Beiträge von Decima Valeria

    Valeria hatte diesen Caesantus eigentlich fragen wollen, was um aller Welt hier eigentlich vorging, doch erstens hinderte sein kühler, reservierter Blick sie daran und zweitens war sie auch schon von Apollonius an ihm vorbei geschoben, ehe sie überhaupt den Mund aufmachen konnte. So seufzte sie nur, sah den Medicus dankend an und zog den Umhang fester um die Schultern. Erst jetzt merkte sie, wie kühl es doch war.


    Zusammen mit Apollonius folgte sie Quintus und der Sklavin zu dem Zimmer, in dem Valeria genächtigt hatte und dann noch eine Tür weiter, wo der junge Mann die Frau auf das Bett legte und dann scheinbar nicht wusste, was er tun sollte. Valeria und Apollonius standen inzwischen mit im Raum und Valeria sah mitleidig auf das arme Ding hinunter.


    "Was hat er ihr nur angetan", sagte Valeria in die Stille hinein. Sie löste sich von Apollonius, schob Quintus sanft zur Seite und setzte sich auf den Bettrand.
    "Ylwa, richtig?" fragte sie, während ihre Hände schon das Tuch befeuchteten, das neben der Schale lag. Vorsichtig begann sie, zuerst einmal den Schmutz zu entfernen und das Blut, das schon langsam eine Kruste bildete. Sie lächelte der Sklavin aufmunternd zu. Ihr Umhang glitt langsam zu Boden.

    "Ja, da hast du wohl recht", sagte sie und schmunzelte, als sie sich von der Verblüffung erholt hatte, dass sie Apollonius so früh schon wieder sah.
    "Meridius hat mir ein Cubiculum angeboten. Ich denke, ich werde mich ein paar Tage ausruhen und dann nach Colonia reisen."
    Sie räusperte sich.
    "Aber ihr zwei habt sicher so einiges zu besprechen, da wäre es bestimmt besser, wenn ich ginge. Hm....Meridius, wo genau ist denn die Casa?" fragte sie und sah ihn fragend an.

    Valeria verfolgte das alles mit großer Verwirrung, die ihr auch aufs Gesicht geschrieben stand. Scheinbar war dieser Mann ein ganz anderes Kaliber als sein Vater. Sie folgte ihm mit ihren Augen und fragte sich, ob die beiden etwas füreinander empfanden, denn so wie sie sich an ihn schmiegte...
    Fragend sah sie zu Apollonius, setzte sich dann aber in Bewegung und ging hinter dem Patrizier her zurück ins Haus. Allerdings nicht, ohne Serpens vorher einen vernichtenden Blick zuzuwerfen.

    Valeria stand auf und ging an Livianus vorbei zu einem nahem Busch, an dem große, rote Blüten wuchsen. Eine davon knipste sie mit den Fingernägeln ab und betrachtete sie einen Moment. Dann sah sie zu Livianus.
    "Nichts, was die Götter tun, ist Zufall. Sie handeln wohlüberlegt und wissen sehr genau, was sie mit ihrem Tun beeinflussen oder auch zerstören können. Ich hätte auch eine andere Blüte pflücken können, aber ich nahm diese hier, weil sie mir am schönsten von allen erscheint."


    Valeria sah Livianus an und legte den Kopf schief.
    "Weißt du, was ich damit sagen will?" fragte sie sanft.

    Valeria überlegte eine Weile und sah sich im Garten um. Da am Ende des Grüns war eine kleine Laube mit einem Tisch und zwei halbrunden Bänken. Sie deutete auf die Laube.
    "Lass uns da frühstücken, es ist so schön in der Sonne", sagte sie.

    Valeria lachte ihn an. Es war sicherlich nicht verkehrt, wenn er etwas aß. Gut, dass sie da war. Da konnte sie jetzt darauf achten, dass er sich nicht zu sehr hängen ließ.
    "Oh...jah...ein Cubiculum wäre natürlich nicht schlecht. Ich befürchte ohnehin schon, dass die Sklaven die ganzen Kisten mitten ins Atrium gestellt haben..."
    Sie zwinkerte ihm zu.

    Während der Lemuria bleiben die Tempel am
    ANTE DIEM VII ID MAI DCCCLVI A.U.C. (9.5.2006/103 n.Chr.),
    ANTE DIEM V ID MAI DCCCLVI A.U.C. (11.5.2006/103 n.Chr.) und
    ANTE DIEM III ID MAI DCCCLVI A.U.C. (13.5.2006/103 n.Chr.)
    geschlossen.


