Beiträge von Decima Valeria

    Valeria seufzte und sah lächelnd vor sich hin.


    "Ich hoffe doch. Es wäre nicht gerade gut, wenn du dir auch noch den anderen Arm brechen würdest....sofern der überhaupt gebrochen ist. Vielleicht hast du Glück und es ist nichts ernstes", meinte sie, während ihre Hand die seine umschloss, die die Zügel hielten.


    So fuhren sie eine ganze Weile stumm dahin, ließen sich die Sonne auf den Pelz und das Gemüt scheinen, und zumindest Valeria grübelte nach, wie man sie wohl empfangen würde. Sicher würde Maximian größere Aufmerksamkeit gebühren als sie, die sie ja praktisch noch eine Fremde war.


    "Schon seltsam...ob es das Wetter war, das uns zusammengebracht hat?" sinnierte Valeria im strahlenden Sonnenschein.

    Valeria hatte sich noch einmal überschwenglich bedankt und Mummia hatte ihr mit einem Kopfnicken in Maximians Richtung und der berühmten, tadelnden Zeigefingergeste noch einmal zu verstehen gegeben, dass sie nichts anstellen sollten. Valeria hatte allerdings nur gelächelt. Es war ohnehin schon zu spät und ihr Herz war spätestens seit dem vergangenen Tag nicht mehr in ihrem Besitz. Es gehörte nun Maximian.


    Ihre eigenen Pferde waren hinten an den Karren gebunden worden. Einer der Sklaven würde später genauso verfahren und den Wagen zurückbringen. Nun aber ruckelte und zuckelte es ersteinmal ziemlich heftig, während Maximian mit nur einer Hand die Zügel des Mulis hielt, der den Karren zog. Kaum waren sie außer Sichtweite des Hofs, lehnte Valeria sich an ihren Liebsten und legte ihre Hand auf seine, die die Zügel hielt.


    "Nicht so schnell, ich möchte gern noch so viel mehr Zeit mit dir verbringen, ehe wir in der Casa ankommen", bat sie ihn leise und küsste ihn dann auf die Wange.

    Diese Frage ließ sich eigentlich einfach beantworten, wenn man genauer darüber nachdachte - und vor allem hinhörte. Denn Mummias Stimme war eigentlich im ganzen Haus und selbst durch den Eingang hindurch noch zu vernehmen, wie sie Valeria von allerlei Dingen und eigentlich nichts erzählte. Glücklicherweise hatte sie nicht noch einmal versucht, der jungen Frau ins Gewissen zu reden (was gewiss sowieso nichts genützt hätte). Nein, sie beließ es dabei, ihr allerlei Rezepte und Hausmittelchen einzutrichtern, die die arme Valeria sich auf die Schnelle und ohne ein Pergament sich eh nicht würde merken können.


    Valeria stand nun also drin in der Küche, nickte hilflos und hörte Mummia einfach nur zu, während sie unbemerkt immer weiter Richtung Tür rutschte und Mummia ihr wie von selbst folgte. Schließlich standen sie im Flur und Mummias Worte prasselten noch immer auf sie hinab. Glücklicherweise kam Aurelius in diesem Moment herein, um Valeria zu holen und zu verkünden, dass er fertig sei. Valeria nickte dankbar (auch, weil sie damit nun endlich Mummia entkommen konnte, die ein furchtbar enttäuschtes Gesicht machte) und entschwand dann erst einmal nach draußen, wo Maximian neben der kleinen Kutsche stand, die nebenbeibemerkt so aussah, als stamme sie noch aus der Zeit vor Aurelius' Geburt.


    Valeria ging auf ihn zu und hätte ihn am liebsten umarmt oder nach seiner Hand gegriffen, doch Aurelius und Mummia kamen in diesem Moment nach draußen und wollten die beiden verabschieden.

    Valeria runzelte die Stirn. Er schien sich noch mehr Gedanken zu machen als sie. So sah es zumindest aus. Sie drückte seine Hand und lächelte aufmunternd zu seinen Worten.


