Zwei spanische Reisenden auf dem Weg zum Glück!

  • "Schön austrinken, meine Liebe. Das wird Dir und Deinem Kind gut tun!" sprach Domitia leicht lächelnd. Dabei sah Domitia kurz zu Apollonius, der mit verschränkten Armen und schweigend neben dem Bett stand. Als der Becher leer war, nahm Domitia Valeria das Gefäß wieder ab und stellte ihn zurück. Wieder seufzte Domitia leise und sah nachdenklich auf die geschlossenen Fensterläden. "Ja, sie war eine Germanin! Ihr Name war Edla. Früher war sie ganz anders..." Eine gewisse Trauer war Domitias Gesicht abzulesen. "Sie ist in den letzten Jahren immer verrückter geworden. Ich glaube, sie hat Dich mit der Ehefrau meines Sohnes verwechselt. Sie war letztes Jahr ebenfalls schwanger ehe sie starb!"



    Domitias lächelte erneut, strich Valeria noch mal behutsam über die Wange und stand dann auf. "Aber meine Liebe, zerbrich Dir nicht den Kopf darüber. Seh es als das letzte Zeugnis einer verrückten alten Frau. Vergiß am Besten, was dort geschehen ist. Und jetzt solltest Du etwas schlafen, Dir und Deinem Kind zu liebe! Der Trunk wird Dir dabei helfen." Nachdrücklich waren ihr Worte gesprochen und sie schien auch keinen Widerspruch zu dulden. Sie zog die Decke noch etwas höher über Valeria. Domitia sah zu Apollonius und nickte ihm zu. Apollonius tätschelte noch mal Valerias Hand. "Du solltest wirklich etwas schlafen. Bei Tage sieht alles doch ganz anders aus. Gute Nacht!" Ehe Valeria protestieren konnte, nahm Domitia den Medicus am Arm und dirigierte ihn nach draußen. An der Tür lächelte sie Valeria noch mal an. "Gute Nacht, meine Liebe!" Dann schlos sie die Tür.


    Neben Valeria brannte noch eine einsame Öllampe. Draußen war es vollkommen ruhig und die Dunkelheit hielt weiter viel von dem Zimmer verborgen. Dann waren im Nebenraum leise Stimmen zu hören. Die von Apolllonius und Domitia. Aber nur Wortfetzen drangen herüber. Seid wann...bewegt sich nicht...etwas länger...beobachten...Wehen...Wer die Wortfetzen aussprach, war kaum zu unterscheiden. Dann verstummten die Stimmen auch und es wurde wieder still.

  • Valeria hielt die Luft an und würgte irgendwie das Zeug herunter. Wenigstens schmeckte es nicht allzu schlimm, wenn sich der Geschmack ersteinmal im Mund augebreitet hatte. Schließlich reichte sie Domitia den Becher und seufzte erleichtert. Die Erzählung Domitias ließ sie abermals eine Gänsehaut bekommen, aber sie sagte nichts weiter dazu. Stattdessen fragte sie sich, ob die Hausherrin ebenfalls aufgrund dieses komischen Rituals mit dem Vogel gestorben war.


    Kaum noch vernahm sie die Worte, die Domitia und auch Apollonius sprachen, denn eine bleierne Schwere breitete sich in ihrem Körper aus und machten ihr das Einschlafen leicht. Die beiden verließen den Raum und, noch ehe sie einschlief, vernahm sie Stimmen, die sich um sie drehten und die nichts Gutes verhießen. Mit einem gequälten Ausdruck auf dem Gesicht glitt Valeria schließlich in die Welt der Träume hinüber.

  • Warme Sonnestrahlen fielen auf Valerias Gesicht und wärmten ihre Haut. Schritte waren im Zimmer zu höhren, dann ein leichtes Quietschen und das Klappern von Holz. Die Schritte nährten sich schließlich auch Valerias Bett. "Guten Morgen, Domina!" wurde sie begrüßt. Eine junge Frau stand neben Valerias Bett und stellte ein Tablett mit Frühstück neben ihr ab. Etwas ungewöhnlich sah es schon aus, da das römische Frühstück eigentlich recht karg war. Aber Valeria sah dort warmen Gerstenbrei mit Honig, Eier, etwas geräuchertes Fleisch und Brot. Außerdem einige geschälte Äpfel, diie wohl über den Winter gelagert wurden.


