Valerias Augen wurden noch größer, als sie davon sprach, die Natter lebendig um den hals zu tragen wie ein Wolfs- oder Kaninchenfell.
"Aber...?" begann sie, dann wurde sie sich des Gesichtsausdruckes Deandras bewusst und atmete innerlich auf. Ein Sack war zwar keine vornehme Lösung, aber schließlich hatte die Patrizierin das Haus sicherlich nicht damit verlassen. Da hätten wohl selbst die alteingesessensten Germanen sich an die Schläfe getippt und 'Die spinnen, die Römer' gemurmelt. 
"Ah. Gut. Wenn du sie dann wie beschrieben um den Hals getragen hast, dürfte das keine Nebenwirkungen gehabt haben. Wie geht es dir denn inzwischen. Du sagtest ja, dass du bald abreisen musst. Du solltest vorher wirklich gesund sein. Bei diesem Wetter ist es keine Freude, über die Alpen nach Italia zu reisen. Deinen Bruder hätte ich gern einmal kennengelernt. Ach, warte, ist er nicht der Duumvir von Mantua? Corvus oder Corvinus oder so ähnlich? Wir stehen in Briefkontakt zueinander, er hat sich ein schriftliches Angebot eingeholt von meinem Mosaikenleger. Es geht scheinbar um irgendein Parkprojekt. Oh weh. Ich merke, wie schnell ich gesund werden muss. Ich hätte noch so viel Arbeit zu erledigen.... Grüße ihn doch bitte ganz lieb von mir."
Valeria hustete kurz und dann passierten sie eine weitere Ecke. Nun schlug ihnen der Duft nach frischem Brot entgegen,nach Räucherspeck und Kräutern. Valeria sah bedeutsam zu Deandra.
"Gehen wir rein?" fragte sie und grinste breit.
"Die Familie ist ein großes Gut da hast du recht", sprach sie dann, während die dicke Köchin die beiden kranken Nasen skeptisch musterte.
"Und natürlich sollte man den Göttern danken, wenn man mit diesem Gut reichlich beschenkt wurde. Ich bin Sacerdos, weißt du. Leider denken nicht viele so wie du, das ist sehr schade."
Valeria schob einen der Stühle zurück und nahm an dem schmalen Küchentisch Platz, an dem sonst nur geschnitten und gewerkerlt wurde oder aber die Sklaven aßen. Ihr schien es nichts auszumachen, dort zu sitzen, und sie seufzte erlleichtert auf, als sie ihr ohnehin schon weniges Gewicht nicht mehr selbst tragen musste, sondern das dem knarzenden Stuhl überlassen konnte.
"Wann willst du denn abreisen? Ich denke, wir können in Kontakt bleiben, meinst du nicht? Ich finde dich nett", sagte Valeria.
Die dicke Köchin stellte zwei Becher mit heißem Wein vor Deandra und Valeria auf den Tisch, sagte aber nichts weiter dazu, obwohl ihre Miene aussagekräftig genug war. Diese zwei Herrschaften sollten im Bett bleiben.