    "Ich werde auf dich warten, Liebster. Immer", sagte Valeria, die von seinen Worten vollkommen ergriffen war und sich kaum mehr rühren konnte, so sehr pochte ihr Herz gegen den Brustkorb. Eine Weile saß sie noch so da, sah ihn an. Dann senkte sie den Blick und sah zur Tür hinüber.


    "Es hilft nichts, ich möchte nicht undankbar sein, was die Gastfreundschaft der beiden angeht", sagte sie seufzend und stand auf. Seine Hand entglitt der ihren, wie sie so neben dem Bett stand und lächelnd auf ihn hinunter sah.


    "Ruh dich noch etwas aus", meinte sie, als sie ihm flüchtig über den Kopf strich.
    "Der Heimweg wird kein Zuckerschlecken."


    Und dann pflanzte sie ihm noch einen Kuss auf die Stirn und verließ hastig den Raum, um Mummia bei der Bereitung des Frühstücks zu helfen.

    Auch Valeria fand es schade, dass Mummia sie schon so früh wieder trennen wollte. Andererseits konnte sie sie aber verstehen. Mummia mochte eine redselige Frau sein, doch sie schien auch sehr vernünftig zu sein und eine gute Auffassungsgabe zu haben. Vermutlich wollte sie schlimmeres als nur ein harmloses Im-Bett-nebeneinander-liegen vermeiden.


    Maximian schien nicht aufstehen zu wollen. Valeria sah noch einmal zur Tür und dann zurück zu Maximian, als dieser ihr die Frage stellte. Sie dachte eine Weile nach, kam aber zu keinem Ergebnis.


    "Mummia hat mich aus dem Konzept gebracht", gestand sie.
    "Das hast in den letzten Tagen nur du geschafft. Ich weiß nicht mehr, was ich eben sagen wollte."


    Die junge Decima seufzte stirnrunzelnd und setzte sich dann auf. Beinahe gewaltsam musste sie sich innerlich von Maximian losreißen. Aber schließlich konnten sie die Gastfreundschaft des alten Ehepaares nicht missbrauchen. Valeria würde aufstehen und helfen.


    "Wenn wir wieder in der Casa sind...." begann sie schweren Herzens und mit dem Rücken zu Maximians Gesicht. Dann wandte sie sich um.
    "Wir müssen vorsichtig sein. Sie werden sich Sorgen gemacht haben und uns allerlei Fragen stellen."

    Valeria schmunzelte leicht verlegen, als Maximian sie ständig ansah. Sie hatte das Gefühl, er würde sich selbst mit dem Zwinkern beeilen, nur um wieder in ihre Augen tauchen zu können. Ihr Herz pochte unwillkürlich schneller. Vergessen waren die Gedanken an alle Steine, die sich ihnen in den Weg legten und noch legen würden. Was zählte war, dass sie in seinen Armen lag und es noch weiterhin konnte.


    Mit geschlossenen Augen ließ sie seine kleine Massage über sich ergehen und antwortete ihm ebenso leise.


    "Ja, ich hab gut geschlafen....wenn ich auch neben einem Eber genächtigt haben muss, den Geräuschen nach zu urteilen..." sagte sie und öffnete während des zweiten Teils des Satzes ein Auge. Sie konnte ein Grinsen kaum unterdrücken.


    Valeria küsste ihn auf die Nasenspitze und runzelte dann die Stirn.


    "Seit dem ersten Kuss von dir fühle ich mich, als könnte ich heim nach Tarraco fliegen. Die arme Alfidia...sie müsste allein laufen. Aber wo wir gerade dabei sind..." begann sie, doch dann....


    'Hee, Kinder, wollt ihr nicht langsam aufstehen? Es gibt bald Frühstück und ich brauche eine helfende Hand!' quäkte es von außen durch die Tür, begleitet von einem lautstarken Klopfen. Mummia. Wenigstens besaß sie den Anstand, diesmal nicht herein zu kommen.


    Valeria grinste nur und seufzte dann bedauernd.

