Den Skorpio auf 50 Meter an die Holzwand heranschaffen war kein Problem. Schwieriger sah es dann schon für die anderen Contubernia aus, die sich Carroballistae aus der Waffenkammer besorgen sollten. Diese üblicherweise auf Wagen fortzubewegenden Geschütze wurden zumeist zerlegt gelagert.


    Metallteile, Sehnen, Seile, Holz - alles kam in Einzelteilen an und musste nun erst aufgebaut werden.


    Sim-Off:

    Entscheide du, ob das ausführlich durchgegangen oder übersprungen werden soll.

    Als der Centurio die Arretierung des Sehnenhakens löste, übertrug sich rasend schnell die gesammelte Energie auf die Sehnen. Es gab ein knallendes Geräusch, als die Spannarme in ihre Ausgangsstellung schnellten. Das Geschoss nahmen sie mit und feuerten es mit Wucht nach vorn.


    Ein pfeifendes Geräusch erfüllte kurzzeitig die Luft. Viele Augen verfolgten den bogenförmigen Flug des Geschosses. Mit angehaltenem Atem erwartete ich jeden Moment den Einschlag.
    Der war nun weniger spektakulär, weil er den Erdboden traf.



    Weil ich es noch einmal wissen wollte, fand ich es praktisch, an den Hebeln bzw. der Kurbel zum Spannen der Sehnen zu bleiben. Recht schnell baute sich ein erheblicher Widerstand auf, den es zu überwinden galt. Um die Kurbel weiter als beim ersten Versuch zu bewegen, ging es gegen Ende nur noch stückweise und unter Einsatz des ganzen Körpergewichts. Endlich war aber auch das geschafft. Unsere Arbeit war getan...

    Wir verließen das Lager, um auf einer freien Wiese ausreichend Betätigungsfeld zu haben. Ich registrierte und verinnerlichte die Befehle für die ersten praktischen Übungen. Zunächst war ein leichtes Pfeilgeschütz, ein Scorpio dran.


    Mit dem ersten Kommando 'Ansas aperite' sollten die Sperrhaken geöffnet werden. Damit war die Kurbel frei. Das Kommando 'Surgiem promovete' besagte, dass der Holzschlitten mitsamt Haken für die Sehne bis zum Einhaken geschoben wurde. Anschließend wurde der Haken wieder geschlossen. Der Centurio betonte die Wichtigkeit des Schließens dieses Sperrhakens. Versäumnisse an dieser Stelle wären folgenschwer.


    Der Befehl 'Intendite' kündigte kräftige Armarbeit an. Mittels Hebel wurde die Kurbel bewegt und in der Folge die Sehnen gespannt. Vor allem die letzten Handgriffe benötigten einen erheblichen Kraftaufwand.
    Anschließend gab es das Kommando zum Einlegen des Geschosses in die Schlittenrinne. Gespannt wartete ich auf die Umsetzung des Kommandos 'Iactum'. Geräusch und Anblick einer solchen Entladung konnte keine noch so gute Aufzeichnung vermitteln. Das musste man schon selbst erleben.

    Der Centurio bestätigte meine Vermutung, dass die Geschütze zerlegt transportiert wurden und erklärte, dass zumindest deren Auf- und Abbau jeder Soldat beherrschen sollte. Ich fragte mich, ob aber wohl jeder Soldat dazu gleichermaßen gut in der Lage war, sowohl körperlich als auch von seinem Geschick her. Ein Gedankengang, der es jedoch nicht wert war, ihn laut zu äußern.


    Ich betrachtete nochmals die Geschossgrößen und deren Gewichte. Verständlich, dass die Sehnen äußerst anfällig waren und mit regelmäßigen Ausfällen und Reparaturarbeiten gerechnet werden musste. Alles in allem waren die Geschütze aber eine geniale Konstruktion, wobei ich einmal gehört hatte, dass die ursprüngliche Idee zu diesen Kampfkunstwerken von den Griechen stammte.


    Der praktische Teil der Ausbildung dürfte interessant werden.

    "Hm, also ich habe auch noch mal eine Frage und zwar was den Transport betrifft. Die Geschütze haben ja kein unerhebliches Gewicht, bis zu einer Tonne sagt man. Werden sie in der Legio I bei einem Einsatz üblicherweise im Ganzen transportiert oder bevorzugt in Einzelteilen, die dann vor Ort zusammengesetzt werden?“


    Dazu würde dann handwerkliches Geschick gehören und das würde vielleicht auch die große Anzahl der Schützen erklären. Ich freute mich, dass Vitulus' zu meiner Gruppe gehörte. Vielleicht könnten wir später noch etwas fachsimpeln. ;) Vielleicht auch einfach einmal außerhalb der Ausbildung.

