Beiträge von Decima Valeria

    Valeria beruhigte sich langsam wieder, wenngleich da auch noch viele Fragen waren, die ihr im Kopf herumgingen. Sie lächelte ihn zaghaft an und hob dann die freie Hand, um ihm über sein Stoppelkinn zu fahren. Schließlich blieben die Finger an der Wange hängen und strichen sanft darüber.


    "Du warst drei Tage fort, Maximian. Zwei Nächte! Warst du bei Aurelius und Mummia? Ich habe mich schrecklich um dich gesorgt. Es tut mir alles so leid."

    Hm. Da sollte also eine Sklavin ihn abrubbeln. Valeria sagte nichts dazu, sondern bedankte sich nur. Sie sah griesgrämig drein.
    "Danke. Und wir brauchen etwas heißes zu trinken."
    Und dann wandte sie sich wieder Maximian zu. Sie setzte sich auf den Bettrand und nahm seine Hand.
    "Was hast du nur gemacht? Wo bist du gewesen?" flüsterte sie.

    Valeria kräuselte die Lippen und legte die Stirn in Falten. Ihre Mutter hatte sie immer in ein warmes Bad mit stark duftenden Ölen gesteckt und danach sofort ins Bett, wenn sie erkältet gewesen war. Und zwei Tage später war sie dann wieder gesund und munter gewesen.


    "Gut, dann sollen die Decken eben reichen fürs erste, auch wenn ich bezweifle, dass sie einen kalten Körper besser wärmen können als heißes Wasser. Wir haben hier allerdings nur eine Decke bisher", entgegnete sie unwirsch.

    "Ich glaube, Maximian hat sich mehr als eine schlimme Erkältung eingefangen. Bereite ihm ein heißes Bad und lass in der Zwischenzeit noch zwei Decken bringen", sagte Valeria, während sie Maximian regelrecht ins Bett drückte. Er hatte gerade noch einmal Zeit, seine Schuhe auszuziehen. :D

    ...kam Valeria mit dem kranken Maximian im Schlepptau in seinem Cubiculum an. Auf dem Weg dorthin hatte sie schon nach Gallus gerufen.
    "Galluuuuus? Gallus, wir brauchen dich!" rief sie laut.
    Ihre Stimme hallte an den Wänden wider.
    Nun wies sie auf Maximians Bett.
    "Leg dich erstmal. Ich sorge für noch mehr Decken, bis das Bad gerichtet ist."

    "Maximian", sagte sie vorwurfsvoll und ohne eine Widerrede zu dulden.
    "Du musst ins Bett! Deine Lippen sind blau und du bist so blass! Das ist keine kleine Erkältung."


    Valeria sah Hraban, der gerade zu den Stallungen lief.
    "HRABAN! Bitte bring die Pferde zurück in den Stall."


    Maximian kurzerhand mitschleifend fuhr sie fort.
    "Und du kommst mit mir. Du brauchst ein heißes Bad und warme Wickel. Ich werde Gallus bitten, alles vorzubereiten."
    Sie brachte den jungen Decimus in sein Cubiculum. Da konnte er sich noch so sehr weigern, Valeria ließ sich nicht beirren. Das war keine kleine Erkältung - Maximians Husten war nicht lockernd sondern trocken. Und das bedeutete nichts Gutes, das hatte sie von Apollonius in der Schola gelernt.

    Valeria hatte Magia gerade aus dem Stall geführt, als sie ein Husten vernahm. Sie hob den Kopf und reckte ihn, nur um Maximian zu erkennen, der eben seinen schweißnassen Hengst dorthin führte, wo sie gerade hergekommen war. Stockteif und wie angewurzelt bleib sie stehen.


    Grundgüte Götter, wie schlecht sah er aus! Seine Lippen waren leicht bläulich und er wirkte blass und auf seltsame Art krank. Und seine Stimme! Sie glich mehr einem erkälteten Uhu als einem Menschen und ließ Valeria erschrocken schauen. Mit einem Mal ließ sie Magias Zügel los und mit wenigen schnellen Schritten war sie bei Maximian angekommen. Sie umarmte ihn so heftig, dass ihm sicher kurzzeitig die Luft wegblieb.


    "Maximian, was ist passiert? Wo warst du? Wir haben uns alle so schreckliche Sorgen gemacht! Ich wollte dich eben suchen! Es...es tut mir so leid!"


    Sie drückte sich kurz an ihn, denn in diesem Moment war es ihr egal, wer sie sah. Selbst Meridius hätte ihr diese Handlung nicht verübeln können. Dann schob sie Maximian eine Armlänge weit von sich.