    Valeria kicherte noch immer, als er ihr die Strähne entrang und sie dann zu sich zog. Eine Weile lagen sie einfach nur nebeneinander und genossen die Nähe des jeweils anderen. Valeria seufzte glücklich. Als sie dann irgendwann wieder zu Maximian lugte und diesen scheinbar wieder schlafend vorfand, musste sie wieder grinsen. Ihre Hand war schon wieder auf dem Weg zu einer Haarsträhne, um ihr Tun fortzusetzen, da verzog sich sein Mund zu einem Lächeln und er linste sie wie ein alter Halunke aus einem Auge an. Er drehte den Kopf und öffnete auch das zweite Auge, ehe er sie mit Worten begrüßte, die ihr Herz zum ersten Mal an diesem Tage zum Hüpfen brachten. Sie lächelte nun auch verliebt und sah, wie seine Augen über ihr Gesicht und ihr Haar wanderten. Valeria legte den Kopf schräg, um Maximian zu küssen; just in dem Moment, als auch er den Kopf hob. Doch Valeria war schneller; und so sank er wieder in die Kissen zurück und musste sich einfach nur von ihr küssen lassen, ohne, dass er etwas dazutun musste.


    Zuerst berührten ihre Lippen die seinen nur flüchtig, dann ließ sie ihre Zungenspitze darüberwandern und schließlich küsste sie ihn zärtlich. Nach einer Ewigkeit, wie es schien, löste sie sich von ihm und strich sanft mit einer Hand über seinen leichten Bart. Er sah irgendwie seltsam aus so, fand sie. Es brachte sie zum Schmunzeln.


    "Ich liebe dich!" sagte sie innbrünstig. Und einen Moment später fügte sie hinzu:
    "Wie geht es dir?"

    Selbst die Sonne vermochte es zuerst nicht, den jungen Mann aufzuwecken. Doch irgendwann hörte sein Schnarchen auf und er versuchte mühsam, die Augen zu öffnen, schloss sie doch sofort wieder, nachdem er einen verschlafenen Blick in das helle Sonnenlicht geworfen hatte.


    Valeria grinste. Maximian schien ein kleiner Morgenmuffel zu sein. Sie drehte sich auf die Seite und stützte ihren Kopf mit einem Arm ab, während sie weiterhin auf den Mann neben ihr hinab sah. Dann nahm eine Strähne ihres Haares zwischen Daumen und Zeigefinger und begann, Maximian an der Nase damit zu kitzeln. Sie selbst kicherte leise dabei und beobachtete seine Reaktion darauf.


    "Guten Morgen, Schlafmütze..." lachte sie.

    Von seinen Worten bekam sie freilich nichts mehr mit, denn sie schlief schon tief und fest. Und überhauot, wenn Maximian auch in dieser Nacht erwachte, so wachte Valeria selbst diesmal nicht auf. Entweder, er war besonders behutsam, oder aber, er wachte schlicht nicht auf.


    Am Morgen wurde sie vom Gesang der Vögel und den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die ihre Fühler nach dem Bett ausstreckten, in dem sie neben Maximian lag. Er schien noch zu schlafen, denn sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und hin und wieder war ein kleiner Grunzer zu hören. Valeria lächelte amüsiert. Soso, Maximian begann also schon in seinen jungen Jahren mit dem Schnarchen. Da fiel ihr ein...sie wusste nicht einmal, wie alt er war. Sie würde ihn später danach fragen.


    Nun aber wollte sie ihn nicht wecken. Und so blieb sie selbst dort liegen, wo sie war, und sah ihn einfach nur an. Wie er dalag und atmete, wie hin und wieder ein Mundwinkel im Schlaf zuckte - und wie seine Nasenflügel erbebten, wenn er wieder einen seiner leisen Schnarcher zum Besten gab. Noch lag sein Gesicht im Schatten, doch schon bald würde die Sonne es in flüssiges Gold tauchen. Im Haus konnte sie Mummia leise über irgendetwas schimpfen hören, was draußen scheinbar nicht ganz in Ordnung war. Auch Aurelius' scharrende Antwort konnte sie vernehmen, aber nicht, um was es in dem Gespräch ging.

    Valeria blinzelte und lächelte ihn müde an.


    "Gut", murmelte sie und schmunzelte leicht.
    "Dann werde ich mich jetzt ausziehen und einschlafen. Und Morgen früh erzähle ich dir dann, was für einen wunderschönen Traum ich von dir hatte..."