    Die junge Frau hatte goldbraune, langes Haar, was sie zu einem Zopf nach hinten geflochten hatte. Sie trug eine Sklaventunika und sah Valeria schüchtern an. Ihr Latein war jedoch recht gut und nur von einem Hauch von Akzent geprägt. "Ich hoffe, ihr habt Hunger, Domina!" fragte sie freundlich. "Habt ihr gut geschlafen?" fragte sie und sah sie sehr besorgt, aber freundlich an. Draußen zwitscherten einige Vögel und die üblichen Geräusche arbeitender Menschen war zu hören. Blauer Himmel blitzte durch die Fenster und versprach einen schönen Tag.

  • Als Valeria von einem Knarzen geweckt wurde und die Augen aufschlug, lag sie auf der Seite und wurde von einer warmen Sonne begrüßt, die durch das Fenster schien. Sie gähnte und streckte sich und kaum etwas erinnerte noch an die Gegebenheiten des gestrien Abends.


    Valeria musterte die junge Frau dort und setzte sich schließlich unter einiger Mühe auf.
    "Guten Morgen...äh...wie ist dein Name?" sagte sie schläfrig und besah sich das Frühstück. Es fiel sehr großzügig aus - aber Valeria hatte auch einen sehr großzügigen Hunger. ;)
    "Ja, ich verhungere fast...aber das sieht sehr gut aus", sagte sie und sah die junge Sklavin lächelnd an. Dann griff sie sich die Schale mit dem Gerstenbrei und begann auch schon zu essen.

  • Verblüfft blinzelte die junge Sklavin als Valeria nach ihrem Namen fragte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie senkte verlegen den Blick. "Leto, Domina!" erwiderte sie leise. Sie blieb an der Seite von Valeria stehen und sah sie unter gesenkten Augenliedern an. Draußen war das Klappern von Hufen auf Kiesweg zu hören und dann ein leises Wiehern. Auch das tiefe Lachen eines Mannes und Schritte. Doch dann nur das Gackern von einigen Hühnern und Kühen, die in der Ferne entlang getrieben wurden.


    Die Tür ging auf und Apollonius trat in das Zimmer hinein. Apollonius hatte leichte Augenränder und schloss hinter sich die Tür. Langsam ging er auf das Bett zu und setzte sich neben Valeria. Automatisch griff er nach ihrem Handgelenk und tastete wieder ihren Puls. "Guten Morgen, Valeria." Er musterte Valeria aufmerksam und ließ wieder ihre Hand los, damit Valeria weiter frühstücken konnte. "Sehr gut! Ich seh schon, Dein Appetit ist zurück gekehrt." Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die friedliche Idylle, die die Sonne und das Gackern der Hühner vorgegauckelte hatte. Und wieder schrie jemand draußen. Leto riss erschrocken die Augen auf und biss sich ängstlich auf die Lippe.

  • "Leto", sagte Valeria und nickte.
    "Ist das germanisch?"
    Den Namen hatte sie noch nie gehört. Allerdings kam das Mädchen nicht dazu, ihr zu antworten, denn dakam Apollonius in das Cubiculum und setzte sich neben sie auf die Bettkante. Sie ließ ihn stumm ihren Puls nehmen und kaute ersteinmal aus. Dabei betrachtete sie den Medicus. Er sah übermüdet aus und nicht sehr fit. Als sie den Mund endlich geleert hatte, sagte sie:
    "Guten Morgen, Apollonius! Hast du gut geschlafen? Du siehst aus, als hättest du kein Auge zu getan", sagte sie in ihrer ehrlichen Art. Gerade wollte sie auch nach diesen Wortfetzen fragen, die sie gestern gehört hatte und die ihr Angst machten, als ein gellender Schrei die friedliche Stille zerriss. Valeria sah den Medicus an und dann Leto.
    "Was ist das? Was passiert da?" fragte sie erschrocken, als auch schon der nächste Schrei erklang. Valeria packte Letos Handgelenk und zog das Mädchen daran.
    "Warum schreit diese Frau so? Was ist denn hier nur los?"