    Wir bitten die gläubigen Bürger Mogontiacums, dies zu berücksichtigen.


    gezeichnet
    Decima Valeria,
    Sacerdos Iunonis

    "Ja, ich weiß...aber ich weiß auch jetzt schon, dass ich mich sicher kaum aufraffen kann, wenn ich jetzt ein paar Tage faulenze und mich ausruhe."
    Valeria seufzte und sah auf ihren Bauch.
    "Aber du hast sicher recht. Ich werde ein paa Tage hierbleiben und mich ausruhen. Wenn es dir zeitlich passt, können wir die Stadtbesichtigung irgendwann die Tage machen."

    Valeria sah ihn an und schmunzelte. Jetzt hatte er sich quasi taktisch in eine für sich schlechte Position befördert, denn vorhin hatte er der vermeintlichen Sklavin noch gesagt, sie solle das Essen irgendwo abstellen, da er keinen Hunger habe.
    "Hm....aber nur, wenn du auch etwas isst", sagte sie. =)
    Ha, eins zu null!

    Valeria sah Livianus dankbar an.
    "Das ist einer der Gründe, aus denen ich bei dir wohnen möchte", sagte sie herzlich.
    "Neuigkeiten...hm... Also, kurz vor mir ist Meridius' Verlobte nach Germanien aufgebrochen. Maximian und Romanus sind noch in Tarraco. Flaccus ist gestorben, aber soweit ich weiß, hatte Marius den Auftrag, dir das schon auszurichten. Inzwischen bin ich Sacerdos. Leider wurde ich Mogontiacum zugeteilt. Ich muss noch sehen ob ich vielleicht mit einer hier ansässigen Sacerdos tauschen kann, denn ich werde es kaum jeden Tag von Colonia nach Mogontiacum schaffen. Schon gar nicht so kugelrund wie ich bin."
    Sie grinste.

    "Nein, hat er leider nicht. Und ich habe auch vergessen nachzufragen. Leider."
    Sie sah ihn an und seufzte.
    "Naja...jedenfalls hat dieser Möchtegern-Soldat dann seinen Herrn geholt, ein Patrizier. Er bot uns seine Gastfreundschaft an und wir nahmen sie dankend an. Aber...gerade als wir die Villa betreten wollten, kam diese...diese alte Frau auf uns zu und murmelte etwas ehe sie... Livianus, sie zog einen kleinen Vogel hervor und brach ihm das Genick. Sie hat uns verflucht...Ich habe sie leider nicht verstanden. Ich glaub, sie sprach germanisch. Ich war so müde und....es war schrecklich...dann bin ich wieder aufgewacht in einem Cubiculum. Scheinbar war ich ohnmächtig. Ich..."


    Ihr versagte die Stimme, als sie an die drei Frauen im Traum dachte.
    "Ich hatte solche Angst um das Kind... Und dann gaben sie mir etwas zur Beruhigung. Ich bin eingeschlafen. Und als ich am nächszen Morgen aufwachte, peitschte dieser Serpens gerade die junde Sklavin aus. Du kennst mich - ich kann bei sowas nicht einfach zusehen. Also bin ich im Nachtgewand auf den Hof gelaufen und habe ihn zur Rede gestellt. Du hättest mal sehen sollen, wie die Sklaven aussahen! Alle abgemagert und schlimmer als die Hunde von diesem Mistkerl. Sie haben mir so leid getan. Und dann hat er mich beleidigt und...dann war da plötzlich der Sohn dieses Patriziers, Quintus Domitius Superbus. Er hat dem allen ein Ende bereitet."
    Sie zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf.
    "Ich bin so froh, dass ich endlich hier bin."

    Valeria sah Livianus an und freute sich, dass er scheinbar auf andere Gedanken kam.
    "Nein, das war in Gallia. Es waren auch nicht viele, vielleicht sechs oder acht. Ich muss gestehen, dass ich geschlafen habe. Aber Apollonius' Sklaven haben sie in die Flucht geschlagen. Mitgenommen haben sie nichts."