    Zugegeben, mit elf Mann pro Geschütz hätte ich nun auch nicht gerechnet. Wohl einige mehr als drei, aber elf? Zwei für den Spannvorgang, so habe ich das auch gesehen. Das Spannen selbst war mir zudem komplett klar. Auch, dass zuletzt das Geschoss von einem weiteren Schützen eingelegt wurde. Die Berechnung der Flugbahn allerdings erschien mir momentan als schwierig und benötigte ganz sicher eine umfängliche Erfahrung.
    Ich versuchte mich im Ausrichten, aber es war eben blanke Theorie. Die Praxis würde wohl noch kommen.

    Hören, nachvollziehen und all das im Gedächtnis abspeichern, was der Centurio sagte. Das hatte ich mir schon längst zur Angewohnheit gemacht. Ich würde es an anderer Stelle sicher gut gebrauchen können.
    Der Platz wurde eng, als sich knapp vierzig Soldaten um die Ballista scharrten. Ich hatte glücklicher Weise einen guten Platz erwischt. Nie zuvor stand ich so unmittelbar vor einem solchen Geschütz. Interessiert betrachtete ich seine Bauweise, seine Abmessungen und versuchte die Handhabung mit dem mir bekannten Wissen abzugleichen. Dabei unterschied sie sich vom Aufbau her kaum von denen anderer Geschütze, wenn man einmal vom Onager absah.


    „Die Ballista ist wie die meisten Torsionsgeschütze ihrer Art ein zweiarmiges Geschütz. Das heißt, sie besitzt zwei Spannarme.“


    Hm, ich überlegte, wie man das Gesehene nun am besten in Worte fassen sollte. Nicht so einfach, zeigen ist leichter.


    „Es gibt also keinen Bogen an sich, der durchgehend ist, sondern die Sehne wird zwischen getrennten Spannarmen aufgespannt. Durch die verdrehten Seilbündel kann erste Energie gespeichert werden, die durch das Spannen der Sehne weiter erhöht wird.


    So in etwa würde ich das erklären, was zugegeben nicht ganz einfach ist. Außerdem ist das Bild in meinem Kopf, was ich durch das Studieren diverser Militärunterlagen aufgebaut habe, doch ein anderes, als wenn ich dieses Geschütz nun leibhaftig vor mir sehe.“




    http://home.arcor.de/de_la_charis/bilder/forum/ballista.jpg

    Sim-Off:

    Probe aufs Exempel. Das Bild, nicht mehr fremdverlinkt, stammt von der Website von Macer’s Römercohorte.

    Sim-Off:

    Hm, das ist mir neu. Meines Wissens geht es doch nur um die unerlaubte Fremdverlinkung. Vitulus und ich könnten dieses Problem beheben, wenn du mir die Originallinks schickst. Oder ist es tatsächlich so, dass die Römerseiten auf ihren Urheberrechten bestehen?



    Ich wusste, dass sich kleine Steingeschosse aufgrund ihrer geringen Durchschlagskraft nicht unbedingt zum Durchschlagen von Mauern eignen. Der Munitionsaufwand wäre viel zu hoch, um wirkliche Erfolge zu erzielen. Ihre Wirkung trotz allem und ihr Einsatz war die Frage.


    „In Feldschlachten bietet sich der Einsatz an, weil man über die eigenen Truppen hinweg, weniger steil, sondern eher flach, sehr gut auf den Gegner schießen kann. Auf etwa 90 m kann man ein Ziel von der Größe eines Soldaten zuverlässig anzuvisieren und frontal treffen. Frontal wegen der flachen Flugbahn.


    Hm, ihre Wirkung. Nun, das Durchschlagen von Mauern ist es nicht unbedingt, aber die Verteidiger von der Nähe der Mauern zu vertreiben, wäre ja auch schon ein erster Gewinn. Ganz klar ist es das gezielte Anvisieren von Einzelpersonen und die konkrete Wirkung? Dieser Anblick bot sich mir noch nie.“

    Diese Frage war schnell und leicht zu beantworten.


    "Wenn mich meine Augen nicht täuschen…"

    Sim-Off:

    Ist natürlich schwierig ohne Bild und deinen Worten kann ich nicht mal unzweifelhaft entnehmen, ob beides die gleichen Geschütze darstellen sollen oder eben nicht.


    "… sehe ich da Katapult und Ballista. Mit Ersterem erzielt man größere Reichweiten, aber eine gewisse Ungenauigkeit ist die Folge. Auch sind die Geschosse dafür wesentlich schwerer. Mit Ballisten zielt man treffgenauer auf kürzere Distanzen."

    Die Götter meinen es in letzter Zeit gut mit mir, dachte ich, als mir die Steinkugelgeschütze auf dem Exerzierplatz ins Auge fielen. Sogleich erschien ein mehr als breites Grinsen auf meinem Gesicht und der Herzschlag ging etwas schneller.


    Während wir eine Reihe bildeten, ich wie immer an der Spitze, denn noch hatte mich keiner der Probaten an Größe übertroffen, wanderten meine Augen ständig zu den beiden Geschützen. Bald war aber meine Aufmerksamkeit gefragt, denn es ging zunächst um eine Aufteilung der Soldaten.


