Beiträge von Manius Horatius Toxis

    Die Ägypter auf dem Rücken des Schlachtelefanten begannen Pfeile zu verschiessen. Sie würde ein ernsthaftes Problem darstellen.
    "Männer, in einer Reihe aufstellen, Lanzen nach vorne und Schilde schräg nach oben!", schrie ich und ritt an ihnen vorbei. Ich hoffte, sie würden meine Anweisungen genauso befolgen wie damals die Makedonen ihrem Antiochos III gefolgt waren.
    Die Gladiatoren in ihrer Hoplitenausrüstung formierte sich, zunächst noch etwas ungeschickt, doch dann, aufgrund der Pfeilattacken, schützten sie sich mit ihren Rundschilden.
    Wie konnte man ein solches Tier besiegen? Wie wurde es damals besiegt? Viel Zeit zum überlegen blieb mir nicht, das Tier, angetrieben durch den Elefantenführer, trabte auf unsere Stellung zu.
    In all den Jahren militärischer Ausbildung wurde mir nie beigebracht wie man ein solches Tier bekämpfte. Doch es musste aufgehalten werden. Ich trieb mein Pferd an, um hinter die Hoplitenlinie zu gelangen. "Speere nach vorne, schräg nach oben!" Ich vermutete, dass sich bereits etwas Furcht dazugesellt hatte. "Kommt schon, zusammenrücken! Er wird nicht gegen eine Speermauer laufen."
    Tiere hatten instinktiv Angst vor solchen spitzigen Sachen. So schien es auch. Als sich unsere Truppe zusammendrängte und entschlossen die Lanzen entgegenhielt bremste der Elefant ab, und drehte nach rechts. Die vier Ägypter auf dem Korb schossen uns ihre Pfeile entgegen. Sie waren in einer höheren Position und konnten gut zielen.
    Ich sah, wie ein Mann an der rechten Seite von einem Pfeil getroffen zusammenbrach. Als sich kurz darauf ebenfalls ein Pfeil in mein kleineres Rundschild am linken Arm bohrte, sprang ich entschlossen vom Pferd ab und rannte zu dem toten Mann. Ich nahm mit der Lanze seine Position ein.
    Es war Zeit für eine Gegenoffensive.

    Auf der anderen Seite öffnete sich unheilverkündend das grosse, schwere Tor. Die Zuschauer in den unteren Rängen konnten das sporadische leichte Erzittern des Bodens am ehesten noch bemerken.
    Aus dem Zugang der Katakomben ertönte ein trompetender Laut, der jedem, der es nicht kannte die Haare aufstellen liesse. Das ein paar Meter grosse Tier trat durch das Tor in die sonnendurchflutete Arena.
    Der afrikanische Elefant trompetete ein weiteres Mal laut und ging auf die Mitte der Arena zu. Er steckte voller Energie, das sah man ihm an, doch wurde seine Energie energisch im Griff gehalten. Das leicht verwirrte Tier wurde in der Mitte vom Treiber zum Anhalten gezwungen. Auf seinem Rücken war ein Korb befestigt, von wo aus vier ägyptische Schützen bereits Pfeile auf die Bogen legten.
    Es bot einen imposanten Anblick, gross, mächtig, herrisch, unbezwingbar. Er schüttelte den Kopf mit seinen weissen Stosszähnen hin und her.
    Die Seite des Ptolemaios IV, der in der Schlacht Kriegselefanten einsetzte. Wild und unberechenbar, gepaart mit einem Kontingent an Bogenschützen, die das Leben der Makedonen schwer machten.
    Lasst das Spiel beginnen.


    Mit einem Tier dieser Grössenklasse hatte ich beinahe gerechnet. Voller Neugierde und Ehrfurcht betrachtete ich das grauhäutige Tier. Sehr beeindruckt war ich nicht, auch wenn ich dieses Tier zum ersten Mal erblickte.
    Ich suchte nach strategischen Stellen. Die Stosszähne waren sehr gefährlich, und wer unter die grossen Fusssohlen kam, der hörte mit Sicherheit auf zu existieren.
    Das Pferd unter mir wurde ein wenig nervös, und ich bekam ein bisschen Angst, da ich nicht sehr gut mit Pferden umgehen konnte. Im Notfall müsste ich absteigen, sollte es durchbrennen würde ich zum Gespött der Masse werden.
    Nun denn, sollte das Spiel beginnen...

    "Ich hoffe doch, dass Conctor dich nicht zu grob gepackt hat.", sagte ich mit einem zwinkernden Grinsen und prostete zurück. Mir fiel ein, dass es hiess dass sich Frauen unendlich in ihre Retter verliebten... wasn Glück dass sie da schon jemanden hatte und mir lediglich als Fan treu blieb. 8)

    Ich musste lachen. Er erinnerte mich an die Zeit, in der die Gefangenen, zu denen auch ich gehörte, ebenfalls solche Sprüche machten. Und nur für einen unter ihnen war dies in Erfüllung gegangen...
    "Dann mal auf unsere Siege, unseren Ruhm und unsere Frauen!", sagte ich und hob den Weinbecher und nahm einen tiefen Schluck daraus.

    Der Thraker war wohl ziemlich ausgelassen. Nun, natürlich brauchte man auch etwas Zerstreuung nach dem Kampf.
    "Rhaskos, schön dass du dich so amüsierst, aber wenn du so säufst liegst du morgen bis zum Nachmittag im Bett. Und es war nicht dein letzter Kampf.", sagte ich, es war mir aber bewusst, dass er vermutlich nicht auf mich hören und weitersaufen würde. Aber, wenn es ihm Spass machte...