    Sie sann kurz nach.
    "Aber wenn ich ehrlich bin, war dieses Ereignis hinter der Grenze viel schlimmer. Wir haben campiert und plötzlich war da diese Sklavin, die von einem gewissen Lucius Caninius Serpens gehetzt wurde - mit Hunden! Später hat sich herausgestellt, dass sie wohl geflohen war... dieser Serpens hat behauptet, ein Legionär zu sein. Kennst du ihn vielleicht? Naja, jedenfalls hat er uns eingeladen, in der Villa seines Herren zu übernachten. Wir haben also gepackt und sind dorthin gezogen...und...es war schrecklich. Vor der Villa stand ein Kreuz mit einem halb verwesten Menschen dran und..."
    Valeria schluckte, als sie das noch einmal erlebte.

    Valeria ging auf den Wechsel ein und nickte.
    "Ziemlich. Einmal sind wir überfallen worden und ein weiteres Mal hatten wir einen unerwarteten Aufenthalt in der Villa eines Patriziers, der seine Sklaven schlechter als sein Nutzvieh behandelt. Zwischendurch dachte ich, dass ich es nicht schaffen würde... Aber nun bin ich hier. Auch wenn ich das nächste Mal wohl besser mit dem Schiff reise."

    Valeria klopfte Livianus zweimal auf die Schulter und lächelte ihn freundlich an.
    "Ich helfe dir gern, Livianus. Sag mir, wenn du etwas brauchst oder reden möchtest, ja? Ich bin für dich da."
    Sie lächelte ihn an und nahm die Hand von seinem Rücken fort. Einen Moment blickte sie sich um, dann seufzte sie und fragte sich, warum die Götter den armen Kerl so gestraft hatten.

    "Ja. Die Nichte des LAPP", sagte Valeria nun doch und sah diesen Superbus mit gerunzelter Stirn an. Sie registrierte, dass Apollonius ihr den Umhang um die Schultern legte, und warf ihm ein dankbares Lächeln zu, dann wandte sie sich wieder an das Geschehen.


    Scheinbar handelte es sich um den Sohn von Caesantus. Valeria verfolgte den kurzen Disput mit skeptischem Blick. Ylwa? Hieß das Mädchen so? Und warum erschrak Superbus derart? Schließlich wandte sich der Mann an sie und fragte nach dem Geschehen. Valeria erzählte kurz und knapp alles, was sich seit dem gestrigen Abend ereignet hatte und das Mädchen betraf, dann deutete sie auf Serpens.
    "Er erscheint mir nicht unbedingt geeignet, Hauptmann einer Leibgarde zu sein", schloss sie endlich. Erwartungsvoll sah sie den jungen Mann an.

    "Sie ist nicht mehr wert als ein Hund? Was kostet schon ein Hund? Zwanzig Sesterzen? Fünfzig? Was kostet einer deiner Hunde, Serpens?" fragte Valeria - und das aus einem ganz bestimmten Grund, denn clever war sie in diesem Moment in der Tat, denn wenn er nun eine Summe nannte, die deutlich unter dem Wert der Sklavin lag, dann würde Valeria sie einfach kaufen. So einfach war das.


    Doch plötzlich klang Hufgetrappel an ihre Ohren und sie wandte den Kopf. Ein deutlich jüngerer Herr als dieser Caesantus kam auf einem Pferd heran und wieder einmal wurde Valeria gefragt, wer sie denn sei.


    "Decima Valeria", sagte sie knapp und ersparte sich und den anderen diesmal den Verwandtschaftsgrad zu Meridius.
    "Und mit wem habe ich die Ehre?"

    "Ich würde auch von hier fliehen wollen, wenn dies die alltägliche Behandlung ist", entgegnete Valeria ohne mit der Wimper zu zucken. Natürlich wusste sie, dass sie kein Recht hatte, sich einzumischen. Aber sie konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie man die Kleine zu Tode peitschte!
    In der Menge machte sie einige bekannte Gesichter aus, ließ sich davon aber nicht ablenken.


    "Warum, glaubst du, ist diese Sklavin geflohen? Wenn es ihr besser ginge, hätte sie keinen Grund dazu. Sie wird nicht die einzige sein. Sieh dich um - etwas mehr zu essen und eine humanere Behandlung, und all diese Leute werden besser und vor allem gerne für deinen Herren arbeiten. Ich übernehme die volle Verantwortung für dieses Mädchen und will mit deinbem Herren sprechen, sofort. Ich werde nicht eher zur Seite gehen."
    Valeria redete sich da gerade um Kopf und Kragen, das war ihr klar. Aber einfach gehen und so tun, als ginge sie das alles nichts an? Nein, das war nicht Valeria und so würde sie nie sein. Sie fixierte Serpens und führte ein stummes Blickduell mit ihm. Allerdings dachte sie nicht daran, zuerst wegzusehen.