Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Die weitere Ausbildung beinhaltete die Abwehr von Reitereinheiten. Schnelligkeit und Überblick, das waren die Argumente, die mich selbst zur Reiterei zogen. Ein Potenzial, wenn es richtig eingesetzt wurde, was in der Lage war, der Infanterie eine unschätzbare Unterstützung zu bieten.


    Gut zu wissen, welche Strategien zur Abwehr dieser Einheiten angewendet wurden. Ich betrachtete genau diesen Teil der Ausbildung aus einem, für die hier beteiligten Legionäre, untypischen Blickwinkel. An dieser Stelle merkte ich mir, auf was ich bei der Ausbildung meines Pferdes einmal würde achten müssen.


    Wir nahmen also Aufstellung, ich stand dabei in der zweiten Reihe. Sehr gut nun einzuschätzen, bis wohin ein Legionär mit Pilum eine ernsthafte Gefahr für die Equites darstellte. Zu beachten natürlich die Bogenschützen, die über eine größere Reichweite ihrer Wurfgeschosse verfügten.



    Nachdem diese Aufstellung mehrfach bis zur vollkommenen Zufriedenheit ausgeführt wurde, denn Disziplin und Perfektion stellten wichtige Erfolgskriterien für de Legionen dar, wurde der Wechsel der einzelnen Formationen in schneller Folge geübt.

    Mit einem zufriedenen Griesen im Gesicht marschierte ich auf den Befehl hin erneut auf der Stelle tretend los. Spätestens jetzt wusste ich, dass meine Entscheidung für die Legion die richtige war. Der Dienst und die Ausbildung machten Spaß und ich wurde gefordert. Was wollte ich mehr?


    Nach einigen Kommandos, die in straffer Folge kamen, war der Stand am Ende folgender:


    B A D C
    F E H G


    Unser Blick ging Richtung Süden.

    "Das machen wir, wenn es geht sogar recht bald. Wie du lebst, würde mich durchaus interessieren. Ich stamme, wie du weißt, eher aus bescheidenem Hause.


    Ja, gehen wir zu den Ställen!"


    Ich dachte mir, wir könnten ja den Militärbestand einmal auf seine Güte hin untersuchen. Auf dem Weg zu den Stallungen fragte ich Vitulus noch:


    "Wier gut kennst du dich mit Pferden aus?"

    Ein nächster anspruchsvoller Teil der Ausbildung begann, eine Formation, defensiver Kreis genannt. Irgendwann hatte ich davon schon einmal gehört, mit den Erklärungen kam die Erinnerung und sehr genau formte sich in meiner Vorstellung das Bild einer solchen Strategie.


    Nach der Theorie wurde sogleich die Aufstellung geübt.
    Ich wurde als Schwertträger eingeteilt. Hinter mir die Bogenschützen, seitlich jeweils Legionäre, die mit mir eine fast undurchdringliche Schildwand bauten und vor uns imaginäre Feinde. Auf die korrekte Haltung der Schilde kam es an, ob die Front risikoreiche Lücken aufwies oder zu einer Schildfestung wurde. Maximal kleinste Ritzen für das durchdringende Schwert durften vorhanden sein.


    Doch zuvor wurden im Ernstfall die Pila eingesetzt. Bereits bei einem früheren Training zeigte sich, steckte einmal so ein Speer in einem Schild, dass Schutzwaffe und Pilum komplett unbrauchbar wurden. Ein Schild verlor mit steckendem Speer jede Schutzfunktion, weil die Handhabung desselben mit dem Wurfgerät eine denkbar unmögliche war. Das Gewicht des Speeres zog den Schild beständig Richtung Boden und entblößte den dahinter stehenden Soldaten. Jeder Versuch, den Speer abschlagen zu wollen, misslang ebenfalls, weil der Eisenschaft viel zu hart dafür war. Und ja, der biegsam hergestellte Klingenschaft verbog sich nach dem Aufprall. Jeder erfolglose Versuch des Schildträgers, seine Situation zu verbessern, setzte ihn einer großen Gefahr aus, denn nun war er ein leichtes Ziel.


    Schwert- und Speereinsatz würden wohl noch zur Übungszwecken zum Einsatz kommen, vorerst übten wir jedoch die Aufstellung mehrerer solcher Kreise.