    "Du bist krank", stellte sie nüchtern fest.
    "Du musst sofort ins Warme. Du bist ja ganz eisig!"


    Alle Gedanken an die Entschuldigung, die wohl fällig war, und an den Streit vor zwei Tagen waren mit einem Mal wie weggeblasen.

    Valeria war den ganzen restlichen Tag unentschlossen gewesen, was sie tun sollte. Es war schon dunkel draußen, suchen würde also wenig Sinn machen im Dunkeln. Sie hatte sich in ihr Cubiculum begeben, um etwas zu schlafen, doch daran war nicht zu denken. Und als sie endlich in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel, träumte sie davon, wie Maximian ihr sagte, dass er sie nicht liebte. Ihm nächsten Moment klammerte er sich weinend an sie und sagte, dass er das Kind nicht würde anerkennen können. Und Valeria sah wie eine stumme Beobachterin sich selbst, wie sie ihren Geliebten anfuhr und bis aufs äußerste reizte, obwohl sie doch wusste, dass das alles der einzige sinnvolle Weg war.


    Am nächsten Morgen fühlte sie sich gerädert und wachte schweißgebadet auf. Sie hatte einen schlechten Geschmack im Mund und schlecht war ihr auch wieder. Rasch schwang sie die Beine aus dem Bett und nahm etwas von dem Pulver ein, dass ihr der Medicus gegeben hatte. Dann erhob sie sich und strich rastlos durch das Haus. Keine Menschenseele war wach, denn die Sonne war gerade erst im Begriff aufzugehen. Maximian, wo war er nur? Valeria sah in sein Zimmer, doch die Laken waren unberührt. Sie machte sich schreckliche Sorgen. Den ganzen Tag verbrachte sie mit nichts anderem als sich Vorwürfe zu machen und zu beten. Sie aß kaum und trank zu wenig. Und sie weinte, wenn es keiner sah. Severa begegnete sie an diesem Tag überhaupt nicht. Es wurde wieder Abend und Valeria ging es sehr schlecht.


    In dieser Nacht schlief sie zwar recht schnell ein, wachte jedoch unzählige Male wieder auf, weil Alpträume sie schüttelten oder sie glaubte, Maximians vorwurfsvolle Stimme im Raum gehört zu haben. Am Morgen bei Sonnenaufgang hatte sie sich bereits in warme Kleider gehüllt und stand im Stall. Sie war Maximian schon längst nicht mehr böse, sie sorgte sich nur noch schrecklich um ihn.


    Valeria war ruhelos. Maximian war schon einmal gestürzt. Was, wenn es diesmal nicht so glimpflich wie beim letzten Mal ausgegangen war? Sie holte selbst das Pferd aus dem Stall, zäumte es auf und wollte es so schnell als möglich aus Tarraco hinausführen, damit sie lorsreiten konnte, um ihren Liebsten zu suchen.

    "Mmmh", brummte Valeria nur gedankenverloren.
    Romanus schien diesen Skandal in seiner ganzen Tragweite nicht zu erkennen.


    "Noch sieht man es nicht. Aber schon bald wird man es sehen. Und dann wird man sich fragen, wie ich zu dem Kind gekommen bin - zu dem unehelichen Kind. Weißt du, wie haben usn gestritten vorhhin, er und ich. Und er sagte, dass er das Kind nicht annehmen wird. Maximian wird zur Legion gehen. Im Endeffekt ist es das einzig Richtige, was er tun kann, um Meridius' Wort zu folgen und der Gens keine Schande zu bereiten. Aber er tut mir sehr weh damit. Ich muss lügen, wenn mich jemand fragt, von wem das Kind ist. Ich kann nicht sagen, dass es seines, verstehst du. Meridius tut sicher nur, was das beste für die Gens ist. Aber mir tut er damit weh. Und Maximian....
    Es wird kein guter Stern sein, unter dem das Kind geboren werden wird."


    Valeria faltete die Hände im Schoß und schien durch Romanus hindurchzuschauen. Sie wusste noch immer nicht, was sie tun sollte. Hierbleiben? Weggehen? Wohin? Und was würden die anderen sagen? Sie seufzte betrübt, wie so oft in letzter Zeit, riss sich dann aber zusammen und sah Romanus an.


    "Verzeih, dass ich dich damit belästige. Gerade jetzt, wo du sicherlich anderes im Sinn hast als deine dumme, große Schwester."