  • Apollonius kniff die Lippen zusammen, so fest, dass sie ganz blutleer wirkten. Die Nacht hatte er wirklich nicht geschlafen, aber dass ihm seine eigenen Sklaven so einen Ärger machten, hatte er nicht mit gerechnet. Sein Blick ging zu der Tür und er seufzte leise. "Die Sklavin von gestern wird ausgepeitscht!" antwortet er Valeria. Es machte ja keinen Sinn, Valeria anzulügen. Doch hoffte der Medicus, dass sie trotzdem liegen blieb.


    Wieder drang ein gequälter Schrei, voll des Schmerzens. Nun war zwischen den einzelnen Schreien auch ein Wimmern und ein lautes Flehen zu hören. Leto war einen Schritt zurück getreten und sah weiß und blass auf den Boden, zuckte bei jedem Schrei jedoch heftig zusammen. Immer mal wieder ertönten hastige Schritte durch die Flure der Villa und erneut ein herzzerreißender Schrei.

  • Valeria sah von Apollonius zu Leto und wieder zurück. Dann stellte sie mit einer entschlossenen Bewegung die Schale mit dem Brei zurück auf das Tablett und schlug die Decke zurück. Sie trug ein Nachtgewand, das ihr irgendjemand angezogen hatte, aber das war ihr egal. Sie würde jetzt da runter gehen und mit diesem Idioten von Serpens reden - oder auch mit Caesantus, wenn sie ihn erwischte.


    Die schwangere Frau schwang die Beine aus dem Bett, stand auf und musste sich ersteinmal fangen, da ihr etwas schwindelig war. Aber sie ließ sich nicht zurückhalten und sagte:
    "Ich werde jetzt da herunter gehen, auch wenn es mich eigentlich nichts angehen sollte."


    Und schwupps, war sie verschwunden, nachdem sie Leto einen kurzen Blick und Apollonius einen längeren zugeworfen hatte.

  • "Valeria! Das geht doch nicht..." hörte Valeria noch Apollonius hinter sich. Doch dann war sie schon im Flur, ehe der Medicus richtig reagieren konnte. Doch sie hörte, wie Schritte ihr folgten. Die Flure lagen still vor Valeria. Sie waren mit schönen Mosaiken auf dem Boden und Fresken an den Wänden verziert. Die schmerzhaften Schreie führten Valeria auf den Platz vor die Villa, wo sie schon gestern angekommen war. Schon an der Tür, die weit offen stand, sah Valeria auf dem Platz einen Menschenauflauf stehen. In der Mitte war ein hölzerner Pfahl aufgestellt. Daran war die junge Frau von gestern nacht angebunden. Sie war vollkommen nackt, immer noch etwas schmutzig und blutige Striemen zierten ihren Rücken.


    Ein großgewachsener Mann stand hinter ihr. In seiner Hand hielt er eine dornenbesetzte Peitsche. Damit holte er aus und schlug wuchtig auf den Rücken der Sklavin. Ihre Haut riß an der Stelle auf und sie schrie laut. Ihr ganzer Körper spannte sich an und sackte wieder zusammen. Neben der Sklavin stand Serpens, der mit verschränkten Armen und verschlossenem Gesicht das Ganze zu überwachen schien. Einige Soldaten standen auf der Rückseite der Sklavin und behielten die Sklaven, die dort standen, genau im Auge. Einige hatten auch ihre Schwerter blank gezogen. Die Sklaven starrten teilweise stumm und apathisch auf die Auspeitschung. Einige aber auch haßerfüllt. Zwei Männer hielten eine junge Frau fest, die heftig schluchzte und immer wieder versuchte sich zu befreien, um zu der Sklavin am Pfahl, wie schon letzte Nacht, zu stürzen. "Zehn!" ertönte leise von Serpens. "Weiter!" befahl er dem Auspeitschenden. Der nickte und hob wieder die Peitsche.

  • Valeria starrte einen Moment auf die Situation, die sich ihr bot. Dann wurde sich wütend. Sie raffte das Nachtgeawand und setzte sich mit eiligen Schritten in Bewegung. Hinter sich hörte sie zwar Schritte, aber sie beachtete sie einfach nicht. Noch ehe dieser abscheuliche Mann ein weiteres Mal ausholen konnte, stand sie plötzlich vor dem Holzpfahl, an den die Sklavin gebunden worden war. Ihre Stimme war nun laut und deutlich zu hören.