    Der Befehl zum Bilden einer Reihe wurde gegeben und anschließend erfolgten Erläuterungen zum Erkunden von unbekanntem Gelände. Bei dem Wort Reiterei schielte ich kurz zu Vitulus. Wollten er und ich doch genau dorthin.


    Ich hoffte darauf, dass wir noch über die Mittel und Wege für einen Fluchtweg im Belagerungszustand aufgeklärt werden würden, aber vorerst erklang der Befehl zum Aufnehmen des Schildes.

    Die einen riefen „Weg da!“ die anderen „Tor zu!“, ich entschied mich für letzteres. Mit aller Macht stemmte ich mich gegen das Tor und keinen Moment zu früh. Als es gerade geschlossen war, krachten die ersten Tiere dagegen. Brüllen ertönte, Holz splitterte, ich bekam eine losgetretene Holzplanke ab. Minutenlang donnerten Tierkörper an die Palisaden und Rinderklauen über dem Erdboden, dann ebbten die Geräusche ab.


    Die Hauptherde hatte die Gefahr rechtzeitig erkannt und war kurz vor Erreichen des Kastells abgebogen. Ein kleinerer Herdenteil schaffte dieses Manöver nicht mehr, prallte an das Haupttor, stürzte in den Spitzgraben, strich an der Umwehrung entlang oder trampelte sich in Panik gegenseitig tot.


    Inzwischen waren viele Soldaten eingetroffen. Unter größter Vorsicht öffneten wir das stark beschädigte Tor und besahen uns den Schaden. Ein Stück der mit einer Holzverschalung umgebenen Erdmauer war beschädigt und im Graben lagen mehrere stark verletzte Tiere.

    Ich nahm mir vor, demnächst noch mehr auf meine Schuhe zu achten. Bis jetzt kam ich bei den Kontrollen immer gut durch und so sollte das auch bleiben.


    Nach einer kurzen Wiederholung der Kommandos, worüber ich sehr dankbar war, denn ich hatte schon das eine oder andere vergessen, erging an mich und drei meiner Kameraden der Befehl, vorzutreten und eine Reihe zu bilden.


    Links neben mir standen Albus und Brinnus, rechts neben mir Denatus. Wir blickten Richtung Norden. Auf der Stelle und im Gleichschritt marschierend, befolgten wir einige Kommandos und standen stramm, als das Kommando Halt erklang.


    Nun standen wir hintereinander, ich an letzter Stelle. Vor mir stand Denatus, vor ihm Albus und davor noch Brinno. Wir blickten Richtung Westen.



    Sim-Off:

    Bin etwas irritiert. Bein Exerzieren lautete das Kommando Halt ‚consistite’, hier ‚constitite’. Tippfehler oder ist was anderes damit gemeint? ;)


    edit: Ach so, in meiner Listung steht niemand neben jemandem, sondern sie stehen hintereinander. Bin gespannt!

    Zum ersten Mal wunderte ich mich in dieser ruhmreichen Legio I. Bisher hatte ich einen guten Eindruck von der Qualifikation der Befehlshaber. Nun musste ich feststellen, dass in der Centurie des Aurelius Commodus offenbar größte Wissenslücken vorherrschten. Jeder Legionarius, selbst jeder Rekrut wusste, dass für Frauen der Zutritt zur Legion gesperrt war. Warum also eine weibliche Puppe? Selbst die Barbaren ließen keine Frauen in ihren Reihen kämpfen.


    Ich verließ den Exerzierplatz und suchte die Nähe von qualifizierteren Soldaten.

    Nach dem Frühstück wurde ich dieses Mal nicht für den Wachdienst eingeteilt. Eine Vervollkommnung unseres Könnens stand auf dem Plan und so begab ich mich unverzüglich zum Exerzierplatz.


    „Legionarius Herius Vesuvius Claudius meldet sich wie befohlen zum Aufbautraining.“

    Heute war Nachtwache angesagt. Ich löste den Wachhabenden gegen Abend ab und bezog meinen Posten. Es war drückend warm am diesem Tage gewesen, die Luft war schwül und belastend. Immer wieder wischte ich mir trotz der späten Stunde meinen Schweiß von der Stirn und war versucht, meinen Helm abzunehmen, was ich natürlich nicht tat.


