Beiträge von Decima Valeria

    Etwas an seinen Worten ließen sie seltsam endgültig erscheinen. Valeria nickte nicht einmal, denn sie hörte heraus, dass er keinen Einspruch dulden lassen würde. Sie seufzte leise. Wenn er auch noch Gallus fragte und der eins und eins zusammenzog... Sie schluckte schwer.
    Sie klammerte sich an Maximian und ließ es zu, dass er sie sanft hoch hob und zu seinem Lager trug. Sachte bettete er sie und holte sogar noch eine Decke, was Valeria genug zeit verschaffte, um sich rasch die Tränen abzuwischen und ein aufgesetztes, dankbares Lächeln zu lächeln. Dabei wusste etwas in ihr mit unumstößlicher Sicherheit, dass sie nicht krank war. Sie wollte es nur nicht wahrhaben und schob es wie ihr Geliebter auf einen Infekt. Sie hatte sogar eigentlich Angst davor, zu einem Medicus zu gehen. Oder eher vor dem, was er feststellte. Trotzdem nickte sie tapfer, als Maximian ihr nun die neuen Tränen wegstrich. Sie griff nach seiner Hand und verflocht ihre Finger mit seinen, seinen Blick mit ihrem gefesselt. Sie glaubte, bis auf den Grund seiner Seele sehen zu können, doch alles was sie sah, waren wunderbare, meerblaue Augen, die sie seufzen machten. Etwas war zwischen ihnen. Und dieses Etwas würde da sein, bis einer der beiden ging und den anderen zweifellos im Stich ließ. Sei es Valeria nach Rom oder Maximian zur Legion. Und sollte sie wirklich schwanger sein, so ließ er nicht nur sie, sondern auch ihr ungeborenes Kind im Stich.


    "Warum nur kannst du nicht Händler werden oder in die Verwaltung gehen. Warum muss es ausgerechnet die Legion sein", flüsterte sie leise.

    Sie weinte heiße, stille Tränen. Sie wollte nicht allein sein, nein. Sie wollte nicht hier sein, in der Familia und bei denen, die stets freundlich taten es aber nicht immer waren. Sie dachte da an Severa. Eigentlich wollte sie sich an Maximian ketten. Sie wollte ihm sagen, dass sie nicht seine Cousine war, dass sie vielleicht schwanger war und dass sie nicht wollte, dass er ging. Aber da war ein monströser Kloß in ihrem Hals, der das alles verhinderte. Zum Glück, möchte man sagen. Außerdem, was hätte es denn gebracht, wenn sie ihm das alles offenbart hätte? Er würde trotzdem gehen und sie allein zurücklassen. Und er würde erst zurückkommen, wenn sie bereits als und grau war. Zumindest in ihrer Vorstellung. Was, wenn er eine andere kennenlernte? Wenn er ihr untreu wurde, wenn er sie nicht mehr liebte, sie gar vergaß?
    Valeria verschloss die Augen davor und konzentrierte sich auf ihren zitternden Atem.


    "Ein paar Tage", meinte sie ausweichend.
    Es tat gut, von ihm umarmt zu werden und seine Küsse auf ihrem hals zu spüren. In seiner Umarmung drehte sie sich um und schmiegte sich mit geschlossenen Augen an ihn. Sie wollte das alles nicht hören. Sie würde allein sein. Sie würde es. Nur Maximian war zu gutgläubig, um es zu sehen. Leise weinte sie ihren Kummer in sich hinein, gelgentlich aufschluchzend, sonst aber ganz ruhig und das Gesicht in Maximians Armbeuge verborgen.

    "Schlecht", murmelte Valeria nur und im nächsten Moment sah sie Maximians Waschschüssel, zu der sie hinhechtete und sich keuchend darin erbrach. Wenigstens hatte sie es diesmal zu einem Behältnis geschafft. Es kam außer etwas Schaum auch nur Magensaft heraus, denn Valeria hatte schließlich nix gegessen. Seufzend und zittrig wischte sie sich den Mund und schenkte sich etwas Wasser aus einer bereitstehenden Karaffe ein und spülte den schlechten Geschmack fort. Dann erst wandte sie sich um und sah Maximian an.


    "Es ist nichts. Schon wieder besser, wirklich. Aber ich sollte wohl doch besser einen Medicus aufsuchen. Wer ist der Medicus der Familia hier in Tarraco?" sagte sie matt.
    Das vorherige Gesprächsthema schien vergessen. Schien. Weil valeria genau wusste, dass Maximian aus freien Stücken ging. Und das regte sie in diesem Moment schon wieder so auf, dass sie ärgerlich fauchte.


    "Lass mich ruhig allen. Ehre ist wichtiger als Liebe, nicht wahr? Ihr Kerle seid alle gleich!"


    Sie drehte sich rum und trank das Wasser aus. Dann machte sie ein bestürztes Gesicht.


    "Verzeih", murmelte sie sehr leise.