    "Ich würde gern erfahren, warum diese Frau solche Schmerzen erleiden muss", sagte sie trotzig und funkelte der Reihe nach die Soldaten und Serpens an.

  • Instinktiv riß der Mann mit der Peitsche die Lederschlinge herunter, so dass die Peitsche an Valeria vorbei saußte. Erschrocken musterte er Valeria. Serpens starrte sie für einen Moment ungläubig an. Langsam sah er an Valeria hoch und runter und musterte ihren Aufzug. Dabei wanderte seine Augenbrauen hoch. Ein spöttisches Lächeln erschien um seinen Mund. "Die Sklavin ist geflohen. Sie kann froh sein, dass mein Herr sie nicht kreuzigen lässt, wie es sein Recht wäre. Und jetzt, Nichte des Decimus Meridius, tritt zur Seite. Weißt Du nicht, dass Du kein Recht hast, Dich einzumischen?"


    Ein Tuscheln und Raunen ging durch die Sklaven rund um Valeria. Sie sah auch die Sklaven von Apollonius, die am Rand standen. Marcus lächelte ihr zu, schien jedoch auch ein wenig besorgt um Valeria zu sein. Die Sklavin hing schlaff am Pfahl und schluchzte leise vor sich hin. Das Blut lief ihr langsam über den Rücken. Doch ihr ganzer Leib war von blauen Flecken verziert, die teilweise schon älter waren. Auch war sie recht dünn, aber nicht so mager, wie manche anderen Sklaven, die Valeria umgaben.

  • "Ich würde auch von hier fliehen wollen, wenn dies die alltägliche Behandlung ist", entgegnete Valeria ohne mit der Wimper zu zucken. Natürlich wusste sie, dass sie kein Recht hatte, sich einzumischen. Aber sie konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie man die Kleine zu Tode peitschte!
    In der Menge machte sie einige bekannte Gesichter aus, ließ sich davon aber nicht ablenken.


    "Warum, glaubst du, ist diese Sklavin geflohen? Wenn es ihr besser ginge, hätte sie keinen Grund dazu. Sie wird nicht die einzige sein. Sieh dich um - etwas mehr zu essen und eine humanere Behandlung, und all diese Leute werden besser und vor allem gerne für deinen Herren arbeiten. Ich übernehme die volle Verantwortung für dieses Mädchen und will mit deinbem Herren sprechen, sofort. Ich werde nicht eher zur Seite gehen."
    Valeria redete sich da gerade um Kopf und Kragen, das war ihr klar. Aber einfach gehen und so tun, als ginge sie das alles nichts an? Nein, das war nicht Valeria und so würde sie nie sein. Sie fixierte Serpens und führte ein stummes Blickduell mit ihm. Allerdings dachte sie nicht daran, zuerst wegzusehen.

  • Serpens presste seine Lippen fest zusammen. Sein Gesicht wurde erst weiß und dann knallrot vor Wut. Er atmete gepresst ein und aus und starrte Valeria nun offen feindselig und mißmutig an. Seine Hand ging dabei automatisch an sein Gladius und er erwiderte den Blick starr, wobei es dort wütend loderte. "Ich glaub Dir sowieso kein Wort, dass Du wirklich Meridius Nichte bist. Aber gut, durchaus clever von Dir, Weib. Aber das geht zu weit. Das Mädchen dort ist nicht mehr wert als mein Hund oder einer der anderen Haustiere. Sie war ungezogen, also wird sie bestraft. Findest Du jedoch ein Brandzeichen oder eine Kreuzigung besser?"


    In dem Moment hörte man ein Wiehern und Hufgetrappel näherte sich. "Was ist hier los?" war von Hinten zu hören. Ein Mann kam heran geritten und sprang von einem schwarzen Rappen. Der Mann trug das Kettenhemd eines Soldaten, hatte den Helm jedoch an den Sattel gebunden. Er war großgewachsen, stattlich und mit breiten Schultern. Seine schwarzen Haare trug er kurzgeschnitten und seine markanten und doch angenehmen Gesichtszüge waren glattrasiert. Er sah erstaunt auf die Menschenmenge und verwirrt auf Valeria. Serpens starrte verblüfft auf den Mann und winkte hastig einige Soldaten heran, die vor sich vor dem Pfahl stellten und dem herankommenden Mann so die Sicht auf die Sklavin versperrte. Serpens trat an Valeria vorbei. "Nur eine disziplinarische Maßnahme, Quintus! Du bist also zurück?" fragte Serpens und knurrte die Worte mehr als dass sie eine freundliche Begrüßung wäre. Der andere Mann sah wieder verwirrt zu Valeria. "Wer bist Du?" fragte er sie.