    „Wenn theoretische Erfahrung als solche reicht, dann besitze ich einiges an Erfahrung.“

    Das nenne ich humane Handlungsweise, dachte ich bei mir, als erst am übernächsten Tag die Ausbildung fortgesetzt wurde. Des Öfteren hatte ich schon gehört, dass der Drill bereits nach wenigen Stunden Schlaf weiterging.


    "Ohne Kampfausrüstung?“ Ich sah Vitulus nachdenklich an und rätselte über das, was uns bevorstand. Hohe Kunst der Kriegsführung und gleichzeitig die Aufgaben der römischen Legionen im zivilen und handwerklichen Bereich erweitern? Hm, das konnte spannend werden.


    Mit Schwung erhob ich mich von meinem Bett, auf das ich mich noch einmal nach dem Frühstück gelegt hatte. In munterer Unterhaltung ging es zum Antreten vor den Quartieren und anschließend zum Exerzierplatz. Nun erwartete ich ein weiteres Aufbautraining, was mich durchaus freute. Das letzte war mir bereits nach zu kurzer Zeit beendet worden.

    Eigentlich wollte ich ja schlafen, aber bei Vitulus’ Worten musste ich plötzlich loslachen.
    Es war so oder so die richtige Legion und der gerade absolvierte Übungsmarsch war zwar anstrengend gewesen, aber er war auch extrem gut.


    "Völlig normal, dass wir hier so flach liegen. Morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus.“


    Mit diesen Worten drehte ich mich um und sah Vitulus an.


    "Gib’s doch zu, selten hast du dich so amüsiert wie gerade bei diesem Marsch. Nicht alle Tage kann man im Schlamm waten und Schanzpfähle bergan schleppen.
    Bald kommt vielleicht ein Straßenbau auf uns zu. Das wird dann wirklich weniger interessant. Ich für meinen Fall hoffe, dass bald der nächste Marsch mit Artilleriebestandteilen auf dem Plan steht. Den kann ich kaum noch erwarten.“

    "So, so. Ein Vögelchen.“ Ich grinste breit. "Nichts geschieht ohne den Willen der Götter. Was mir das jetzt wohl sagen soll? Entweder, dass bald etwas Weibliches meinen Weg kreuzt oder dass dir nichts anderes im Kopf herumschwirrt. Was hättest du lieber?“ :D


    Während der letzten Worte bogen wir in die Stallgasse ein. Ich führte mein Pferd zu seinem Ständer und beauftragte einen Knecht, es trocken zu reiben und mit Futter zu versorgen.

    Ich grüßte zurück.


    "Erste Entwürfe habe ich bereits gemacht, aber es sind nur Entwürfe. Natürlich brauche ich die Lagepläne bevor ich endgültige Zeichnungen erstellen kann.


    Auch mit den Berechnungen kann ich erst beginnen, wenn ich alle nötigen Angaben habe. Mir fehlen noch Hinweise über die Beschaffenheit des Bodengrundes und ebenso den Stand des Grundwasserspiegels. Derzeit ist ungeklärt, woher oder besser von wem ich diese Angaben erhalte.“

    Ein herzliches Willkommen im IR, Hartmut!


    Wenn du Interesse an einer militärischen Laufbahn hast, was ganz den Anschein hat, dann schau einmal bei der Legio I vorbei, die in Mantua/Italien stationiert ist. Ich habe damals die beste Legio gesucht und meine Entscheidung nie bereut.


    Ach ja, und Gentes gibt es in Mantua natürlich auch, die dich sicher gern in ihre Reihen aufnehmen würden, denn für die Legio bräuchtest du das Bürgerrecht und damit eine Familie.


    Auf jeden Fall wünsche ich dir hier viel Spaß!

    Schnell beruhigte sich mein Atem als der Optio alle Soldaten zur Lagebesprechung rief. Mit jedem Trainingstag wurde unsere Kondition besser. Übungen wie diese waren keine Seltenheit.


    Aufmerksam folgte ich den Ausführungen des Offiziers, der die Auswertung vornahm. Ganz offensichtlich war der Ausbildungsstand aller teilnehmenden Legionäre relativ gleich und so entschieden Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage der jeweiligen Gruppe. Die Erwartungen des Optios an die Erfolge der Angriffstaktiken blieben besonders in meinem Kopf haften, sollten doch nach der Überquerung von einem weiteren Contubernium die Rollen der Gruppen getauscht werden.


    Während wir auf das Eintreffen der Kameraden warteten, überlegte ich mir, was die Durchschlagskraft der Angreifer hätte erhöhen können. Nachdenklich schritt ich am Ufer auf und ab und betrachtete ausgiebig den Ufersand, so als könne er mir Auskunft darüber geben. Auch war genau diese Keilformation, die mir am effektivsten erscheinende. Gedanklich ging ich bereits unseren Angriff durch, der sich kaum von dem der anderen Gruppe unterscheiden würde. Was hatte sie falsch gemacht? Einzige Variable in dieser Rechnung war die Anlaufgeschwindigkeit. Diesen Gedanken behielt ich im Kopf.