    "Aber wenn du nach Germanien gehst..."
    Sie verstummte und biss sich auf die Zunge. Sie schluckte und musste sich ziemlich zusammenreißen, damit sie nicht anfing zu weinen. Valeria machte ein glucksendes Geräusch und drängte sich in Maximians Arme, legte den Kopf an seine Brust und drückte sich schutzsuchend an ihn.


    "Geh nicht", flüsterte sie, obwohl sie ganz genau wusste, dass er es doch tun würde. Dass er sie allein lassen würde.
    Plötzlich war da wieder diese Übelkeit. Valeria schreckte hoch und griff zum Magen. Ihre Augen suchten schon nach einem Behältnis, sie spürte, wie sich bittere Galle unter ihrer Zunge sammelte.....

    Valeria war nun wirklich wütend. So wie Severa sich mit ihr unterhielt... Maximians Mutter hin oder her, jetzt war die Decima endgültig sauer.


    "Ich habe nicht vor, dich in mein Intimleben mit deinem Sohn einzubeziehen. Du bist zwar seine Mutter, aber das heißt nicht, dass ich dich Rechenschaft über unser Liebesleben schuldig wäre", entgegnete sie hitzig und mit einer untermauernden Geste.


    "Ich bin zu dir gekommen, weil ich mir Hilfe erhofft hatte, Severa. Aber das, worauf ich stoße, ist Schuldzuweisung und kein Verständnis. Ich dachte, du freust dich, wenn ich überhaupt das Gespräch mit dir suche. Und es hat micht nicht gerade wenig Überwindung gekostet, dich statt einer Sklavin aufzusuchen. Naja, was ich in Zukunft tun werde, weiß ich jetzt."


    Valeria atmete heftig und hatte sich richtig in Rage geredet. Doch ehe Severa auch nur antworten konnte, setzte sie hinterher:


    "Entschuldige meinen Ton, aber es gibt hier grundliegenden Dinge, die du nicht verstehst oder nicht verstehen willst."


    Und damt fuhr sie auf dem Absatz herum und verließ das Zimmer.



    Sim-Off:

    :D Nicht böse sein. ;)

    "Du wirst... Maximian, nein! Wie kannst du von mir verlangen, nicht zu gehen, wenn du es dann tust? Ich muss, ich habe es der Pontifex versprochen! Und es war deine Idee, mich dem CD zu widmen. Ich will das alles tun, aber bitte, geh nicht weg von mir", flüsterte sie schnell und verzweifelt, ehe sie ihm mehrere kleine Küsschen aufdrückte und ihn bittend ansah.
    "Und was meinst du überhaupt damit, dass du dann eh nicht mehr hier sein willst und ich dann nach Rom gehen kann? Maximian, was soll das heißen? Dass es....vorbei ist? In ein paar Wochen? Das kann doch nicht dein Ernst sein...."

    Valeria machte eine Grimasse und nickte dann.
    "Willsu heute hier bleim? Sssisss sischa ssuu gefeeeeeeeehrlisch sssso heimsssuu gehn. Nüühla kann dir wass herrichn", bot Valeria an, nachdem sie ihren Wein kritisch beäugt und schließlich weggestellt hatte.

    Valeria kicherte und zeigte belustigt auf den dunklen Fleck auf Helenas Tunika.
    "Pipi", kreischte sie ausgelassen und nahm gleich noch mal einen tiefen Schluck Wein hinterher. Plötzlich wurde sie ernst und ihr Gesicht nahm einen betroffenen Ausdruck an. Mit ihren roten Wangen wirkte sie wie ein Weihnachtswichtel, wie sie so dasaß und dachte.


    "Wennsch nu doch sch..schwanger binnnn? Sisss nüsch gut."

    Und mit genau der begann Valeria nun ihre Aufzählung.
    "Nyla, Livianus, deine Eltern, mein Bruder, Alessa und Helena. Das sind sieben. Und das sind auch nur die, von denen ich es weiß. Wenn uns jemand gesehen hat....."
    Sie seufzte und sah Maximian zärtlich-besorgt an. Sie ließ ihre Hand in der seinen, fuhr sanft mit dem Daumen über den Handrücken.
    "Ach Maximian, sag soetwas nicht. Ich wünschte, ich..." könnte dir die Wahrheit sagen, wollte sie zuerst sagen. Doch dann besann sie sich.
    "...ich wünschte, ich wäre nicht mit dir verwandt! Ich möchte mit dir zusammen bleiben. Ich will nicht getrennt von dir sein, will nicht deine Cousine sein. Ich will dich nicht nur sehen dürfen, ich möchte dich berühren, dich spüren.... Ich möchte...."
    Und da beugte sie sich vor und verschloss Maximians Lippen mit den ihren, um ihre Worte zu besiegeln.

    Valeria lachte scheppernd und schnappte sich die Weinkaraffe, um Helena und sich noch einmal nachzuschenken. Leider traf sie dabei nicht ganz und so ergoss sich etwas Wein auf dem kleinen Tischchen, dass zwischen den beiden stand. Sie kicherte albern und zuckte übertrieben mit den Schultern.