  • "Sie ist nicht mehr wert als ein Hund? Was kostet schon ein Hund? Zwanzig Sesterzen? Fünfzig? Was kostet einer deiner Hunde, Serpens?" fragte Valeria - und das aus einem ganz bestimmten Grund, denn clever war sie in diesem Moment in der Tat, denn wenn er nun eine Summe nannte, die deutlich unter dem Wert der Sklavin lag, dann würde Valeria sie einfach kaufen. So einfach war das.


    Doch plötzlich klang Hufgetrappel an ihre Ohren und sie wandte den Kopf. Ein deutlich jüngerer Herr als dieser Caesantus kam auf einem Pferd heran und wieder einmal wurde Valeria gefragt, wer sie denn sei.


    "Decima Valeria", sagte sie knapp und ersparte sich und den anderen diesmal den Verwandtschaftsgrad zu Meridius.
    "Und mit wem habe ich die Ehre?"

  • Verblüffung war in dem Gesicht des noch unbekannten Mannes zu sehen. Er sah von Valeria zu Serpens. Als Valeria sich vorstelte, sah er sie an und deutet eine leichte Verbeugung an. "Quintus Domitius Superbus! Decima Valeria? Von der Gens Decima?" fragte er. Serpens blieb stumm und mit verschränkten Armen vor Quintus stehen und schien ihm weiter den Weg versperren zu wollen. In dem Moment trat Apollonius an Valerias Seite und legte ihr einen Umhang um die Schulter. Einer der Sklaven aus der Menge rief auf Latein. "Es ist Ylwa, Dominus!"


    Quintus wurde etwas blasser. "Was?" fragte er. Serpens sah wütend in die Richtung, wo die Worte her kamen. "Nur eine unbedeutende Sklavin, Quintus, nicht Ylwa." Dabei zuckte seine linke Augenbraue. "Komm, Deine Mutter freut sich bestimmt, seinen Sohn wieder zu begrüßen. Das mit der Sklavin ist unbedeutend." Quintus starrte Serpens an. "Geh mir aus dem Weg, Serpens!" sagte Quintus schließlich kühl. Dieser schüttelte jedoch nur stumm den Kopf. "Worum geht es wirklich?" fragte Quintus schließlich Valeria.

  • "Ja. Die Nichte des LAPP", sagte Valeria nun doch und sah diesen Superbus mit gerunzelter Stirn an. Sie registrierte, dass Apollonius ihr den Umhang um die Schultern legte, und warf ihm ein dankbares Lächeln zu, dann wandte sie sich wieder an das Geschehen.


    Scheinbar handelte es sich um den Sohn von Caesantus. Valeria verfolgte den kurzen Disput mit skeptischem Blick. Ylwa? Hieß das Mädchen so? Und warum erschrak Superbus derart? Schließlich wandte sich der Mann an sie und fragte nach dem Geschehen. Valeria erzählte kurz und knapp alles, was sich seit dem gestrigen Abend ereignet hatte und das Mädchen betraf, dann deutete sie auf Serpens.
    "Er erscheint mir nicht unbedingt geeignet, Hauptmann einer Leibgarde zu sein", schloss sie endlich. Erwartungsvoll sah sie den jungen Mann an.

  • Der Mann, Quintus, nickte langsam und hörte Valeria zu. Serpens Gesicht verzog sich zusehends und er winkte einen Soldaten her, dem er leise etwas ins Ohr flüsterte. Der Soldat nickte und verschwand in Richtung Villa. Ein leises und schmerzhaftes Stöhnen war wieder vom Holzpfahl zu hören. Quintus runzelte die Stirn und trat plötzlich auf Serpens zu. Mit einem Arm stieß er diesen beiseite und trat auf den Pfahl zu. Dort blieb er für einen Herzschlag wie angewurzelt stehen. Dann zog er schnell seinen Dolch und schnitt der Sklavin die Fesseln ab. Als sie zusammensank, fing er sie auf und hob sie auf seine Arme. Serpens ließ ihn gewähren, aber seine Miene war voller Abscheu und Wut verzerrt.