    Sie lächelte glücklich und zufrieden. Zum Ausziehen kam sie nicht mehr, denn ihre Hand sank langsam von seinem Gesicht zurück und ihre Atemzüge wurden nun recht schnell gleichmäßiger und ruhiger. Einmal noch hob sie die Lider und blickte ihn verträumt an.


    "Ach weißt du...wenn du morgen alles vergessen hast, so werde ich genauso handeln wie heute...es scheint richtig gewesen zu sein....ich fühle mich wie...ich weiß nicht....ich kann es nicht vergleichen....als ginge ich auf einer Wolke spazieren? .....ja, so muss es wohl sein...."


    Valerias Stimme wurde immer leiser. Schließlich verstummte sie gänzlich.
    Sie war eingeschlafen.

    Ein leises Kichern erfüllte den Raum, als Maximian an ihrem Kinn knabberte. Valeria grinste und tat so, als versuche sie ihn spielerisch wegzuschieben. Schmunzelnd sah sie zu ihm hinauf. Draufen war es nun wieder dunkel, so dunkel wie es gestern am Abend auch gewesen war, als sie Maximian hereinbrachten. Und auch, wenn Valeria es nicht wollte, so wurde sie langsam müde.


    Verhalten gähnte sie und sah Maximian dann an, als sei es ihr peinlich gewesen. So gern würde sie seine Haut an der ihren spüren, wenn sie nebeneinander einschlafen würden und er sich am Morgen danach auch an die vergangene Nacht würde erinnern können...
    Das brachte sie auf einen nicht so schönen Gedanken.


    "Max...was ist, wenn du dich morgen nicht an den heutigen Tag erinnern kannst?" fragte Valeria und sah ihn nun ernster an. Ihre Finger fuhren die Konturen seines Gesichts nach und malten zarte Kreise und Muster auf seine weiche Haut.

    "Ich weiß..." hauchte sie ihm entgegen. Dann senkte er seinen Kopf herab, bedeckte ihr Gesicht mit kleinen Küssen und fand schließlich ihre Lippen, die er zärtlich küsste und liebkoste. Valeria schlang derweil die Arme um seinen Hals, denn er blickte schließlich auf sie herunter. Und so konnte sie dies bewerkstelligen, ohne ihm damit weh zu tun.


    Es war ein inniger Kuss, der lange andauerte und beide glücklich machte. Sie gehörten zusammen. Zumindest Valeria wusste dies nun unumstößlich. Und doch waren da Zweifel. Was war mit der anderen? Was, wenn jemand es herausfand? Würde ihre Liebe bestehen? Doch mit jedem Kuss, jeder Berührung Maximians dachte sie weniger darüber nach und gab sich ihm ein Stückchen mehr hin. Valerias Körper war von einer feinen Gänsehaut überzogen. Nichts hätte sie sich in diesem Moment sehnlicher gewünscht, als Maximian so nahe zu sein wie noch keinem anderen Mann zuvor. Aber sie verstand, dass es ihn schmerzte.


    Valeria verflocht ihre Hand mit der seinen und sah ihm tief in die Augen. In ihnen standen ein Verlangen und eine Liebe, das ihren Gefühlen in nichts nachstand. Lange Zeit sah sie ihn einfach so an, leicht lächelnd und ihr Gesicht von blondem Haar wie flüssigem Gold umspielt. Dann schloss sie zufrieden die Augen.


    "Bleib immer bei mir..."

    Sie seufzte. So hatte sie das noch gar nicht gesehen. Aber hatten nicht die Götter das Schicksal eines jeden Einzelnen schon im Voraus festgelegt? War es nicht so, dass sie hier neben ihm lag, weil die Götter es so wollten?


    Und dann küsste er sie, drückte seine Lippen liebevoll auf die ihren. Valeria erwiderte seinen Kuss, lächelte ihn an, als sie wieder auseinander gingen. Sie sah in seine Augen, in das unendlich weite, tiefblaue Meer, das sie in sich bargen.


    "Es ist nicht rechtens und doch...kann ich mir nicht vorstellen, dass ein andere Mann die gleichen Gefühle in mir hervorrufen kann wie du..."