    "F....fürieee Gödda", johlte sie lachend und drückte Helena dann ihren Becher wieder in die Hand. Valeria fand, dass Helena urkomisch aussah, mit dem Wasserkrug in einer Hand und dem bis zum Rand gefüllten Weinbecher in der anderen.


    "Aaaahahahahaaaa, wass siessu albern aussss........."

    Valeria runzelte die Stirn. Mist. Nun musste sie doch den Grund nennen. Aber wenn sie es geschickt anstellte, vermutete Maximian sicherlich nichts. Und sie hatte ja dank Meridius gelernt, was es bedeutete, zu lügen...


    "Ach, es war nichts. Ich wollte sie nur fragen, ob sie mir einen Medicus empfehlen kann. Mir geht es nicht besonders gut, weißt du... Naja, und sie hat mich direkt darauf angesprochen. Sie hat gefragt, ob wir noch immer das Lager teilen. Ich sah keinen Grund, sie zu belügen. Wenn sie fragt, wird es ihr jemand erzählt haben. Ich tippe auf Meridius. Aber das ist nun auch egal. Sie weiß es. Und ehrlich gesagt, frage ich mich langsam, wer es noch nicht weiß und ob es sich überhaupt noch lohnt, es verbergen zu wollen."


    Sie sah Maximian ernst an und hob die Hand, um ihm über das Stoppelige Kinn zu fahren.


    "Es ist nicht richtig und trotzdem ist es so. Ich schäme mich nicht, aber langsam beginnt alles, mich.....zu erdrücken, weißt du."

    Valeria kicherte albern und leerte ihren Becher.
    "Jaaah...der müsse ungefähr sooooo guggn....." begann sie langsam zu lallen und schnitt eine schielende Grimasse mit ausgestreckter Zunge, die seeeeeehr entfernt an einen Ochsen erinnerte, der soeben kastriert wurde. Es könnte aber auch Meridius darstellen, der sich furchtbar über etwas aufregte. Mit viel Fantasie, verstand sich.

    "Weil ich möchte, dass du weißt, dass sie es weiß und dass wir miteinander geredet haben. Um genau zu sein, hat sie mir klipp und klar gesagt, dass sie es nicht gut findet. Nichts Neues. Aber ich habe so das Gefühl, dass es noch etwas zu bedeuten haben könnte, irgendwann. Maximian, ich fühle mich in der Familia immer unwohler. Ich... Ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht wirklich das beste ist, wenn...."


    Sie schluckte schwer. Was redete sie denn da? Hatte sie vollkommen den Verstand verloren? Valeria sah aus dem Fenster.
    "Verzeih, dass ich dich damit überfalle. Ich habe sonst niemanden, mit dem ich darüber reden könnte."

    "Ehrlich gesagt hätte ich auch keine Lust, Meridius' ungläubiges Gesicht direkt vor mir zu sehen", murmelte Valeria geistesabwesend.
    "Ja....das könnte an sich schon mal eine gute Idee sein....aber nicht mehr heute. Mit dem vielen Wein..."
    Sie grinste beschwippst.

    Valeria ließ ihn ersteinmal vollkommen wach werden, ehe sie überhaupt anfing, es richtig zu erzählen.


    "Ich werde Discipula der Fortuna, Helena Matinia wird meine Lehrerin sein und außerdem habe ich mit deiner Mutter geredet. Sie sähe es lieber, wenn ich immer in Rom bliebe und gar nicht mehr zurückkommen würde."


    Dass ihr häufig schlecht war, verschwieg sie ihm erst einmal. Sie würde ihm etwas davon erzählen, wenn ein Medicus sie untersucht hatte. Eher nicht. Valerias Abneigung Severas Einstellung gegenüber kam mehr als deutlich rüber.

    Valeria sah Helena grübelnd an. Meinte sie wirklich....? So abwegig erschien ihr die Idee gar nicht. Sie hmmte und schien in Gedanken versunken.
    "Vielleicht....sollte ich Meridius einen Brief schicken....."

    "Und was habe ich vorzubringen außer....einem Nichts? Wer will mich schon haben? Und offiziell bin ich Praetorianus' Tochter und damit Meridius' Halbnichte, vergiss das nicht."


    Auch Valeria seufzte. So saß sie eine Weile in sich gekehrt im bequemen Korbsessel und dachte nach. Schließlich stand sie auf und goss sich und Helena Wein ein, den sie verdünnte und ihr dann reichte.

    "Abgesehen davon, dass ich ihn nicht erkennen würde, träfen wir uns auf der Straße, habe ich auf Iuppiter geschworen", erinnerte sie Valeria.
    "Ich denke, wir können uns ganz gut mit uns selbst bestechen, was? Wir sind schon zwei....da ist es wirklich gut, dass wir uns gefunden haben", seufzte sie.

    "Oh nein!" entfuhr es Valeria bestürzt.
    Wenn man es recht bedachte, war es noch schlimmer als bei ihr und Maximian. Untersuchte man es jedoch genauer, so war es nur ärgerlich, dass Helena sich hatte adoptieren lassen.
    "Und...und gibt es da gar keien Möglichkeit, wieder herauszukommen?"