    -.^


    Aber es gibt das Wort quique, wohingegen dieses quicue mir sehr suspekt erscheint.
    [kwikwe] ausgesprochen ergibt auch nur ersteres einen Sinn....


    /edit: Ja wie nun, cuique oder quicue? Nacheditieren, tz.. ;) :D

    "Ja", sagte Valeria schlicht.
    "Wir lieben uns. Und du hast recht, es stößt nicht gerade auf Akzeptanz, was durchaus verständlich ist. Maximian ist Meridius' Sohn. Er ist der nächste Pater Familias, der Sohn eines Senators. Ich weiß das alles, und doch..."


    Valeria verstummte und sah betreten zu Boden. Sie kannte Romanus kaum. Er war nicht einmal ihr wirklicher Bruder - und doch... sie fühlte sich ebenso zu ihm hingezogen und vertraut mit ihm, als wenn er ihr wirklicher Bruder war. Von ihm ging ein Verständnis und eine Wärme aus, die sich gänzlich von der Maximians entschied, aber deswegen nicht minder stark war. Valeria sah Romanus nun wieder an und seufzte.


    "Es...es wäre vielleicht alles nicht so schlimm, wenn ich nicht schwanger geworden wäre", sagte sie traurig.

    Valeria sah ihren "kleinen Bruder" an und seufzte. Sie musste sich beherrschen, damit sie nicht eine traurige, enttäuschte Miene aufsetzte - oder gar wütend war wegen Maximian. Sie sah auf ihre schmale Hand hinab, die in der Romanus' lag und seufzte tief.


    "Danke, kleiner Bruder", sagte sie dankbar lächelnd. Doch sie wusste, dass sie es nicht tun konnte. Alles, bis auf eines zumindet. Und dass Maximian für sie mehr war als ein Cousin, hatte Romanus ja schon gesehen, damals im Hortus. Valeria mochte die Idee, einen kleinen Bruder zu haben, sehr.


    "Weißt du....." begann sie zögerlich.
    "Maximian...er bedeutet mir viel. Zu viel, wenn es nach den anderen geht."


    Valeria hob den Blick und sah Romanus nun an.


    "Du hast uns gesehen, damals im Hortus, nicht wahr?"

    "Ja, ich weiß es schon", sagte Valeria, leicht lächelnd.
    Romanus war nun Meridius' Sohn. Valeria würde aus ganz bestimmten Gründen allerdings nie seine Tochter werden. Sie ließ Romanus los und setzte sich in einen Korbstuhl. Sanft klopfte sie auf den Sessel, der daneben stand. Sie war seine letzte Blutsverwandte ersten Grades - aus seiner Sicht. Sie würde ihm dieses Bild nicht zerstören.


    "Hat Meridius dir schon gesagt, dass er dich adoptiert hat? Er war ja schnell wieder weg.... Hmm....Romanus? Ich bin immer für dich da, weißt du? Und ich finde es auch nicht schlimm, wenn mein kleiner Bruder weint. Es ist eine schlimme Sache. Du kannst immer mit mir reden, ja? Ich werde niemandem etwas erzählen, wenn du es nicht möchtest."


    Oh ja, im Geheimnisbewahren war sie inzwischen wirklich erstklassig, dachte sie mit einer Mischung aus Sarkasmus und Trauer.

    "Nicht ganz, die einhundert Sesterzen müsstest du noch auf das Konto der Schola überweisen. Aber dann hast du Recht, das ist alles. Ich bin mir sicher, dass dir die Cursi leicht fallen werden."


    Sie lächelte und nickte auf seine Frage hin.


    "Ja, es geht mir gut. Mir ist nicht mehr so häufig übel, und wenn mir schlecht wird, nehme ich etwas von dem Pulver und es ist gleich viel besser."

    Valeria schmunzelte bei seinen Worten den Urlaub betreffend. Vielleicht waren es Maximian und Romanus, die Apollionus so alt aussehen ließen, überlegte sie... :D


    "Nun ja, die Abgabefrist für die Prüfung ist der ANTE DIEM XIX KAL IAN DCCCLVI A.U.C. (14.12.2005/102 n.Chr.), du kannst also gern noch teilnehmen."


    Valeria kramte nach einem Pergament.


    "Du müsstest dich nur dieses Anmeldeformular eintragen. Da du kein römischer Bürger bist, kostet dich die Teilnahme an dem Cursus Res Vulgares 100 Sesterzen. Also möchtest du Magister der Medizin werden, habe ich Recht?"