    Wieder küsste sie ihn sanft, wieder huschten ihre Hände über die stoppeligen Wangen Maximians, liebkosend, zärtlich und ihn auf eine besondere Weise wissen lassend, dass sie diese Worte durchaus ernst meinte. Liebste....ihr Herz frohlockte bei dem Wort, das nun zum ersten Mal bewusst über seine Lippen kam und ihr schmeichelte. Ihre Augen bekamen einen wunderbaren, strahlenden Glanz. Valeria schloss die Augen und bewegte den Kopf zu seinem hin, sodass ihre Nasen nebeneinander lagen. Sie atmete seinen Duft ein, wollte am liebsten ganz nah bei ihm sein, doch wusste sie, dass es nicht ging....noch nicht...


    "Und doch sehne ich mich nach dir..." flüsterte sie an seiner Wange vorbei direkt in sein Ohr. Eine plötzliche Gänsehaut überzog ihren Körper. Doch ihr war nicht kalt. Es war eine Gänsehaut, die sie noch niemals zuvor verspürt hatte. Maximian hatte sie ausgelöst, mit seiner puren Anwesenheit.

    Valerias Gedanken gingen in die gleiche Richtung wie seine. Es hörte sich so einfach an. Doch es würde schwer werden. Eine unbedachte Geste, ein inniger Blick...und schon standen Maximian und sie in der Mitte der Aufmerksamkeit aller. Dann würde es nicht mehr lange dauern, bis ihre Liebe aufflog.


    Sie kuschelte sich eng an ihren Liebsten und seufzte tief. Das brennende Verlangen hatte wieder nachgelassen; und so genoss sie, es einfach nur hier bei ihrem Liebsten zu liegen und dem mittlerweile schwachen Trommeln des Regens zu lauschen.


    "Wäre ich doch keine Decima", murmelte Valeria in Gedanken. Alles wäre viel einfacher. Maximian konnte ihr den Hof machen und vielleicht würden sie heiraten, Kinder bekommen. Doch so...


    "Mein Herz wird schon jetzt schwer, wenn ich an Rom denke. Du bist dann so unendlich weit entfernt..."


    Valeria seufzte schwermütig und schien noch weiter in Maximian hineinkriechen zu wollen, der ihr sanft über den Arm strich.

    Valeria seufzte leise und wohlig, als Maximian sie beide nun zudeckte und sie schließlich hielt und umarmte. Sie fühlte sich so geborgen in seinen Armen, so wohl und bestens aufgehoben.


    Und nun wandte sie den Kopf, sodass sie ihn ansehen und seine Reaktion erkennen konnte auf ihre nun folgenden Worte.
    "Komm mit mir...."


    Es musste schließlich nicht für lange sein. Aber ging er nicht mit, würden sie auf unbestimmte Zeit getrennt voneinander sein. Und das könnte möglicherweise eine Chance für die Fremde sein.... Valeria schob den Gedanken beiseite, er war dennoch einen Moment auf ihrem Antlitz zu erkennen.


    "Wie wollen wir es verheimlichen, wie können wir uns trotzdem sehen, Maximian?"

    Valeria stockte der Atem. 'Die Einzige' hatte er gesagt. Vergeblich suchte Valeria nach einem Zeichen in seinen Augen, das seine Worte Lügen strafte. Vorhin noch hatte er behauptet, die andere zu lieben...nicht nur sie. Und nun...
    Er machte sie damit glücklich. Sehr glücklich.


    "Gräme dich nicht, Liebster", hauchte Valeria ihm voller Liebe zu, denn sie verstand, was nun ihn ihm vorgehen mochte. Es wäre voller Leidenschaft und Liebe gewesen. Sie hätte ihm ihre Unschuld geschenkt, ihm, einem Mann aus ihrem Geschlecht. Dem Geschlecht der Decima. Und als hätte Maximian es erahnt, was in ihrem Kopf vorging, sprach er nun das Thema an.


    Sie kuschelte sich an ihn schmiegte sich so eng es ging an seinen Körper und antwortete ihm erst eine Zeit danach.


    "Ich weiß...und doch bin ich bereit, es zu verstecken. Wenn niemand von uns erfährt, so wird uns auch niemand bestrafen. Und...ich muss zurück nach Rom, zu meiner Mutter. Wenigstens eine Weile....und auch, wenn es mir nun sehr schwer fallen wird..."