    Dutzende Arenarii erscheinen auf der Kampfstätte und beginnen mit Säuberung und Umbau. Viele Säcke von Sand werden verstreut, so dass die Fläche ein wesentlich welligeres, aber natürlicheres Profil erhält. Zudem werden trockene Büsche hereingetragen, außerdem Pfähle offenbar gedankenlos in den Boden gerammt. Schließlich werden noch Rüstungsteile und Waffen in der Arena verteilt, sogar die Leichen einiger der früher am Tage hingerichteten Mörder und Kinderschänder...
    Das Murmeln der Menge wurde immer unruhiger, doch spätestens mit dem Verteilen der letzten „Requisiten“ wird klar: Hier wird eine Schlachtfeld-Kulisse aufgebaut!
    Jubel und Lobrufe auf den Editor, den Herrn Commodus, erklingen, und die naturgemäß ungeduldigen Römer verzeihen ihm gerne die sicher zweistündige Unterbrechung.
    Mit einer Geräuschkulisse wie er noch nie zuvor in seinem Leben erlebt hat, begrüßt dann das Volk auch den Herold, die ihn weitere Minuten zu warten zwingt, bis er mit seiner Ankündigung endlich beginnen kann: „Die Geschichte des Weltkreises ist eine Geschichte des Krieges!“ beginnt er bedeutungsschwanger, „Nirgendwo sonst kann ein Mann seine Tugenden beweisen, wie inmitten einer Schlacht, wenn alle Soldaten an einem Strang ziehen müssen um gemeinsam den Feind zu besiegen. Wir Römer sind durch Kriege und und anhaltendem Kampf groß geworden, zu Beherrschern der Welt. Nichtsdestotrotz können wir auch von fremden Völkern lernen, die ebenso wie wir oft an der Schwelle zur Vernichtung standen, aber durch Mut, Disziplin und Stärke das Schicksal abwenden konnten... Vor nunmehr 300 Jahren - im selben Jahr, als der Consul Gaius Flaminius an den Trasimenischen Seen von seinem eigenen Hochmut und den Söldnerhorden des verschlagenen Kindermörders Hannibal besiegt wurde - prallten im fernen Osten, auf der Halbinsel Sinai, die Heere des Seleukiden- und des Ptolemäerreiches aufeinander. Die beiden mächtigsten Männer des hellenistischen Osten, der Seleukidenkönig Antiochos und der König Ägyptens, Ptolemaios, fochten einen Kampf auf Leben und Tod. Niemals mehr danach zeigten die selbsternannten Epigonen des göttlichen Alexander die makedonische Tollkühnheit, die sie das übermächtige Perserreich hat besiegen lassen. Diese Schlacht in der brennenden Sommersonne sollte als ‚Schlacht von Raphia’ in die Geschichtsbücher eingehen!“
    Wieder brandet der Jubel auf, auch wenn diese Auseinandersetzung nicht zu den berühmtesten gehört. Die Gebildeteren unter den Zuschauern könnten die vom Herold genannten Namen noch zu Antiochos III. und Ptolemaios IV. ergänzen.
    „Aus einer Position der Schwäche führte er sein Reich wieder an seine Führungsposition in Asien zurück! Seine Ambitionen sind ebenso groß wie sein Mut: Hier ist Antiochos, der Großkönig der Seleukiden!“
    Auf einem beeindruckend schönen und kräftigen schwarzen Hengst erscheint ein Reiter mit griechischer Rüstung in der Arena. Er lässt das Pferd aufbäumen und macht daraufhin eine Runde in der Arena – Es ist ohne Zweifel Manius Horatius Toxis, der diese Rolle nun einnehmen wird! In den Augen vieler Besucher sieht er heute noch beeindruckender aus; der Editor stattete ihn mit einer prächtigen, goldbeschlagenen Rüstung aus, auf der Brust werden die Muskeln ästhetisch nachgebildet. Um die Schultern trägt er einen weißen Mantel, der elegant im Wind flattert, sobald Toxis seinem Hengst die Sporen gibt; der klassische Helm im Stile der Korinther ist gekrönt von einem hoch aufragendem Kamm aus feinen Borsten.
    “Seine Armee wird gebildet aus tapferen Phalangiten, die im Angesicht der Gefahr nicht einen Fuß weichen dürfen!“ Wie auf ein unsichtbares Zeichen marschieren nun auch die „Seleukiden“ ein: In drei Marschreihen erscheinen die ebenso aufwendig und authentisch gerüsteten Gladiatoren, während die Laute ihres gleichmäßigen Schrittes im ohrenbetäubenden Lärm des Publikums untergehen.

    Das waren also die römischen Sitten? Ein Punkt, dem ich mit Abscheu begegnete.
    Doch ich schwieg und brachte nichts dergleichen zur Sprache.
    "Na ja... kannst du dich denn nicht in einen... Ritter beispielsweise hineinversetzen, der auf einer Reise überfallen, in eine Gladiatorenschule verschleppt und dann im Kampf besiegt wurde?", fragte ich sie ein wenig herausfordernd.

    "Nein, die sind nicht manipuliert. aber du hast schon recht, es braucht einiges an Selbstvertrauen, freiwillig in die Arena zu gehen. Und Vertrauen in die Zuschauer, die einen hoffentlich, sollte man besiegt sein, nicht sterben lassen."
    Und selbst wenn sie den Daumen nach unten senken sollten, kampflos würde ich nie aufgeben.

    "Ist es auch.", sagte ich grinsend.
    "Aber nein, allzu hart springe ich nicht mir mir um. Ich kämpfe, um in Kondition zu bleiben und die Gladiatoren zu trainieren. Aber natürlich nicht den ganzen Tag lang, ich muss ja schliesllich auch noch leben." :D
    Im Vergleich zu dem, was ich die letzten Jahre gemacht hatte, war das Leben hier recht bequem.