    Quintus trat an Valerias Seite und lächelte sie dankbar an. "Ich danke Dir, Decima Valeria." meinte er leise zu ihr. Die junge Sklavin hatte ihr Gesicht in der Brust des Patriziers vergraben und stöhnte gequält vor Schmerzen. Quintus machte Anstalten mit ihr ins Haus zu gehen. Am Eingang stand der Hausherr und starrte voller kalter Verachtung auf die Szene. Quintus hob sein Kinn und erwiderte den Blick selbst abweisend und auch herausfordernd.

  • Valeria verfolgte das alles mit großer Verwirrung, die ihr auch aufs Gesicht geschrieben stand. Scheinbar war dieser Mann ein ganz anderes Kaliber als sein Vater. Sie folgte ihm mit ihren Augen und fragte sich, ob die beiden etwas füreinander empfanden, denn so wie sie sich an ihn schmiegte...
    Fragend sah sie zu Apollonius, setzte sich dann aber in Bewegung und ging hinter dem Patrizier her zurück ins Haus. Allerdings nicht, ohne Serpens vorher einen vernichtenden Blick zuzuwerfen.

  • Serpens starrte haßerfüllt Valeria hinter her. Es war ihm ins Gesicht geschrieben, dass er Valeria für die Entwicklung verantwortlich machte, da sie sich zuerst eingemischt hatte. Quintus ging auf die Tür der Villa zu und blieb einen Moment vor Publius Domitius Caesantus. Beide straften sich mit kalten Blicken. Dann wandte sich Quintus ab und ging an Caesantus vorbei. Dieser sah ihm kurz hinter her, dann blickte er zu Valeria. Erstaunt sah er an Valeria hoch und runter, ein leichtes Zucken zeigte sich an seiner Augenbraue. Doch lächelte er gleich wieder höflich, wenn auch deutlich reservierter. Apollonius, war hinter Valeria hinterher gegangen und stützte sie nun. Sanft drängte er Valeria auch an dem Patrizier vorbei und hinter Quintus her. Caesantus hinderte Beide auch nicht, sondern trat nach draußen auf den Platz. Stimmen drangen von dort und die Sklavenmenge zerstreute sich, wurden teilweise auch durch die Soldaten weggedrängt.


    Quintus lief durch den Flur hindurch und zu der Tür, die gleich an die Tür zu Valerias 'Gästezimmer'. Mit einem Ellbogen drückte er die Tür auf und trug die junge Frau hinein. Vorsichtig legte er sie auf dem Bett ab. Ylwa stöhnte leise auf und gab einen wimmernden Ton von sich. Hilflos sah Quintus auf die junge Frau herab und sah sich im Raum um. Dann holte er eine Wasserschale und stellte sie auf den Tisch neben dem Bett ab. Etwas unschlüssig sah er auf.

  • Valeria hatte diesen Caesantus eigentlich fragen wollen, was um aller Welt hier eigentlich vorging, doch erstens hinderte sein kühler, reservierter Blick sie daran und zweitens war sie auch schon von Apollonius an ihm vorbei geschoben, ehe sie überhaupt den Mund aufmachen konnte. So seufzte sie nur, sah den Medicus dankend an und zog den Umhang fester um die Schultern. Erst jetzt merkte sie, wie kühl es doch war.


    Zusammen mit Apollonius folgte sie Quintus und der Sklavin zu dem Zimmer, in dem Valeria genächtigt hatte und dann noch eine Tür weiter, wo der junge Mann die Frau auf das Bett legte und dann scheinbar nicht wusste, was er tun sollte. Valeria und Apollonius standen inzwischen mit im Raum und Valeria sah mitleidig auf das arme Ding hinunter.


    "Was hat er ihr nur angetan", sagte Valeria in die Stille hinein. Sie löste sich von Apollonius, schob Quintus sanft zur Seite und setzte sich auf den Bettrand.
    "Ylwa, richtig?" fragte sie, während ihre Hände schon das Tuch befeuchteten, das neben der Schale lag. Vorsichtig begann sie, zuerst einmal den Schmutz zu entfernen und das Blut, das schon langsam eine Kruste bildete. Sie lächelte der Sklavin aufmunternd zu. Ihr Umhang glitt langsam zu Boden.

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