    Sie ließ sich mit ihm auf das Bett sinken, genoss seine Küsse und Liebkosungen, die ihren Körper erzittern ließen und eine heiße Welle der unterschiedlichsten Empfindungen durch ihren Körper rollen. Er hauchte ihren Namen, verlangend, lustvoll. Valeria glaubte, vergehen zu müssen.


    Maximian hielt immer wieder inne in seinem Tun; und Valeria fragte sich, warum er es wohl tat. Dann, rollte er sich von ihr herunter und sah missmutig an die Decke. Es bedurfte nicht einmal seiner Hand, die sie zu ihm ziehen wollte, damit sie sich zu ihm legte. Das machte sie schon von selbst. Sie drehte sich herum legte ihren Kopf auf seine Brust, die sich rascher als zuvor hob und senkte. Valeria sah ihn an, sah, wie er sie mit Blicken entkleidete und ihren Körper überall berührte. Doch seine Hände lagen still. Nun sah er sie wieder an und nannte diesmal den Grund für sein Innehalten.


    Valeria lächelte leicht traurig, hob die Hand und strich ihm übers Haar.


    "Nein... Erhole dich nur. Ich werde auf die warten, Maximian. Immer."


    Die junge Decima seufzte. Es war schade, dass sie nicht jetzt miteinander schlafen konnten, aber andererseits war es womöglich besser so. Mummia und Aurelius waren direkt vor der Tür und außerdem...waren sie noch immer verwandt... Valeria seufzte leise, ließ ihren Kopf auf seiner Brust.


    "Du wirst der erste sein..." flüsterte sie ihm verliebt lächelnd zu.

    So standen sie nun voreinander, neben dem Bett, das so einladend aussah. Valeria senkte den Blick, glitt an Maximians Körper hinab, nur um wieder kehrt zu machen und zu seinem Gesicht zurück zu wandern. Liebevoll sah sie ihn an, ein sehr leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Ein kaum mehr auszuhaltendes Kribbeln hatte von ihr, ihrem Körper, Besitz ergriffen.
    Und Maximian hatte es ausgelöst.


    Fort gewischt waren die Gedanken an Julia, fort gewischt die an Mummias Worte. Was nun zählte, war, dass er und sie zusammen waren und sich liebten. Maximian stand so dich vor ihr... Sie konnte die wenige Luft zwischen ihren Lippen und den seinen vibrieren fühlen.
    Und dann brach er den Bann mit seinen Worten, seinen Lippen, wischte endgültige alle Gedanken fort, die sie noch zurückhielten.


    Valeria sah ihn verträumt an, hob die Hand und strich sacht über seine Wange.


    "Liebster...." flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte...

    Auch Valerias Atem hatte sich beschleunigt. Das, was Maximian in ihr auslöste, hatte sie noch niemals zuvor gespürt. Sie war deswegen auch leicht verwirrt, als das elektrisierende Kribbeln in ihrem Körper stärker wurde, je länger sie sich küssten. Nun saßen sie wieder voreinander. Es war beinahe dunkel. Hatten sie so lange in diesem Raum gesessen? Sich so lange geküsst? Valeria war beinahe erstaunt, wie schnell die Zeit verflogen war.


    Maximians Hand fand sich nun auf ihrer Wange wieder. Er redete von seinem schmerzenden Rücken, während er sie ansah und scheinbar ihren Blick zu deuten versuchte. Valeria seufzte leise und nickte lautlos, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Sie wandte den Kopf und sah zum Bett hinüber, ehe sie ihren Geliebten wieder betrachtete und den Kopf schief legte. Verlegen zog sie die Unterlippe in den Mund und biss darauf herum, ganz so, als überlegte sie, was sie als nächstes anstellte. Dann griff sie nach Maximians Hand, zog sie von ihrer Wange und stand aus der selben, fließenden Bewegung heraus auf. Sie sah zum Bett, dann wieder zu ihm. Und dann zog sie sachte, ganz sachte an seiner Hand, so als sei sie sich nicht sicher, ob es auch wirklich eine gute Idee sei.