    Endlich näherte sich eine dunkle Wolkenwand , die sich mit der Dämmerung mischte. Der ersehnte Regen sollte Abkühlung bringen. Mit den Wolken und dem Regen zog ebenfalls ein Gewitter heran. Hell zuckten die Blitze am einsetzenden Nachthimmel und donnernd folgte ein ohrenbetäubendes Krachen. Offenbar hatte der Blitz irgendwo eingeschlagen. Nun, in der Nähe des Lagers war es nicht, also wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder der Strasse zu.


    Einige Zeit tobte das Gewitter, doch dann schien es abzuziehen. Meine Wache ging dem Ende entgegen, die Ablösung nahte ... und mit ihr wurden ungewöhnliche Geräusche laut, die sich schnell näherten. Alarmiert ging ich genauer nachsehen, leider war nichts zu erkennen. Nur eine unglaubliche Geräuschlawine schwoll an.


    Dann sah ich die Ursache. Eine Herde Chianina-Rinder war außer Kontrolle geraten und rasten in blinder Angst heran. Lebende Steaks, die ich so gerne aß, aber die Situation war alles andere als ungefährlich. Offenbar hatte der zuvor gehörte Einschlag diese Stampede ausgelöst ...

    Ich folgte meinem Kameraden an die Tür. Kein einziger der Aurelier war zu sehen.


    „Hm, Vitulus, mir kommt grade so ein Gedanke. Was hältst du davon, wenn wir anstelle ins Gasthaus zu den Pferdeställen gehen? Wenn ich mich recht erinnere, dann wolltest du doch zu den Equites. Lass uns doch ein paar Übungsrunden drehen.
    Ich habe ein eigenes Pferd hier im Stall. Das, mit dem ich gekommen bin. Besitzt du ein eigenes hier?“

    Immer wieder hatte ich auf meinem Gang durchs Lager zu den Pferdeställen geschielt. Mein eigenes Ross stand dort seit meinem Eintritt in die Legion unter. Während meiner Ausbildungszeit ergab es sich selten, dass ich hier vorbei sehen konnte. Nun, als Legionär, richtete ich mir in meiner Freizeit in Abständen einen Besuch ein, so wie heute.


    Ich betrat die Stallungen, ließ meinen Blick über die Pferderücken gleiten und atmete den Geruch von Stroh und Pferdeschweiß. Dann schnappte ich mir meinen Hengst, führte ihn nach draußen und begab mich zum Reitplatz. Hier trainierte ich mit ihm Runde um Runde, baute seine Muskeln auf und führte ihn an die üblichen Geräusche und Traglasten eines Militärpferdes heran. Ich schulte seine Erfahrungen, denn er würde es sein, auf den ich mich im Ernstfall verlassen musste.


    Natürlich gab es Spezialisten unter den Legionären. Solche, die die Pferde einritten und trainierten. Die Ausbildung meines Hengstes übernahm ich selbst, unter der Anleitung eines erfahrenen Soldaten.

    Ich nickte zu Vitulus' Vorschlag und rückte mit Stein A7 auf B8 vor.


    "Bei Gelegenheit machen wir das.
    Tjo, Dama."


    Der sich seit längerem abzeichnende Sieg verschaffte mir keinerlei Freude. Genugtuung erlebte man nur dann, wenn man gegen einen unliebsamen Gegner gewann. Vitulus war alles andere, aber nicht das.


    "Außer im Spiel und in einer Trainingssimulation möchte ich nie als dein Gegner gelten."

    Ich reihte mich wieder ein und auf das Kommando des Centurio hin schwenkte die Reihenformation nach lins. Zuerst rückten vermehrt die Legionäre auf der rechten Seite vor, anschließend zogen die auf der linken nach. Wieder und wieder wurde dieses Manöver geübt bis sich nach unzähligen Versuchen ein absolut harmonisches Vorrücken abzeichnete, bei dem trotz Schnelligkeit die Präzision der Truppenbewegung gewährleistet war.


    Beim Rückmarsch in die Ausgangsposition trafen sich hin und wieder meine Blicke mit denen von Vitulus. Auch ohne Worte waren wir uns einig, nun begann der eigentlich interessante Teil unserer Ausbildung…

    Die Strategie war klar. Es brauchte aber sicher einiges an Übung, damit die Centurie weiterhin in Blockformation bleiben würden bzw. am Ende des Manövers in geordneten vier Reihen Tiefe einem eventuellen Ansturm des Gegners standhalten würde.


    „Klar.“